davX Team
Anmeldungsdatum: 08.06.2004 Beiträge: 8494 Wohnort: Schweiz
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Verfasst am: 25.02.2017 19:59 Titel: Die Zeit das Extremisten-Sprachrohr? |
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Huhu,
Gibt sich "Die Zeit" als Sprachrohr für Tierschutz-Extremisten? Man könnte es zumindest denken. Die Artikel sind zwar schon eine Weile her, und ich bin bisher nicht dazugekommen, mich ihnen zu widmen. Nun will ich das zum Anlass nehmen, dem abzuhelfen.
Worum geht es?
Der Tierhalter-Dachverband (DV-TH) und der Terrarianer-Blog berichteten letzten Herbst mehrfach zum Thema:
Terrarianer: Erneut "End-ZEIT-stimmung" (02.10.2016)
DV-TH: Die „Zeit“ wird zum Verlautbarungsorgan von Tierrechts-Extremisten (06.10.2016)
Terrarianer: Willkommen im ZEITalter der Propaganda! (06.10.2016)
Schaut man genauer hin, dann fällt auf, dass hinter den kritisierten Artikeln eine Praktikantin namens Dagny Lüdemann steckt, die sich Tierthemen, Natur- und Tierschutz verschrieben hat, z.B. Palmöl-Plantagen und Regenwald, Systematik der Giraffen, Tierseuchen, niedliche Pandas, ein emotionaler Beitrag über Gottesanbeterinnen in Deutschlands Wildnis, aber eben auch zwei Beiträge über die Heimtierhaltung von Exoten und sorgt mit unliebsamen Äusserungen für eben oben erwähnte Aufmerksamkeit:
1. Oktober 2016: "Chinesen lieben Elfenbein, wir quälen Geckos"
http://www.zeit.de/wissen/umwelt/2016-09/haustier-artenschutz-cites-gecko-papagei-schmuggel
Neben dem reisserischen Titel, der dem deutschen Boulevard-Stil und jenem von populistischen Tierrechtsorganisationen wie Peta oder Pro Wildlife schmeichenl würde, hat es auch der Text in sich, wird doch mit Passagen wie dieser impliziert, dass Terrarientiere überwiegend gefährdet wären durch die Terraristik und nicht artgerecht gehalten:
"Ein Williamsgecko. Was macht der? Er leuchtet blau – was Lygodactylus williamsi zu einem der beliebtesten Geckos unter Reptilienhaltern gemacht hat. In Terrarien wird er einquartiert, gefüttert mit Fliegen, Larven und Heuschrecken. Sein Revier: ein Fake-Regenwald aus Minipflanzen. (...)
Das traurige Schicksal teilt er nicht nur mit Artgenossen, sondern Tausenden Reptilien in deutschen Haushalten. Wie viele Terrarien es hierzulande gibt, ist nicht bekannt. Tierschützer der Organisation Peta gehen von rund einer Million aus. Sie lehnen die Haltung exotischer Tiere gänzlich ab, auch weil sich unter den gehandelten Haustieren jede Menge vom Aussterben bedrohte Arten finden, die dazu gewildert und unter grausamen Bedingungen geschmuggelt werden. "
6. Oktober 2016: "Vorsicht mit Haustieren aus dem Zooladen"
http://www.zeit.de/wissen/umwelt/2016-10/artenschutz-cites-haustiere-schmuggel-tansania-ngo-traffic
Nochmals kommt der Türkisblaue Zwerggecko (Lygodactylus williamsi) zur Sprache in einem zugegeben sehr knappen Beitrag...
Die Autorin
Die Beiträge hatten durchaus auch einen interessanten Aspekt, gaben sie mir doch bei meiner kurzen Recherche einen interessanten Einblick hinter die Kulisse des heutigen Journalismus, der bei mir gemischte Gefühle hinterlassen hat, was mir allerdings schon bekannt, aber hiermit nochmals bestätigt wurde.
Zuerst der erfreulichere Teil, bei Zeit online findet man schön sortiert die Artikel der Autorin, was praktisch und interessant ist:
http://www.zeit.de/autoren/L/Dagny_Luedemann/index.xml
Wir sehen das breite Spektrum an Themen, das die Autorin abdeckt, interessanter wird aber eine kurze Recherche, die mich zu einem Artikel bei SPON führte, der den stressigen Alltag der Praktikantin Dagny Lüdemann portärtiert:
http://www.spiegel.de/lebenundlernen/job/praktikumsmuehle-kapieren-geht-ueber-kopieren-a-383930.html
Was zurück bleibt, dass die da beschriebenen Umstände nicht unbedingt das ist, was man sich wünscht für einen seriösen Journalismus. Statt Massenproduktion und Druck, wäre gerade heute mehr denn je nötig, dass Artikel genug Zeit bekämen, um mehr in die Tiefe zu gehen, um umfangreichere Recherchen durchzuführen, die sich nicht auf das oberflächliche Zusammenfassen von schnell verfügbaren Informationen sich beschränkt. Während der Lack am Ruf der Zeit abblättert, macht man sich Gedanken über dieses andere Leben, man möchte nicht tauschen und man schwankt zwischen Mitleid und dem Gefühl, dass man eigentlich gar nicht so genau wissen möchte, welche Umstände hinter den Kulissen der grossen Medienhäusern herrschen. Doch eigentlich sollte uns das wohl interessieren, geht es doch um die Informationen, mit denen wir im Alltag konfrontiert werden. Der Fastfood-Journalismus schleift den einst guten Ruf der alten Journalistengarde, und schafft den Nährboden für postmoderne Begriffe wie "Lügenpresse", "Lückenpresse", "Fake-News" oder "alternative Fakten".
Kategorie: Tierschutz-Watch _________________ Degu-Fütterungstagebuch | Degupedia bei Youtube | Meine Degu-Aussenhaltung (Video)
Es preciso conocer el nombre de las plantas para que podamos salutarlas y ellas nos saluden a nosotros. GOETHE
Manche Menschen sind Steine und manche sind Otter. |
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