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Wohlleben und die Deutungshoheit im Wald

 
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davX
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Anmeldungsdatum: 08.06.2004
Beiträge: 8494
Wohnort: Schweiz

BeitragVerfasst am: 27.09.2019 12:14    Titel: Wohlleben und die Deutungshoheit im Wald Antworten mit Zitat

Huhu,

ich versuche hier ein bisschen nachzuzeichnen, was die Bekanntheit von Wohlleben in Kreisen der Forstwissenschaft und Teile der Biologie ausgelöst hat.

Teil 1:
https://www.natuerlich-jagd.de/kommentare/ein-guter-geschichtenerzaehler-ist-noch-lange-kein-guter-foerster.html

Im Artikel "Ein guter Geschichtenerzähler ist noch lange kein guter Förster" kritisiert Bastian Kaiser, seines Zeichens Rektor der Hochschule für Forstwirtschaft Rottenburg (HFR), die Tätigkeit von Peter Wohlleben. Wohlleben sei ein guter Geschichtenerzähler und hätte früher für ein gutes Image des Walds gesorgt, das sei ihm gegönnt, aber ihn stört seine Einmischung in die Debatte, die auch jetzt schon für den Forstsektor nicht einfach sei. Angekreidet wird ihm, dass er nicht den Dialog suche und sich der Wissenschaft stelle... nun, wir kennen nicht die ganzen Details und die Gegenseite, doch ich lasse das mal so stehen.

Interessant ist folgendes Buch, und zwar genau in diesem Kontext:

Torben Halbe: Das Wahre Leben der Bäume. Ein Buch gegen eingebildeten Umweltschutz. WOLL-Verlag.

Was erwartet uns im Buch? Nun, man lese und staune:
Zitat:

Dass Bäume langsame Menschen wären, widerlegt Halbe im ersten Teil "Von Baum und Mensch". Hier erklärt er, dass Pflanzen schon aufgrund der biologischen Unterschiede keine Sprache oder Wahrnehmung besitzen, also weder hören noch schmecken können, kein Bewusstsein haben oder auch keine Moral. Er geht auf die fundamentalen Unterschiede zwischen Tieren und Pflanzen ein und beschreibt, dass die einzig gangbare Brücke zwischen Mensch und Baum der gegenseitige Nutzen wäre.

Quelle: https://www.waldwissen.net/lernen/fortbildung/buecher/lwf_wahreleben/index_DE

Irgendwie tönt das mir alles sehr vertraut.

Im zweiten Teil gehe es dann darum, dass Bäume nicht ständig CO2 einlagern, dass es nicht dauerhaft im Ökosystem verbleibe und dass "Wirtschaftswälder eben doch bessere Kohlenstoffsenken sind als Urwälder".

So sehr mir auch die Idee eines Buches gefällt, das sich den eingebildeten Umweltschützern widmet, beschleicht mich doch etwas den Eindruck, dass das hinter den Erwartungen zurückbleiben dürfte, zumal wenn man von Wohllebens ideologisch gefärbten Ansichten absieht, er zumindest in dem älteren Buch, das ich gelesen habe, durchaus auch neuere Kenntnisse aus der Wissenschaft den Lesern näher bringt. Natürlich kann man darüber streiten, ob das anderen Autoren besser gelingt, aber was wir über die jüngere Forschung wissen, dann doch das, dass die Fähigkeiten der Bäume eben gerade nicht die Vorstellung ausschliessen lassen, dass Bäume so verschieden sind wie Menschen, zumal sie auch auf "Schmerz" reagieren, sich betäuben lassen und dann nicht mehr reagieren, Strukturen aufweisen, usw. das sind alles Dinge, eigentlich schon seit längerem bekannt sind, nicht erst seit Wohlleben seine Bekanntheit erlangt hat und ich eben auch aus anderen Büchern und Quellen kenne.

Um auf den ersten Beitrag zurückzukommen, so kann ich zustimmen, dass mir die Art, wie Wohlleben Geschichten erzählt, gefällt. In dem Buch, das ich gelesen hatte ("Der Wald"), beschrieb er den Zyklus des Buchenwalds vom Keimling bis zum alten Baum, was ich als den faszinierendsten Teil daraus mitgenommen habe. Bei seinen Ausführungen zur wirtschaftlichen Nutzung fragte ich mich jeweils, wie sieht es denn aus, wenn Wälder anders genutzt werden? Beispielsweise bei Waldgärten, bei Hutewaldnutzung, wie man es z.B. aus der Permakultur oder aus früheren Waldnutzungskonzepten her kennt? Da war ich öfters auch nicht gleicher Meinung mit seinen Schilderungen. Da stellt sich nun noch die Frage, ist das Buch von Halbe nur eine Reaktion auf Wohlleben oder ist da doch mehr Substanz dran, als die oben zitierte, kurze Rezension vermuten lässt? Sollte ich die Gelegenheit haben, mal in das Buch zu schauen, könnte ich wohl mehr darüber sagen. Interessanter fand ich aber zum jetzigen Zeitpunkt aufzuzeigen, wie der Erfolg von Wohlleben und das Echo in der Öffentlichkeit auf Abwehrreaktionen insbesondere aus der Forstwirtschaft stösst. Und wo die Wahrheit letztlich liegt, das liegt wohl wieder mal, wie so oft im Auge des Betrachters.

Und nicht zuletzt sollte man nicht vergessen, Aktion führt zu Reaktion und wären die Dinge nicht so wie sie sind, wäre wohl die Meinung von Wohlleben anders ausgefallen und wohl ebenso jene von Halbe etc. Wenn Dinge jahrelang schöngeredet werden, fallen die Worte des Kritikers auf fruchtbaren Boden und umgekehrt, wenn jahrzehntelang kritisiert wird, fällt ein weiterer Kritiker weniger ins Gewicht, als wenn er sich der verbreiteten Meinung entgegensetzt. Davon lebt die Medienbranche und letztlich auch der Buchmarkt, wo Provokation und Irritation (im positiven wie im negativen) das Geschäft belebt.

Ach ja, eigentlich ist diese ganze Auseinandersetzung auch daher gut, da sie wieder mal vor Augen führt, dass man nicht an einem "Idol" anhaften soll, wenn man genug sucht, findet man immer zur Sonnenseite auch eine passende Schattenseite, womit man sich dann getrost wieder dem eigenen Schaffen zuwenden kann.
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