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Noraja Freak
Anmeldungsdatum: 25.04.2010 Beiträge: 663 Wohnort: Schweiz
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Verfasst am: 06.05.2010 15:04 Titel: |
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Hallo
Zitat: | es heißt nur, daß ich mit der Trockenmasse eine Maßeinheit bekomme, um Nährstoffe miteinander zu vergleichen |
mhhh...leuchtet mir immer noch nicht so wirklich ein. Ich schaue ja schliesslich nicht in Nährwertabellen um zu erfahren, was 100 g Hagebuttentrockenmasse und 100 g Apfeltrockenmasse enthält, ich find das wenig relevant, da eine normale Apfelportion viel grösser ist als eine normale Hagebuttenportion. 100 g mit 100 g zu Vergleichen und dann erst noch in einer Form, die ich in der Natur nie antreffe, ist nicht das was ich will.
Was mich vielmehr interessiert, ist die Menge an Nährstoffen und Wasser, die ich beim Essen aufnehme.
Wenn ich soviel Hagebutten esse, bis ich davon genug habe, sind das schätzungsweise so 33 g. Eine normale Apfelportion hingegen wiegt immer mehr, sagen wir der Einfachheit halber mal 100 g.
Damit kann ich dann mit dem Frischgehaltevergleich ganz einfach berechnen, welche Nährstoffe ich aufnehme, wenn ich mir Hagebutten anbiete und welche, wenn es stattdessen Äpfel zur freien Verfügung gibt. Und genau das ist das, was ich wissen will.
Liebe Grüsse
Lina |
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Murx Pickwick Quoten-Kobold
Anmeldungsdatum: 23.07.2005 Beiträge: 4622 Wohnort: Runkel
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Verfasst am: 06.05.2010 15:05 Titel: Re: Inhaltswerte vom Gras der Wet Puna |
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Das Wort Nährstoff wurde schon vor dir definiert - und kommt aus der Nutzviehzucht und Lebensmittelanalyse ... und hier ist ganz klar, es bedeutet ein Stoff, der nährt, und Wasser nährt nunmal nicht, sekundäre Pflanzenstoffe auch nicht ... selbst Pektine sind nach dieser Definition nur reiner Ballast (Ballaststoff), den es über den Kot zu entsorgen gilt.
Wasser ist dort Wasser und wird verunreinigt mit dem Unwort Rohwasser - etwas, wo alles flüchtige drin zu finden ist, also Alkohol, ätherische Öle, alles, was sich bei den Brachial-Futtermittelanalysen zersetzt und gasförmig entweicht und - rein zufälligerweise - eben auch Wasser, wie wir es kennen, dieses H2O, Hydrogendioxid, dieser mystische Stoff, welcher so klein ist und doch lebenswichtiger wie jedes Vitamin ist ...
Eigentlich müßten wir eh ganz wegkommen von solchen Unworten - aber dann gibts auch keine Nährstoffe mehr, sondern nur noch Wirkstoffe - und da zählt dann natürlicherweise auch Wasser zu.
Außerdem werden dann Nahrungsmittel nur noch von ihrer Gesamtwirkung her vergleichbar, die Inhaltsstoffe wirken nämlich je nachdem, wie sie miteinander kombiniert sind, sehr unterschiedlich. Immerhin läßt dann dieses Gedankenkonstrukt wieder die Unterscheidung in Nahrungsmittel und Lebensmittel zu - also Mittel, welche nur zur Lieferung von Bausteinen, Wasser und Energie gut sind (Nahrungsmittel) und Mittel, welche das Immunsystem beeinflussen, die Vitalität steigern, entgiften, heilen, aufbauen und und und - halt Lebensmittel.
Das allerwichtigste Lebensmittel überhaupt ist dann Wasser - nicht die tote Form ohne alles, was man als Aqua dest. kaufen kann, sondern der sprudelnde Lebensquell mit diversen Salzen, Grobteilchen und einer reichhaltigen oder auch etwas weniger reichhaltigen Flora und Fauna ...
Nun plötzlich wird noch eine ganz andere Erkenntnis leicht zu erklären:
Wasser <> Wasser ... denn ein Quellwasser, was nun direkt gut gefiltert aus dem Berg sprudelt oder aus dem Boden sickert, enthält kaum lebende Organismen, ein Bächlein oder eine Pfütze enthält eine reichhaltige Organismenwelt. Und je nach Inhaltsstoffen der einzelnen Wässer haben sie alle sehr, sehr unterschiedliche Wirkungen - wie jedes Lebensmittel halt ... und können ebenso wie andere Lebensmittel auch durch chemische und physikalische Prozesse zu Nahrungsmitteln degradiert werden, Nahrungsmittel, die sogar giftig werden können - richtig giftig diesmal, nicht nur durch Überdosierung oversized und dadurch schädigend ...
Hier sind wir plötzlich in einer nicht minder faszinierenden Weltanschauung, weit weg vom mechanistischen Weltbild, welches uns die Futtermittel- und Nahrungsmittelanalysen aufdrängen, weit weg von Nährstoffen, weit, weit weg von Rohfaser, Rohwasser, Rohfett, Rohprotein oder dem ganzen Rest ... hier sind wir in einem Weltbild, was zwar durchaus die Chemie nutzen kann, um bestimmten besonderes wirkungsvollen Wirkstoffen einen Namen geben zu können (Kieselsäure beispielsweise, oder Gerbsäuren), aber es ist eben auch ein Weltbild, nachdem es schier unmöglich ist, anhand einzeln willkürlich herausgepickter Wirkstoffe die Gesamtwirkung auf den Organismus erklären zu können.
Erstaunlicherweise ist dieses Weltbild, weit weg von Nährstoffen und Futtermittelanalysen, weitaus genauer in seinen Vorhersagen über die Wirkungsweise eines Lebensmittels oder Nahrungsmittels - und erklärt sehr schön, weshalb eben Industriefutter nicht so wirken kann, selbst wenn es nach Weender-Analyse oder Soest-Analyse genau die gleichen Nährstoffe enthält und mit derselben Menge Wasser angerührt wird, wie ein Lebensmittel ... dieses Weltbild nämlich erkennt dann an, daß das Ganze eben NICHT die Summe seiner Komponenten ist - sondern mehr!
Leben halt!
Also ... wozu das überflüssige Wort Nährstoff umdefinieren zu wollen?
Entweder wir halten uns im mechanistischem und äußerst unvollständigem Konstrukt der Futtermittelanalysen auf - dann ist es wichtig, alles zu standardisieren, zu vereinfachen und dementsprechend Trockenmasse mit Trockenmasse und Eiweiß mit Eiweiß zu vergleichen, oder aber wir gehen weiter, erkennen, daß dies nur ein sehr unvollständiges Bild ist und gehen weiter in ein ganzheitliches Theorem - und da brauchen wir den Begriff Nährstoff plötzlich nicht mehr, wozu auch ... _________________ Marx ist die Theorie
Murx ist die Praxis!
Ich habe es endlich amtlich (Mitgliedsausweis der Piratenpartei):
"Der Besitzer dieses Dokumentes ist berechtigt, sich seines Verstandes zu bedienen, Informationen zu produzieren, replizieren und konsumieren, sich frei und ohne Kontrolle zu entfalten in Privatsphäre und Öffentlichkeit.
Behinderung dieser Rechte wird geahndet durch die Piratenpartei Deutschland" |
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Andreas Kaninchen würden Wiese kaufen
Anmeldungsdatum: 27.02.2009 Beiträge: 1239
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Verfasst am: 06.05.2010 21:16 Titel: |
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Ich würde mich in Bezug auf Wasser nicht so sehr mit Definitionen herumschlagen. Wie wichtig es aber für den Organismus ist, zeigt doch allein schon der Fakt, das ein Kaninchen zwar bis zu 30 Wochen bei freier Verfügung von Wasser ohne feste Nahrung auskommen kann, aber ohne irreversible Schädigung des Organismus nur max. 8 Tage ohne Flüssigkeit. Insofern könnte man das Wasser also schon als Nährstoff sehen.
Die Wassermenge, die als Bedarf für das Kaninchen angegeben wird, beruht auf Versuchen, die mit verschiedenen Futtermitteln durchgeführt wurden. Dabei wurden die "getrunkenen" Mengen erfasst und irgendein Mittelwert schließlich als Bedarf postuliert. Zwar nimmt das Kaninchen mit frischem Grünfutter bedeutend mehr Wasser als mit Trockenfutter auf, aber scheinbar interessiert das niemanden. Der Grund ist eigentlich einfach: In der Mast und Zucht können nur ganz wenige eine solche Fütterung bewerkstelligen. Also warum dann darauf eingehen? Es verschreckt und verärgert nur die Leute. Schlolaut ist in dieser Hinsicht eher ein Meister des Verbergens, denn auf Risiken durch die trockene Nahrung geht er nicht ein. Naja, wie die meisten eigentlich. Die Nippeltränke reicht denen.
Einerseits ist ein Vergleich der Trockenmassen ganz gut - andererseits muss man natürlich sehen, was man eigentlich bewerten will. Das ein Tier mit Heu als Grundfutter wesentlich mehr Trockenmasse aufnimmt, ist eigentlich logisch, denn es muss den hohen Ballastgehalt in der Nahrung ausgleichen. Folglich hat es auch mehr "Nährstoffe" aufgenommen. Das macht natürlich viele sehr glücklich - nur halt die Tiere nicht, denn die Qualität dieser "Nährstoffe" ist nicht besonders, manche fehlen fast vollständig, andere sind im Übermaß vorhanden. Wenn ich das Wasser noch hinzurechne, ergeben sich für das Kaninchen gegenüber trockener Nahrung aber eine ganze Reihe Vorteile wie z. B. Das Volumen, welches den Weitertransport der Nahrungspampe gewährleistet und das Verdünnen bestimmter Mineraliengehalte.
Pflanzen haben, solange sie mit dem Boden verwurzelt sind, immer einen hohen Wassergehalt, wie ja schon Murx schrieb. Selbst Rinde von Bäumen hat noch über 50% Wasser. Heu aber ist ein künstliches Produkt, welches nur bei sachgemäßer Lagerung seinen Trockensubstanzgehalt von >85% behält. Ansonsten ist es hygrophob und bestrebt, die Flüssigkeit, die entzogen wurde, wieder aufzunehmen. Darüber wiederum freuen sich dann bestimmte Pilze...
Wenn ich nur die Nährstoffe in derTrockensubstanz betrachte und nicht weiß, wieviel ein Tier von dem Futter gefressen und verdaut hat, sind die Werte meiner Meinung nach ziemlich nutzlos. Wahrscheinlich existieren deshalb soviel Trockenmasse-Futterwert-Tabellen, weil sie aus der Weender-Analyse "abfallen". Naja - und man kann Trockenfutter wie Pellets und Heu schön direkt miteinander vergleichen. Ich rechne gelegentlich auch damit rum. Es ist zwar interessant festzustellen, dass Heu und frisches Gras in der Trockenmasse fast den gleichen Rohfasergehalt haben, aber für die Praxis ist das nicht relevant, weil das Tier mit frischem, wasserreichem Grün eben diese Menge im Vergleich zu Heu gar nicht aufnimmt. |
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Andreas Kaninchen würden Wiese kaufen
Anmeldungsdatum: 27.02.2009 Beiträge: 1239
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Verfasst am: 07.05.2010 09:14 Titel: |
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Nachtrag:
Wenn man verschiedene Futter vergleicht, und stellt zum Beispiel fest: ok, da fehlt jetzt jetzt halt ein bisschen von diesem oder jenem, so heißt das heißt das nicht zwangsläufig, das nur an diesem ganz bestimmten Stoff ein Mangel besteht. Fast alle Nähr-/Wirkstoffe haben Einfluss auf die Aufnahme oder Verwertung anderer. Manche wirken als Katalysatoren (bringen also bestimmte Reaktionen überhaupt erst in Gang), andere haben Synergieeffekte. Da ist dann die Wirkung nicht 1 + 1 = 2, sondern die Wirkung ergibt 4. Das wird oft nicht bedacht. Ein Beispiel sind die Aminosäuren des Proteins. Einige sind limitierend, bzw. begrenzend. Das heißt, wenn die fehlen (wie zum Beispiel im Heu oder Gemüse) oder nur unzureichend vorhanden sind, wird der gesamte Eiweißstoffwechsel negativ beeinflusst. Da können die anderen AS im Überfluss vorhanden sein wie sie wollen - es nützt aber nichts. Deshalb hat auch die Angabe des Rohproteins aus der Weender Analyse wenig Aussagekraft. |
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