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Ratten: Tradition, Name, Verhalten

 
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davX
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Anmeldungsdatum: 08.06.2004
Beiträge: 8494
Wohnort: Schweiz

BeitragVerfasst am: 10.07.2011 14:23    Titel: Ratten: Tradition, Name, Verhalten Antworten mit Zitat

Huhu,

wieder einmal bin ich an einem (etwas älteren) Rattenbuch am Lesen. Da erfährt man teilweise wieder interessante Dinge, manchmal kann man jedoch auch nur den Kopf schütteln, gerade wenn z.B. jemand die Kombination von Ratten, Literatur, Volkstum und Psychoanalyse in ein Buch packt.

Dennoch ein paar interessante Textpassagen, die ich euch nicht vorenthalten will:

Zum Thema Geruch:

Zitat:

Ratten erkennen die Angehörigen ihrer Grossfamilie am Geruch, der aber nach neueren Forschungen eine geringere Rolle spielt als angenommen. Dass fremder Geruch die Ratten aggressiv macht, ist ein Mythos.
Wichtiger ist, so neuerere Forschungsergebnisse, dass Ratten sich beim Fressen nicht nur an dem Geruch der Nahrung selbst orientieren, sondern auch an dem Mundgeruch älterer Familienmitglieder [vgl. Geo Nr. 5 (=Mai) 1990].

Quelle: S. 44, Platen, H. (1997): Das Rattenbuch. Über die Allgegenwart eines verleugneten Nachbarn. Campus Verlag, Frankfurt/New York. 262 S.
(Hervorhebungen von mir)

Gewohnheit, Tradition und Flexibilität bei Ratten:

Zitat:

Ratten setzen nicht nur beim Fressen auf Bewährtes, sie sind auch sonst, bei aller Flexibilität, ausgesprochen konservative Tiere. Ihr gewohntes Territorium verlassen sie nur bei Überbevölkerung oder störenden Einflüssen, z. B. bei Überschwemmungen oder Bauarbeiten.

Quelle: S. 44, Platen, H. (1997): Das Rattenbuch. Über die Allgegenwart eines verleugneten Nachbarn. Campus Verlag, Frankfurt/New York. 262 S.
(Hervorhebung von mir)

Zum Namen und Platzbedarf der Wanderratte:

Zitat:

Ihr Aktionsradius ist meist relativ klein, überschreitet kaum den näheren Umkreis ihrer Nahrungsquellen.

[...]

"Es ist wohl eine der unglücklichsten Taufen vollzogen worden, als unsere braune Ratte mit dem deutschen Namen 'Wanderratte' belegt worden ist. Eine weniger zutreffende Bezeichnung hätte für das Tier kaum gefunden werden können, denn auch in seinem angestammten Lebensraum läuft es ja nicht wahllos herum, sondern bewegt sich nur auf bestimmten Wegen, 'Wechsel' genannt, die nur unter Beachtung grösster Vorsicht verlassen oder ausgedehnt werden." [Zitat aus: Becker & Schulze 1981, "Rattenbekämpfung als öffentliche Aufgabe", Friedrichsdorf/Ts. S. 29]

Quelle: S. 44-45, Platen, H. (1997): Das Rattenbuch. Über die Allgegenwart eines verleugneten Nachbarn. Campus Verlag, Frankfurt/New York. 262 S.
(Hervorhebungen von mir)

Interessant finde ich ganz allgemein, dass die so anpassungsfähigen Ratten ihren Vorteil eben gerade dem Umstand verdanken, dass sie konservativ sind und an Traditionen festhalten. Man könnte meinen, dass die Anpassungsfähigkeit der Ratten genau Gegenteiliges hätte bewirken müssen, nämlich dass die Tradition ihr Überleben einschränken würde, dem ist jedoch offenbar nicht so, im Gegenteil, scheint eine kluge Kombination von Flexibilität und Tradition ihnen zu helfen unter widrigen und sich ändernden Umweltbedingungen zurechtzukommen und als Kulturfolger des Menschen von seiner Arbeit zu profitieren: Der Mensch schafft erst Strukturen, welche die Ratten begünstigen, er rodet natürliche Ökosysteme, schwächt deren natürliche Abwehr massiv und macht sie so für Ratten einfach zur Besiedelung, er schafft durch den verschwenderischen Umgang mit Ressourcen genügend Abfall, den die Ratten nutzen können, er schafft Lebensräume, die von Ratten angenommen werden... kurz der Mensch als Lebensraumgestalter (Ecosystem Engineer) ebnet den Ratten den Weg, sei es in dem er gute Bedingungen schafft für sie oder indem er hilft, sie zu verbreiten (in der Regel natürlich nicht beabsichtigt, da die Ratte als blinder Passagier in seinem Schatten ihm folgt).

Der zweite interessante Punkt finde ich, dass Ratten mit sehr wenig Platz auskommen können. Ich glaube das hatten wir einerseits schon einmal und wenn ich mich nicht täusche mit besseren Quellennachweisen, aber steter Tropfen höhlt den Stein, so gesehen unterstreicht diese Wiederholung die Bedeutung und ruft sie für einige (auch für mich) wieder in Erinnerung.
Während insbesondere durch Murx die Bedeutung des Platzes bei zahlreichen Arten unterstrichen wurde, macht das doch auch deutlich, dass nicht alle Arten gleich sind und in der Natur einige eben auch gut mit wenig auskommen (müssen). Dementsprechend ist es natürlich auch wichtig gut Bescheid zu wissen über die Bedürfnisse der Tiere in der Wildnis.
Sicher darf sowas nicht darüber hinweg täuschen, dass ein Mini-Käfig wie im Zoohandel oft angeboten, nun artgerecht wäre, aber sagen wir mit einer grossen, begehbaren Voliere oder mit Zimmerhaltung liessen sich wohl Ratten deutlich artgerechter halten als so manche Kleinsäugerart, gerade wenn wir da an die Gold- oder Zwerghamster mit ihren eigentlichen Platzansprüchen denken.
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Anmeldungsdatum: 23.07.2005
Beiträge: 4622
Wohnort: Runkel

BeitragVerfasst am: 11.07.2011 20:57    Titel: Re: Ratten: Tradition, Name, Verhalten Antworten mit Zitat

Zitat:
Ihr Aktionsradius ist meist relativ klein, überschreitet kaum den näheren Umkreis ihrer Nahrungsquellen.

Das hab ich auch mal geglaubt ... trifft ja auch für viele Rattengruppen zu, aber offenbar nicht für alle.
Und sie bekommen nicht nur bei Übervölkerung das große Wandern, sondern auch, wenn ihnen die Umgebung einfach nicht mehr paßt. Ich hab diesen Winter unfreiwillig so eine Rattenwanderung beobachten "dürfen". Leider ist von dieser Rattengruppe ein junges, stattliches Männchen bei mir in der Wohnung hängengeblieben. Die Andern sind zum Glück weitergezogen.

Vanessa hat mich hier drauf gebracht, mal genauer hinzuschauen ...
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