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[Pub] Futterzusammensetzung wildlebender Degus

 
   Degupedia-Forum » Tierernährung und Pflanzen » [Pub] Futterzusammensetzung wildlebender Degus Alle Zeiten sind GMT + 2 Stunden
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davX
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Anmeldungsdatum: 08.06.2004
Beiträge: 8494
Wohnort: Schweiz

BeitragVerfasst am: 05.07.2006 10:16    Titel: [Pub] Futterzusammensetzung wildlebender Degus Antworten mit Zitat

Hallo zusammen,

wie bereits versprochen möchte ich die neuen Erkenntnisse aus der Arbeit von Meserve 1981 "Trophic relationships among small mammals in a Chilean semiarid thorn scrub community" darlegen.

Bei der Untersuchung wurden zwischen November 1973 und November 1974 neben anderen chilenischen Kleinsäuger auch Degus gefangen.
Zur Untersuchung der Futterzusammensetzung wurden zum einen die Mägen von toten Degus als auch der Kot von lebend gefangenen Degus untersucht.
Durchgeführt wurde die Studie in Nordchile, Fray Jorge Nationalpark (71°40'W, 30°38'S), Provinz Coquimbo (ca. 250 km nördlich von Santiago).

Beim Degus konnten folgende Pflanzen in grösseren Mengen gefunden werden:

Sträucher:
Baccharis sp. foliage
Anisomeria litoralis foliage
Porlieria chilensis foliage
Chenopodium petiolare foliage
Anisomeria seed
Porlieria seed
Chenopodium seed
(Shrub conductive tissue)
(Blätter und Samen von anderen Sträucher)

Kräuter* und Sträucher:
Erodium cicutarium foliage
Plantago sp. foliage
Hippeastrum sp. foliage
Trisetobromus hirtus foliage (die Bez. ist vermutlich veraltet)
Vulpia sp. foliage
Erodium seed
Plantago seed
Hippeastrum seed
Grasblätter und -samen
(Blätter und Samen von anderen Kräutern)

Anmerkungen
*mit Kräuter sind hier nicht verholzende krautige Pflanzen (engl. Forbs) gemeint.
foliage = Blätter
seed = Samen/Sämereien
Die Namen der Pflanzen sind die meisten die botanischen Art- oder Gattungsnamen

Weitere Bestandteile die in den Mägen gefunden wurden sind:
Anthropods (= Gliedfüsser, also was wir in etwa als Insekten bezeichnen)
Bait (= Köder)
Unidentifzierbares Material (dessen Anteil bestand etwa durchschnittlich um die 15%; 13,9-18,0% )

Bei der Auswertung der Daten haben die Autoren die Köder und das unidentifizierbare Material nicht berücksichtigt. Dabei errechneten sie folgende Mengen (Mittelwerte, Prozentangaben beziehen sich auf das Volumen):
Blätter: X = 60,0 +/- 20,3%
Saaten: X = 25,6 +/- 18,3%

Ich habe inzwischen mit dem Datenmaterial auch noch eigene Berechnungen angestellt. Diese werde ich wenn möglich nächstens noch nachliefern.
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Anmeldungsdatum: 08.06.2004
Beiträge: 8494
Wohnort: Schweiz

BeitragVerfasst am: 12.08.2006 23:45    Titel: Re: [Pub] Futterzusammensetzung wildlebender Degus Antworten mit Zitat

hier mal noch ein erster Teil zur Aufschlüsselung der oben genannten Pflanzen:

Sträucher:
Baccharis sp. => Info (engl.), Korbblütengewächs, möglicherweise gibt es keine deutsche Bezeichung
Anisomeria littoralis => kein deutscher Name bekannt, Kermesbeerengewächs (Bild)
Porlieria chilensis (Zygophyllaceae, Jochblattgewächse) => ??? spanischer Name: Guayacán (Info es., Bild)
Chenopodium petiolare = Gänsefuss-Art, Amaranthgewächs

Kräuter* und Sträucher:
Erodium cicutarium = Gewöhnlicher Reiherschnabel
Plantago sp. = Wegerich
Hippeastrum sp. = Ritterstern-Arten
Trisetobromus hirtus = Bromus berteroanus = eine Trespenart, auf Englisch wird sie "Chilean chess" genannt.
Vulpia sp. = Federschwingel
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Zuletzt bearbeitet von davX am 22.10.2006 01:08, insgesamt 2-mal bearbeitet
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Anmeldungsdatum: 08.06.2004
Beiträge: 8494
Wohnort: Schweiz

BeitragVerfasst am: 11.10.2006 01:52    Titel: Re: [Pub] Futterzusammensetzung wildlebender Degus Antworten mit Zitat

Die Bibliothek lässt grüssen... ich war letzthin dort und habe wiederum ein paar interessante Quellen beschaffen können, die wertvolle Infos zur Deguernährung liefern. Da ich nun das schon mal mühevoll versuchte zusammenzufassen, dachte ich, ich kopiere das doch gleich und stelle das hier auch noch zur Verfügung:

Meserve, P.L. 1981. Trophic relationships among small mammals in a Chilean semiarid thorn scrub community. Journal of Mammalogy 62: 304-314.
Die Futterstudie untersucht die Futtergewohnheiten von einer Hand voll Kleinsäuger, welche in den Steppengebiete des nördlichen Mittelchiles leben. Die Studie dauerte etwa ein Jahr und unter anderem wurde auch die Ernährung des Degus untersucht. Dabei kam heraus, dass sich die Degus zu grossen Teilen von Sträuchern, deren Blättern und Samen ernährten.
Die Studie wird hier bereits schon behandelt

Meserve, P.L. und andere. 1983. Feeding ecology of two Chilean caviomorphs in a central mediterranean savanna. Journal of Mammalogy 64: 322-325.
Die Futterstudie ist ähnlich aufgebaut wie Meserve 1981 und dauerte ebenfalls etwa ein Jahr. Sie untersucht die Erährung von Degus (Octodon degus) und Chinchillaratten (Abrocoma bennetti). Der Durchführungsort (Study site) ist allerdings südlicher gelegen als der von Meserve 1981 und liegt im mediteranen Mittelchile. Hier fressen die Degus dagegen vor allem Kräuter und Gräser, deren Blätter und Grassamen. Den hier häufig wachsenden Espino (Acacia caven) fressen sie vor allem während den trockenen Sommermonate, um den Flüssigkeitsbedarf zu decken. Das zeigt, dass Degus ihr Futter sehr selektiv wählen.
Ausserdem interessant ist, dass der Gehalt an Sämereien in ihrer Nahrung saisonbedingt sehr stark schwankt. Sie ernährten sich zwischen Dezember und April 1975/76 zwischen 30 und 60%, im November 1975 sogar zu 63% von Sämereien, ein Grossteil davon Grassamen.

Bei den beiden Studien Meserve 1981 und 1983 sind vor allem die Tabellen interessant, welche Pflanzen und ihre prozentualen Anteile der Deguernährung während den unterschiedlichen Monate anzeigen. Diese kann man nämlich nach eigenem Interesse nach bestimmten Informationen auswerten, z.B. nach dem Anteil Sämereien von Sträucher oder dem Gesamtanteil von Sträucher (Samen und Blätter), nach dem Monat mit dem grössten/kleinsten Samenkonsum etc.

Bozinovic, F. 1995. Nutritional engergetics and digestive responses of an herbivorous rodent (Octodon degus) to different levels of dietary fiber. Journal of Mammalogy 76(2): 627-637.
Die Studie geht hauptsächlich um energetische Berechnungen und die Verdauung von faserreichem Futter. Daher schmücken dann auch viele Formeln die Studie, welche wohl nicht gerade einfach verständlich sind (gerade wenn man nicht daran interessiert ist). Ansonsten hat sie aber doch abschnittweise wiederum interessante Infos zu bieten. Sie fasst die beiden Meserve-Studien kurz zusammen und wir erfahren, dass Degus faserreiches, energiearmes Futter nicht so besonders mögen und lieber faserarmes, energiereiches Futter fressen. So können sie die Kosten für die Futtersuche reduzieren und haben mehr Zeit für andere Tätigkeiten... bzw. können sie die Zeit verkürzen, in denen sie vor Feinden ungeschützt sind. Das ist eigentlich nichts neues, erklärt aber das Phänomen, dass die Degus sich meist zuerst auf die energiereichen Getreidekörner stürzen. Allerdings können Degus auch aus zellulosehaltigem Futter noch Energie gewinnen und dadurch, dass sie mehr davon fressen (da es weniger Energie enthält), können sie den geringen Energiegehalt kompensieren.
Ausserdem erfahren wir, dass Degus junge Blätter den alten bevorzugen, da diese weniger Fasern (Lignin) enthalten.
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