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Hasenfrau Nager-Erforscher
Anmeldungsdatum: 19.01.2011 Beiträge: 49 Wohnort: NRW
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Verfasst am: 22.01.2011 19:17 Titel: Gemüse und Kaninchen |
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Je mehr ich mir Gedanken über die tiergerechteste Ernährung von Kaninchen mache, umso verwirrenderes (so mein Eindruck) kommt bei raus. Aktuell frag ich mich gerade, ob mir nicht das ein oder andere zu Kopf steigt und ich demnächst Besuch von den Männern in weiß erhalte.
Warum? Deshalb:
Abszesse im Kieferbereich werden von dem ein oder anderen Tierarzt und Kaninchenkenner durchaus dem falschen Futter in die Schuhe geschoben. Das ist auch durchaus nachvollziehbar, wenn man sich mal überlegt, was Wildkaninchen so zu sich nehmen.
Dann aber frage ich mich, ob nicht auch Gemüse (ich rede jetzt weniger von Salaten, vielmehr von Sellerie, Karotten & co.) in den Mengen, wie es viele Hauskaninchen erhalten in der Lage sind, Abszesse zu fördern?
Denn diese Massen an Karotten & co. sehen Wildkaninchen ja auch nicht gerade alle Tage. Und in Foren liest man so oft, dass Hauskaninchen davon betroffen sind, obwohl die Ernährung oft topp ist!
Unter anderem ausgelöst hat diese Frage auch eines der Kaninchen, das von Andreas Rühle beraten wurde. Enya war x-fach beim Zähnekürzen, obwohl die Halterin sehr gut ernährte. Doch nur über die Umstellung auf unendlich viel Wiese, war sie dann endlich monatelang nicht mehr beim Zähnekürzen! Jetzt im Winter, kaum gibts die Menge an Wiese nicht mehr, gehts schon wieder los, dass sie Probleme mit dem Kauapparat hat.
Ich hoffe Ihr ruft mir jetzt nicht die Männer in Weiß
Wie seht Ihr das? _________________ Liebe Grüße
Sonja Hasenfrau |
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Luder Freak
Anmeldungsdatum: 29.06.2009 Beiträge: 365
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Verfasst am: 22.01.2011 20:11 Titel: Re: Gemüse und Kaninchen |
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Nix Männer in Weiß rufen, die Frage ist toll!! Ich warte gespannt auf die Antworten unserer "Experten" hier _________________ Das Problem vieler Hunde ist die konsequente Inkonsequenz ihrer Halter.
Oliver Jobes, (*1966) |
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davX Team
Anmeldungsdatum: 08.06.2004 Beiträge: 8494 Wohnort: Schweiz
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Verfasst am: 22.01.2011 21:38 Titel: Re: Gemüse und Kaninchen |
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Zitat: |
Dann aber frage ich mich, ob nicht auch Gemüse (ich rede jetzt weniger von Salaten, vielmehr von Sellerie, Karotten & co.) in den Mengen, wie es viele Hauskaninchen erhalten in der Lage sind, Abszesse zu fördern?
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Diese Überlegung ist gar nicht so abwegig!
Ob Gemüse jetzt Abszesse födert, da wäre ich zwar vorsichtig, aber folgendes kann ich nur bestätigen:
Zitat: |
Enya war x-fach beim Zähnekürzen, obwohl die Halterin sehr gut ernährte. Doch nur über die Umstellung auf unendlich viel Wiese, war sie dann endlich monatelang nicht mehr beim Zähnekürzen! Jetzt im Winter, kaum gibts die Menge an Wiese nicht mehr, gehts schon wieder los, dass sie Probleme mit dem Kauapparat hat.
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Das ist verständlich. Beim Gemüse wurden gerade die Fasern einerseits rausgezüchtet, andererseits fehlt auch die Kieselsäure (die es z.B. im Gras gibt). Zwar bevorzugen Kaninchen faserarme Nahrung, da diese in der Natur für sie besser bekömmlich ist, aber sowas wie Gemüse ist im Prinzip unnatürlich, gerade wenn es in grösseren Mengen gefressen wird. Da die Zähne ja nachwachsen ist entsprechende Nahrung wichtig, die einerseits den Mundraum pflegt, andererseits aber auch genügend zu beissen gibt, dass ein gewisser Zahnabrieb zustande kommt. Bei Kieselsäure (im Gras) haben wir eine verstärkende Wirkung, da dieses wie Schmirgelpapier wirkt.
Übrigens findet man auch im Winter noch Nahrung draussen in der Natur, einfach mit den Mengen wird es schwierig. Langes Gras zum Beispiel findet man teilweise in grossen Mengen an Stellen, wo am Herbst nicht gemäht wurde. Ansonsten hat glaubs Murx geschrieben, dass Kaninchen im Herbst und Winter vermehrt Laub und Zweige fressen. Auch Tannenzweige kann man füttern... es gibt schon ein paar Winterfutter, aber es ist im Winter halt alles schwieriger. Bei Kaninchen, die im Vergleich zu vielen anderen Kleinsäuger einfach deutlich grössere Mengen fressen, erst recht. Auch eine Möglichkeit ist es, Laub und Kräuter im Herbst zu trocknen. _________________ Degu-Fütterungstagebuch | Degupedia bei Youtube | Meine Degu-Aussenhaltung (Video)
Es preciso conocer el nombre de las plantas para que podamos salutarlas y ellas nos saluden a nosotros. GOETHE
Manche Menschen sind Steine und manche sind Otter. |
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Andreas Kaninchen würden Wiese kaufen
Anmeldungsdatum: 27.02.2009 Beiträge: 1239
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Verfasst am: 22.01.2011 22:33 Titel: |
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Hallo,
Gemüse fördert Zahnprobleme (in Bezug auf Zahnlänge) indirekt. Das heißt, nicht durch irgendwelche Substanzen, die es enthält, sondern durch das, was es nicht enthält. Abgesehen von Vitaminen, ist es auch die Struktur der Fasern. Blätter von Grünpflanzen müssen wesentlich intensiver gekaut (mastiziert) werden, als Gemüse wie z, B. Gurke oder Möhre. Das ist alles. Durch die Struktur des Futters/der Fasern wird auch die Art und Weise des Kauens sowie die Kaufrequenz und somit letztendlich der Zahnabrieb bestimmt.
Abszesse können aber noch durch weitere Faktoren ausgelöst werden. Dazu zählen u. a. Calcium, Vitamin D, Phosphor, Oxalsäure... Das gleiche gilt, wenn z. B. Zähne häufig abbrechen.
Für Diagnosen müsste man aber Genaueres wissen.
freundliche Grüße,
Andreas |
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Hasenfrau Nager-Erforscher
Anmeldungsdatum: 19.01.2011 Beiträge: 49 Wohnort: NRW
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Verfasst am: 23.01.2011 11:31 Titel: |
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Andreas hat Folgendes geschrieben: |
Abszesse können aber noch durch weitere Faktoren ausgelöst werden. Dazu zählen u. a. Calcium, Vitamin D, Phosphor, Oxalsäure... Das gleiche gilt, wenn z. B. Zähne häufig abbrechen. |
Oh, das klingt interessant. Wieso das?? Hast Du dazu nähere Infos? Gerne auch Links zum Nachlesen. _________________ Liebe Grüße
Sonja Hasenfrau |
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Andreas Kaninchen würden Wiese kaufen
Anmeldungsdatum: 27.02.2009 Beiträge: 1239
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Verfasst am: 23.01.2011 22:35 Titel: |
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Hallo Sonja,
im Internet ist mir nichts zu dem Thema bekannt, das einzig empfehlenswerte wäre das hier: http://www.kaninchen-wuerden-wiese-kaufen.de/kalzium.htm (ziemlich weit unten).
Wie Du sicher weißt, wird mittlerweile auf Teufel komm’ raus vor allem gewarnt, was zuviel Calcium enthält. Der Blasensteine wegen… Nun ist es aber so, dass Calcium zwar an Blasensteinen beteiligt, aber oft nicht ursächlich für Steinbildungen verantwortlich ist. Die meisten Tiere leben heute in Wohnungen hinter Mauern und Glas und die Nahrung besteht überwiegend aus Heu und Gemüse.
Grundsätzlich nehmen Kaninchen Calcium im Überschuss auf, ihre Nahrung enthält sehr viel davon. Gleichzeitig nehmen sie aber sehr viel Wasser auf. Das reduziert die Harnkonzentration und schwemmt überflüssige Mineralien aus (Kaninchen scheiden zuviel Calcium nicht wie der Mensch mit dem Kot, sondern über die Niere mit dem Harn aus). Unter normalen Umständen wird das Calcium aus der Nahrung für den Zahn- und Knochenaufbau genutzt, der Rest verlässt über den Harn wieder den Körper. Um das Calcium einzubauen, werden unter anderem Vitamin D und Phosphor benötigt. Zuviel Phosphor behindert die Calciumverwertung, zuwenig Vitamin D ebenfalls. Im Kieferknochen fehlendes Calcium wird durch weichere Substanzen ersetzt. Das hat verschiedene Folgen, unter anderem können sich Zähne lockern oder in die weichen Stellen dringen harte, spitze Nahrungsbestandteile (aus Heu oder Stroh) ein, die das Kiefergewebe verletzen. In Folge dessen können dort durch Bakterien Entzündungen entstehen -> Abszess. Fehlendes Calcium lässt auch Zähne brüchig werden.
Vitamin D wird normalerweise im Körper aus Vorstufen durch UV-Strahlung im Körper selbst gebildet oder mit der Nahrung aufgenommen. Nennenswerte Vitamin-D-Mengen enthalten z. B. sonnengetrocknete Pflanzen oder Pilze (bezogen auf Pflanzen). In handelsüblichem Heu findet sich normalerweise kein Vitamin D. Fenster lassen UV-Strahlung der Wellenlänge, die für die Vitamin-Synthese benötigt wird, nicht durch.
Phosphorgehalte in Futtermitteln sind so gut wie unbekannt (es sei denn, man nimmt ein deklariertes Trockenfutter).
Oxalsäure ist ein Calcium-„fänger“, welche das Calcium bindet und somit dessen Verwertung verhindert - das heißt, bei übermäßiger Aufnahme entsteht im Körper ein Calciummangel. Das gefangene Calcium wiederum kann Steine bilden.
Eine ausgezeichnete Literaturquelle zu dem Thema ist:
Harcourt-Brown, F. (2002): Textbook of rabbit medicine. Oxford: Butterworth-Heinemann. ISBN 0750640022.
Ein Artikel von der gleichen Autorin:
Harcourt-Brown, F. M. & Baker, S. J. (2001): Parathyroid hormone, haematological and biochemical parameters in relation to dental disease and husbandry in rabbits. J Small Anim Pract, Vol 42,3. Pages 130-136.
Das wäre mal eine sehr grobe Zusammenfassung zum Thema Abszessbildung. Da gibt es aber noch mehr – z. B. wird auch ß-Carotin gebraucht, welches wiederum die Wirkung des Vitamin D beeinflusst usw….
freundliche Grüße,
Andreas |
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Luder Freak
Anmeldungsdatum: 29.06.2009 Beiträge: 365
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Verfasst am: 24.01.2011 12:58 Titel: |
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Zitat: | Wie Du sicher weißt, wird mittlerweile auf Teufel komm’ raus vor allem gewarnt, was zuviel Calcium enthält. Der Blasensteine wegen… Nun ist es aber so, dass Calcium zwar an Blasensteinen beteiligt, aber oft nicht ursächlich für Steinbildungen verantwortlich ist. Die meisten Tiere leben heute in Wohnungen hinter Mauern und Glas und die Nahrung besteht überwiegend aus Heu und Gemüse. |
Was ja evtl. erklären könnte warum gerade in Kaninchen(schutz)foren so oft von Steinen und co. geschrieben wird. Würde die These ja bestätigen. Dort werden ja auch viel Trockenkräuter und -gemüse gegeben _________________ Das Problem vieler Hunde ist die konsequente Inkonsequenz ihrer Halter.
Oliver Jobes, (*1966) |
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