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Bedeutung von Gräsern in der Kaninchenernährung
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Wildkaninchen
Freak


Anmeldungsdatum: 29.09.2009
Beiträge: 371

BeitragVerfasst am: 18.10.2010 19:09    Titel: Bedeutung von Gräsern in der Kaninchenernährung Antworten mit Zitat

Hallo zusammen,
in letzter Zeit habe ich mich sehr mit der Ernährung der Wildkaninchen beschäftigt und besonders das Thema Gräser geht mir im Kopf herum.
Seit der Veröffentlichung von Turcek gilt das Kaninchen als "Kräuterfresser" (im Unterschied zum Meerschweinchen, das ein "Grasfresser" ist). Kaninchen ernähren sich hauptsächlich von (Un-)Kräutern, Kultur- oder Wildgräser spielen in der Nahrung nur eine sehr geringe Rolle.
Aber stimmt das wirklich? Die Ansichten darüber gehen auseinander, so richtig einig ist man sich wohl nicht.

Zitat:
„Poaceae, vor allem Fustuca, bilden den überwiegenden Anteil der Nahrung im ganzen Jahr (80-90%). In verschiedenen Jahreszeiten waren auch weitere Gräser (Agropyron, Agrostis, Calamagrostis u. a.) vertreten. Zweikeimblättrige Pflanzen kamen nur im Herbst in der Nahrung vor (bis 15%).“
Quelle: Homolska, M.: Die Nahrung einer Population Wildkaninchen (Oryctolagus cuniculus) auf dem böhmisch-mährischen Höhenzug. In: Folia Zoologica, Heft 34, 1985 S.311

Homolska schreibt auch, dass die von Turcek beobachteten Kaninchen wohl nur deshalb so viele Kräuter fraßen, weil schlicht wenig Gräser verfügbar waren. Außerdem würde in allen Artikeln über die Nahrung der Wildkaninchen berichtet, dass die Gräser Hauptbestandteil der Nahrung seien. Süßgräser würden überall bevorzugt und Kräuter würden immer nur an zweiter Stelle stehen.

Und tatsächlich:
Zitat:
„Allgemein bevorzugen Kaninchen Gräser und dicotyle Pflanzen (Rogers et al 1994), wobei Gräser in der Regel den Hauptanteil der Nahrung ausmachen.“
Quelle: Handbuch der Säugetiere Europas / hrsg. von Jochen Niethammer und Franz Kapp (Band 3/II Hasentiere). Aula Verlag. S. 224

Zitat:
“Those rabbits living on the edge of substantial forests in the Ile-the-France (the region around Paris) eat manly grasses (including cultivated varieties, for example maize, wheat) from spring to late summer […] In contrast, rabbits living in small wooded plots or hedgerows in cultivated landscapes eat grasses all year round. Again, the cultivated grasses predominate when available: rye, wheat, maize and particularly barley. As the cereals mature wild grasses replace them in the diet, which are in turn replaced by dicots when grasses are unavailable.
Quelle: Rogers, P. M., Arthur, C. P. und Soriguer, R. C.: The rabbit in continetal Europe. In: The European Rabbit. Oxford University Press, 1994 S. 37 (Hervorhebung von mir)

Auch die Tabelle 3.4 aus Rogers (Analysis of feacal pellets and stomach content of rabbits in Europe) zeigt das ziemlich deutlich. Außer in Süd-Frankreich, wo deutlich mehr dicotyle Pflanzen gefressen werden, und der Tschechoslowakei, wo die Zahlen beinahe gleich sind, gibt es gravierende Unterschiede zwischen der Anzahl der gefressenen Gräsern und der gefressenen zweikeimblättrigen Pflanzen. Gräser werden beinahe überall bevorzugt gefressen.

Jedoch wird auch berichtet, dass Kaninchen nur mehr Gräser fressen, wenn sie in Nahrungskonkurrenz mit größeren Pflanzenfressern leben. So zum Beispiel im spanischen Donana Nationalpark. Die Kaninchen fressen dort das, was die anderen Pflanzenfresser übriglassen (hauptsächlich Gräser). Fallen diese Nahrungskonkurrenten weg, fressen die Kaninchen mehr Kräuter.
Zitat:
„Bei genügendem Angebot an Nahrungspflanzen und nur geringem Wettbewerb mit anderen größeren pflanzenverzehrenden Tieren bevorzugen sie die zweikeimblättrigen Kräuter, eine verstärkte Aufnahme von Gräsern, Kulturpflanzen und Gehölzen ergibt sich in Anpassung an die örtlichen Verhältnisse.“
Quelle: Grzimek Enzyklopädie Säugetiere Band 4, Hasentiere. Kindler Verlag


Was meint ihr dazu und vor allem: was stimmt denn nun? Hat es einfach mit dem Lebensraum der Kaninchen zu tun (sind kaum Kräuter vorhanden, werden mehr Gräser gefressen)?
Paula pickt sich aus dem mitgebrachten Wiesenschnitt grundsätzlich als erstes Wiesenlieschgras raus. Sie frisst ein paar Halme und sucht sich dann Bärenklau oder Löwenzahn.
Ich habe das Gefühl, dass Kaninchen nicht zwischen Gräsern und Kräutern unterscheiden, sondern einfach das schmackhafteste Futter bevorzugen (also die "süßen" Gräser und andere Pflanzen).
_________________
"Gegen eine Dummheit, die gerade in Mode ist, kommt keine Klugheit auf."
Theodor Fontane


Zuletzt bearbeitet von Wildkaninchen am 19.12.2015 06:04, insgesamt einmal bearbeitet
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Murx Pickwick
Quoten-Kobold


Anmeldungsdatum: 23.07.2005
Beiträge: 4622
Wohnort: Runkel

BeitragVerfasst am: 18.10.2010 19:22    Titel: Re: Bedeutung von Gräser in der Kaninchenernährung Antworten mit Zitat

Nach meiner Beobachtung fehlen eindeutig die Kräuter, wenn Kaninchen sich vermehren, nicht die Gräser. Stirbt eine Kaninchenpopulation aus, kommen innerhalb kürzester Zeit Kräuter zum Vorschein, welche während der Kaninchenpopulation eher selten waren. Die Gräser werden ohne Kaninchen durch Kräuter zurückgedrängt, mit Kaninchen nehmen die Gräser zu.

Ein weiteres ist die Untersuchungsmethode ... im Donana-Nationalpark beispielsweise wurden nur die Köttel untersucht. Nun werden etliche Kräuter fast rückstandsfrei verdaut und sind in den Kötteln nicht mehr nachweisbar und erst recht nicht mehr als solche bestimmbar. Gräser werden jedoch sehr gut verdaut. Das führt zu einem gerichteten Fehler ...
Beispiel bei meinen Kaninchen, bei denen ich genau weiß, was sie in welcher Menge gefressen hatten ... in den Kötteln kann man ganzjährig hauptsächlich nur Gräser nachweisen, aber im Magen finden sich über 90% Kräuter und anderes Pflanzenmaterial - nur der Mageninhalt deckt sich mit dem, was die Kaninchen tatsächlich gefressen haben.
Früchte lassen sich im Kot gar nicht nachweisen und Samen nur, wenn die Schalen mitgefressen wurden, was jedoch nicht alle Kaninchen machen. Zudem sind viele Grassamen, welche gefressen werden, im Kot nur noch anhand der zerfaserten Spelzen nachweisbar, die jedoch vom zerfaserten Stengel von Gräsern kaum und bei einigen Arten gar nicht unterscheidbar ist. Auch Eicheln lassen sich im Kot gar nicht nachweisen, auch wenn viele gefressen wurden.

Tatsächlich finden sich in allen Untersuchungen, die nur den Kot auswerteten, das Kaninchen als Grasfresser, in allen Untersuchungen, wo der Mageninhalt ausgewertet wurde, das Kaninchen als Kräuterfresser wieder ...
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Ich habe es endlich amtlich (Mitgliedsausweis der Piratenpartei):
"Der Besitzer dieses Dokumentes ist berechtigt, sich seines Verstandes zu bedienen, Informationen zu produzieren, replizieren und konsumieren, sich frei und ohne Kontrolle zu entfalten in Privatsphäre und Öffentlichkeit.

Behinderung dieser Rechte wird geahndet durch die Piratenpartei Deutschland"
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schweinsnase77
Freak


Anmeldungsdatum: 18.07.2010
Beiträge: 251

BeitragVerfasst am: 19.10.2010 07:11    Titel: Antworten mit Zitat

Ich denke sie passen sich einfach wie alle Standweider, dem vorhandenen Angebot an. Ob das gesund ist, ist natürlich die andere Frage...
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davX
Team


Anmeldungsdatum: 08.06.2004
Beiträge: 8494
Wohnort: Schweiz

BeitragVerfasst am: 20.10.2010 00:07    Titel: Re: Bedeutung von Gräser in der Kaninchenernährung Antworten mit Zitat

Interessantes Thema, das du da ansprichst und insbesondere interessante Zitate.

Jedoch beim ersten Zitat sollte das nicht Festuca heissen (statt Fustuca)?

Ähnliche Überlegungen habe ich mir bei Degus auch schon gemacht. Die fressen teilweise auch grössere Mengen an Gräsern.
Ich glaube jedoch mittlerweile, das Problem liegt woanders. Kräuterfresser bedeutet nicht Gräserabstinenz, sondern viel mehr sagt das was aus über die Selektion von krautigen Pflanzen und zwar die Selektion auf Stickstoffgehalt und Sekundärstoffe (Giftabwehr, Geschmack, Heilwirkung, Antinährstoffe, etc.). Ersterer kann auch in Gräsern erhöht sein und zweiterer bestimmt darüber hinaus, wie selektiert wird. Was bei Degus auffällig ist und offenbar auch bei Kaninchen so zutrifft ist die Selektion, insbesondere auf faserarme Nahrung. Stängelware und Co. wird gerne liegengelassen, junge Triebe werden oft bevorzugt... es ist also weniger die Unterscheidung der Tiere zwischen Ein- und Zweikeimblättrige, sondern viel mehr die Selektion nach Qualität bei der Nahrung.

Zitat:

Beispiel bei meinen Kaninchen, bei denen ich genau weiß, was sie in welcher Menge gefressen hatten ... in den Kötteln kann man ganzjährig hauptsächlich nur Gräser nachweisen, aber im Magen finden sich über 90% Kräuter und anderes Pflanzenmaterial - nur der Mageninhalt deckt sich mit dem, was die Kaninchen tatsächlich gefressen haben.

Wäre das demfall ein Mangel bei den Chinchillaernährungsstudien?
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Andreas
Kaninchen würden Wiese kaufen


Anmeldungsdatum: 27.02.2009
Beiträge: 1239

BeitragVerfasst am: 20.10.2010 21:00    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo,

@Wildkaninchen: Zustimmen

@Murx: Die fast rückstandsfreie Verdauung von Kräutern will mir nicht so recht einleuchten. Aus Verdaulichkeitswerten diverser Tabellen kann ich die jedenfalls nicht ableiten. Die würde ich dafür aber sowieso nicht hernehmen, weil Kaninchen in der Regel die gut verdaulichen Teile von Pflanzen fressen. Da dürften sich die Gräser und Kräuter nicht viel nehmen.

Homolka führt in der Vegetationsperiode als Spitzenreiter die Poacea mit 48 - 56% an, die Kräuter liegen mit immerhin noch 30 - 42% hinter den Süßgräsern. Wenn ich das zusammenrechne, ergibt sich für die Vegetationsphase also ein Verzehr von 78 - 98% an Gräsern und Kräutern. Wo sollen denn jetzt noch größere Mengen an Kräutern hinverdaut worden sein? Bekanntlich ist ja bei 100% Schluss und die Tiere fraßen im Untersuchungszeitraum auch noch anderes Zeug. Wink

Bei unseren Tieren würde ich auch grob schätzen, dass sie etwas mehr als die Hälfte der Gesamtmenge Gräser fressen und den Rest mit Kräutern, Rinde, Trockenfutter, Mais u. ä. abdecken. Ich schleppe zwar viel Kräuter an, aber tatsächlich gefressen wird davon weniger als das, was als Gras auf der Wiese wächst. Vor allem Ray- und Straußgras ist recht beliebt. Außerdem mögen Sie die Blätter vom Knaulgras recht gern.

freundliche Grüße,
Andreas
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schweinsnase77
Freak


Anmeldungsdatum: 18.07.2010
Beiträge: 251

BeitragVerfasst am: 20.10.2010 22:43    Titel: Antworten mit Zitat

Aber ist es nicht eigentlich egal was sie hauptsächlich fressen? Wenn sie auf der Wiese frei hoppeln wählen sie selber, wenn ich nen Stück Wiese für sie schneide auch. Wenn ich Kräuter und Gras getrennt sammeln gehe, sehe ich was bevorzugt wird, und danach wird angepasst.


Warum müssen wir Menschen eigentlich immer alles genau analysieren? Oder überall versuchen etwas rein zu interpretieren?
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Andreas
Kaninchen würden Wiese kaufen


Anmeldungsdatum: 27.02.2009
Beiträge: 1239

BeitragVerfasst am: 21.10.2010 09:17    Titel: Antworten mit Zitat

schweinsnase77 hat Folgendes geschrieben:
Aber ist es nicht eigentlich egal was sie hauptsächlich fressen?

Die Frage würde ich pauschal mit "Nein" beantworten.

schweinsnase77 hat Folgendes geschrieben:
Wenn sie auf der Wiese frei hoppeln wählen sie selber, wenn ich nen Stück Wiese für sie schneide auch.

Der Unterschied kann gewaltig sein. Ich persönlich kenne den jeweiligen Bedarf nicht, ich habe nicht die Sinne von Kaninchen und weiß nicht, was das einzelne Tier mag. Wenn ich für die Tiere aussuche, kann ich mit meinen Vermutungen demzufolge ordentlich daneben liegen.

Ich persönlich schätze mal, dass der Anteil der "Hardcore-Sammler" bei 1 - 2% liegt. Damit meine ich die, die wirklich alles mitnehmen und eher bewusst noch nach Pflanzen suchen, die eigentlich als giftig gelten und das alles zusammen in großer Menge. Dann gibt es vielleicht 5%, die sammeln gezielt bestimmte Kräuter, wobei da vielleicht so zwischen 5 - 10 verschiedene Kräuterarten zusammenkommen. Und dann wird es vielleicht noch 10 - 15% Sammler geben, die gezielt 2 Handvoll Grünes sammeln. Da ist dann Löwenzahn, Löwenzahn und Löwenzahn dabei + eventuell noch etwas Gras. Die Menschen sind nun einmal so - wenn gesagt wird, dass zuviel junger Klee im Frühjahr blähen könnte, nehmen sie lieber das ganze Jahr gar keinen mit. Somit sind sie ganz sicher, dass nix passieren kann.

Wenn ich jetzt überall erzähle, das Kaninchen Kräuterfresser sind, fällt bei den meisten das Gras auch noch weg und übrig bleibt nur noch der Löwenzahn. Dabei wächst Gras nun wirklich so ziemlich überall. Von einer Panikmache vor Weidelgras halte ich auch nichts, weil bestimmte Probleme nur für Flächen zutreffen dürften, die regelmäßig nachgesät werden.

schweinsnase77 hat Folgendes geschrieben:
Wenn ich Kräuter und Gras getrennt sammeln gehe, sehe ich was bevorzugt wird, und danach wird angepasst.

Sicher. Man sollte aber bedenken, dass sich Bedürnisse auch ändern können. Und wenn ich z. B. nie Schöllkraut mitbringe, weiß ich nicht, ob sie es nun mögen, brauchen oder eben nicht.

schweinsnase77 hat Folgendes geschrieben:
Warum müssen wir Menschen eigentlich immer alles genau analysieren? Oder überall versuchen etwas rein zu interpretieren?

Ich spreche mal für mich: weil es mich interessiert und weil es unseren Tieren nutzt. Mit Interpretationen halte ich mich aber zurück, ich bin so ein Typ, der sich lieber an Fakten hält. Unsere Tiere profitieren davon, weil sie keine Krankheiten kennen. Das einzige, aufregende in den letzten Jahren war ein dicker Fuß, weil ein Kaninchen in ein rostiges Drahtgitter gesprungen ist. Halter, die so kaputte Kaninchen haben, dass sie sich nicht einmal mehr trauen, ein Stück Möhre zu geben, profitieren auch davon. Denen kann ich mit gutem Gewissen sagen, was sie tun sollen. Hat bisher noch immer geklappt - die Tiere blühen wieder auf und so hat es letztendlich schon Sinn gemacht. Das manche denken, ich hätte nicht alle Maschen im Drahtzaun, weiß ich - aber irgendwie hat ja jeder seine Macken, oder? Solange ich aber beim Grünsammeln nicht über die Wiesen hoppele, sehe ich noch keine Gefahr für meine Mitmenschen... Wink
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schweinsnase77
Freak


Anmeldungsdatum: 18.07.2010
Beiträge: 251

BeitragVerfasst am: 21.10.2010 09:49    Titel: Antworten mit Zitat

Andreas hat Folgendes geschrieben:
schweinsnase77 hat Folgendes geschrieben:
Aber ist es nicht eigentlich egal was sie hauptsächlich fressen?

Die Frage würde ich pauschal mit "Nein" beantworten.


Richtig, zumindest dann nicht wenn ich rationiert oder selektiert verfüttere. Mit pers ist es allerdings egal. Eben weil sie zwar nicht alles aber doch viel bekommen.

Andreas hat Folgendes geschrieben:

schweinsnase77 hat Folgendes geschrieben:
Wenn sie auf der Wiese frei hoppeln wählen sie selber, wenn ich nen Stück Wiese für sie schneide auch.

Der Unterschied kann gewaltig sein. Ich persönlich kenne den jeweiligen Bedarf nicht, ich habe nicht die Sinne von Kaninchen und weiß nicht, was das einzelne Tier mag. Wenn ich für die Tiere aussuche, kann ich mit meinen Vermutungen demzufolge ordentlich daneben liegen.


Abe ram individuellen Bedarf kannst du immer vorbeifüttern. Egal wie und was du selektierst. Da hilft dir nun auch das größtmögliche Wissen über Kaninchenernährung nicht.

Andreas hat Folgendes geschrieben:

Wenn ich jetzt überall erzähle, das Kaninchen Kräuterfresser sind, fällt bei den meisten das Gras auch noch weg und übrig bleibt nur noch der Löwenzahn. Dabei wächst Gras nun wirklich so ziemlich überall. Von einer Panikmache vor Weidelgras halte ich auch nichts, weil bestimmte Probleme nur für Flächen zutreffen dürften, die regelmäßig nachgesät werden.

Also ist es doch besser eher die breite Palette zu empfehlen, als Kaninchen und Meeries zu schubladisieren. Wenn ich sage sie sind Kräuterfresser kann ich sie unter Umständen genauso falsch ernähren wie wenn ich sie auf Heu und Karotten setze, oder Meerschweinen nur Gras vorsetze.

Andreas hat Folgendes geschrieben:

schweinsnase77 hat Folgendes geschrieben:
Wenn ich Kräuter und Gras getrennt sammeln gehe, sehe ich was bevorzugt wird, und danach wird angepasst.

Sicher. Man sollte aber bedenken, dass sich Bedürnisse auch ändern können. Und wenn ich z. B. nie Schöllkraut mitbringe, weiß ich nicht, ob sie es nun mögen, brauchen oder eben nicht.


Die Bioverfügbarkeit von einzelnen Kräutern hast du aber auch nicht immer. Waldkaninchen werden zum Teil ganz andere Nahrungsmittel zur Selektion finden als Nordseedeichkaninchen (blöde Viecher Mr. Green )
Zumal du das Problem bei rationierter Heu-Gemüsefütterung oder Kunterbunti noch viel mehr hast als bei normaler Wiesenfütterung.

schweinsnase77 hat Folgendes geschrieben:
Warum müssen wir Menschen eigentlich immer alles genau analysieren? Oder überall versuchen etwas rein zu interpretieren?

Ich spreche mal für mich: weil es mich interessiert und weil es unseren Tieren nutzt. Mit Interpretationen halte ich mich aber zurück, ich bin so ein Typ, der sich lieber an Fakten hält. Unsere Tiere profitieren davon, weil sie keine Krankheiten kennen. Das einzige, aufregende in den letzten Jahren war ein dicker Fuß, weil ein Kaninchen in ein rostiges Drahtgitter gesprungen ist. Halter, die so kaputte Kaninchen haben, dass sie sich nicht einmal mehr trauen, ein Stück Möhre zu geben, profitieren auch davon. Denen kann ich mit gutem Gewissen sagen, was sie tun sollen. Hat bisher noch immer geklappt - die Tiere blühen wieder auf und so hat es letztendlich schon Sinn gemacht. Das manche denken, ich hätte nicht alle Maschen im Drahtzaun, weiß ich - aber irgendwie hat ja jeder seine Macken, oder? Solange ich aber beim Grünsammeln nicht über die Wiesen hoppele, sehe ich noch keine Gefahr für meine Mitmenschen... Wink[/quote]

Interessiert mich doch auch. Mr. Green Aber ich denke wenn wir saisonangepasst füttern und vor allem unsere Tiere im Blick haben, ob und was sie bevorzugen, kann doch eigentlich nichts schiefgehen, oder?

Wenn meine Hoppel lieber Gras statt Kräuter fressen bekommen sie eben das und wenn es 100x heißt Kräuter sind lebensnotwendig. Merke ich sie wollen mehr Kräuter bekommen sie diese halt zusätzlich zu denen die eh schon in der Wiese wachsen. Wobei es bei uns gerade umgekehrt ist. Meeries fressen verstärkt Kräuter und die Junghoppel Gras und Kohl Laughing
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Murx Pickwick
Quoten-Kobold


Anmeldungsdatum: 23.07.2005
Beiträge: 4622
Wohnort: Runkel

BeitragVerfasst am: 21.10.2010 16:26    Titel: Re: Bedeutung von Gräser in der Kaninchenernährung Antworten mit Zitat

Das Hauptargument für die Heufütterung von gewissen Leuten ist immer noch, daß Kaninchen Grasfresser seien ... ist ja auch so logisch, man mäht Gras, trocknet es und schon hat man das Futter für Grasfresser ... Augenrollen
Wird hier umgeschwenkt und wird behauptet, Kaninchen seien Kräuterfresser, muß man nur noch aufpassen, daß die Leutz nicht auf die Idee kommen, nur noch Trockenkräuter zu verfüttern - weil beim Rupfen von Wiesenkräutern sind immer auch Gräser mit bei ...

Weiß jemand, welches Institut die Bestimmung von Pflanzen im Kot und Magen macht?
Dann meß ich mal aus, was das Kaninchen ne Woche lang tatsächlich futtert und geb Mageninhalt und Kot nach Schlachtung ab - zwar selektieren Jungkaninchen zumindest bei mir etwas anders (je jünger das Kanin, desto höher der Grasanteil und desto geringer der Giftkrautanteil), aber dann kann ich wissenschaftlich korrekt dokumentieren, wie unterschiedlich der Mageninhalt zum Köttelinhalt ist ...
Der Hintergrund dürfte sein, daß bei Kräutern ein höherer Anteil im Blinddarm verschwindet und weniger Fasermaterial im Kot zu finden ist ... in den Kötteln jedoch sind keine unverdaulichen Teile aus dem Blinddarm ...
Gräser dagegen haben einen hohen Anteil an Fasern, die gleich beim ersten Durchgang zu Kot verarbeitet werden ... und damit eben direkt im Kot leicht bestimmbar sind. Schon alleine die Spelzen von Gräsern lassen sich im Kot nicht immer zweifelsfrei von Stengelmaterial aus Gräsern unterscheiden und werden deshalb oftmals falsch bestimmt.
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schweinsnase77
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Anmeldungsdatum: 18.07.2010
Beiträge: 251

BeitragVerfasst am: 21.10.2010 17:22    Titel: Re: Bedeutung von Gräser in der Kaninchenernährung Antworten mit Zitat

Murx Pickwick hat Folgendes geschrieben:
Das Hauptargument für die Heufütterung von gewissen Leuten ist immer noch, daß Kaninchen Grasfresser seien ... ist ja auch so logisch, man mäht Gras, trocknet es und schon hat man das Futter für Grasfresser ... Augenrollen


Dann muss man aber selber trocknen......gekauftes Heu hat nämlich viele gesunde Kräuter und ist für Grasfresser auch bäh Laughing
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Murx Pickwick
Quoten-Kobold


Anmeldungsdatum: 23.07.2005
Beiträge: 4622
Wohnort: Runkel

BeitragVerfasst am: 21.10.2010 21:47    Titel: Re: Bedeutung von Gräser in der Kaninchenernährung Antworten mit Zitat

Du meinst, mit diesem Argument kann ich die Heutheorie kippen? Laughing
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schweinsnase77
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Anmeldungsdatum: 18.07.2010
Beiträge: 251

BeitragVerfasst am: 21.10.2010 23:27    Titel: Antworten mit Zitat

Ich kopier mich mal selber aus nem anderne Forum....

Stark Kräuterhaltiges Heu hat meiner Meinung nach zwei Nachteile.

Zum einen sind einige der Wirk/Giftstoffe durch den Trocknungsprozess stark konzentriert, was auch das Selektionsverhalten beinträchtigne kann, alleine schon weil sich die Kauzeit ändert. Trockene Substanz ist einfach bröseliger als frische.

Der 2. Grund ist: Meerschweinchen sind im Gegensatz zu Kaninchen primär Grasfresser, die bei den Kräutern viel mehr selektieren als Kaninchen, die eher Kräuterfresser sind. Wenn also das Heu überwiegend aus Kräutern (also nicht die 150 verschiedenen Grasarten) besteht frisst das Meerchwein aus Mangel an alternativen entweder Kräuter die es gar nicht braucht, oder man schmeisst haufenweise weg.

den kompletten Tread: http://www.meerschweinchen-ratgeber.de/forum/frage-zum-heu-t29018-s15.html
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davX
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Anmeldungsdatum: 08.06.2004
Beiträge: 8494
Wohnort: Schweiz

BeitragVerfasst am: 24.10.2010 16:26    Titel: Re: Bedeutung von Gräser in der Kaninchenernährung Antworten mit Zitat

Zitat:

Die würde ich dafür aber sowieso nicht hernehmen, weil Kaninchen in der Regel die gut verdaulichen Teile von Pflanzen fressen. Da dürften sich die Gräser und Kräuter nicht viel nehmen.

Ich hab mir auch nochmals zum Thema Gedanken gemacht. Ich denke gerade dieses selektive Fressen ist bei den Foliovoren bezeichnend. Der Name triffts insofern auch besser, da sie ja die energiereichen Pflanzenteile bevorzugen, was zwar auf eine Bevorzugung von Kräutern gegenüber Gräsern hinauslaufen kann, aber keineswegs muss.

Da die Meerschweine erwähnt wurden, unsere haben offenbar ein feines und wohl auch energiereicheres Heu verschmäht und das gröbere faserreichere Heu bevorzugt gefressen. Selbst bei den Degus kann ich beobachten, dass sie auf energiereiches und eher faserarmes Futter (sprich Pflanzen) selektieren. Sie sind da ähnlich wie die Kaninchen. Die Fütterungspraxis zeigt doch genau mit solchen Beispielen, dass der Teufel oft im Detail steckt Wink.

Zitat:

Warum müssen wir Menschen eigentlich immer alles genau analysieren? Oder überall versuchen etwas rein zu interpretieren?

Interpretationen sind in der Tat heikel, aber ich denke ab einem gewissen Punkt sind sie unerlässlich: Man stellt eine Theorie auf und versucht sie zu widerlegen. Das sollte zumindest der Ansatz sein. Wenn sie sich hartnäckig hält und auch Kritiker sich daran die Zähne ausbeissen, dann steckt vielleicht mehr dahinter als ein schön aufgehender Zufall, vielleicht fehlt es uns aber auch beim Wissen im Detail, dass wir einen wichtigen Punkt übersehen, aber wir haben eine Grundlage auf der wir aufbauen können. Wenn sie erst nach Jahren widerlegt werden kann, dann daher, weil sie den Ansporn gegeben hat, von dieser Basis aus weiterzuforschen und so auf die gut versteckten oder einfach zu übersehenden Widersprüche zu stossen. Letztendlich führt sie also wieder dazu, dass wir genauer hinsehen und beobachten, zumindest wenn die Theorie gut ist - auch wenn sie nicht stimmt. Klar mit billig gestrickten Theorien ist nichts gewonnen, die uns letztlich ein völlig falsches Bild der Tiere vermitteln.
Wie tief wir gehen wollen, ich denke da setzt jeder seine eigenen Schwerpunkte, einige interessiert halt insbesondere die Ernährung, andere beschäftigen sich mehr mit dem Verhalten oder mit Krankheiten usw.

Zitat:

Wird hier umgeschwenkt und wird behauptet, Kaninchen seien Kräuterfresser, muß man nur noch aufpassen, daß die Leutz nicht auf die Idee kommen, nur noch Trockenkräuter zu verfüttern - weil beim Rupfen von Wiesenkräutern sind immer auch Gräser mit bei ...

Das ist der springende Punkt. Das ist heikel, wenn so schwarz-weiss gedacht wird, da kann ich nur zustimmen. Aber gerade daher denke ich auch, sind solche Beiträge wie jetzt von Wildkaninchen und die daraus entstehende Diskussion so wichtig. Sie motivieren dazu, genauer hinzusehen und nicht die nächstbeste Theorie als richtig zu betrachten. Auch ist es häufiger so, dass man zwar in der Fütterungspraxis es richtig macht, es aber nicht in die richtigen Worte zu formulieren schafft und andere Halter daraus dann etwas Extremes entwickeln (getreidefreie Fütterung, Heufütterung, aber auch eine reine Trocken-Kräuterfütterung ginge wohl in ähnliche Richtung). Je besser wir die Zusammenhänge hinter einer Sache verstehen, desto geringer der fehleranfällige Interpretationsspielraum.
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Anmeldungsdatum: 23.07.2005
Beiträge: 4622
Wohnort: Runkel

BeitragVerfasst am: 24.10.2010 18:28    Titel: Re: Bedeutung von Gräser in der Kaninchenernährung Antworten mit Zitat

Das Problem ist der Teufel im Detail ... gewünscht werden kurze Piktogramme, ja keine langen Erklärungen oder gar etwas, wo man das Hirn einschalten muß ... kurz, kurz, kurz ...
Und genau an dem Punkt wird die Sache falsch ... muß falsch werden, weil plötzlich die Besonderheiten etc, nicht mehr beachtet werden können ...

Wir haben beispielsweise beim Kaninchen nen ausgesprochenen Frischköstler, der sich extrem gut an so manche Ernährung anpassen kann, hauptsache pflanzlicher Basis. Wirds zu trocken, gibts die meisten Schwierigkeiten - der nächstgrößere Knackpunkt ist die Faserlänge ...

Gut ... Folivor ist gut, nur leider nicht deutsch - läßt sich das übersetzen, damit es unmißverständlich ist?
Blätterfresser wie die Ziegen sind Kaninchen nämlich auch nicht ... sie sind da eher mit Rehen zu vergleichen ...
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BeitragVerfasst am: 24.10.2010 19:24    Titel: Antworten mit Zitat

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