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Gärendes obst

 
   Degupedia-Forum » Tierernährung und Pflanzen » Gärendes obst Alle Zeiten sind GMT + 2 Stunden
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Mietze
Freak


Anmeldungsdatum: 21.07.2008
Beiträge: 271

BeitragVerfasst am: 28.10.2008 11:32    Titel: Gärendes obst Antworten mit Zitat

Hi!
wollt grad die reste unseres obstsalates verfüttern, jetzt beginnt dieser schon leicht zu gären.
ist das verfütterbar? bzw. ist das schon "alkoholisch" (oder so?). was passiert da genau bei dem obst?

wie schaut das eigentlich generell mit alkohol aus? keine sorge kommt wie schokolade eigentlich nicht in die ernährung rein, aber mir ist aufgefallen, dass das bier von frauchen eben furchtbar toll ist. und bei der gelegenheit habe ich daran erinnert, dass eine bekannte mal ratten ausnüchtenr musst, welche alkoholiker waren... also muss diese "nahrungsquelle" doch auch wieder etwas atraktives für sie haben...
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Murx Pickwick
Quoten-Kobold


Anmeldungsdatum: 23.07.2005
Beiträge: 4622
Wohnort: Runkel

BeitragVerfasst am: 28.10.2008 13:14    Titel: Re: Gärendes obst Antworten mit Zitat

Man kann wildlebende Ratten mit gärendem Obst regelrecht anlocken, Alkohol ist für viele Ratten (und auch Schweine, Menschen, Giraffen und viele andere Säuger) äußerst attraktiv.

Das Problem mit dem Alk ist trotz seiner gesundheitsfördernden Wirkung in kleinen Mengen der Alkoholmißbrauch - alle Säuger, für die Alkohol interessant ist, neigen auch zum Alkoholmißbrauch, ein Teil von ihnen wird zum Säufer und kommt davon nicht mehr los. Die negativen Wirkungen sind die Gleichen wie beim Menschen, also Erhöhung der Aggressionsbereitschaft, Enthemmung, Kontrollverlust, Verlust sozialer Eigenschaften, Absterben von Hirnzellen usw usf ...

Alkoholiker ist eine genetische Disposition, im Grunde genommen merkt man erst, daß man einen Alkoholiker vor sich hat, wenn dieser durch den Zugang zu Alkohol zum Säufer geworden ist - Alkohol ist und bleibt also ein zweischneidiges Schwert ...

In der Natur ist der Zugang zu Alkohol auf Quellen wie z. B. Obst mit nur sehr geringen Alkoholwerten oder aber saisonal zur Fruchtreife mit gärendem Obst beschränkt, wenn hier ein Alkoholiker durchbricht, wird er faktisch zwangsausgenüchtert, bis es wieder die große Saufpartie im Herbst gibt.

Da Alkohol nicht essentiell ist, galt bei meinen Ratten striktes Alkoholverbot ...

Gärung bedeutet, daß Mikroorganismen, hauptsächlich Hefepilze und Bakterien, Stärke und Zucker konsumieren und Alkohol, Milchsäure, Essigsäure, Kohlenmonoxid, Kohlendioxid und verschiedene weitere, oft recht komplexe, Abfallstoffe ausscheiden. Alle Säuger, die Alkohol gerne mögen, haben Enzyme, welche Alkohol in mehreren Stufen zerlegen und nutzbar machen kann ... die dabei entstehenden Zwischenprodukte sind es, welche den Alkoholrausch auslösen - es handelt sich also beim Rausch um eine Überlastung der Alkoholverdauung bei zuviel Alkohol in zu geringer Konsumzeit und damit einer Vergiftung.
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Ich habe es endlich amtlich (Mitgliedsausweis der Piratenpartei):
"Der Besitzer dieses Dokumentes ist berechtigt, sich seines Verstandes zu bedienen, Informationen zu produzieren, replizieren und konsumieren, sich frei und ohne Kontrolle zu entfalten in Privatsphäre und Öffentlichkeit.

Behinderung dieser Rechte wird geahndet durch die Piratenpartei Deutschland"
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Wieselchen
Freak


Anmeldungsdatum: 24.09.2008
Beiträge: 254

BeitragVerfasst am: 28.10.2008 13:36    Titel: Antworten mit Zitat

Dazu fällt mir folgendes zum Thema alllergieauslösende Schimmelpilze ein, was ich heute morgen gelesen habe:

" "Unsere Messstation in Delmenhorst registriert derzeit eine hohe Sporenkonzentration der Schimmelpilz-Gattung Cladosporium", sagt Dr. Klaus Bucher, Medizinmeteorologe beim Deutschen Wetterdienst...
Schimmelpilze der Gattung Cladosporium leben gern auf verfaulten Pflanzen - der herbstliche Laubfall ist ein Festmahl für sie. Aber auch Lebensmittel befallen sie, etwa fauliges Obst im Garten oder den Inhalt von unsauberen Kühlschränken. Die braunen Mikropilze sind die häufigsten Schimmelpilze der Außenluft, von ihnen gibt es mehr als 50 Arten. Sie können bis zu 90 Prozent der luftgetragenen Schimmelpilze ausmachen. Deshalb gehen Schimmelpilzallergien oft auf diese Gattung zurück. Derzeit sind etwa zehn Allergene (potenzielle allergieauslösende Inhaltstoffe) von Cladosporium bekannt. Andere Schimmelpilze produzieren zwar stärkere Allergene, fallen aber durch die geringere Ausbreitung weniger ins Gewicht."
http://www.abendblatt.de/daten/2008/10/28/960297.html (herrvorhebung von mir.)

Keine Ahnung, ob das auch auf gärenden Obstsalat zutrifft und inwiefern solche Schimmelpilze überhaupt schädlich für Ratten sein können. Sind die nicht auch Allergieanfällig? (Irgendwie erinner ich da etwas im Zusammenhang mit Zeitung statt Einstreu.)
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Mietze
Freak


Anmeldungsdatum: 21.07.2008
Beiträge: 271

BeitragVerfasst am: 28.10.2008 13:58    Titel: Antworten mit Zitat

danke für die super erklärung!
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Murx Pickwick
Quoten-Kobold


Anmeldungsdatum: 23.07.2005
Beiträge: 4622
Wohnort: Runkel

BeitragVerfasst am: 28.10.2008 14:08    Titel: Re: Gärendes obst Antworten mit Zitat

Allergien sind ein schwieriges Thema ... grundsätzlich, es gibt nirgendwo so viele Allergien, wie ausgerechnet in den Ländern, wo bei Kindern auf eine Minimierung der Allergene geachtet wird. In Afrika in einigen Gebieten beispielsweise wird Obst, welches mit Cladosporium und anderen Schimmelpilzen befallen ist, durchaus noch gegessen, Trockenheit wiederum sorgt für eine noch bessere Ausbreitung der Sporen von diesen Schimmelpilzen.
Trotzdem gibt es dort so gut wie keine Allergien darauf ...

Bei Ratten finden sich besonders häufig Allergien bei fertigfuttergefütterten Ratten, die wohlumsorgt werden, also nicht mal nen Ast direkt aus der Natur bekommen, sondern alles nur per Backofen hübsch sterilisiert ... offenbar müssen also neben der genetischen Disposition für Allergien noch zwei Punkte zusammenkommen, damit überhaupt Allergien entstehen können:
- Überlastung des Immunsystems durch Stoffe, die es erst seit wenigen Jahrzehnten in dieser Häufigkeit auf Erden gibt, wie sie es nun gibt
- Unterforderung des Immunsystems, wenn es sich ausbildet

Es gibt außer Schimmelsporen noch etliche Stoffe, die zwar ihrerseits schon lange auf der Erde existent sind, jedoch die Allergieausbildung fördern:
- bestimmte Eiweiße in der Kuhmilch, insbesondere von kraftfuttergefütterten Kühen
- Weizengluten (hier insbesondere das Prolamin Gliadin)
- Roggengluten (auch hier ist es wieder das Prolamin Secalin)
- auf Oxalsäure aufgebaute pflanzlichen Abwehrstoffe in Kristallform (sog. Oxalatnadeln)
- in Brennhaaren von Pflanzen enthaltenes Serotonin, Histamin und versch. organischen Säuren
- pflanzliche Borstenhaare und bestimmte Arten der Ausprägung von Pflanzendornen und -stacheln
- Henna
weiterhin scheint negativer Streß vermehrt zur Allergieausprägung zu führen ... dabei ist es jedoch so, daß die Allergie selbst sich auf ganz andere Stoffe hin ausprägen kann, eine durch Kuhmilch induzierte Allergie kann durchaus dann eine Erdbeerallergie werden oder ne Pollenstauballergie. Ähnlich scheint Asthma zu entstehen, wobei Asthma auch häufiger in Gegenden anzutreffen ist, wo Allergien eher unbekannt sind, also das Immunsystem in der Kindheit genug stimuliert wurde. Asthma wird offenbar durch hohe Staubbelastung und Schimmelsporen induziert ...

Was für das gärende Obst als Futter jedoch viel wichtiger ist zu wissen - es sind diese Schimmelpilze, welche besonders viele komplexe und zum Teil hochgiftige Stoffe herstellen und abgeben. Je schneller dabei das Obst gärt und je mehr Milchsäure und Alkohol in kurzer Zeit entsteht, desto weniger dieser Schimmelpilze können sich halten und desto ungefährdeter kann das Obst auch im gärenden Zustand oder im fertiggegorenen Zustand (also Wein, Bier oder Fruchtwein) genossen werden.
Auch die Sauerstoffzufuhr während der Gärung spielt eine erhebliche Rolle, ob nun gärendes Obst giftig ist (durch Methanol) oder gut abzubauen ist (durch Ethanol). Je weniger Sauerstoff, desto mehr Methanol wird gebildet und desto mehr macht der Alk im gärenden Obst nen Kater oder wird sogar tödlich giftig.

Weiterhin spielt hier auch wieder der Zuckergehalt eine Rolle, je mehr Einfachzucker enthalten sind, desto besser können sich Essigsäurebakterien, Hefepilze und alkoholproduzierende Bakterien halten. Je mehr komplexe Moleküle enthalten sind, desto besser können Schimmelpilze gedeihen, weil sie komplexe Moleküle, wie Cellulose und ähnlichem, in Zucker zerlegen können, die meisten Bakterien und Hefen können das nicht.
Und nicht zuletzt spielt auch Luftfeuchte und Temperatur eine entscheidende Rolle, ob nun der vor sich hingärende Apfel zu Apfelwein wird oder zu einer ungenießbaren bis tödlichen Chemiefabrik ...
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