davX Team
Anmeldungsdatum: 08.06.2004 Beiträge: 8494 Wohnort: Schweiz
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Verfasst am: 24.06.2018 10:25 Titel: Monsanto verschwindet und Roundup-Nachfolger |
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Huhu,
ich habe ein paar Neuigkeiten rund um Bayer-Monsanto, die ich hier mal bündeln möchte.
Die erste Neuigkeit, die so neu jetzt auch nicht mehr ist, und die wohl kaum überrascht, der Name Monsanto soll weg:
https://www.nzz.ch/wirtschaft/bayer-uebernimmt-monsanto-und-streicht-den-namen-ld.1391344
Das war zu erwarten, zumal Monsanto einen sehr schlechten Ruf hat in der Öffentlichkeit und es gab im Vorfeld auch eine Dokumentation, welche Bayer etwas auf den Zahn fühlte, welche zeigte, dass die Unternehmenskultur von Bayer (zumindest was der Öffentlichkeit gezeigt wird) doch eine ziemlich andere sein soll, als jene von Monsanto. Der Schritt ist also nur logisch und konsequent.
Der Preis der Fusion
Der Konzern muss für den Deal allerdings auch Federn lassen und trennt sich von seiner Gemüse- und Feldsaatgut-Sparte und dem "Digtital-Farming" Geschäft und von einigen "Pflanzenschutzmitteln", welche BASF übernimmt:
Zitat: |
In zwei Tranchen muss sich der deutsche Konzern unter anderem von seinem Gemüse- und Feldsaatgut-Geschäft, von Aktivitäten bei «Digital Farming» sowie vom weltweiten Geschäft mit Glufosinat-Ammonium trennen – insgesamt geht damit ein Umsatzvolumen von 2,2 Mrd. € an den Rivalen BASF. Der zahlt dafür rund 7,6 Mrd. Euro. Dem Verkauf stimmte die EU-Kommission Anfang Mai unter Auflagen zu. Gleichzeitig mit den US-Behörden teilte sie in der vergangenen Woche zudem mit, dass sie BASF für den geeigneten Käufer halte.
Quelle: NZZ, siehe Link oben
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Und bei Monsanto kommt es zu Entlassungen... doch dazu später
BASF ist natürlich jetzt auch kein unbedeutender Player auf dem Markt und somit wird durch den Verkauf der genannten Sparten sich auch nichts an der weiteren Konzentration der Marktmacht weniger Grosskonzerne ändern, welche letztlich den Bauern ihre Politik diktieren können. Wenn ich so darüber nachdenke, ist das ein Problem des Kartellrechts, dass es hier nicht griffigere Massnahmen gibt, dass durch Fusionen auch was bei den kleineren Konkurrenten ankommt.
Roundup Nachfolger
Heute lese ich nun, dass es einen Roundup Powerflex Nachfolger (Wirkstoff: Glyphosphat) gäbe, der ab 2020 zu erwarten wäre. Heute würden mit 2750t nur noch die Hälfte an Roundup jährlich verkauft als noch vor 5 Jahren (Anm.: ich vermute es handelt sich um die Zahlen für Deutschland). Geht es nach Monsanto/Bayer soll Roundup nach dem Auslauf der Zulassung 2022 eine weitere Verlängerung um 15 Jahren anstreben. Daneben gäbe es mit dem Nachfolger ein neues, verbessertes Produkt, das in noch kleineren Mengen angewendet werden können solle und die Wartezeit nach dem Sprühen verkürzen solle, bis wieder angebaut werden kann.
Die Fusion zeigt, wie bereits schon kurz angetönt nun erste Folgen. So wurden 17% der Monsanto-Belegschaft entlassen:
https://www.agrarheute.com/pflanze/monsanto-2020-kommt-nachfolger-roundup-powerflex-545851
Schlussbemerkungen
Roundup ist in der Öffentlichkeit ja hoch umstritten. Problematisch ist einerseits, dass es zu den meistverwendeten Spritzmitteln gehört. Auf der anderen Seite wird gesagt, dass Roundup zu den Herbiziden mit den geringsten Nebenwirkungen gehöre, da es sich schnell wieder abbaue und der Wirkstoff nur bei Pflanzen wirke, also nicht auch noch Insekten und andere Tiere schädige. Ich habe das jetzt ein bisschen verkürzt und vereinfacht. Jedenfalls das Fazit, es gehöre bei den Pflanzenschutzmitteln zu den unbedenklichsten und seine Wirkung ist doch relativ universell, was sicher auch für den weiten Einsatz spricht. So gesehen ist es sicher verständlich, dass manche Leute jetzt argumentieren, man solle doch erst andere Pflanzenschutzmittel verbieten, die problematischer wären. Auch nachvollziehbar ist die Sorge, dass durch ein Verbot von Glyphosphat giftigere Wirkstoffe auf dem Acker landen.
Allerdings geht bei der ganzen Diskussion leider vergessen, dass Pflanzenschutzmittel, wie sie funktionieren und angewendet werden, an sich schon problematisch sind. Gerade Totalherbizide wie Glyphosphat, denn sie führen wesentlich zur Verarmung der Ackerflora und in Folge auch zur Verarmung der Fauna (Insekten) und Bodenlebewesen bei. Da kann Roundup noch so "grün" und "umweltfreundlich" sein, es ist doch eine Chemie-Keule für die ganze Ackerbegleitflora und letztlich wirkt es sich dadurch auch indirekt negativ auf Insekten und Bodenlebewesen aus.
Was die Fusion von Monsanto und Bayer angeht, sehe ich das Ganze mit gemischten Gefühlen. Dass Monsanto nun verschwindet, das dürfte sicher viele freuen. Ich denke, dass mit dem Verschwinden der arroganten Firmenkultur (sofern die Fusion gut verläuft... weiss man ja nicht), sicher was Gutes wäre, jedoch wird Bayer dadurch auch nicht zu einem besseren Player. Sie sorgen sich um ihr Image in der Öffentlichkeit und problematische Praktiken, die nicht nur von Monsanto, z.b. in Drittweltländern durchgeführt werden, das ganze Lobbying bei den Bauern usw. wird weitergehen. So ist zu befürchten, es ändert sich nur der Name, sonst nix. Und ohne Feindbild Monsanto könnte die Mobilisation möglicherweise auch etwas schwieriger werden... aber das wird man ja dann sehen. _________________ Degu-Fütterungstagebuch | Degupedia bei Youtube | Meine Degu-Aussenhaltung (Video)
Es preciso conocer el nombre de las plantas para que podamos salutarlas y ellas nos saluden a nosotros. GOETHE
Manche Menschen sind Steine und manche sind Otter. |
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