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Die Bio-Illusion (arte)

 
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davX
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Anmeldungsdatum: 08.06.2004
Beiträge: 8494
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BeitragVerfasst am: 09.06.2014 17:55    Titel: Die Bio-Illusion (arte) Antworten mit Zitat

Ein interessanter Film von arte... (man kann ihn zur Zeit noch anschauen):
http://www.arte.tv/guide/de/046344-000/die-bio-illusion

"Mitte der 80er Jahre waren Bio-Pioniere angetreten, um mit ihren Ideen der ökologischen Landwirtschaft einen Gegenentwurf zur konventionellen Agrarindustrie zu entwickeln und zum Durchbruch zu verhelfen. Inzwischen wollen immer mehr Menschen in Europa Bioprodukte und vertrauen auf die Versprechen von Erzeugern und entsprechenden Zertifikaten und Siegeln. „Bio“ verspricht viel: Mehr Gesundheit durch Gemüse, Fleisch und Fisch ohne schädliche Rückstände. Wir Käufer erhoffen uns gleichzeitig ein gutes Gewissen, vertrauen auf nachhaltige Wirtschaftskreisläufe und glauben den Versprechen von fairen Arbeitsbedingungen und Löhnen für Kleinbauern, Landarbeiter und Händlern in fernen Regionen.

Doch ist das wirklich so? Was ist der Preis des Bio-Booms? Ist Bio wirklich immer Bio? Woher stammen die vielen Waren in französischen und deutschen Supermärkten wirklich? Wie werden sie erzeugt, gehandelt? Wer kontrolliert die vielen Produkte? Wohin fließen die vielen Milliarden Euro Subventionen der Europäischen Union, mit denen die Umstellung auf Bio gefördert wird?"

Einen kurzen Beschrieb gibt es unter anderem bei Greenpeace:
http://www.greenpeace-magazin.de/aktuell/2014/06/02/die-bio-illusion/
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Anmeldungsdatum: 08.06.2004
Beiträge: 8494
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BeitragVerfasst am: 09.06.2014 20:16    Titel: Re: Die Bio-Illusion (arte) Antworten mit Zitat

Also der Film ist sehr sehenswert und vor allem eine Bereicherung für das Verständnis, was hinter den Kulissen abläuft, wenn wir Produkte aus dem Ausland kaufen, bzw. muss ich eher sagen, womit wir rechnen müssen, dass es vorkommen kann.

Kurz noch ein paar Ergänzungen. Das Interview mit dem Produzenten ist übrigens hier:
http://future.arte.tv/de/bio-illusion



Es gab in den Kommentaren Kritik, der Film beleuchte nur Negativbeispiele:

"Schade ist, dass nichts oder nur wenig gesagt wird über die vielen positiven Beispiele in der Biolandwirtschaft über die vielen jungen Betriebsleiter die nicht nur aus kommerziellen Gründen mutige Visionen verwirklichen."

Nun beim Wort "Betriebsleiter" krümmen sich meine Zehennägel, umso mehr, seit ich die Sache mit dem Bioinvestment in Rumänien im Film gesehen habe. Da stimmt schon die Grundrichtung nicht, wenn sich wieder alles dem Zwang des Wachstums und der Steigerung der Rendite verschreibt und das Geschäft letztlich sich nur darum dreht, an der Gewinnschraube zu drehen, sich Subventionen zu erschleichen und den Kunden zu täuschen. Der "Betriebsleiter" ist hier genau so ein angepasstes Zahnrädchen in diesem nachhaltigkeitsfeindlichen System, das den ursprünglichen Werten von Bio zuwider läuft.

Apropos ein positives Beispiel wird im Film doch gemacht, die Arbeiter in Almeria, welche ihre Ideen einer wirklich ökologischen Landwirtschaft umsetzen wollen. Ich finde es sogar ein sehr schönes Beispiel und wünsche ihm ehrlich viel Erfolg.

Ein weiterer Kommentar versucht es mit der Moralkeule, die geizgeilen Konsumenten seien schuld. Würden sie teure Ware kaufen, dann wäre alles wieder in Ordnung (oder um es etwas überspitzt auszudrücken, würden sie die gleich schlechte Ware zu überteuerten Preisen kaufen, dann wäre die Welt wieder in Ordnung. Schliesslich kann und darf der Markt nicht schuld sein, dass all diese Missstände passieren):

"Also: Es fängt ALLES beim Verbraucher an, der nicht bereit ist, mehr Geld für regionale, nachhaltig hergestellte Produkte auszugeben. Dort, wo der Bauer und Vermarkter jedes seiner Tiere kennt und genau weiß, dass in sein Rind außer Wasser und unbehandeltes Gras nichts rein kommt. Wer Kultur und Strukturen von ALDI, LIDL & Co kennt, weiß, dass hier ausschließlich (!) billligst produzierte Massenware geben kann. Bei Bio werden - wie im Film gut zu sehen - in den konventionellen Monokulturen lediglich Dünger und Pestizide weggelassen. Von Betrügereien in Südeuropa ganz zu schweigen."

Stichwort hier: Strukturwandel und Industrialisierung von unserer Nahrungsversorgung. Früher war es ländlich, die überregionale Warenversorgung war längst nicht so ausgebaut wie heute. Zwar boten Kolonialwarenläden und später die Tante-Emma-Läden exotische Produkte aus fernen Ländern an wie Bananen, Ananas, Orangen und Co. Aber das waren damals Luxusprodukte und die grosse Menge der Ware war aus lokaler Produktion. Man hat sich aber in den vergangenen Jahrzehnte eine Heerschar von Buseinessleute herangezüchtet, deren Lebensbeschäftigung und Broterwerb es ist, Leuten etwas zu verkaufen, was sie nicht brauchen, Produkte zu optimieren und die Leute so zu täuschen, dass sie Dinge kaufen, die sie eigentlich nicht brauchen. Man nennt es Marketing, PR. Dazu kommt die Marktdoktrin vom freien Markt, der ständig wachsenden Produktion und die ganzen Investmentgeschichten, dass jemand viel Geld in eine Idee buttert, die ihm gefällt und von der er dann erwartet, er könne sie zu einer fetten Kuh mästen, die dann sehr viel Ertrag abliefert. Dabei geht aber vergessen, dass die einst graziöse, selbstbewusste und idealistische Kuh, die man so als fördernswert erachtete, durch die ganze Mast fett und hässlich wird. Es geht letztendlich nicht auf, da Geld nur ein Wert ist, der zwar für einen reibungslosen Tausch wichtig in seinem Zwecke ist, aber letztlich im Exzess fast immer sehr schädlich wirkt und Investment ist Exzess, fast immer.

Apropos mit Kontrollen ist es nicht getan, gerade wie das Beispiel China im Film zeigt. Man müsste es den Leuten schwerer machen, nicht Bio zu produzieren und es müsste gesellschaftlich Anreize geben, dass Bio produziert wird, doch dazu müssten auch erst günstige Bedingungen vorhanden sein, wirklich Bio anzubauen (beim Beispiel China bräuchte es beispielsweise vermutlich langfristige Massnahmen um die Böden zu sanieren und regenerieren). Aber manchmal habe ich den Eindruck, die Deutschen fühlen sich erst wohl, wenn es für alles und jedes im Leben Kontrollen und Formulare gibt, zumindest bei einigen der Online-Kommentare beschleicht mich dieser Eindruck. Wink Da ist sie dann wieder, diese ja gar einfache Weltsicht, bei der der Verbraucher bestimmt, indem er 20 cent mehr für die Tomaten zahlt, dass sie plötzlich gut sind und mit etwas mehr Kontrollen beruhigt man dann noch das Gewissen, wird ja alles überprüft, jetzt noch strenger.

PS: ich war ja in Almeria und das Bildmaterial war für mich nicht ganz so neu, gut das eine oder andere kannte ich nicht, z.B. wie es in diesen Plastikzelten aussieht. Ich sah aber auch heruntergekommene Treibhäuser, bei denen das Plastik kaputt und zerfetzt nur noch fetzenweise an den Trägergerippe hing. Ich kenne die überall herumliegenden Abfälle, auf den Kanaren konnte ich sogar kaputte Stromsparlampen fotografieren, die auf dem Boden lagen... über deren Giftigkeit will ich mich hier jetzt nicht auslassen Wink.

PS2: achtet euch mal, woher die Tomaten kommen, wenn nicht einheimische Tomaten Saison haben. Bei uns läuft es übrigens auch nicht viel besser, vielleicht auf höherem Niveau, aber erst kürzlich kam ein Artikel, dass einheimische Tomaten oft belastet waren (ausser Bioware), da Mittel genutzt wurden, damit sie besser reifen. Davon war nicht alles so ganz harmlos. Jetzt hat die Branche zugesichert, dass sie besser darauf achten und die problematischen Substanzen nicht mehr verwenden. Nun, die Mechanismen, sie kommen uns irgendwie bekannt vor, nicht wahr? Wink
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