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Sämereien die Zweite

 
   Degupedia-Forum » Tierernährung und Pflanzen » Sämereien die Zweite Alle Zeiten sind GMT + 2 Stunden
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davX
Team


Anmeldungsdatum: 08.06.2004
Beiträge: 8494
Wohnort: Schweiz

BeitragVerfasst am: 25.10.2007 16:27    Titel: Sämereien die Zweite Antworten mit Zitat

Hallo,

wir hatten das Thema zwar schon einmal, aber ich sehe, dass es immer und immer wieder kommt und ich möchte das doch gerne mal etwas übersichtlicher gestalten, was da alles zusammengehört, welche Sämereien wie zu beurteilen sind etc.

Unterteilung der Sämereien
Grundsätzlich einmal haben wir verschiedene Unterteilungen bei den Sämereien, die eine ist Getreide (insbesondere hochgezüchtete Nutzgräser) und Wildsaaten (wobei man genau genommen auch noch Nüsse und andere Sämereien hätte). Eine weitere Unterteilung wäre jene zwischen Mehl- und Ölsaaten. Bei dieser Unterteilung geht man nach der Zusammensetzung der Sämeeien. Solche die einen hohen Stärkegehalt haben sind Mehlsaaten, die übrigen, welche vor allem Fett/Fettsäuren/Lipide enthalten sind Ölsaaten.

Typische Mehlsaaten sind alle Getreide und Pseudogetreide, Negersaat, Grassamen, Hirsen, Milo, Dari,...

Ölsaate dagegen sind Sesam, Lein, Raps, Rübsen, Mohn, Nachtkerze, Kardi, Karottensamen, Spinatsamen,...

Problematiken bei Sämereien
Bei der Verfütterung voon Sämereien haben wir verschiedene Problematiken, die zu berücksichtigen sind:
- Problematische Inhaltsstoffe: Gluten, Phytinsäuren, welche vor allem in einigen Getreiden vorkommen
- toxische oder anutritive Nährstoffe: z.B. Lektine, welche vor allem in Hülsenfrüchten (Leguminosen) vorkommen
- Energiegehalt, welcher gerade bei Tieren, die sich von karger Kost ernähren zum Problem werden kann, wenn sie zuviel davon konsumieren
- Mykotoxine und Kontamination: durch falsche Lagerung beispielsweise können Sämereien mit giftigen Mikroorganismen kontaminiert werden, welche gesundheitliche Schäden verursachen können
- Nährwertverlust durch Lagerung: werden Sämereien länger gelagert verlieren sie an Nährwert und auch die Keimfähigkeit der Sämeien nimmt ab. Eine korrekte Lagerung und der Verbrauch in einem angemessenen Zeitraum sind daher sinnvoll.

Was ist was?
Nicht selten werden Sämereien mit eigenen Bezeichnungen versehen, so dass sich ohne Hintergrundwissen nicht mehr nachvollziehen lässt, welche Pflanze nun dahinter steckt... mit folgender Liste möchte ich hier etwas Aufklärung bieten...

Dakotahirse - Silberhirse
Dari - Mohrenhirse (Sorghum)
Flachs - Lein (Linum)
Hirse - als Hirse werden unterschiedliche Pflanzen bezeichnet, die zwar alle zu den Gräsern zählen aber systematisch nicht nicht zusammengehörig sind.
Glanz - Samen des Kanariengras (Phalaris)
Goldhirse - Marokkohirse
Kardi - Artischocken-Samen (Cynara)
Milo - Mohrenhirse (Sorghum)
Nackthafer - eine Hafer-Zuchtform bei der der Spelzen weggezüchtet wurde (daher der Name)
Negersaat - Samen des Gingillakrauts, wächst in Äthiopien
Paddyreis - ungeschälter Rohreis
Spitzsamen - Samen des Kanariengras (Phalaris)
Weisse Hirse - Silberhirse
Zirbelnüsse - Samen der Zirbelkiefer (Pinus)

Links und weiterführende Infos:
http://www.federmaus.de/Ernahrung/Vogelfutterpflanzen/Hirse/hirse.htm

Literatur:
Schnabl, H. (2002): Vogelfutterpflanzen. Arndt-Verlag, Bretten.

Beurteilung von Sämereien

G E T R E I D E
Grundsätzlich problematisch bei Getreide sind Gutensäuren und Phytinsäuren. Dazu kommt, dass sie durch die gezielte Zucht im Anteil von energiereichem Samen zu ballaststoffreichem Hüllmaterial verschoben wurde, dass sie energiehaltiger sind.

Weizen enthält unter anderem Gluten

Roggen enthält wie Weizen ebenfalls Gluten

Hafer enthält keine Gluten, hat aber einen hohen Gehalt an Protein und Fett und ist daher gutes Futter zur Anfütterung... im Übrigen hatten wir das hier mal ausführlich behandelt: Dickmacher Hafer?

Weitershin gäbe es noch an weiteren Getreiden: Kamut, Einkorn, Grünkern, Gerste,...

Grassamen sind die Wildform unserer Getreide. Sie sind aufgrund ihrer ursprünglicheren Form, dem grösseren Anteil an Zellstoffmaterial und geringerer Grösse besser geeignet.

P S E U D O G E T R E I D E
Amranth ist sehr wertvoll wegen seinem Gehalt an Mineralien und gehört wie viele Pseudogetreide zu den Amaranthgewächsen (zu welchen seit einiger Zeit auch die Gänsefussgewächse dazugehören)

Quinoa soll roh einen bitteren Geschmack haben, ist aber als Amaranthgewächs sehr wertvoll

Buchweizen ist ebenfalls ein wertvolles Pseudogetreide und gehört, wenn ich richtig informiert bin zu den Knöterichgewächsen.

Ö L S A A T E N
Raps ist problematisch, wenn es sich nicht um 00-Züchtungen handelt.

Nachtkerze enthält wertvolle ungesättigte Fettsäuren.

Lein enthält kleinere Mengen an cyanogenen Glykoside, welche im Körper zu Blausäure umgewandelt werden können. Trotzdem scheinen sie aber wenig giftig zu sein.

Hanfsamen enthalten entgegen allen Gerüchten kein THC. Sie sind sehr fetthaltig und daher werden sie wohl eher einen kleinen Anteil einer Saatenmischung ausmachen.

Sonstiges
Diese Angaben sind keinesfalls komplett und ich hab jetzt auch nicht die Zeit gehabt um alles umfangreich zu recherchieren. Daher bin ich dankbar für Hinweise und Ergänzungen, die ich bei Bedarf auch hier wieder einbauen werde, damit es übersichtlich bleibt.
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Murx Pickwick
Quoten-Kobold


Anmeldungsdatum: 23.07.2005
Beiträge: 4622
Wohnort: Runkel

BeitragVerfasst am: 25.10.2007 17:03    Titel: Re: Sämereien die Zweite Antworten mit Zitat

Hafer enthält Gluten - genau wie alle anderen Grasarten auch! Da jedoch Gluten häufig im Zusammenhang mit Zöliakie abgehandelt wird, wird hier oft unterschieden zwischen Gluten, welches das Krankheitsbild Zöliakie auslösen kann und Gluten, welches das nicht kann - und der Einfachheit, bzw aus geschichtlichen Gründen wird hier nur von Gluten gesprochen, wenn Zöliakieauslösendes Gluten gemeint ist. In diesem Sinne ist Hafer glutenfrei, Hafergluten kann Zöliakie nicht auslösen.
Gluten <> Gluten.

Alle Glutene bestehen aus mehreren Fraktionen: einer ethanollöslichen Prolaminfraktion und einer nicht in Ethanol löslichen Glutelinfraktion.

Ich werd später hier weiterschreiben, hab nicht viel Zeit heute ...
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Ich habe es endlich amtlich (Mitgliedsausweis der Piratenpartei):
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Behinderung dieser Rechte wird geahndet durch die Piratenpartei Deutschland"
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Aida
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Anmeldungsdatum: 23.08.2007
Beiträge: 118

BeitragVerfasst am: 29.10.2007 23:42    Titel: Antworten mit Zitat

Hi,

die problematischen Stoffe im Getreide sind in so geringen Mengen enthalten, dass sie für den Körper unproblematisch sind. Getreide hat eine lange Tradition als hochwertiges Futtermittel. Mir sind keine negativen Wirkungen bekannt, wenn das gefütterte Getreide Lebensmittelqualität hat.

Zöliakie kommt beim Menschen vor allem dann vor, wenn entsprechende Produkte noch während der Säuglingszeit gegeben werden. Man geht auch von einer genetischen Veranlagung aus. Bei Haustieren ist mir die Zöliakie nicht bekannt.

Quinoa soll problematisch sein. Ich habe mal etwas darüber im Internet gelesen. Es sollte nur in geringen Mengen und nur hin und wieder gegeben werden.

LG
Kirstin
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Murx Pickwick
Quoten-Kobold


Anmeldungsdatum: 23.07.2005
Beiträge: 4622
Wohnort: Runkel

BeitragVerfasst am: 30.10.2007 03:38    Titel: Re: Sämereien die Zweite Antworten mit Zitat

Ich habe speziell mit Weizen und Roggen andere Erfahrungen gemacht - selbst einige Körnerfresser, wie Ratten, wurden mit einem hohen Weizenanteil im Futter regelrecht hyperaktiv. Weiterhin treten ab und an in Verbindung mit Weizen selbst bei Körnerfressern matschiger Kot auf, der unter gleichen Bedingungen nicht auftritt, wenn kein Weizen enthalten ist.
Klar - diese Störungen sind keine Zöliakie - aber sie erinnern stark an die beim Menschen zu beobachtende sog. Weizenunverträglichkeit, die auch nichts mit Zöliakie zu tun hat und viel häufiger vorkommt, wie Zöliakie.

Weiterhin scheinen bei Weizen- und Roggenfütterung Skeletterkrankungen häufiger zu sein - sowohl bei Hund und Katze, als auch bei Körnerfressern, Kaninchen, Meerschweinchen etc etc ...
Wenn Getreide an Meerschweinchen und Kaninchen verfüttert wird, führt Weizen und Roggen in sehr viel kleineren Mengen wie Hafer zu Darmerkrankungen. Auch Pferde vertragen nur sehr kleine Mengen an Weizen und Roggen ...
Weiterhin fördert Weizen Nierenerkrankungen.

Schaut man sich die Zusammensetzung speziell des Weizens an, so fällt auf, daß sich der Glutengehalt im Vergleich zu den 'Wildformen und im Vergleich zu Einkorn um das 100ertfache erhöht hat. Die Glutelinfraktion besteht aus Eiweißen, die zu einem Drittel aus der Aminosäure Glutaminsäure besteht - soviel Glutaminsäure enthält keine andere in Gräsern vorkommende Glutelinfraktion, sondern nur die Weizensorten.
Glutaminsäure wird vom Körper hergestellt, er braucht es nicht und muß es über die Nieren ausscheiden. Solange genügend andere Aminosäuren zugeführt werden und nicht nur Glutaminsäure, ist das kein Problem. Wenn aber ein Drittel des Eiweißes Glutaminsäure ist, wird es zu einem Problem, denn es lagert sich offenbar im Hirn ab, wo es zu Hyperaktivität und Nervosität führen kann, es belastet die Niere, vermutlich ist die Glutaminsäure auch an den Darmerkrankungen beteiligt ...

Im Einkorn ist noch so wenig Gluten enthalten, daß das nicht weiter auffällt - Weizen dagegen hat doppelt soviel Glutaminsäure wie Dinkel! Und Dinkel enthält schon viel Glutaminsäure. Also von geringen Mengen an problematischen Stoffen im Weizen kann keine Rede sein ...

Quinoa hat sich bei mir bei keiner Tierart als problematisch erwiesen, ich hab sogar Kaninchen und Meerschweinchen damit gepäppelt. Selbst in großen Mengen tauchen nicht mal bei Meerschweinchen die typischen Darmprobleme auf, die bei Getreidefütterung auftreten.

Ich lese sehr oft im Internet, daß Chinchillas als Hauptnahrung Pellets brauchen und das Kaninchen Brot für den Zahnabrieb brauchen - nur, ist das deswegen richtig?
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Aida
Lästermaul


Anmeldungsdatum: 23.08.2007
Beiträge: 118

BeitragVerfasst am: 30.10.2007 16:20    Titel: Antworten mit Zitat

Zu Quinoa steht in Wikipedia:

Den Schutz vor Schädlingen erreicht Quinoa durch bitter schmeckende Saponine, die in der Samenschale stecken. Diese können die Darmschleimhaut reizen und Blutzellen schädigen, wodurch Allergene und Schadstoffe die Darmwand passieren und ins Blut gelangen können.
Handelsübliches Quinoa ist zwar geschält oder gewaschen und dadurch entbittert. Unbekannt ist jedoch, welche Zahl an Saponinen dieses Verfahren übersteht. Durch ein Erhitzen kann in etwa ein Drittel der eventuell verbliebenen Saponine unschädlich gemacht werden.
Da das Verdauungssystem bei Kleinkindern noch nicht ausgereift ist, sind die Wirkungen der Saponine bei ihnen besonders problematisch. Daher rät die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) bei Kindern unter zwei Jahren von Quinoa-Produkten ab, denn trotz der Reinigung kann nicht ausgeschlossen werden, dass noch Spuren von Saponinen enthalten sind. Zwar gelten diese Einschränkungen nicht für ältere Kinder und für Erwachsene, dennoch sollte Quinoa unter fließendem heißen Wasser gewaschen werden. Denn auch für Erwachsene können sie im Falle einer Darmentzündung gefährlich werden, denn unter Umständen gelangen sie ins Blut, können die Leber schädigen und die roten Blutkörperchen zerstören.

Ich habe ähnliches auch noch woanders gelesen.

Es ist problematisch bei einer hyperaktiven Ratte auf die Weizenfütterung zu schließen. Grundsätzlich ist es ohnehin problematisch, festzustellen, ob eine Ratte hyperaktiv ist. Ratten sind charakterlich sehr unterschiedlich.

Ich kann mir nicht vorstellen und habe es auch noch nicht erlebt, dass Tiere durch Weizen matschigen Kot, Nierenerkrankungen und Eiweißablagerungen im Gehirn bekommen können. Ich selbst esse gerne und häufig Weizengebäck.

LG
Kirstin
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