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Artenschutz: ausgehebelt durch Gesetzlücke

 
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davX
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Anmeldungsdatum: 08.06.2004
Beiträge: 8494
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BeitragVerfasst am: 05.01.2015 02:34    Titel: Artenschutz: ausgehebelt durch Gesetzlücke Antworten mit Zitat

Tatort Bankok, Thailand. Der Chatuchak Weekend Marked ist mit seinen über 15 00 Ständen einer der grössten und beliebtesten Wochenendmärkte der Welt. Und laut einer neuen Studie des WWFs ist er offenbar auch das Zentrum des internationalen illegalen Schildkrötenhandels.

Das Fazit der Studie: "Bei zehn Stichproben zwischen November 2004 und Dezember 2013 gingen 2667 Schildkröten über den Ladentisch - die Hälfte davon weltweit gefährdete Arten. (...) Da es sich um Stichproben handelte, muss die eigentliche Zahl um ein Vielfaches höher sein."

Die Liste der betroffenen Arten wird angeführt von der indischen Sternschildkröte (653 Stück), Afrikanische Spornschildkröte (536 Stück) und Madagassische Strahlenschildkröte (320 Stück). Auffällig ist, dass falst alle gehandelten Tiere aus Ländern ausserhalb Thailands stammen:

Die Händler nutzen eine Gesetzeslücke aus, denn der Artenschutz greift nur für einheimische Schildkrötenarten, nicht aber Arten aus anderen Ländern. Letztere geniessen zwar den Schutz des Washingtoner Artenschutzabkommens (CITES) und sie können zwar an der Grenze Thailands beschlagnahmt werden, aber sind die Tiere einmal im Land, wird es schwierig. Die Händler können nur verfolgt werden, wenn der illegale Import nachgewiesen werden kann.

Der WWF fordert nun Thailand auf, die Gesetzeslücke zu schliessen (Quelle: Andrea Trueb: Geschützte Arten tausendfach im Angebot. Blick am Abend vom Mittwoch 17. Dezember 2014, S. 22).


Das Thema ist nicht neu:
Artenschutz und Entstehen von Gesetze sind oft ein Prozess, es gibt häufig (wirtschaftliche) Interessen, die einem Artenschutz entgegenstehen und Gesetzeslücken werden ausgenutzt, wenn es welche gibt oder wenn das Gesetz nicht konsequent durchgesetzt wird.

Beispiel Chile:
Schon um 1900 gab es Forderungen, die damals stark bejagten und in ihrem Bestand schrumpfenden Chinchillas unter Schutz zu stellen. Es vergingen einige Jahre, bis erste Gesetze verabschiedet wurden, aber erst in den 20er Jahre gab es wirksame Bemühungen. Und selbst da gab es Berichte von illegalen Fangaktionen und das erste Chinchillaschutzgebiet entstand erst in den 1970er/1980er Jahre zu Zeiten des Pinochet-Regimes. Und selbst mit dem Schutzgebiet wurde das Problem eigentlich nicht gelöst. Die Chinchillapopulationen, welche entdeckt wurden, werden von dem Schutzgebiet nur ungenügend geschützt, denn ein grosser Teil der Kolonien befindet sich ausserhalb des Schutzgebiets und ihre Population ist nach wie vor im Rückgang. Aber offenbar sind es auch wieder einmal wirtschaftliche Interessen, die gegen ein grösseres Schutzgebiet und strengere Bestimmungen stehen.

Beispiel Afrika:
Der Kontinent weist zwar viele Reservate, Nationalpärke und Schutzgebiete auf. Das hindert aber nicht daran, dass diese Bemühungen längst nicht immer den gewünschten Erfolg brachten. Vor allem Bürgerkriege stellten selbst streng kontrollierte Schutzgebiete auf die Probe und auch die Wilderei macht vor den Schutzgebieten nicht Halt. Manchmal genügt es aber auch, dass ein Nationalpark oder Schutzgebiet so eingezont wird, dass es den Tieren nicht viel bringt und die für die Tiere wichtigsten Gebiete ausserhalb des Schutzgebietes zu liegen kämen, so wie vor vielen Jahren einst in der Serengeti, als es Bernhard Grzimek nur durch viel Überzeugungsarbeit und seine Forschung des Wanderverhalten der Tiere am Ngorongoro Kraters gelungen ist.
Jahrzehnte später ist das Schutzgebiet erneut existenziell bedroht, eine Schnellstrasse soll quer durch das Schutzgebiet gebaut werden:
http://www.spektrum.de/news/serengeti-kommt-unter-die-raeder/1045955
Die Bedeutung der Strasse wurde zwar heruntergespielt, da es keine wichtige Strasse sein soll, aber es geht hier um die Auswirkungen, was mit einer einfachen Strasse anfängt, die ausgebaut werden soll und irgendwann mal so stark befahren wird, dass man sie vor den Wildtieren schützen muss, wird zwangsläufig zu einer unüberwindbaren Barriere, die wertvolle, geschützte Lebensräume zerschneiden kann. Auch hier gibt es wieder handfeste wirtschaftliche Interessen, den Natur- und Artenschutz aufzuweichen.
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