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@Tina01 Pferde/Fructan

 
   Degupedia-Forum » Tierernährung und Pflanzen » @Tina01 Pferde/Fructan Alle Zeiten sind GMT + 2 Stunden
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davX
Team


Anmeldungsdatum: 08.06.2004
Beiträge: 8494
Wohnort: Schweiz

BeitragVerfasst am: 01.10.2007 02:58    Titel: @Tina01 Pferde/Fructan Antworten mit Zitat

Hallo,

ich bin kürzlich über etwas gestolpert, was ich ehrlich gesagt etwas seltsam anmutend finde.
Der Fructangehalt im Gras soll massgebend an der Entsteheung von Hufrehe beteiligt sein, daher müsse man peinlichst genau darauf achten, dass wenig Fructan im Grünfutter sei... oder als Link, der erklärt das viel besser:
http://equivetinfo.de/html/weide_fruktan.html

Also dass einen Zusammenhang zwischen Fructan und Hufrehe bestehen könnte, das tönt m.E. noch glaubwürdig, aber der Rest, sorry, aber ich hab den Eindruck, da wird wieder mal auf einem einzigen Detail herumgeritten... oder ist das wirklich so problematisch bei Pferden?
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Mine
Nager-Erforscher


Anmeldungsdatum: 09.09.2007
Beiträge: 22

BeitragVerfasst am: 01.10.2007 22:48    Titel: Antworten mit Zitat

Also ich kenne mich mit Rehe bei Pferden jetzt nicht so gut aus, einfach weil ich kein Rehepferd habe, aber ja, grundsätzlich sollen Rehepferde nicht auf "fette" (also hochgewachsene, Grasreiche, wo sie sich so richtig den Bauch vollschlagen können) Wiesen.
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Tina01
Freak


Anmeldungsdatum: 07.03.2007
Beiträge: 329
Wohnort: Schweiz

BeitragVerfasst am: 02.10.2007 13:40    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo

Ich finde diese Abhandlung gut erklärt und meines Wissens auf dem neusten Stand der Erkenntnisse.

Tatsächlich kann zu viel Fruktan die gefährliche Hufrehe (vereinfacht erklärt eine Entzündung der Huflederhaut, welche in fortgeschrittenem Stadium eine Absenkung des Hufbeins oder sogar das Ausschuhen [Verlust der Hufkapsel] bewirken kann) auslösen.

Diese Passage des Artikels finde ich jedoch sehr wichtig:

"Fazit:

Fruktan ist nicht der einzige Faktor bei der Auslösung von Rehe auf der Weide. Es gibt viele Faktoren, die einzeln oder zusammen eine Rehe auf der Weide auslösen. Vermutlich ist es bei uns in Europa eher ein Mix aus verschiedenen Faktoren als das Fruktan alleine, was die Hufrehe auslöst."


Rehe-gefährdete Pferde sind meist sehr dick und bekommen parallel dazu zu wenig Bewegung.

Leider sind unsere Wiesen für Pferde wenig geeignet. Die Wiesen enthalten fettes Gras, welches für Milchvieh ideal ist.
Pferde sind hingegen Magerköstler, die in Freiheit 16 Stunden pro Tag nahrstoffarmes Futter fressen.

Mein Pferd kommt nur ca. 4 Stunden pro Tag auf die Weide. Gewisse Leute finden das gemein und heissen nur ganztägigen Koppelgang gut. Mir ist es hingegen lieber, dass mein Pferd Gras nur als Zusatzfutter bekommt und ansonsten von Heu und Stroh ernährt wird.

PS: Es scheint mir eine Parallele zu geben mit Hufrehe beim Pferd und Diabetes beim Degu.
Bekommt der Degu nun die Diabetes vom Zucker oder weil er wegen dem Zucker zu dick ist?
Und bekommt das Pferd Hufrehe vom Fruktan oder weil es zu dick ist und zu viel nahrstoffüberladenes Futter frisst? Confused
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Liebe Grüsse
Simone

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Murx Pickwick
Quoten-Kobold


Anmeldungsdatum: 23.07.2005
Beiträge: 4622
Wohnort: Runkel

BeitragVerfasst am: 02.10.2007 14:01    Titel: Re: @Tina01 Pferde/Fructan Antworten mit Zitat

Beim Degu scheint es Vererbungssache zu sein. Wer einen Degu hat, welcher die Veranlagung dazu nicht hat, kann ihn mit Zucker vollstopfen, wie er will, ohne einen Diabetes-Degu zu bekommen.
Selbst wenn eine generelle Veranlagung zu Diabetes vorliegen würde, wäre es nur über eine langfristige Fehlernährung möglich, über Futter Diabetes auszulösen, eine kurzfristige ungeeignete Kost sollte dagegen eigentlich jedes gesunde Tier überstehen können.

Unsere Wiesen entsprechen durch das permanente Neueinsäen schon lange nicht mehr den ursprünglichen mitteleuropäischen Wiesen. Das taucht ja auch im Artikel auf, daß im Grunde genommen hochgezüchtete Weidegräser ausgesät werden und keine nährstoffärmeren Wildgräser.
Auf dem alten Grundstück hab ich nachher 14 Grasarten (nicht Grassorten, sondern wirklich ARTEN) gezählt, auf einer durchschnittlichen Weide finden sich 3 - 6 Arten, wenn sich ein "Ungras" hat breitmachen können, noch eins mehr ... ursprünglich kamen auf mitteleuropäischen Wiesen bis zu 200 Grasarten vor.
Daß bei der Auswahl der Grasarten für die Weide immer nur die Gräser genommen wurden, die das Milchvieh zu mehr Milch und das Schlachtvieh zu dickeren Steaks gebraucht wurden, liegt doch auf der Hand. Die Zusammensetzung dieser modernen Weidegräser ist jedoch eine absolute Katastrophe - selbst meinen Meerschweinchen war meine vergleichsweise Grasartenreiche Wiese nicht ausreichend! Sie ergänzten extrem mit Kräutern!
Dazu kamen dann noch merkwürdige, nicht schmerzempfindliche Blähbäuche nach Genuß von zu viel Weidelgräsern.
Die Magergräser dagegen, die ich hier am Wegesrand pflücke, sind weitaus besser für Meerschweinchen geeignet, werden allerdings auch von den Kaninchen nicht angerührt - die wollen lieber die fetten Weidegräser.

Es gibt jedoch noch einen enormen Unterschied zwischen Weidegräsern und den meisten andern Gräsern - der Kieselsäuregehalt. Der hat bei den Kulturgräsern enorm abgenommen. Vielleicht spielt das sogar bei der Hufrehe eine Rolle?
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Murx Pickwick
Quoten-Kobold


Anmeldungsdatum: 23.07.2005
Beiträge: 4622
Wohnort: Runkel

BeitragVerfasst am: 03.10.2007 23:39    Titel: Re: @Tina01 Pferde/Fructan Antworten mit Zitat

Was man so alles findet, wenn man Fructan und FOS zusammen in der Suche eingibt ...

Stellungnahme zu Fructooligosacchariden und Inulin der Gesellschaft deutscher Chemiker

Weiterhin genaueres zur Hufrehe durch Fructan bei Pferdern:
Hufrehe durch Fruktane im Weidegras?
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Tina01
Freak


Anmeldungsdatum: 07.03.2007
Beiträge: 329
Wohnort: Schweiz

BeitragVerfasst am: 04.10.2007 09:55    Titel: Re: @Tina01 Pferde/Fructan Antworten mit Zitat

Die Links sind sehr interessant, Murx.

Neben der sogenannten Futter-Rehe gibt es beim Pferd auch noch die Belastungs-Rehe. Dort unterscheidet man wiederum zwischen mechanischer Einwirkung (vor allem bei Kutschpferden ein Problem, da sie viel auf harten Strassen traben) oder Stress als Ursache.

Wegen Diabetes:
Ich habe ein 5-jähriges Deguweibchen, das bisher kerngesund war. Kann ich nun davon ausgehen, dass sie keine Veranlagung zu Diabetes hat und ihr demzufolge in Zukunft Obst füttern? (Mit Honig geklebte Getreidestangen kämen bei mir trotzdem nie in den Käfig.)
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Liebe Grüsse
Simone

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Murx Pickwick
Quoten-Kobold


Anmeldungsdatum: 23.07.2005
Beiträge: 4622
Wohnort: Runkel

BeitragVerfasst am: 04.10.2007 17:00    Titel: Re: @Tina01 Pferde/Fructan Antworten mit Zitat

Wenn dieses 5-jährige Weibchen bisher recht kohlenhydratreich ernährt wurde und bis heute nix passiert ist, ja - ansonsten kann selbst ein zu Diabetes veranlagtes Tier so ernährt werden, daß Diabetes nicht ausbricht. Wird dieses nach acht Jahren längere Zeit über mit viel Süßem oder Dickmachern gefüttert, bekommt es trotzem Diabetes.

Dazu kommt, das wahrscheinlich frisches Obst in Maßen selbst bei diabetesveranlagten Degus genauso wenig Diabetes auslöst, wie bei anderen Tieren - nur, ohne großangelegte statistische Studien läßt sich da nix Definitives zu sagen ... es kann auch sein, daß Degus hier tatsächlich eine Ausnahme bilden, so wie Katzen z. B.
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Tina01
Freak


Anmeldungsdatum: 07.03.2007
Beiträge: 329
Wohnort: Schweiz

BeitragVerfasst am: 05.10.2007 10:59    Titel: Antworten mit Zitat

Meine 5-jährige wurde in den letzten 3,5 Jahren (seit ich sie habe) eher kohlehydratarm ernährt, wobei ich Getreide nie ganz aus dem Speiseplan gestrichen habe. Obst und Sachen mit Melasse als Klebemittel habe ich nie gegeben.

Experimente möchte ich natürlich auch nicht machen mit meinen Degus. Confused

Aber ich denke, dass ich nächsten Winter dann ab und zu mal ein Stückchen Apfel geben werde, ohne jedoch damit zu übertreiben. davX hat damit ja glaube ich auch gute Erfahrungen gemacht.
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davX
Team


Anmeldungsdatum: 08.06.2004
Beiträge: 8494
Wohnort: Schweiz

BeitragVerfasst am: 05.10.2007 14:20    Titel: Re: @Tina01 Pferde/Fructan Antworten mit Zitat

Zitat:
davX hat damit ja glaube ich auch gute Erfahrungen gemacht.

Sie sind entgegen meiner Befürchtung nicht an Diabetes erkrankt... insofern waren es gute Erfahrungen Wink.
Jetzt aber im Ernst. Ich hatte schon diesen Fructan-Link genau aus dem selben Grund hier eingestellt. Es geht doch um die Verhältnismässigkeit. Fructan soll in der Tat schädlich sein und Hufrehe verursachen, das konnte offenbar in einer Studie nachweisen (wir hatten das noch anderswo diskutiert und da erwähnte jemand diese Sache). Allerdings seien die Mengen so gross, dass man Unmengen an Gras füttern müsste um das zu erreichen. Da ich mal annehmen, dass Fructan nicht das einzige ist, was an diesen fetten Gräsern nicht gut ist, dürfte es wohl sinnvoller sein, statt sich auf Fructane zu fixieren, darauf zu achten, dass die Wiese mager ist... oder habe ich da jetzt einen Denkfehler gemacht? Ich bin, wie schon erwähnt mit dem Thema nicht so gut vertraut und will keine falschen Gerüchte verbreiten.

Was letztlich die Obstfütterung angeht, ich war anfänglich auch sehr skeptisch, aber ich werde kommenden Winter wieder gelegentlich kleinere Mengen an Apfel verfüttern.
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Beiträge: 4622
Wohnort: Runkel

BeitragVerfasst am: 05.10.2007 15:28    Titel: Re: @Tina01 Pferde/Fructan Antworten mit Zitat

Ich glaub nicht, daß du da einen Denkfehler machst ... meiner Meinung nach geht es darum, die domestizierten Gräser nur wenig auf der Wiese zu dulden und wilde Gräser anzusiedeln, um eine möglichst artenreiche Wiese zu erhalten ... dabei spielen die Ungräser, die man normalerweise versucht totzuspritzen, eine wichtige Rolle.
Eine solche artenreiche Wiese mit vielen unterschiedlichen Grasarten und Kräuterarten scheint auch für die Milchproduktion genauso förderlich zu sein, wie das Ranzüchten einer fetten Weidegrasmonokultur - seit Jahrhunderten gelten artenreiche Almwiesen als besonders förderlich für die Milchbildung beim Rind. Auch heißt es, daß es auf der Alm nie kranke Kühe gegeben habe (naja - sooo dürfte das dann eher ein Gerücht sein, das wird wohl eher ein weniger kranke Kühe alswie auf fetten, aber artenarmen Niederweiden gewesen sein ... scheint jedenfalls auffällig genug gewesen zu sein, um einen Myth der immer gesunden Almkühe entstehen zu lassen)
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BeitragVerfasst am: 09.10.2007 14:06    Titel: Antworten mit Zitat

Ein weiterer Vorteil von möglichst artenreichen (Pferde-)Weiden ist, dass die Tiere wie auch in Freiheit selektiv fressen. Die besten Gräser und Kräuter werden sorgfältig aussortiert, und das braucht Zeit. Das Pferd kaut länger, und das Futter wird besser eingespeichelt, was wiederum für die Verdauung gut ist.

Bei fetten, artenarmen Wiesen stopft das Pferd innert kurzer Zeit kiloweise Gras in sich rein. Die Folge können Blähungen bis hin zur Kolik, Durchfall oder - wenn das Pferd diese Fütterung gewohnt ist - Überfettung sein.

Übrigens fressen meine Degus kein Apfel. Somit hat sich diese Frage bei mir erledigt.
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