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Voegel als Brandstifter?

 
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davX
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Anmeldungsdatum: 08.06.2004
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BeitragVerfasst am: 17.09.2018 08:01    Titel: Voegel als Brandstifter? Antworten mit Zitat

Huhu,

in einem etwas älteren Zeitungsbeitrag stiess ich auf die Aussage, dass Greifvögel in Australien gezielt Feuer legen würden.

Zitat:

Ein Mythos, erzählt von den australischen Ureinwohnern, den Aborigines, wurde von Wissenschaftlern belegt: Im Norden Australiens legen die Feuerfalken tatsächlich Feuer, wie "sky.news" berichtet.

Laut dem Ornithologen Bob Gosford packen die Greifvögel brennende Zweige mit ihren Krallen, werfen die Glut über trockenem Buschland ab und jagen damit die Beute, die aus dem Buschfeuer flieht. Vor allem Kleingetier wie Mäuse. Der Feuerwehrmann-Veteran Dick Eussen konnte dieses Phänomen erstmals direkt fotografieren. Als er im Northern Territory auf der Autobahn steckenblieb, entflammte sich plötzlich ein Feuer neben ihm, wie er der "National Post" berichtet. Daraufhin habe er die Vögel mit brennenden Zweigen gesehen. na

Quelle: "Greifvögel legen gezielt Feuer", Blick am Abend vom Donnerstag, 11. Januar 2018. Seite 9.


Etwas genauer ist Spektrum der Wissenschaft mit der Beschreibung:
Zitat:

Zwei Greifvogelarten, der Schwarzmilan (Milvus migrans) und der Habichtfalke (Falco berigora), betreiben in den Savannen des Kontinents anscheinend gezielt Brandstiftung, wie Bob Gosford berichtete. Der Australier ist eigentlich Anwalt, interessiert sich jedoch stark für die Kultur der Aborigines und wie sie mit ihrer Umwelt leben. Einen besonderen Schwerpunkt bildete dabei das Wissen der Ethnien über Vögel, was Gosford auch zu einem Teil seines Anthropologiestudiums machte. Immer wieder hörte er dabei Anekdoten, dass bestimmte Greifvögel glimmende oder brennende Zweige am noch unversehrten Ende ergriffen und über noch nicht entflammter Vegetation fallen ließen. (...) Befragungen von insgesamt acht Aborigines sowie sechs weiteren nichtindigenen Personen – Rangern, Feuerökologen, Feuerwehrleuten – aus dem Northern Territory bestätigten jedoch den Verdacht: Unabhängig voneinander berichteten sie davon, wie die Vögel die Lunte an trockene Pflanzen legten. Aus evolutionärer Sicht sei dieses Verhalten jedenfalls sehr sinnvoll, so Gosford, der seine Studie für eine Veröffentlichung aufbereitet: Manche Buschbrände lockten demnach so viele Beutegreifer an, dass sie sich um die fliehenden Tiere streiten müssen.

Quelle: Daniel Lingenhöhl: "Verhaltensbiologie: Legen Vögel gezielt Feuer?", News vom 12.02.2016. Spektrum der Wissenschaft online: https://www.spektrum.de/news/legen-voegel-gezielt-feuer/1399195


Bei Welt.de findet man zudem noch einige Fotos von Dick Eussen:
https://www.welt.de/kmpkt/article172411019/In-flagranti-erwischt-Diese-Falken-legen-absichtlich-Buschfeuer.html

Die Studie von Gosford und Eussen findet man übrigens hier:

Bonta et al. (2017): Intentional Fire-Spreading by “Firehawk” Raptors in Northern Australia. Journal of Ethnobiology 37(4):700-718. doi:10.2993/0278-0771-37.4.700 (Abstract)
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BeitragVerfasst am: 17.09.2018 14:49    Titel: Re: Voegel als Brandstifter? Antworten mit Zitat

Also ist der Mensch nicht einmal das einzige Tier, was mit Feuer umgehen kann ...

Der Schwarzmilan kommt auch bei uns vor, allerdings ist meines Wissens ein solches Verhalten in Europa oder Asien bislang noch nicht beobachtet worden.
Allerdings frage ich mich nun, ob wirklich alle Waldbrände durch Unachtsamkeit des Menschen entstehen oder nicht eventuell doch ein paar Waldbrände von Schwarzmilanen gelegt wurden.
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Anmeldungsdatum: 08.06.2004
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BeitragVerfasst am: 23.09.2018 10:21    Titel: Re: Voegel als Brandstifter? Antworten mit Zitat

Nein, ist er offenbar nicht *g*.
Ich denke allerdings, dass in Australien Buschbrände nochmals häufiger sind als bei uns sprich im Mittelmeerraum, um präzise zu sein. In Australien gehören sie geradezu zum Ökosystem, die Eukalyptusbäume mit ihrem hohen Gehalt von ätherischen Ölen sind regelrechte Brandstifter, die es darauf absehen, dass durch Feuer für sie Vorteile entstehen. Ich sah mehrere Buschbrände (also die Spuren von ihnen, abgebrannte und verkohlte Pflanzenreste und so) in Australien in meinen wenigen Wochen, in denen ich dort war. Ich war etwa gleichlange in Chile und sah gerade mal einen, ich war über viele Jahre nun immer wieder mal in Spanien und Portugal unterwegs und sah dort nie etwas vergleichbares... sicherlich gibt es auch Brände dort, aber mein zugegeben subjektiver Eindruck ist, sie sind erstens seltener und zweitens versucht man auch gezielt durch Brandschneisen sie wenn möglich zu verhindern und einzudämmen. Solche Schneisen sind mir in Südspanien in einem Naturschutzgebiet einmal aufgefallen.

Es dürfte wohl nicht ausgeschlossen sein, dass Vögel auch in Europa Feuer nutzen könnten, ich denke aber die Wahrscheinlichkeit ist in Australien schon grösser und insofern schätze ich es so ein, dass in Europa da zumindest ein Fragezeichen berechtigt ist.
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BeitragVerfasst am: 23.09.2018 11:35    Titel: Re: Voegel als Brandstifter? Antworten mit Zitat

Die sehr viel höhere Brandgefahr in Australien wäre natürlich eine gute Erklärung, weshalb Schwarzmilane in Australien in der Lage sind, die Vorteile von Feuer bei der Jagd zu erkennen und nutzen zu lernen, in Europa jedoch nicht ... schließlich brauchen die Greifvögel ja immer noch irgendetwas, was brennt, um ihre eigenen Feuer zu legen. Noch haben sie nicht gelernt, Feuer selbst zu entzünden.
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BeitragVerfasst am: 23.09.2018 12:31    Titel: Re: Voegel als Brandstifter? Antworten mit Zitat

Ja, das waren meine Überlegungen.
Es gibt übrigens auch Literatur zum Thema Waldbrände und die Anpassung der Ökosysteme an das Feuer. Dabei ist meines Wissens in Australien eine enge Verknüpfung dieser beiden Themen, während in Chile die Vegetation wenig an Waldbrände angepasst ist, in Europa wiederum ist es meines Wissens irgendwo dazwischen und längst auch nicht so ausgeprägt wie in Australien.

Auch interessant ist vielleicht noch der Aspekt, dass die Feuertoleranz und die Häufigkeit von Feuer im Laufe der Zeit sich ändert.

Zum Beispiel in der Schweiz gibt es Untersuchungen, die sich mit der Vegetation in der Vergangenheit beschäftigten. Dabei zeigte sich unter anderem dass Tannen recht empfindlich auf Feuer reagieren und vermutlich Feuer der Grund sein dürfte, dass diese im Tiefland der Schweiz fast völlig verdrängt wurden. Dagegen sind unter anderem Erlen und Eichen feuertoleranter.
https://besjournals.onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.1046/j.1365-2745.1999.00346.x

Wenn man sucht findet man auch einiges über Feuer im südlichen Chile. Auch da gab es unterschiedliche Perioden, interessant dass heute wieder eine Zeit dort sein soll, wo Feuer häufiger vorkommen (durch den Einfluss des Menschen?).
https://www.cambridge.org/core/journals/quaternary-research/article/changing-fire-regimes-in-the-temperate-rainforest-region-of-southern-chile-over-the-last-16000-yr/F9F2858E569216FED489425E0490AEC1

Bei der Studie ist allerdings zu bedenken, dass es sich um eine Untersuchung an einem lokalen Ort, eben dieser einen Insel handelt. Was dort also beobachtet wurde, lässt sich nicht ohne weiteres auf andere Teile des südlichen Chile übertragen.

Eine weitere interessante Geschichte:
Zitat:

Comparison of global ‘fire off’ simulations with landcover and treecover maps show that vast areas of humid C4 grasslands and savannas, especially in South America and Africa, have the climate potential to form forests. These are the most frequently burnt ecosystems in the world. Without fire, closed forests would double from 27% to 56% of vegetated grid cells, mostly at the expense of C4 plants but also of C3 shrubs and grasses in cooler climates.

Quelle: https://nph.onlinelibrary.wiley.com/doi/abs/10.1111/j.1469-8137.2004.01252.x

Feuer spielt also auch eine wichtige Rolle bei der Entstehung und der Pflege von Graslandschaften und somit auch bei der Eindämmung von Wäldern und Verbuschung.

Beim chilenischen Matorral, also den trockenen Regionen des nördlichen Chiles gilt es noch zu bedenken, dass eine starke Nutzung, ja eine Übernutzung zu einer Degenerierung der Landschaft führte. Die Biomasse reduzierte sich, Brennholz wurde ziemlich gründlich auch aus den Lebensräumen entnommen und somit wurde sicherlich auch dazu beigetragen, dass es auch nicht so viel gäbe, das dort brennen könnte.
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