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Noraja Freak
Anmeldungsdatum: 25.04.2010 Beiträge: 663 Wohnort: Schweiz
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Verfasst am: 17.01.2013 00:59 Titel: Geplante Obsoleszenz |
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Hallo,
dann weihe ich das neue Unterforum auch mal ein .
Da es zum Geist von Degupedia passt, wähle ich dazu einen Link zu einem sehenswerten Dokumentarfilm über die- bewusst erzeugte - Kurzlebigkeit von Konsumgütern.
Die Beispiele im Film reichen von Tintendruckern, die nach einer gewissen Seitenzahl programmiert "kaputt" gehen bis hin zu Glühlampen, deren Lebensdauer per Strafandrohung nahezu halbiert wurde.
http://www.dokumentarfilm24.de/2012/01/27/kaufen-fur-die-mullhalde-geplante-obsoleszenz/
Liebe Grüsse
Lina _________________ www.kaninchen-info.de |
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davX Team
Anmeldungsdatum: 08.06.2004 Beiträge: 8494 Wohnort: Schweiz
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Verfasst am: 17.01.2013 01:11 Titel: Re: Geplante Obsoleszenz |
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Oh jaa, der ist sehr gut, der Film.
Ich hatte den mal auf Youtube gesehn.
Was mir gefällt, dass er verschiedene Formen der Obsoleszenz differenziert, die Mode zum Beispiel ist das Beispiel dafür, dass etwas automatisch nicht mehr brauchbar wird nicht aus technischer Sicht sondern aufgrund des gesellschaftlichen Drucks: wer dazu gehören will, geht mit der Mode und wechselt seine Kleider, sein Auto, sein Handy/Smartphone, sein Fernseher, sein Haustier usw.
Dennoch finde ich, beleuchtet der Film das Thema doch ein bisschen einseitig, denn für ein Recht müsste man auch auf die positiven Seiten der Obsoleszenz eingehen. Ein gewisser Zyklus der Erneuerung wäre grundsätzlich nicht schlecht, zumal die Abnutzung und der Abbau auch zum Leben dazu gehört und letztlich auch Produkte irgendwann dem Materialkreislauf wieder hinzugefügt werden sollten oder man dessen Teile allesamt wieder erneuert hat, dass man im Prinzip ein neues Produkt wieder hat... damit wären wir aber bei einem nächsten spannenden Thema, dem "cradle-to-cradle"-Prinzip, dem Prinzip der nützlichen Abfälle und dem Prinzip der unschädlichen Produkte, die ohne giftige und gefährliche Stoffe auskommen und die letztlich am Ende ihrer Nutzung einem von zwei Kreisläufen zugeführt werden können, entweder dem technischen Kreislauf, bei dem die Materialien rein und sauber aufgetrennt werden können und sich recyclen lassen, z.B. Glas lässt sich wieder einschmelzen, ebenso Metall. Oder die Produkte werden dem organischen Kreislauf zugefügt, das heisst, sie lassen sich rückstandfrei verrotten, da sie aus organischen Materialien bestehen, die in nützlicher Frist sich zersetzen. Als Endprodukt entsteht Dünger, aus dem wiederum neue Rohstoffe (z.B. Holz, Zellulose/Faser, Baumwolle/Textilfaser, usw.) entstehen können.
Letztlich liefert der Film jedoch Gedankenanstösse und das tut er sehr gut, auch sehr interessant sind die vielen Details und Hintergründe, die man sonst wahrscheinlich nie erfahren würde. _________________ Degu-Fütterungstagebuch | Degupedia bei Youtube | Meine Degu-Aussenhaltung (Video)
Es preciso conocer el nombre de las plantas para que podamos salutarlas y ellas nos saluden a nosotros. GOETHE
Manche Menschen sind Steine und manche sind Otter. |
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davX Team
Anmeldungsdatum: 08.06.2004 Beiträge: 8494 Wohnort: Schweiz
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Verfasst am: 16.02.2013 16:06 Titel: Re: Geplante Obsoleszenz |
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Das passt hier schön dazu. Es gibt mittlerweile eine Website die sich mit dieser nervigen Kurzlebigkeit von Konsumprodukten beschäftigt: Murks Nein Danke:
http://www.murks-nein-danke.de/blog/
Interessant ist übrigens dass gerade auf dem Murks-Blog ebenfalls das Cradle to Cradle (kurz C2C) Prinzip angesprochen wird, hier:
http://www.murks-nein-danke.de/blog/kokonsum-c2c-und-die-enteignung-der-gesellschaft/
Zitat: |
Das Cradle2Cradle-Prinzip “Nutzen statt Eigentum” führt in die richtige Richtung. Da jedoch der Hersteller in diesem Konzept Eigentümer bleibt, wird er seine Eigentümerrechte in der Nutzungsphase einsetzen, um bspw. dem Nutzer Versicherungspflichten aufzuerlegen oder die Bezugsquellen für Verbrauchsstoffe vorzuschreiben (z.B. Tinte bei Druckern).
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Das Problem dabei sei, dass das nicht unbedingt zu längeren Nutzungzyklen führe. Daher wäre es besser den Herstellern Rahmenbedingungen auferlegen, welche ein sortenreines Zerlegen von Produkten nach der Nutzungsphase berücksichtige und dass dieses im Rahmen eines Zertigizierungsprozesses nachweisbar gemacht würde.
Eine weitere bessere Alternative wären Nutzergemeinschaften, welche das Eigentum gemeinsam erwerben und der Einzelne dann nur den Nutzen bezahlt.
Nun muss ich hier natürlich noch anfügen, wenn man das Cradle to Cradle Prinzip auf Nutzen statt Eigentum reduziert, ist das natürlich nur ein Aspekt von vielen und wird dem Thema alleine nicht gerecht.
Für Interessierte, das Buch:
http://www.amazon.de/Einfach-intelligent-produzieren-Gebrauchsanweisungen-Jahrhundert/dp/383330183X/
Kritik:
- Praxisbeispiele fehlen, bzw. sind eher oberflächlich
- Greenwashing, das geschriebene sei realitätsfern und es gehe in erster Linie um Lobbyarbeit (Braungart solle gut verdienen an Cradle to Cradle Zertifizierungen)
Gerade die Greenwashing-Beschuldigung ist natürlich happig, wohl aber nicht ganz von der Hand zu weisen, da es bei der praktischen Umsetzung offensichtlich nicht so rosig aussieht. Oder konkret, man stelle sich einen Computer vor, dessen Materialien alle sortenrein aufgetrennt werden können und somit wieder in den Marialrecycling-Zyklus einfliessen lassen. Selbst bei der Vermeidung von Giftstoffen scheint es immer noch zu happern und wenn man ein kapputtes Gerät reparieren will (ok für Handies, Tablets und Co trifft das noch mehr zu) geht das meistens auch nicht.
Auf der anderen Seite war das Buch für mich eines der grossen Ahaerlebnisse, dass man die bisherige Situation hinterfragen kann und dass dies grundsätzlicher gehen muss als nur "Schädliches durch weniger schädliches ersetzen". Waren die von Grund auf gut sind. Ich musste daher daran denken, wie es früher gemacht wurde, denken wir vielleicht 200 Jahre zurück, denken wir an die Lebensmittelproduktion: die Felder wurden mit Pferd und Mensch bestellt, die Maschinen waren überwiegend aus Holz und Metall, dieses liess sich beides gut voneinander trennen und recyclen. Es gab noch keine Plastiktüten und man musste sich beim Verkauf um umweltfreundlichere Methoden bedienen. Gut wollten wir heute zu diesen Zeiten zurück ohne Maschinerie, wäre das wahrscheinlich für viele ein zu grosser Schock, man könnte aber den Gebrauch von Maschinen stark hinterfragen und aufs Nötigste beschränken. Auch sonst scheint sehr viel Potenzial vorhanden zu sein. Ähnlich bei der Architektur. Man denke an traditionelle Häuser in Wüstengebieten, wie diese sich kühlen und wie sie funktionieren, oder an Termitenbauten, sie können die Wärme regulieren ohne grosse elektrifizierte Technik, alleine durch ein kluges Design. Auch da liesse sich einiges einsparen.
Doch wo sollte angesetzt werden, wie sollte man es umsetzen?
Eigentlich müssten zwei Dinge beachtet werden:
1. Möglichkeiten zum Experimentieren und ausprobieren, man müsste gezielt in Form von Vorbildprojekten versuchen möglichst vollständig auf nachhaltige Produkte umsteigen und versuchen aufzuzeigen, dass es möglich ist, auch im kleineren Rahmen wäre es wichtig, die Produkte im Alltag erproben und ähnlich der Bio-Bewegung ein Umdenken in der Gesellschaft erzeugen, dass die Änderung angepackt wird.
2. Muss das Umdenken auch in die Bildung einfliessen, sprich in die Universitäten und Schulen gelangen. Hier soll die Theorie vermittelt werden, welche zusammen mit der Praxis bzw. den Erfahrungen daraus verbessert werden soll. _________________ Degu-Fütterungstagebuch | Degupedia bei Youtube | Meine Degu-Aussenhaltung (Video)
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