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Fassungsvermögen von Wild- und Hauskaninchen (Müller 1919)

 
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alexandra36
Lästermaul


Anmeldungsdatum: 12.02.2011
Beiträge: 171

BeitragVerfasst am: 11.11.2012 21:35    Titel: Fassungsvermögen von Wild- und Hauskaninchen (Müller 1919) Antworten mit Zitat

edit davX: Die folgenden Beiträge wurden von dieser Diskussion abgetrennt: Immer wieder Durchfall/weicher Kot


Andreas hat Folgendes geschrieben:
Auf ihn geht auch die (leider auch von mir zitierte) Behauptung zurück, dass Hauskaninchen und speziell größere Rassen über eine geringere Aufnahmekapazität des Darmtraktes verfügen, weshalb es nicht möglich wäre, ihren Nährstoffbedarf mit natürlicher Nahrung zu befriedigen. Unabhängig davon, dass die oben erwähnte Ernährungsweise von Mayer für Tiere mit einem Gewicht von durchschnittlich 5kg beachtliche Zuchterfolge brachte, ist diese Behauptung, wie ich jetzt heraus gefunden habe, nicht ganz richtig Wink


Hast du darüber mehr Informationen? Smile

Ich hab davon natürlich auch schon viel gehört und gelesen und das Thema interessiert mich, ob da was dran ist oder nicht, weil ich ja selbst 8 Riesen habe.
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davX
Team


Anmeldungsdatum: 08.06.2004
Beiträge: 8494
Wohnort: Schweiz

BeitragVerfasst am: 11.11.2012 22:21    Titel: Re: Immer wieder Durchfall/weicher Kot Antworten mit Zitat

Ich glaube das hatte ich auch schon erwähnt/zitiert. Es klang ja irgendwie auch naheliegend, dass das so sein könnte. Insofern wäre ich auch gespannt auf nähere Ausführungen zu dieser Sache.
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Andreas
Kaninchen würden Wiese kaufen


Anmeldungsdatum: 27.02.2009
Beiträge: 1239

BeitragVerfasst am: 11.11.2012 22:30    Titel: Antworten mit Zitat

alexandra36 hat Folgendes geschrieben:
Andreas hat Folgendes geschrieben:
Auf ihn geht auch die (leider auch von mir zitierte) Behauptung zurück, dass Hauskaninchen und speziell größere Rassen über eine geringere Aufnahmekapazität des Darmtraktes verfügen, weshalb es nicht möglich wäre, ihren Nährstoffbedarf mit natürlicher Nahrung zu befriedigen. Unabhängig davon, dass die oben erwähnte Ernährungsweise von Mayer für Tiere mit einem Gewicht von durchschnittlich 5kg beachtliche Zuchterfolge brachte, ist diese Behauptung, wie ich jetzt heraus gefunden habe, nicht ganz richtig Wink


Hast du darüber mehr Informationen? Smile


Ja, selbstverständlich. Twisted Evil

Wie erwähnt, arbeite ich gerade an einem Artikel für eine Zeitschrift. Darin wird es um verschiedene Behauptungen von Experten in Bezug auf die Vorteile der kommerziellen Futtermittel im Vergleich zur arttypischen Nahrung bzw. Ernährung von Kaninchen gehen. Zu den Experten zählen vorrangig renommierte Vertreter der WRSA Deutschland (Schlolaut, Hoy, Krieg). Der Begriff Experte ist nicht von mir gewählt sondern, greift auf eine Kritik von Schlolaut (2003) zurück, in der er verschiedene Darstellungen zur artgemäßen Ernährung von Kaninchen scharf angreift/verurteilt. Der Artikel ist auch auf www.kaninchenwissen.de öffentlich nachzulesen: http://www.kaninchenwissen.de/knowledge/kb_show.php?id=25&sid=94caf674878943fca5d295db36f785e5
(Die ursprüngliche Quelle ist dort aufgeführt)

Ich habe jetzt etwas hin und her überlegt - aber ok, dann steht es halt zuerst auf Degupedia Wink

A. Rühle, "Kaninchen würden Wiese kaufen", 2012 hat Folgendes geschrieben:

Im Bereich der Ernährung zielen viele Veröffentlichungen darauf ab, die angeblichen Vorteile der kommerziellen Futtermittel anzupreisen. Ein Argument darf dabei eigentlich nie fehlen: das Fassungsvermögen der Verdauungsorgane des Kaninchens. Heutige Zitierungen gehen von (Schlolaut, 2003) über (Nachtsheim, et al., 1977) auf eine Dissertation von (Müller, 1919) zurück.

In dieser Arbeit wurden körperlichen Unterschiede zwischen Wild- und Hauskaninchen unterschiedlicher Rassen bzw. Größen untersucht. Unter anderem wurde eine typische Folge der Domestikation von Säugetieren, die Verkürzung des Verdauungstraktes, konstatiert – im Fall des Hauskaninchens war die Gesamtlänge von Dünn- und Dickdarm gegenüber dem Wildtier um durchschnittlich einen halben Meter verkürzt. Trotz dieser Tatsache stimmte aber das gesamte Magen- und Darmgewicht (leer) im Verhältnis zum Körpergewicht bei gleich schweren Wild- und Haustieren mit 4,4% überein.

Interessanterweise zeigte sich, dass die durchschnittlichen Inhaltsmengen im Magen und Darm beim Hauskaninchen höher waren. Das Verhältnis des Mageninhaltes zum Blinddarminhalt betrug beim Wildkaninchen 1:1,5 und beim Hauskaninchen 1:2,0. Bei gleichem Leergewicht des gesamten Verdauungstraktes ist also das Fassungsvermögen des Blinddarms beim Hauskaninchen größer. Geschuldet ist dieser Unterschied der Tatsache, dass Wildkaninchen vorwiegend während der Dämmerung und den Nachtstunden große Mengen auf einmal aufnehmen müssen, während Hauskaninchen über den ganzen Tag verteilt fressen. Man kann es auch anders formulieren: weil das Hauskaninchen öfter am Tag als das Wildkaninchen fressen kann, braucht es auch die große „Vorratskammer Magen“ nicht mehr, in der viel Nahrung in relativ kurzer Zeit Platz finden muss. Der Körper bzw. die entsprechenden Organe passten sich dieser Änderung an, indem die „Vorratskammer“ kleiner, der Blinddarm aber größer wurde. Anatomisch haben sich durch die Domestizierung zwar Veränderungen ergeben, trotzdem kann das Hauskaninchen über einen Tag sogar mehr Nahrung als ein Wildkaninchen gleichen Gewichts aufnehmen.

Erwähnenswert ist noch der Fakt, dass es beim Hauskaninchen große Schwankungen bezüglich des Rauminhaltes des Magens selbst bei Tieren annähernd gleicher Größe gab, was auf große Verschiedenheiten in der Art und Menge der Nahrung, also ob Grün- oder vorwiegend Kraftfutter, schließen ließ (Müller, 1919).

Rassespezifische Größenunterschiede in Bezug auf das Fassungsvermögen der Verdauungsorgane waren auch in jüngerer Zeit das Ziel von Untersuchungen. Von (Zumbrock, 2002) wurde z. B. die Aufnahmekapazität und Verdauung von Kaninchen im Vergleich der Rassen Deutsche Riesen (ca. 7kg), Weiße Neuseeländer (ca. 4,5kg) und Zwergkaninchen (ca. 2kg) untersucht. Das wenig überraschende Ergebnis für die aufgenommenen Futtermenge (g TS/KM0,75) ergab keine rassespezifischen Unterschiede. Zwergkaninchen brauchten für die gleiche Futtermenge aber mehr Zeit und die Futterverdaulichkeit war bei ihnen höher. Geschuldet ist das der anatomisch bedingten Tatsache, dass größere Tiere auch größere Futterteile abschlucken können, während Zwergkaninchen das Futter „kleiner“ kauen müssen, um es schlucken zu können. Diese Zerkleinerung bedingt eine bessere Verdauung bzw. Ausnutzung des Futters. Durch den höheren Zerkleinerungsgrad vergrößert sich die Oberfläche der Futtermasse und somit Angriffsfläche für Verdauungsenzyme, was eine bessere Ausnutzung des Futters bewirkt. Das funktioniert jedoch nur, wenn das Futter auch gekaut werden muss und die Speichelenzyme wirksam werden können. Bei Pellets ist dies aber nur bedingt der Fall.

Das Argument des Fassungsvermögens der Verdauungsorgane in Bezug auf einen Nachteil der möglichen, artgemäße Ernährung des Kaninchens ist also denkbar schlecht gewählt, weil die Unterschiede für das Hauskaninchen eben keineswegs nachteilig sind, sondern eine normale und optimale Anpassung an jeweilige Haltungs- und Fütterungsbedingungen darstellen.


Um es vorsichtig zu formulieren: Von Prof. Dr. Schlolaut wurde nur eine Hälfte des Ergebnisses der Arbeit von Müller und auch der korrekten Zitierung von Nachtsheim weiter verwendet. Ob nun beabsichtigt oder aus Versehen, sei dahin gestellt. Fakt ist aber, das heute nur noch Schlolaut mit seiner Aussage der verringerten Kapazität zitiert wird, was den Eindruck erweckt, dass alles, was kein Wildkaninchen ist, auch nicht so viel fressen könne. Quatsch mit Soße...

In dem Artikel werden noch andere Behauptungen auseinander genommen und richtig gestellt. Dürfte einigen Staub aufwirbeln... Ich liebe es... Wink

freundliche Grüße,
Andreas

PS: Die Dissertation von Müller bietet unheimlich viel Informationen in Bezug auf Unterschiede zwischen Wild- und Hauskaninchen. Das Original ist auf ganz kuriose Weise bei mir gelandet... Wink

Quellen:
Müller, E. 1919. Vergleichende Untersuchungen an Haus- Wildkaninchen. Dissertation. Berlin : Zool. Inst. der Königl. Landwirtsch. Hochschule, 1919. Dissertation.
Nachtsheim, Hans und Stengel, Hans. 1977. Vom Wildtier zum Haustier. Berlin, Hamburg : Parey, 1977. ISBN 3-489-60636-1.
Schlolaut, W. 2003. Das große Buch vom Kaninchen. 3., erw. Aufl. Frankfurt/M. : DLG-Verlag, 2003. ISBN 3-7690-0592-9.
Schlolaut, W. 2006. Über die Risiken einer "artgemäßen" Fütterung und Haltung des Hauskaninchens. Kaninchenzeitung. 2006, 21, S. 10-12.
van Treel, N. 2006. Untersuchungen zum Einfluss der Intensivhaltung von Mastkaninchen auf die Entstehung bestandsspezifischer Infektionskrankheiten und die Ausbildung ausgewählter Qualitätsmerkmale des Kaninchenfleisches. Leipzig : Veterinärmedizinische Fakultät der Universität Leipzig, 2006. Dissertation.
Zumbrock, B. 2002. Untersuchungen zu möglichen Einflüssen der Rasse auf die Futteraufnahme und –verdaulichkeit, Größe und Füllung des Magen-Darm-Traktes sowie zur Chymusqualität bei Kaninchen (Deutsche Riesen, Neuseeländer und Zwergkaninchen). Hannover : Tierärztl. Hochsch., 2002. Dissertation.
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alexandra36
Lästermaul


Anmeldungsdatum: 12.02.2011
Beiträge: 171

BeitragVerfasst am: 11.11.2012 22:52    Titel: Antworten mit Zitat

Wenn ich das richtig gelesen habe, frisst also ein Deutscher Riese soviel wie ein Zwerg, bzw. seine Verdauungsorgane sind gleich gross?!
Wenn ja, würde das dann bedeuten, das ein Riese, eben wie bisher angenommen, weniger Futter aufnehmen kann, als er für seine Grösse eigentlich bräuchte?
Oder fressen Riesen schon soviel, wie sie brauchen?

Sorry, wenn ich es falsch verstanden habe. Embarassed
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Andreas
Kaninchen würden Wiese kaufen


Anmeldungsdatum: 27.02.2009
Beiträge: 1239

BeitragVerfasst am: 11.11.2012 23:22    Titel: Antworten mit Zitat

alexandra36 hat Folgendes geschrieben:
Wenn ich das richtig gelesen habe, frisst also ein Deutscher Riese soviel wie ein Zwerg, bzw. seine Verdauungsorgane sind gleich gross?!
Wenn ja, würde das dann bedeuten, das ein Riese, eben wie bisher angenommen, weniger Futter aufnehmen kann, als er für seine Grösse eigentlich bräuchte?

Sorry, wenn ich es falsch verstanden habe. Embarassed


Eigentlich brauchen kleine Säuger mehr Futter als große - das ist erklärbar durch die "metabolische Körpermasse".

Will man Zwerge (2kg) und Riesen (8kg) vergleichen, bedeutet das nicht, das man Zwerge mit 2 x 4 rechnet, um auf die Futtermenge für Riesen zu kommen. Der erforderliche Bedarf ergibt sich aus der Körperoberfläche, nicht aus dem Gewicht.
Zum Nachlesen: http://www.kaninchen-wuerden-wiese-kaufen.de/energie.htm (Tabelle 12)

Das beste Beispiel ist eigentlich das von Kleiber (auf der gleichen Seite).

Fakt ist, das größere Tiere das Futter eben weniger ausnutzen, weil es weniger gekaut wird. Fakt ist auch, dass arttypisch gehaltene Tiere (ohne Leistungszwang und -ernährung) eher etwas kleiner als der Zuchtstandard werden. Was ist daran schlecht?

Bezogen auf sein Körpergewicht, frisst ein Riese weniger als ein Zwergkaninchen. Bezogen auf seine Körperoberfläche frisst ein Riese das gleiche wie ein Zwergkaninchen. An Masse bedeutet das, dass man die Futtermenge für ein Zwergkaninchen mit 0,75 potenzieren muss, um auf die adäquate Futtermenge für einen Riesen zu kommen.

freundliche Grüße,
Andreas
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davX
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Anmeldungsdatum: 08.06.2004
Beiträge: 8494
Wohnort: Schweiz

BeitragVerfasst am: 11.11.2012 23:39    Titel: Re: Immer wieder Durchfall/weicher Kot Antworten mit Zitat

Hallo Andreas,

ist der zitierte Text endgültig oder erst der Rohentwurf des finalen Textes? Weil ich habe den Eindruck, dass da zumindest eine unstimmige oder zumindest ungeschickt formulierte Passage drin ist:

"Trotz dieser Tatsache stimmte aber das gesamte Magen- und Darmgewicht (leer) im Verhältnis zum Körpergewicht bei gleich schweren Wild- und Haustieren mit 4,4% überein."

Das mit den 4,4% klingt für mich etwas irritierend, meinst du damit die Abweichung bzw. Varianz? Bzw. meinst du dass sie zu 95,6 % übereinstimmten und die Abweichung nur 4,4 % beträgt? Das wäre, so wie ich das verstehe, das was am logischsten für mich wäre.

Zitat:

Bei gleichem Leergewicht des gesamten Verdauungstraktes ist also das Fassungsvermögen des Blinddarms beim Hauskaninchen größer. Geschuldet ist dieser Unterschied der Tatsache, dass Wildkaninchen vorwiegend während der Dämmerung und den Nachtstunden große Mengen auf einmal aufnehmen müssen, während Hauskaninchen über den ganzen Tag verteilt fressen. Man kann es auch anders formulieren: weil das Hauskaninchen öfter am Tag als das Wildkaninchen fressen kann, braucht es auch die große „Vorratskammer Magen“ nicht mehr, in der viel Nahrung in relativ kurzer Zeit Platz finden muss. Der Körper bzw. die entsprechenden Organe passten sich dieser Änderung an, indem die „Vorratskammer“ kleiner, der Blinddarm aber größer wurde.

Nur dem Verständnis wegen, verstehe ich das richtig, der gesamte Magen-Darmtrakt ist bei beiden in etwa gleich gross, da aber das Verhältnis Blinddarm zum Rest des Verdauungstrakt bei Wild- und Hauskaninchen unterschiedlich ist, unterscheidet sich das Fassungsvermögen des Magens (der kleiner ist) und des Darms (der kürzer ist, da die Nahrung besser verdaulich) zwischen Haus- und Wildkaninchens?
Die Aussage vom geringeren Fassungsvermügen ist daher also irreführend, da sie sich genau genommen nur auf Magen und den Darm ohne Blinddarm bezieht, dieser und sein Fassungsvermögen jedoch vernachlässigt wurde?

Und noch etwas würde mich interessieren, erwähnt Müller auch etwas über die Plastizität des Verdauungstrakts? Also dass der Darm als Reaktion in (saisonalen) Veränderungen des Futterangebots seine Grösse ändern kann? Bei einigen Kleinsäugern haben Wissenschaftler herausgefunden, dass sie auf Änderungen des Futterangebots zwischen Regen- und Trockenzeit sich auch der Darm anpasst und je nach dem seine Länge und seine Oberfläche den Umständen entsprechend anpasst. Ich glaube es ging da um Sengis (afrikanische Rüsselspringer)... die Studie hab ich natürlich nur noch vage in Erinnerung, ich sollte sie aber bei meinen Verdauungstrakt-Unterlagen sicher irgendwo noch haben.

Apropos wo soll dieser Artikel erscheinen? Darf man das wissen?
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Andreas
Kaninchen würden Wiese kaufen


Anmeldungsdatum: 27.02.2009
Beiträge: 1239

BeitragVerfasst am: 16.11.2012 22:09    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo David,

das Manuskript hatte ich vor ein paar Wochen angefangen, dann kam mir aber wieder jemand mit dem Kastrationsthema in die Quere. Der Text waren erste Gedanken aus Zusammenfassungen von Müller aus seinem Text. Ich habe mir das jetzt aber, auch in Hinblick auf eine geplante Veröffentlichung, etwas genauer angesehen – vor allem die Tabellen im Anhang. Im Prinzip läuft es darauf hinaus, dass bestimmte Behauptungen in Veröffentlichungen so, wie sie getroffen wurden/werden, nicht richtig sind.

Der Reihe nach:
Heutzutage werden Feststellungen sinngemäß in der Art getroffen, dass Hauskaninchen im Vergleich zu Wildkaninchen ein geringeres Fassungsvermögen der Verdauungsorgane aufweisen und deshalb nicht arttypisch ernährt werden könnten. Das gelte insbesondere für Zucht- und Masttiere, weil dort noch so genannte Leistungen (Laktation, Fleischansatz) hinzu kommen.

Die Behauptungen gehen letztlich auf die erwähnte Dissertation von Müller zurück, in der Haus- und Wildkaninchen in Bezug auf die Physiologie untersucht und verglichen wurden. Aus dieser Dissertation stammen auch alle Angaben zu verringerten Größen von Organen bei Hauskaninchen wie Herz, Augen etc., die man in der späteren Literatur findet, egal, wer sie verwendet.

Müller hat eine Datensammlung von physiologischen Daten von Wild- und Hauskaninchen erstellt. Für die Betrachtungen der Verdauungsorgane liegen die Daten für die Wildkaninchen in einem relativ engen Range für Tiere mit einem Gewicht von 1301g – 1750g, für Hauskaninchen aber in einem sehr weiten von 1694g – 7300g. Für die Vergleiche des Fassungsvermögens wurden jeweils nur sehr wenige Daten ausgewählt, um gleich schwere Tiere vergleichen zu können. Das ist legitim. Das Problem ist aber, das damit die Datenmenge sehr klein wurde – für Wildkaninchen standen somit jeweils nur 7 - 8 Datensätze und für Hauskaninchen jeweils 5 – 6 Datensätze zur Verfügung, die aber für die jeweilige Aussage nicht immer die gleichen waren. Als Ingenieur sträubt sich einem das Haupthaar bei dieser Art von Auswertung, weil bei gleichem Körpergewicht zwar die Werte für die Wildkaninchen recht eng beieinander liegen, aber für die Hauskaninchen stark streuen. Die Erklärung dafür liefert Müller selbst mit der unterschiedlichen Ernährungsweise von Grünfutter vs. Kraftfutter (für Hauskaninchen). Wenn ich für die jeweiligen 6 - 7 Mittelwerte des Hauskaninchens eine Standardabweichung bilde, liegt die mind. doppelt so hoch wie für die Werte des Wildkaninchens. Das macht diese Form der Auswertung also eher zu einem Fall für die Glaskugel als für eine seriöse Auswertung.

Im Textteil der Arbeit werden die folgenden Fakten von Müller festgestellt und jeweils durch ausgewählte Werte für Wild- und Hauskaninchen in einzelnen Tabellen belegt:
Zum Magen und Darm wurde festgestellt, dass das Leergewicht bei gleich schweren Haus- und Wildkaninchen mit 4,6% vom Körpergewicht übereinstimmt. Wenn man die Tabellenwerte nachrechnet, kommt man zwar zu auf geringfügig andere Werte (Wildkaninchen = 4,6%, Hauskaninchen 4,7% ), im Text wird aber eine Übereinstimmung von 4,7% genannt (die von mir genannten 4,4% bezogen sich auf eine größere Zahl Tiere).

Diese Prozentangabe bezieht sich auf das Leergewicht im Vergleich zum Körpergewicht:
Mittl. Körpergewicht Wildkaninchen: 1787g
Magen und Darm ohne Inhalt: 79g
Anteil Magen/Darm am KGW: 4,4%
[Abweichend zu den Werten von Müller ergibt sich tatsächlich ein Wert von 4,6%]

Mittl. Körpergewicht Hauskaninchen; 1766g
Magen und Darm ohne Inhalt: 82g
Anteil Magen/Darm am KGW: 4,6%
[Abweichend zu den Werten von Müller ergibt sich tatsächlich ein Wert von 4,7%]

Zahlen sind eine Sache, die Abweichungen werden aber eigentlich erst deutlich, wenn man sie in einem Diagramm darstellt.

Diagramm 1: Magen- und Darmgewicht von Wildkaninchen (n=7) und Hauskaninchen (n=5)


Wie man sieht, sieht man nichts - außer einer Punktwolke. Deshalb die gleichen Werte noch einmal in einem Box plot (der gelbe Punkt ist der Mittelwert, der Querstrich in der Box der Median. Mehr Informationen siehe Box plot bei Wikipedia):

Diagramm 2: Magen- und Darmgewicht von Wildkaninchen (n=7) und Hauskaninchen (n=5)



Zum Magenvolumen wurde bei gleich schweren Tieren für Wildkaninchen ein Verhältnis von Magenvolumen : Körpergewicht = 1 : 11,6 und für Hauskaninchen ein Verhältnis von 1 : 13,2 ermittelt.
Hierzu muss aber festgestellt werden, dass die Werte bei Hauskaninchen in einem großen Bereich schwanken, was Müller auf die unterschiedliche Fütterung der Hauskaninchen (frisches Grün vs. Kraftfutter) zurückführt. Das heißt, es gibt durchaus Hauskaninchen, bei denen das Magenvolumen mit dem des Wildkaninchens übereinstimmt. Trotzdem wird pauschal festgestellt: „Wir können also den Schluß ziehen, daß die Aufnahmefähigkeit des Magens beim Wildkaninchen eine größere ist.“

Ich verzichte auf die Punktwolke und benutze ab jetzt nur noch Box plots:

Diagramm 3: Mageninhalt von Wildkaninchen (n=7) und Hauskaninchen (n=5)


Weiterhin wurde ermittelt:
Wildkaninchen: Blinddarmvolumen : Körpergewicht = 1 : 6,9
Hauskaninchen: Blinddarmvolumen : Körpergewicht = 1 : 8
In dem Box plot ist nicht das Verhältnis, sondern nur der Blinddarminhalt (Volumen) aufgeführt.

Diagramm 4: Blinddarminhalt von Wildkaninchen (n=7) und Hauskaninchen (n=6)


Für das Verhältnis des Mageninhalts zum Blinddarminhalt:
Wildkaninchen: Mageninhalt : Blinddarminhalt = 1 : 1,47
Hauskaninchen: Mageninhalt : Blinddarminhalt = 1 : 1,21
Erklärung: „Auch hier fällt die Ungleichmäßigkeit der Tabelle der Hauskaninchen auf. Wir erhalten für das Wildkaninchen ein engeres Verhältnis vom Magen zum Blinddarm. Es hat also das Hauskaninchen nach obigen Angaben einen im Verhältnis zum Magen, größeren Blinddarm.“ (Müller, 1919)

Diagramm 5: Verhältnis des Mageninhaltes von Wildkaninchen (n=7) zum Blinddarminhalt (n=5)


So: wer bis jetzt noch nicht eingeschlafen ist, verpasst auch nicht das Beste Wink
Ich habe jetzt ALLE Werte der Tiere genommen und jeweils den Mageninhalt eines Tieres auf sein Körpergewicht bezogen. Denn darum geht es ja: angeblich könnten Hauskaninchen nicht dieselben Mengen wie Wildkaninchen fressen, und schon gar nicht größere Tiere. Also müsste in den Werten ein Trend dahingehend erkennbar sein, dass mit steigendem Körpergewicht die prozentualen Magenvolumina abnehmen.

Voilà - das Ergebnis noch einmal als Punktwolke, um Trends erkennen zu können, die aber nicht vorhanden sind:

Diagramm 6: Anteil des Magenvolumens [%] am Körpergewicht von Wildkaninchen (n=15) und Hauskaninchen (n=20)


Das gleiche noch einmal als Box plot

Diagramm 7: Anteil des Magenvolumens [%] am Körpergewicht von Wildkaninchen (n=15) und Hauskaninchen (n=20)


Das gleiche noch mit dem Magen-/Blinddarmverhältnis, welches sich dadurch auch etwas relativiert.

Diagramm 8: Verhältnis des Mageninhaltes zum Blinddarminhalt von Wildkaninchen (n=15) (n=20)


Zur Länge von Dünn- und Dickdarm gleich schwerer Tiere gibt es folgende Feststellung:
„Hier überragt das Wildkaninchen mit seiner Dünn- und Dickdarmlänge von 4,63 m die des zahmen Kaninchens um ca. 1/2m…“ (Müller, 1919)

Diagramm 9: Länge von Dünn-, Dick- und Blinddarm im Verhältnis zur Körperlänge (Wildkaninchen n=8; Hauskaninchen n=6)


Jetzt kommt etwas sehr interessantes: mich haben die zum Teil sehr großen Werte der Längen für schwere Hauskaninchen irritiert, weshalb ich noch einmal alle Werte in einen Topf geworfen habe. Für die Darstellung habe ich dann doch wieder die Punktwolke gewählt und im folgenden Diagramm die Werte für die gesamte Länge des Darms (inkl. Blinddarm) über die entspr. Körperlänge gestellt.

Diagramm 10: Länge von Dünn-, Dick- und Blinddarm vs. Körperlänge (Wildkaninchen n=26; Hauskaninchen n=29)



80% der Werte für die Abhängigkeit der Gesamtlänge des Darms können mit der Körperlänge erklärt werden – das finde ich für Individuen, die unterschiedlich ernährt und gehalten wurden, nicht schlecht (reine Statistiker werden jetzt die Augen verdrehen, aber bitte: die Einflussfaktoren erklären mit Sicherheit die restlichen 20% Abweichung, Müller weist schließlich auch oft genug darauf hin).

Zusammenfassung:
1. Es sind sehr wenig Werte für einen Vergleich der Aufnahmekapazität der Verdauungsorgane vorhanden, um eine verlässliche Interpretation zwischen gleich großen Wild- und Hauskaninchen zu gestatten
2. Die Kapazität der Verdauungsorgane von Hauskaninchen streut im Vergleich zu der von Wildkaninchen in einem sehr weiten Bereich, was wohl auf die unterschiedliche Fütterung zurückzuführen ist (wie auch von Müller festgestellt wurde)
3. Die pauschale Feststellung, dass das Fassungsvermögen der Verdauungsorgane von Hauskaninchen im Vergleich zu Wildkaninchen grundsätzlich geringer wäre, ist falsch
4. Der direkte Vergleich von Wild- und Hauskaninchen zeigt, dass die Kapazität der Verdauungsorgane auch für größere Tiere nicht vom Stand der Domestikation, sondern von der Körpergröße und der Art des Futters abhängig ist
5. Die Darmlänge für Hauskaninchen ist im Vergleich zur Körperlänge von Wildkaninchen zu Hauskaninchen gleichen Gewichtes verkürzt, das gilt aber nicht für größere (Haus-)Tiere
6. Die Möglichkeit der ad-libitum-Aufnahme von Nahrung bei Hauskaninchen vergrößert tendenziell die Aufnahmefähigkeit des Blinddarms
7. Der direkte Vergleich von gleich schweren Wild- und Hauskaninchen mit den entsprechenden Interpretation von Müller, 1919 wurde von späteren Autoren für alle Kaninchen verallgemeinert. Diese Verallgemeinerung ist nicht zutreffend.

Ich gebe zu, dass der ganze Text und die Diagramme auf den ersten Blick vielleicht etwas verwirrend sind. Aber die Auswertung der Daten ist sehr interessant und widerlegt doch einige Aussagen, die seit einigen Jahren herum schwirren. Was man in Bezug auf die Aussagen von Vertretern der WRSA auch nicht vergessen darf ist die Tatsache, dass die großen Rassen zum Teil schon seit über 150 Jahren existieren und ganz ohne Pellets heraus gezüchtet wurden, obwohl es ohne die angeblich gar nicht gehen würde – wegen der Kapazität der Verdauungsorgane… Wink

Der Artikel ist immer noch im "Embryo-Stadium" und anbieten werde ich ihn der "Kaninchenzeitung". Ich wüsste sonst niemanden im Bereich Kaninchen, der kritische Artikel zu einem solchen Thema veröffentlicht. Immerhin stelle ich damit eine Reihe großer Namen in die Kritik... Wink


freundliche Grüße,
Andreas

PS: der Verzicht auf Diagramme mit Regressionsanalyse zu den jeweiligen Punkten erfolgte nach der Prüfung auf eine Abhängigkeit erst dann, weil diese nicht gegeben war!

PSPS: bevor sich jemand über die Daten aufregt: heutzutage besteht ein Trend, dass etwas behauptet, aber selten belegt wird. Es ist wesentlicher schwieriger, nachzuweisen, dass eine Behauptung unrichtig ist, als einfach irgend etwas in die Welt zu setzen... Wink
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Murx Pickwick
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Anmeldungsdatum: 23.07.2005
Beiträge: 4622
Wohnort: Runkel

BeitragVerfasst am: 17.11.2012 16:45    Titel: Re: Fassungsvermögen von Wild- und Hauskaninchen Antworten mit Zitat

Für mich haben die Diagramme erst Klarheit verschafft ... und ich warte gespannt auf deine offizielle Veröffentlichung, damit ich verweisen kann - das ist genial herausgearbeitet!
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Ich habe es endlich amtlich (Mitgliedsausweis der Piratenpartei):
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Behinderung dieser Rechte wird geahndet durch die Piratenpartei Deutschland"
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davX
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Anmeldungsdatum: 08.06.2004
Beiträge: 8494
Wohnort: Schweiz

BeitragVerfasst am: 17.11.2012 18:17    Titel: Re: Fassungsvermögen von Wild- und Hauskaninchen (Müller 191 Antworten mit Zitat

Zitat:

Im Textteil der Arbeit werden die folgenden Fakten von Müller festgestellt und jeweils durch ausgewählte Werte für Wild- und Hauskaninchen in einzelnen Tabellen belegt:
Zum Magen und Darm wurde festgestellt, dass das Leergewicht bei gleich schweren Haus- und Wildkaninchen mit 4,6% vom Körpergewicht übereinstimmt. Wenn man die Tabellenwerte nachrechnet, kommt man zwar zu auf geringfügig andere Werte (Wildkaninchen = 4,6%, Hauskaninchen 4,7% ), im Text wird aber eine Übereinstimmung von 4,7% genannt (die von mir genannten 4,4% bezogen sich auf eine größere Zahl Tiere).

Danke mit den jetzt erwähnten Hintergrundinfos habe ich das nun verstanden. Das hatte ich also falsch interpretiert bei deinem ursprünglichen Text, da es mir sehr unlogisch vorkam.
Ein gewisses Missverständnis-Potenzial weist aber auch der Originaltext auf, da diese Formulierung heute eher ungebräuchlich ist:
"Zum Magen und Darm wurde festgestellt, dass das Leergewicht bei gleich schweren Haus- und Wildkaninchen mit 4,6% vom Körpergewicht übereinstimmt."
Ich hätte hier eher eine eigene Formulierung genommen statt "übereinstimmen" dass z.B. das Leergewicht von Magen und Darm bei gleich schweren Haus- und Wildkaninchen 4,6 % von ihrem Körpergewicht ausmache. Der Satz ist vermutlich auch so für viele normal gebildete Tierhalter keine leichte Kost. Ich musste jedenfalls mehrmals drüber lesen, ich denke aber, dass ein gewisser Aufwand vorausgesetzt werden darf, da die Materie nicht ganz einfach verständlich ist und für ein tieferes Verständnis ein gewisses Mass an Zeit nötig ist, um den Sachverhalt richtig zu verstehen. Hier mangelte es vielleicht auch bei den jüngeren Publikationen, die zu wenig Zeit investierten, den Sachverhalt zu verstehen und zumindest die jüngeren Werke vermutlich sich auch nicht die Mühe machten, die Originalpublikation von Müller heranzuziehen, anstatt sich auf Aussagen von jüngeren Werken zu berufen, die sich auf Müller beziehen... und je länger die Kette, desto mehr Möglichkeiten, dass sich da irgendwo ein Fehler reinschleicht... aber das ist wohl eine altbekannte Ingenieursweisheit, die man spätestens bei der Fehlersuche sich so richtig verinnerlichen kann Wink

Zitat:

Diese Prozentangabe bezieht sich auf das Leergewicht im Vergleich zum Körpergewicht:
Mittl. Körpergewicht Wildkaninchen: 1787g
Magen und Darm ohne Inhalt: 79g
Anteil Magen/Darm am KGW: 4,4%
[Abweichend zu den Werten von Müller ergibt sich tatsächlich ein Wert von 4,6%]

Mittl. Körpergewicht Hauskaninchen; 1766g
Magen und Darm ohne Inhalt: 82g
Anteil Magen/Darm am KGW: 4,6%
[Abweichend zu den Werten von Müller ergibt sich tatsächlich ein Wert von 4,7%]

Ich komme jedoch auf die selben Resultate wie Müller.
Kurze Vorbemerkung (für alle Mitleser, bei denen die Mathematik etwas eingerostet ist), es handelt sich hierbei um einfaches Prozentrechnen, bei dem das Körpergewicht als 100 Prozent angenommen wird und das Gewicht des Magen-Darmtrakts als das zu errechnende Prozentualgewicht. Gerechnet wird mit einem Dreisatz, bzw. genügt eine simple Division:

1. Gegeben: Körpergewicht: 1787, Organgewicht: 79
Rechnung: 79 / 1787 = 0,044208... -> multipliziert mit 100 und auf 1 Nachkommastelle gerundet ergibt das 4,4 %

2. Gegeben: Körpergewicht: 1766, Organgewicht: 82
Rechnung: 82 / 1766 = 0,046432... -> 4,6 %

Oder berechnest du die in Klammern angegebenen Werte aus einer anderen Datenbasis?

Das wäre also die Kernaussage von der ganzen Sache, mit Betonung von der von mir hervorgehobenen Passage:
Andreas hat Folgendes geschrieben:

Zum Magenvolumen wurde bei gleich schweren Tieren für Wildkaninchen ein Verhältnis von Magenvolumen : Körpergewicht = 1 : 11,6 und für Hauskaninchen ein Verhältnis von 1 : 13,2 ermittelt.
Hierzu muss aber festgestellt werden, dass die Werte bei Hauskaninchen in einem großen Bereich schwanken, was Müller auf die unterschiedliche Fütterung der Hauskaninchen (frisches Grün vs. Kraftfutter) zurückführt. Das heißt, es gibt durchaus Hauskaninchen, bei denen das Magenvolumen mit dem des Wildkaninchens übereinstimmt. Trotzdem wird pauschal festgestellt: „Wir können also den Schluß ziehen, daß die Aufnahmefähigkeit des Magens beim Wildkaninchen eine größere ist.“
(Hervorhebungen von mir)

Zitat:

Was man in Bezug auf die Aussagen von Vertretern der WRSA auch nicht vergessen darf ist die Tatsache, dass die großen Rassen zum Teil schon seit über 150 Jahren existieren und ganz ohne Pellets heraus gezüchtet wurden, obwohl es ohne die angeblich gar nicht gehen würde – wegen der Kapazität der Verdauungsorgane…

Vielen Dank, diese Bemerkung finde ich sehr wertvoll!
Was ich interessant finde, sind die Parallelen zu den Chinchillas und der Pelletfütterung dort. Auch da wurde erst erfolgreich eine Population in Menschenobhut etabliert ganz ohne Pellets und diese kamen erst später auf, als die Chinchillazucht schon ein voller Erfolg war. Mit anderen Worten, wären die Pellets dort so wichtig, hätten sie sich wohl in Menschenobhut nie so erfolgreich züchten lassen dürften, denn das späte Aufkommen der Pellets wäre wohl zu spät gekommen und die Tiere wären wahrscheinlich schon ausgestorben gewesen, durch zahlreiche (illegale) Neuimporte aus Südamerika, um diese Durststrecke zu überbrücken. Dem war aber nicht so, was offenbar bislang niemand störte, noch war die Argumentation in diesem Thema allgemein näher beachtet worden. Das alles stand letztlich nur in alten Bücher, die kaum jemand bemühte und Erfahrungen aus alten Zeiten waren noch weniger vorhanden.
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Andreas
Kaninchen würden Wiese kaufen


Anmeldungsdatum: 27.02.2009
Beiträge: 1239

BeitragVerfasst am: 17.11.2012 20:01    Titel: Re: Fassungsvermögen von Wild- und Hauskaninchen (Müller 191 Antworten mit Zitat

Hallo David,

davX hat Folgendes geschrieben:

Zitat:

Diese Prozentangabe bezieht sich auf das Leergewicht im Vergleich zum Körpergewicht:
Mittl. Körpergewicht Wildkaninchen: 1787g
Magen und Darm ohne Inhalt: 79g
Anteil Magen/Darm am KGW: 4,4%
[Abweichend zu den Werten von Müller ergibt sich tatsächlich ein Wert von 4,6%]

Mittl. Körpergewicht Hauskaninchen; 1766g
Magen und Darm ohne Inhalt: 82g
Anteil Magen/Darm am KGW: 4,6%
[Abweichend zu den Werten von Müller ergibt sich tatsächlich ein Wert von 4,7%]


Ich komme jedoch auf die selben Resultate wie Müller.[...]

Ja, natürlich Wink

Ich habe ja die Original-Mittelwerte von Müller angegeben - der Mittelwert für das Körpergewicht von Wildkaninchen wurde aber von ihm falsch ermittelt Wink

Die Einzelwerte sind folgende [g]:
1686
1715
1720
1730
1735
1750
1750

Daraus errechnete Müller einen Mittelwert von 1787g. Der richtige Wert ist aber 1727g. Wink

Das heißt, der prozentuale Antel von Magen- und Darm am Körpergewicht ist bei Wildkaninchen sogar geringfügig kleiner als beim Hauskaninchen. Hat wohl nie jemand nachgerechnet - warum auch?
Mr. Green

Edit: ja, die Kernaussage hast Du vollkommen richtig heraus gestellt. Ich werde noch einige Aussagen zu den einzelnen Diagrammen formulieren, damit noch klarer wird, wie ich zu dieser frevelhaften Feststellung gelange.
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Andreas
Kaninchen würden Wiese kaufen


Anmeldungsdatum: 27.02.2009
Beiträge: 1239

BeitragVerfasst am: 17.11.2012 23:21    Titel: Antworten mit Zitat

Nach diversen Nachfragen:

das Bild soll noch einmal verdeutlichen, worum es geht: ich habe für die verschiedenen Organe bzw. Abschnitte die entspr. Daten aus der Dissertation von Müller eingefügt. Wenn man die sieht, wird man denken: ok, das ist ja alles suboptimal für das Hauskaninchen. Deshalb habe ich extra die Standardabweichungen hinzugefügt, denn diese und vor allem die kleine Stichprobengröße waren der Grund, warum ich tiefer gestochert habe. Zu Recht, wie sich zeigte - die pauschalisierten Aussagen der "Experten" sind nicht richtig. Die Box-Plots wurden deshalb benutzt, weil sie die "Schiefe" von Daten sehr gut darstellen. Trotzdem darf man natürlich nicht vergessen, dass sie z. T. nur 5 - 6 Daten wieder geben!



http://www.kaninchen-wuerden-wiese-kaufen.de/degupedia/Kaninchen_Verdauungstrakt_Mueller.jpg
(Große Auflösung)
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