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Yersinia-Übertragung bei Degus

 
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davX
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Anmeldungsdatum: 08.06.2004
Beiträge: 8494
Wohnort: Schweiz

BeitragVerfasst am: 15.01.2015 18:34    Titel: Yersinia-Übertragung bei Degus Antworten mit Zitat

Gerade im Deguforum entdeckt. War etwas überrascht, dass es sowas bei uns gibt... aber die Pest ist zum Beispiel in den USA auch nicht ausgestorben. Man lernt offenbar immer wieder dazu.

Die Bakterien wurden offenbar durch einen Degubiss übertragen, die Symptome zeigten sich erst Wochen später:
http://www.degus-online.de/phpbb/viewtopic.php?f=7&t=43049

Pikantes Detail: Trotz präventiver Antibiotika-Gabe half das gar nichts, erst als dann die Bakterien gezielt mit einem anderen Antibiotikum behandelt wurden, verschwanden die Symptome wieder.
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Murx Pickwick
Quoten-Kobold


Anmeldungsdatum: 23.07.2005
Beiträge: 4622
Wohnort: Runkel

BeitragVerfasst am: 16.01.2015 10:50    Titel: Re: Yersinia-Übertragung bei Degus Antworten mit Zitat

Das ist nicht die Pest (Yersinia pestis), sondern ganz stinknormale Yersiniose (Yersinia enterocolitica und Yersinia pseudotubercularis) ... und die kann man sich überall holen, da braucht man sich nicht erst vom Degu beißen lassen, Gemüse oder konventionelles Fleisch futtern reicht eigentlich schon aus. Die Übertragung durch Biß dagegen ist bislang nicht nachgewiesen, sondern es wird nur vermutet, daß das auch geht. Auch die lange Zeit nach Biß bis zum Ausbruch spricht mehr dafür, daß dazwischen infizierter Salat oder irgendsowas gefuttert wurde ... selbst Biosalat ist kein 100%iger Schutz, der kann auch neben einem güllegedüngten Feld gewachsen sein, die biobewirtschafteten Felder sind oft klein und sitzen direkt zwischen konventionellen Feldern.

Ich hatte nen Yersinioseausbruch mit Yersinia pseudotubercularis auf der Weide gehabt - Krankheitsanzeichen zeigten allerdings nur die Kaninchen.

Sowohl Yersinia enterocolitica, als auch Yersinia pseudotubercularis werden über die Produkte in der Massentierhaltung übertragen. Über den Kot wird auch Gemüse und Obst kontaminiert, man kann sich also auch über die Gemüsetheke anstecken. Aus diesem Grund lassen sich diese beiden Bakterienarten in fast jedem Menschen nachweisen ... meist ohne, daß es Krankheitsanzeichen gibt. Davon weisen ca. um die Daumen gepeilte 40% der untersuchten Menschen Antikörper gegen Yersinia enterocolitis auf, dennoch erkranken nur wenige Menschen daran.

Nach mündl. Mitt. aus der Uni Gießen sind 75% - 85% der hessischen Schweinebestände hochgradig mit Yersinia pseudotubercularis befallen ... seit dieser Feststellung wurden sämtliche Untersuchungen zu dem Thema eingestellt und die geplante Meldepflicht für Y. pseudotuberculosis wurde wieder verworfen (Yersinia pestis und Yersinia enterocolitica sind meldepflichtig).
Ein Schelm, wer da was Böses denkt ...

Yersinia enterocolitica verursacht beim Menschen eher Durchfall und grippeähnliche Symptome, Gelenkentzündungen sind selten, Yersinia pseudotuberculosis verursacht hauptsächlich Gelenkentzündungen und Durchfall ist selten. Insgesamt ist Yersiniose durch Yersinia enterocolitica beim Menschen mind. doppelt so häufig zu beobachten, wie mit Y. pseudotuberculosis.

Weiterführende Quelle:
J. Bockemühl, P. Roggentin (2004): Enterale Yersiniosen. Bundesgesundheitsblatt, Gesundheitsforschung, Gesundheitsschutz, Vol. 47, Issue 7, Ss. 681 - 695, Springer-Verlag.

ein paar Studien zu dem Thema:
K. Zechner (2003): Die Verbreitung der Yersiniose beim Menschen im Groflraum München unter Berücksichtigung von Schweinefleisch und Schlachtnebenprodukten als mögliche Infektionsquelle. Inst. Hygiene und Technologie der Lebensmittel tierischen Ursprungs
der tierärztlichen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität München
R. Leemann (1979): Nachweis von Yersinia enterocolitica in Kotproben von Schlachtschweinen. Zentralblatt für Veterinärmedizin Reihe B, Vol. 26, Issue 3, Ss. 214 - 221
H.-H. Wuthe, S. Aleksic (1992): Yersinia enterocolitica Serovar 1,2a,3 biovar 3 in Chinchillas. Zentralblatt für Bakteriologie, Vol. 277, Issue 3, Ss. 403 - 405
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davX
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Anmeldungsdatum: 08.06.2004
Beiträge: 8494
Wohnort: Schweiz

BeitragVerfasst am: 16.01.2015 14:05    Titel: Re: Yersinia-Übertragung bei Degus Antworten mit Zitat

Ja da wären wir dann wieder beim Thema Massentierhaltung und Antibiotika.

Zitat:

Sowohl Yersinia enterocolitica, als auch Yersinia pseudotubercularis werden über die Produkte in der Massentierhaltung übertragen. Über den Kot wird auch Gemüse und Obst kontaminiert, man kann sich also auch über die Gemüsetheke anstecken. Aus diesem Grund lassen sich diese beiden Bakterienarten in fast jedem Menschen nachweisen ... meist ohne, daß es Krankheitsanzeichen gibt. Davon weisen ca. um die Daumen gepeilte 40% der untersuchten Menschen Antikörper gegen Yersinia enterocolitis auf, dennoch erkranken nur wenige Menschen daran.

Das ist interessant, ich dachte mir aber schon, wenn es so häufig ist, dass es wahrscheinlich bei vielen Menschen keine Krankheitsanzeichen gibt. Andererseits könnte man sich auch fragen, ob ggf. auch unspezifische Krankheitssymptome in Frage kämen? Dass die Krankheitsursache sich nicht ermitteln lässt oder dass sie mehr ins Chronische gehen? Im verlinkten Beispiel sah es ja auch so aus, dass sich die Ursache nicht ermitteln liesse.

OT: Ich habe nicht behauptet, dass es Pest ist, sonst hätte ich das explizit im Text erwähnt oder im Titel.

edit: auf die Schnelle konnte ich jetzt keine Quelle finden zu Yersinia und Degus. Ich habe mich vermutlich in diesem Punkt geirrt. Was man vor allem findet sind Hinweise auf Y. pestis bei Nagern in Nordamerika, die im Zusammenhang mit anderen bakteriellen Erkrankungen diskutiert werden, die bei Degus auftreten.
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Lilith-Louhi
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Anmeldungsdatum: 15.01.2014
Beiträge: 225

BeitragVerfasst am: 16.01.2015 16:39    Titel: Antworten mit Zitat

Eine befreundete TA hatte einen Fall von Yersinia pseudotuberkulosis in einem größeren meerschweinchenbestand und wir haben uns Ende 2013 sehr intensiv mit Rodentiose (so nennt sich die Krankheit auch) beschäftigt.

In der Fachliteratur wird die Bestandskeulung bei nachgewiesenen Fällen verordnet. Auch Versuchstherapien, die zwar erfolgreich sein können, sind wohl abzulehnen weil es sich um eine Zoonose handelt.

Die damalige Besitzerin der Tiere verlangte die Tötung der Verbliebenen, meine Freundin nahm sie auf, behandelte sie nach den Empfehlungen der Vet Uni Zürich (die Schweizer sehen das nämlcih nicht so eng und stufen das Zoonoserisiko recht gering ein) und sie eben noch heute bei ihr.

Seither, und durch Gespräche mit Murx, ist meine Angst vor diesem Erreger wieder auf normalneveau geschrumpft. In 2013, als ich davon erfuhr gab es eine Desinfektionsschleuse zum Stall und jede Ringeltaube (in der Literatur der Hauptüberträger) wurde gnadenlos vertrieben.
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Miriam
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Anmeldungsdatum: 06.09.2010
Beiträge: 370
Wohnort: Offenbach

BeitragVerfasst am: 06.05.2017 20:01    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo,

kann mir jemand weitere Infos zu Rodentiose geben?
Ich finde zwar viel im Netz, aber auch sehr Widersprüchliches.
Gute Links würden mich auch interessieren.

Was genau macht Yersinia pseudotuberculosis im Organismus? Irgendwo las ich, dass es Organe wie Nieren, Leber, Lunge, Milz befällt, stimmt das und wenn ja, alle gleichzeitig oder nacheinander und wie schnell oder langsam erkennt man eine Organbelastung?
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Liebe Grüße
Miriam
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davX
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Anmeldungsdatum: 08.06.2004
Beiträge: 8494
Wohnort: Schweiz

BeitragVerfasst am: 15.05.2017 03:55    Titel: Antworten mit Zitat

Der erste Treffer, den ich zu Y. pseudotuberculosis finde, dass die Pest eine neue Variante von Y. pseudotuberculosis wäre:
http://www.pnas.org/content/96/24/14043.short
und
http://www.pnas.org/content/101/38/13826.full

Hilft dir das weiter?
https://de.wikipedia.org/wiki/Lymphadenitis_mesenterialis

tl;dr
Die Symtopmatik ist ähnlich wie bei Morbus Crohn eine Entzündung im Dünndarmbereich hin zum Übergang zum Dickdarm, doch im Gegensatz zum Crohn sind auch die Lymphknoten vergrössert. Da man beim Menschen Immunsuppressiva gibt, welche die Entzündung im Darm zum Abschwellen bringen, bzw. zumindest beim Crohn gibts zuerst eine akute Cortisonkur und dann kommen die Suppressiva, wird wohl bei Nichtbehandlung der Darm irgendwann zuschwellen und die Darmtätigkeit in Folge zum Erliegen kommen... keine schöne Ausgangslage. Da man beim Crohn durch Vermeidung von Stress und Achtung auf Ernährung die Krankheit beeinflussen kann, wenn durch Cortison erst mal die Entzündung weg ist, könnte ich mir vorstellen, dass das auch hier der Fall wäre. Aber das ist jetzt weit zum Fenster hinaus gelehnt.
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Anmeldungsdatum: 23.07.2005
Beiträge: 4622
Wohnort: Runkel

BeitragVerfasst am: 17.05.2017 13:35    Titel: Antworten mit Zitat

Eventuell bekommst du auch noch weitere Informationen über die Uni Gießen ... dort wurde lange Zeit Yersinia pseudotuberculosis untersucht.
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