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Nach fast drei Jahren Trockenfutter noch Umstellung möglich?
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bobbylein
Lästermaul


Anmeldungsdatum: 18.06.2010
Beiträge: 123
Wohnort: München

BeitragVerfasst am: 18.06.2010 19:13    Titel: Nach fast drei Jahren Trockenfutter noch Umstellung möglich? Antworten mit Zitat

Hallo,

ich bin neu hier und habe mich angemeldet, weil mein Mann und ich seit 5 Wochen Kaninchen haben und Eure Hilfe benötigen. Wir sind das erste Mal Kaninchenbesitzer und sind durch Pflegekaninchen auf den Geschmack gekommen.
Kurz: Seit dem 1.Mai haben wir eine kleine Kaninchendame, die sehr unkompliziert bezüglich Ernährung und Verdauung ist. Sie frisst viel Heu (von sich aus), viel Grünfutter, wir geben von Möhrengrün über Kohlrabiblätter und Löwenzahn auch Salat, Kräuter, etc. und natürlich Gemüse.
Nun wurde sie vor zwei Wochen mit einem Böckchen vergesellschaftet. Das Kerlchen stammt aus extrem schlechter Haltung und wurde vor ungefähr 7 Monaten von der Nachbarin gerettet, bei dieser Frau hat er aber wohl auch Trockenfutter und täglich eine Scheibe Knäckebrot Sad bekommen. Dann kam er für drei Wochen in eine zweite Pflegestelle (wo er dann mit unserer Dame vergesellschaftet wurde) und dort bekam er dann viel Frischfutter: Kohlrabiblätter, Löwenzahn, Spitzwegerich, Gurke, Karotte. Schon dort hatte er Matschköttel und als er jetzt zu uns kam (am 13. Juni) ging dies so weiter. Er frisst kein Heu und eigentlich viel zu wenig.
Wegen seines verschmutzen Hinterteils waren wir bei einer TÄ, die insgesamt einen guten Eindruck macht, nur meinte sie, dass es Kaninchen gäbe, die einfach kein Grünfutter und kein Frischzeug vertragen und die man dann eben lieber eigentlich ungesund ernähren müsse, aber dafür hätte das Kaninchen dann keine Verdauungsprobleme mehr wie es im Moment ja hat. Das hat uns natürlich erstmal entmutigt, wir dachten, man kann den kleinen Kerl trotz fast drei Jahren schlechter Ernährung doch noch umstellen.

Ein Forumsmitglied (das ich über ein anderes Forum kennengelernt habe) hat gemeint, ich könnte mich an Euch wenden und um Eure Meinung und Tipps und Ratschläge fragen. Was könnt Ihr uns raten? Wie können wir das Kaninchen doch noch an die gleiche gesündere Ernährung heranführen ohne zu große Verdauungsprobleme? Und überhaupt: hat die TÄ Recht mit ihrer Behauptung, manche Kaninchen ließen sich nicht umstellen?

Vielen Dank, ich hoffe sehr, dass Ihr uns weiterhelfen könnt!

LG,
Bobbylein
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Murx Pickwick
Quoten-Kobold


Anmeldungsdatum: 23.07.2005
Beiträge: 4622
Wohnort: Runkel

BeitragVerfasst am: 18.06.2010 20:16    Titel: Re: Nach fast drei Jahren Trockenfutter noch Umstellung mögl Antworten mit Zitat

Ich bin mal richtig ketzerisch ... ab und an ein Knäckebrot ist um Längen gesünder für Kaninchen, wie täglich viel Wiesenheu! Twisted Evil

Das Problem dürfte bei eurem Kerl der Magen-Darm-Trakt sein, der einfach durch seine lebenslange Kuntibuntikost restlos ruiniert ist. Solche Kaninchen kann man selbstverständlich auf Frischkost, so viel sie wollen, umstellen - allerdings geht das nicht mehr mit Gemüse, dazu brauchts schon ein ausgefeiltes Diätprogramm.

Wichtig ist im Grunde genommen, erstmal wieder die Nährstoffaufnahme im Dünndarm zu ermöglichen - wenn der Kerl nur noch Kunstfutter und Blinddarmkot aufnehmen kann und du fütterst ihn mit normaler Kost, wird er irgendwann immer weiter abnehmen - das wars. Daß er nur noch Matschköttel köttelt, zeigt, daß auch die Wasserrückholmechanismen im Dickdarm zerstört sind - das Wasser ist jedoch sehr wichtig für das Kaninchen. Auch das muß schnellstmöglich zur Heilung gebracht werden.

Kommst du an frischgeschnittene Zweige und Äste heran?
Damit hättest du genau das Rauhfutter, was die Abheilung der Darmschleimhäute ermöglicht. Die Blätter und die Rinde diverser Baumarten enthalten viel Gerbsäure, welche die Darmschleimwände auskleiden und dafür sorgen, daß sie nicht durch jedes neu hinzugekommene Futter immer wieder sich neu entzünden und Schleim zum Schutz produzieren. Wird erstmal nur noch wenig Schleim produziert, kann das Kaninchen wieder Nährstoffe aufnehmen.
Bei den Ästen und Zweigen müßtest du ausprobieren, was er futtert - er entscheidet es aufgrund der Zusammensetzung der übrigen Wirkstoffe der Äste und Zweige, beispielsweise, wenn er eher schnell Energie braucht, wird er Haselnuß bevorzugen, wenn er viele Bakterien im Dünndarm hat, dann eher Weide oder Schwarzerle ...

Die Äste und Zweige reichen jedoch nicht, es fehlt nun noch etwas, um die Entzündungen abheilen zu lassen und die Darmperistaltik wieder in Schwung zu bringen. Dazu haben sich gerade bei Kaninchen bestimmte frische Kräuter bewährt: Basilikum, Oregano, Thymian, Majoran, Dill, Koreander und Fenchel sind hier fantastisch und können von Anfang an so viel gefüttert werden, wie der Kerl freiwillig futtert.
Ich weiß nicht, wieviel Zeit du hast und wieviel Pflanzenkenntnis du schon hast, erkennst du Oregano (Dhost) oder kannst du dir zeigen lassen, wie der aussieht?
Momentan wuchert wilder Oregano an allen warmen, freien Stellen an Waldrändern und auf Wiesen, wo er nicht zugewuchert wird, also Trockenmauern, Steilhängen, kurzgehaltenen Magerwiesen, an Wegrändern ... das würde dir die Fütterung in den nächsten Tagen extrem verbilligen, denn gerade die Kräuter sind teuer, wenn man sie kaufen muß.
Fenchel bekommst du unter Umständen als Gemüsereste in Bioläden, notfalls geht auch Fruchthof oder eben, wenn du Glück hast, auch bei Discountern oder den großen Lebensmittelgeschäften.
Wermut kannst du dir auch als Wermuttee kaufen und einfach sowohl getrocknet, als auch frisch (falls du das außerordentliche Glück haben solltest, an frischen Wermut zu kommen, ich kenn ehrlich gesagt keine Quelle für frischen Wermut) anbieten. Bitte nicht ins Heu mischen, sondern in einem Extranapf anbieten - es ist von auszugehen, daß dein Kleiner noch gar nicht vernünftig selektieren kann, das muß er erst erlernen! Werden Trockenpflanzen zwischen Heu gemixt, lernt er nur, daß er Heu fressen muß - und genau das soll er nicht lernen!
Er soll lernen, gezielt Kräuter zwischen den vertrockneten Gräsern herauszuholen und das kann er erst, wenn er die Kräuter vorher ohne Gras kennenlernt.

Aber auch das reicht noch nicht ... ein Kaninchen braucht auch Energie, Eiweiß und genügend Material zum Aufbau der Blinddarmgesellschaft - Wiesenheu ist dazu gänzlich ungeeignet, da es zuviel Cellulose und Kieselsäure enthält, welche die Aufnahme von Energie und Eiweiß sogar noch behindern. Im Grunde genommen hat er Recht, wenn er kein Wiesenheu anrührt - es ist in seinem momentanen Zustand das Schädlichste, was er fressen kann!
Außerdem gelangt von dem Wiesenheu so gut wie nix in den Blinddarm, einfach weil das Kaninchen das Heu gar nicht klein genug zerkauen kann, damit die Nahrungsbestandteile in den Blinddarm gelangen können ... du brauchst hier was anderes ...
Apfel hat sich hier seit Jahrhunderten bei Verdauungsbeschwerden bewährt - auch Apfel kannst du eigentlich schon so viel er mag anbieten. Er wird nicht zuviel Apfel fressen, sondern nur soviel, daß er seinen Blinddarm mit Pektinen aus dem Apfel füllen kann - das ergibt viel Blinddarmkot mit für Kaninchen excellentem Eiweiß, also genau das, was dein kleiner Kerl nun braucht. Du brauchst übrigens weder die Schale zu schälen, noch das Kerngehäuse rausschneiden. Allerdings solltest du trotzdem, bis die Matschköttel weg sind, darauf achten, daß du nur Bioäpfel verfütterst, da die konventionellen Äpfel oft mit Pflanzenschutzmittelresten belastet sind und teilweise auch gewachst sind, damit sie nicht schimmeln. Saure Äpfel und alte Apfelsorten sind zu bevorzugen, sowas wie der moderne Golden Delicious hat eigentlich aufgrund seiner fehlenden Nährstoffe gar nicht mehr das Recht, sich Apfel zu nennen ... auch nicht in Bio! Ich denke, im Naturkostladen können dich die Verkäufer gut beraten, was Äpfel angeht.
Möhren gehen auch, am besten ist hier die Energie verfügbar, wenn du sie halbgar dünstest. Auch hier ist sinnvoll, lieber auf Biomöhren zurückzugreifen.

Was parallel gemacht werden sollte, ist eine Kotprobe auf Eimeria (Kokzidien) und diverse Bakterien in einem Labor untersuchen zu lassen ... gerade Eimeria können dir sehr schnell einen Strich durch die Rechnung machen, wenn sie sich plötzlich wie wild vermehren und letztendlich dein eh angeschlagenes Kaninchen endgültig ins Grab bringen. Mit dem Ergebnis solltest du dann zum nächsten TA und dich beraten lassen, inwieweit eine Behandlung sinnvoll ist. Bei hohem Eimeria-Befall wird er dir beispielsweise Kokzidiostatika mitgeben und dir beschreiben, wie du die anwenden sollst.

Wenn der Matschkot langsam besser wird, kannst du langsam anfangen, zu dieser Diät weiteres hinzuzunehmen ... Möhrenkraut, Löwenzahn, Fingerkraut, Schafgarbe halt was du an Kräutern draußen findest. Mit Kohl (auch Kohlrabiblättern) solltest du erstmal vorsichtig sein. Klee dagegen, auch Luzerne, scheint da eher verträglich für angeschlagene Kaninchen zu sein - mußt du halt ausprobieren, wenn Luzerne und Co Blähungen oder wieder vermehrt Matschkot verursachen sollte, dann läßt du den erstmal weg und gewöhnst den Kleinen an Verträglicheres ...
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Marx ist die Theorie
Murx ist die Praxis!

Ich habe es endlich amtlich (Mitgliedsausweis der Piratenpartei):
"Der Besitzer dieses Dokumentes ist berechtigt, sich seines Verstandes zu bedienen, Informationen zu produzieren, replizieren und konsumieren, sich frei und ohne Kontrolle zu entfalten in Privatsphäre und Öffentlichkeit.

Behinderung dieser Rechte wird geahndet durch die Piratenpartei Deutschland"
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bobbylein
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Anmeldungsdatum: 18.06.2010
Beiträge: 123
Wohnort: München

BeitragVerfasst am: 19.06.2010 15:12    Titel: Antworten mit Zitat

super!! Vielen vielen Dank schonmal für Deine schnelle und sehr ausführliche Antwort!
(jetzt schreibt mal zwischenrein der Mann Wink)

Das sind viele grundlegende Informationen, die uns im Verständnis der Kaninchenverdauung weiter bringen.

Vielleicht ist es ein bisschen die falsche Richtung mit der Sympton-Beschreibung: Es ist nicht so, dass er ständig seit fast einer Woche nur Matschköttel abgibt. Am Anfang (Mo/Di) waren es wohl weiche Köttel, denn sie haben sich auf dem Stallboden verschmiert. Ansonsten haben wir im Stall und auch in der ganzen Streu keine Matschköttel gefunden. Allerdings war Dienstag abend sein Hinterteil so verkrustet, dass wir es alleine nicht ganz sauber gekriegt hatten. Seit Mittwoch (TÄ) hat er ein sauberes Hinterteil und das ist jetzt immer noch o.k. - bis auf ein paar kleine Stückchen (1-2mm).
Was er genau abgibt, läßt sich bedingt gut identifizieren: Klar sind ein paar Mini-Köttel (2-3mm im Durchmesser) und wahrscheinlich die anderen, die wir finden, die etwas kleiner sind (5-6mm, sehr dunkel und rauher von der Oberfläche, etwas Rohfasern sind aber auch zu erkennen). Die Kaninchendame ist wie gesagt von ihrer Verdauung wohl optimal - ca. 1cm-Köttel mit viel Rohfasern, und eine Menge Wink).

So, die Verdauung ist sicher nicht super, aber wohl auch nicht katastrophal...
Es hat sich ja auch jetzt schon gebessert mit seinem Hinterteil.

Die Kotprobe von der TÄ hatte "natürlich" auch Befund: Kokzidien - da hat uns die TÄ als Mittel Baycox gegeben. Für beide Kaninchen...

Zu seinem Futterverhalten können wir noch folgendes sagen:
Er frisst wesentlich weniger, als die Dame, obwohl er deutlich mehr wiegt (1/3 mehr als sie), und ist bei uns ziemlich wählerisch:
Karottengrün, Kohlrabiblätter, Löwenzahn, Spitz-/Breit-Wegerich, Zitronenmelisse, Petersilie, etwas Brokkoli/Kohlrabi/Möhre/Romanasalat/Apfel (das nur in ganz kleinen Mengen). Da uns das von der Menge her sehr wenig vorkommt, kriegt er noch morgens und abends je 2 Grünrollis. Die kennt er aus der Pflegestelle und findet sie toll (wir finden sie nicht toll, denken aber, dass er einfach noch etwas Energie braucht). Ist das ok?
Was er nicht mag - und wir probiert haben: Basilikum, Apfelblätter und -zweig, Birke, Fenchelgrün und -knolle, Sellerie und eben Heu.

Du schreibst, dass Gemüse und Heu für ihn im Moment ohnehin nichts ist. Das heisst, dass er hier richtig selektiert? Das wäre ja gut...
Hm, dann sollte er ja Basilikum mögen - er kann sich aber für den frischen Topf nicht begeistern, schnüffelt dran rum und guckt zu, wie die Dame ihm vor der Nase den Basilikum verspeist (nebenbei: Können Kaninchen zuviel Basilikum fressen? Die Dame würden den Topf kahl fressen Wink)

Also, ich verstehe, dass wir weitermachen können mit:
- Oregano, Thymian, Majoran, Dill (Basilikum und Fenchel mag er nicht)
- Apfel: frisch - nochmal gucken, ob er den nicht doch mag; was ist mit getrockneten Apfelschnitzen, geht das auch?
(das oben beides ohnehin, das nächste, wenn die Matschköttel vorbei sind, also geht jetzt auch schon?)
- Möhrenkraut, Löwenzahn, Klee (kann ich weiss blühenden Klee nehmen?), wenn er ihn verträgt
- Zweige und Blätter: Apfel mag er nicht Sad, Haselnuss kriege ich hin, klar. Kirsche, Birke und Hainbuche auch - geht das?
- Spitz-/Breitwegerich würde ich gerne auch geben, denn das kenn ich auf jeden Fall und mit dem Botanik-Wissen wird es erst nach und nach (ist aber total interessant! Smile)

Haben wir das etwa richtig verstanden?

Wir haben halt Angst, jetzt das falsche zu füttern und es dann nur noch schlimmer zu machen bzw. ihm wieder nur Stress zu verursachen...

Kann er eigentlich von dem obigen zu viel fressen?
In der Kräuter-Vielfalt brauchen wir noch Sicherheit - ebenso mit einigen Zweigen und Blättern (Weide und Schwarzerle muss ich mal suchen...)

LG
Bobbylein
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Murx Pickwick
Quoten-Kobold


Anmeldungsdatum: 23.07.2005
Beiträge: 4622
Wohnort: Runkel

BeitragVerfasst am: 19.06.2010 18:28    Titel: Re: Nach fast drei Jahren Trockenfutter noch Umstellung mögl Antworten mit Zitat

Dann habt ihr vermutlich auch keine Matschköttel, welche das Hinterteil verschmiert haben, sondern ganz normalen, gesunden Blinddarmkot, der nicht gefressen wurde ...

Blinddarmkot ist weich, klebrig, solange nicht drauf rumgetrampelt oder im Hinterteil verschmiert wird, traubenförmig, hat einen sehr eigenwilligen Geruch, bei einigen Kaninchen kann man da getrost auch von Gestank reden, und ist eine der Haupteiweißversorgungen des Kaninchens, wenn Kaninchen zuwenig hochwertiges Eiweiß im Futter vorfinden.
Ist genügend hochwertiges Eiweiß im Futter, wird normalerweise die Blinddarmkotproduktion zurückgefahren, manchmal jedoch wird einfach mehr Blinddarmkot produziert, wie gebraucht wird. Der bleibt dann liegen und setzen sich die Kaninchen da rein, haben sie nunmal ein verklebtes Hinterteil ...

Ist nicht weiter wild und kein Krankheitszeichen ...

Daß er momentan weniger frißt, ist auch vollkommen normal, wenn er vorher viel Kuntibunti bekommen hat - er hat einfach keinen Bedarf, da er erstmal die ganzen überdosierten Nährstoffe aus den Kuntibuntis aufbrauchen muß. Dazu kommt, es gibt unter den Kaninchen sehr schlechte Futterverwerter und sehr gute - wenn ihr einen sehr guten Futterverwerter habt, dann frißt er einfach weniger, wie sie - ist auch normal.
Ihr habt geschrieben, daß eure Dame Heu frißt - Heu behindert die Aufnahme von Nährstoffen, also muß ein Kaninchen, was Heu frißt, auch mehr anderes fressen, um diesen Effekt wieder auszugleichen.

Alle Kaninchen sind Ernährungsspezialisten, es ist fast unmöglich, Kaninchen mit Pflanzen zu vergiften (klar, geht auch, wenn ich sie hungern lasse und nur Fingerhut verfütter, oder aber ihnen nur Heu und Eibe verfütter, dann werden sie sich irgendwann lieber vergiften, wie zu verhungern - aber mal von solch drastischen Methoden abgesehen ist es tatsächlich fast unmöglich, ein Kaninchen mit Pflanzen zu vergiften ... )
Im Gegensatz zu dem, was in einschlägigen Foren immer wieder erzählt wird, schaffen es Kaninchen sogar unter unmöglichen Ernährungssituationen, sich über die Ernährung gesundzufuttern, wenn man sie nur läßt - und genau das wird erfolgreich unterbunden, wenn man Angst hat, ein Kaninchen könne von einer Pflanze zuviel oder zuwenig futtern ...

Wenn genügend Auswahl da ist, ist weder ein vergiften, noch eine Mangelernährung möglich, erst recht nicht mit frischen Kräutern wie Basilikum. Es ist vielmehr so, daß ein hoher Heukonsum und das Fressen von bestimmten aromatischen Kräutern, wie viel Basilikum, Thymian, Majoran und Co, darauf hindeuten, daß etwas im Darm nicht in Ordnung ist. Günstig ist dann immer, Zweige und Äste samt Blättern, Blüten und Früchten dran anzubieten, auch hier fressen die Kaninchen genau so viel, wie sie tatsächlich brauchen und lassen, wenn sie keinen Bedarf mehr haben, die Zweige unangetastet (oder zerschreddern sie nur, weil sie grad Spaß dran haben Very Happy)
Du kannst dich also voll und ganz darauf verlassen bei den Kräutern, was die Kaninchen viel futtern, brauchen sie auch, wenn ihr die dann nachreichen könnt, bis sie nicht mehr gefressen werden, ist es optimal - leider etwas, was kaum ein Halter schafft, gerade Kräuter, die natürliche Nahrung der Kaninchen, sind teuer ... je mehr unterschiedliche Pflanzenarten ihr anbieten könnt, desto besser können die Kaninchen sich schon kurieren, bevor sie überhaupt krank werden.

Getrocknete Apfelschnitzen haben den Nachteil, daß Kaninchen als Frischköstler nicht mehr zuverlässig erkennen können, ob die Menge schon genügt, einige Kaninchen fressen da tatsächlich zu viel von - ähnliches gilt für die Grünrollis. Das ist einfach zu weit von ihrer natürlichen Nahrung weg, sowas trockenes frißt kein Wildkaninchen.
Wenn Apfel nicht gefressen wird, wird er nicht gebraucht, es muß also nicht versucht werden, nen Kopfstand zu machen, damit die Kaninchen etwas futtern, wo eigentlich kein Bedarf drauf ist ... ich irre mich weitaus schneller, weil ich die Kaninchen nicht sehe, wie die Kaninchen sich in ihrer Futterwahl irren ;D

Grünrollis haben als Extrudate noch ein paar Eigenschaften, die für Kaninchen eher krankmachend sind, als daß sie tatsächlich nützlich wären.

Die Vorteile für das Kaninchen, weshalb diese Grünrollis gern gefuttert werden:
- durch die feine Vermahlung des Futters und dem Zusammenpressen des Futtermehles entsteht ein Futter, was nur langsam durch den Dünndarm wandert, so daß auch noch der letzte Nährstoff aus den Grünrollis aufgenommen werden kann.
- Grünrollis enthalten meist hohe Konzentrationen an Mineralstoffen und Vitaminen

Der Nachteil:
- Durch das langsame Weiterschieben der Futtermehle können Organismen aus Dickdarm und Blinddarm in den Dünndarm einwandern und sich dort ihrerseits am Futterbrei gütlich tun. Das kann zu Blähungen und Entzündungen führen, da diese Organismen organische Säuren und Gase als Stoffwechselendprodukte ausscheiden.
- Durch die Ansäuerung im Dünndarm kann die Dünndarmschleimhaut gereizt werden, so daß zum Schutz davor Schleim produziert wird, welcher die Nährstoffaufnahme erschwert. Damit wird der Vorteil der Grünrollis aufgehoben.
- Nicht nur Nährstoffe werden durch Futtermehle besser aufgenommen, sondern auch Farbstoffe, Konservierungsstoffe und andere Stoffe, die es erst seit ein paar Jahrzehnten auf der Welt gibt ... dies ist nicht förderlich für das Kaninchen, da es daran nicht angepaßt sein kann.
- Eventuell in den Grünrollis nicht kennzeichnungspflichtige Aroma- und Geschmacksstoffe können das Selektionsvermögen des Kaninchens stören, somit wird tatsächlich möglich, daß Kaninchen nicht mehr zuverlässig für sie giftige Pflanzen von harmlosen Pflanzen unterscheiden können oder wichtige Heilpflanzen nicht mehr zuverlässig erkennen können.

Ihr müßt selbst wissen, ob ihr weiterhin Grünrollis verfüttern wollt - ihr habt die Kaninchen vor Augen, ihr könnt sie beobachten, ich nicht ... ich persönlich bin ein Gegner dieser ganzen Industriefuttermittel und würd die am liebsten alle verbieten lassen, weil sie in meinen Augen giftiger sind, wie Efeu und Schöllkraut - also son richtig böser, militanter Hardcore-Fertigfuttergegner bin ich Laughing

An Ästen geht auch Kirsche, Birke und Hainbuche - insbesondere die Hainbuche wird ähnlich wie Haselnuß auch gern als normales Zusatzfutter angenommen und ist sehr gesund.

Die Wegeriche sind allesamt sehr wertvolle Futterpflanzen für Kaninchen, enthalten jedoch nur wenig verwertbare Nährstoffe ... sie werden deshalb nicht von allen Kaninchen gefressen. Wenn Deine die Wegeriche annehmen, ist gut - gibts ja mom überall auf den Wiesen, das drückt die Futterkosten ungemein Very Happy

Was auch gut zu erkennen ist, das ist Efeu - auch den könnt ihr anbieten, solltet hier allerdings vorsichtshalber langsam anfüttern - normalerweise ist das zwar nicht nötig, aber ihr macht es einfach euren zwei Kaninchen leichter, das Wirkstoffspektrum des Efeus kennenzulernen, wenn ihr erstmal nur ein Blatt pro Kanin anbietet und langsam die Menge steigert. Die Kaninchen werden sehr schnell selber wissen, wieviel Efeu sie brauchen.

Dann schaut euch mal an, wie Wiesenbärenklau aussieht - auch der wächst momentan viel auf der Wiese ... Wiesenbärenklau ist eine der Hauptfutterpflanzen von Kaninchen und wird oft gern in sehr großen Mengen verdrückt (das heißt, wenn man so viel auftreiben kann Very Happy)

Mit Frischfutter, so daß zur nächsten Fütterung immer ein wenig über ist, könnt ihr nix falsch machen ... vor allem, wenn ihr auf eine möglichst große Artenvielfalt der Futterpflanzen achtet.
Und glaubt mir - die Kenntnis, was Kanin so alles an Kräutern aus der Natur fressen kann, ohne sich zu vergiften, lernt ihr sehr, sehr schnell - es macht einfach Spaß, zu beobachten, was die Kaninchen gern fressen und das dann bevorzugt zu suchen Very Happy Es gibt nur ganz, ganz wenige Pflanzen, die sich selbst für Kaninchen nicht als Futterpflanzen eignen ...
Wenn ihr mal keine Zeit habt zum Sammeln, tuts zur Not auch Gemüse. Zweige halten sich oft mehrere Tage, die brauchen also nur entsorgt zu werden, wenn sie vollgepieselt werden.
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bobbylein
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Anmeldungsdatum: 18.06.2010
Beiträge: 123
Wohnort: München

BeitragVerfasst am: 19.06.2010 20:22    Titel: Antworten mit Zitat

Du bist Wahnsinn, toll, genial!!!

Ehrlich, Dein Wissen ist beeindruckend! Wow...

Das hört sich für uns ja sehr gut an - also besonders für unsere Hoppelchen Smile

>also son richtig böser, militanter Hardcore-Fertigfuttergegner bin ich
Deine Meinung mit den Grünrollis können wir beide total verstehen - wir könnten auch zu Hardcore-Fertigfuttergegnern werden, wenn man das alles so liest. Fürs "militant" wirds aber wohl nicht reichen Wink...

Hm, Efeu wird meist als ungeeignet beschrieben - auch so ein "Mythos"?

Zum "Wiesenbärenklau": Da habe ich ein Problem - ich habe den Steinbachs Pflanzenführer und da steht eine Seite vor dem Wiesenbärenklau der Hecken-Kälberkopf und die Schierlinge. Allesamt giftig. So 100% sicher bin ich aus den Beschreibungen nicht, daher habe ich Angst, das falsche zu nehmen. Die Blüten sehen ziemlich ähnlich aus und auch bei den Blättern hätte ich jetzt nicht die Sicherheit bei den Exemplaren, die bei uns oben auf der Wiese stehen.

Oder kann man sich bei Kaninchen wirklich 100% da auf die Selektion verlassen, auch wenn sie sonst nie so Wiesenkräuter bekommen haben?

Ich glaub, ich muss mal ne botanische Exkursion mitmachen...

Aber für den Anfang haben wir jetzt ganz viel Tipps! Vielen vielen Dank nochmal
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Murx Pickwick
Quoten-Kobold


Anmeldungsdatum: 23.07.2005
Beiträge: 4622
Wohnort: Runkel

BeitragVerfasst am: 19.06.2010 21:32    Titel: Re: Nach fast drei Jahren Trockenfutter noch Umstellung mögl Antworten mit Zitat

Das ist ein Mythos ...

Wenn Menschenkinder die Beeren des Efeu futtern, bekommen sie davon Durchfall, deshalb gilt er als giftig.
Weiterhin entwickeln wohl einige Gärtner furchtbare Allergien auf Efeu, wenn sie den viel schneiden müssen.
Die Blätter selbst schmecken dem Menschen gewöhnlicherweise nicht ... ist auch gut so, Menschen sind Affen, die würden auch von den Blättern Durchfall bekommen.

Für Kaninchen sind eigentlich nur die Beeren ungenießbar bis giftig ... die Blätter dagegen werden auch von Wildkaninchen gefressen.

Nur - Kaninchen sind keine Menschen, das sind Kaninchen.
Das sind Tiere, die nicht nur ein paar Enzyme mehr haben, wie wir Menschen, sondern zudem auch noch deutlich giftresistenter sind wie wir - sind halt echte Pflanzenfresser und hatten im Laufe ihrer Entwicklung zudem das Problem, daß sie nicht viel wandern, so wie die Pferde wandern und somit mit dem Giftpflanzenpotpourri zurechtkommen mußten, was zufälligerweise in ihrem Revier wuchs.
Wenn Kaninchen nur so wenige Pflanzen vertragen würden, wie wir Menschen oder wie Pferde, würden sie in den meisten Gegenden sich gar nicht ansiedeln können, weil dort einfach die guten, wenig giftigen Futterpflanzen bald weggefressen sind und eben nur die wirklich giftigen Arten überbleiben ... Pferde machen sich da das Leben einfacher, die wandern einfach weiter in Gebiete, wo es gute Futterpflanzen gibt, die brauchen diese enorme Pflanzengiftresistenz nicht, genau wie wir Affen, denn auch Affen wandern guten Nahrungsgründen hinterher ...
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Murx Pickwick
Quoten-Kobold


Anmeldungsdatum: 23.07.2005
Beiträge: 4622
Wohnort: Runkel

BeitragVerfasst am: 19.06.2010 21:56    Titel: Re: Nach fast drei Jahren Trockenfutter noch Umstellung mögl Antworten mit Zitat

ups ... hab die Hälfte vergessen zu beantworten ...

Gerade der Schierling gehört zu den Top10 der Giftpflanzen. Inwieweit dieser für unsere Kaninchen im Stall gefährlich werden kann, weiß vermutlich noch keiner, einfach, weil wir die Mechanismen, nach denen sich Kaninchen über Futter heilen noch nicht voll verstanden haben und die Selektionsmechanismen nicht restlos aufgeklärt sind ... ich selbst vermeide das Verfüttern von Schierling.

Schierling stinkt fürchterlich, Wiesenbärenklau riecht dagegen kaum und viel angenehmer wie die Schierlingsarten. Der auf Wiesen vorkommende gefleckte Schierling hat zudem meist gut sichtbare rote Flecken an der Basis des Stengels.

Die Kälberkropfarten können unseren Kaninchen nix anhaben, solange nur genügend andere frische Pflanzen da sind, die das Kaninchen fressen kann. Gute Futterpflanzen sind es jedoch vermutlich dennoch nicht ...

Was aber viel wichtiger als Unterscheidungsmerkmal ist, das sind die Blätter ... der Wiesenbärenklau hat eine deutlich abgerundete Blattspitze. Die Lappen des Blattes sind nicht bis zum Stengel durchbrochen. Am Stengel sind also beidseitig regelrechte Blattstege ...
Schau dir einfach diese Bild hier an ...

Anders der Kälberkropf und der Schierling - diese Blätter sind eindeutig gefiedert, es sieht aus, als wenn mehrere kleine Blättchen an Seitenstengeln sitzen würde. Das sind keine Lappen, wie der Wiesenbärenklau:
Blätter eines rauhhaarigen Kälberkropfs

Vergleich einfach die Bilder der auf dieser Seite abgebildeten Kälberkröpfe mit denen des Wiesenbärenklaus, such noch mehr Bilder und studier sie, bis du dir sicher bist, daß du weißt, auf was du achten mußt ...
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Andreas
Kaninchen würden Wiese kaufen


Anmeldungsdatum: 27.02.2009
Beiträge: 1239

BeitragVerfasst am: 20.06.2010 10:36    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo,

ich vermute auch, dass der anfängliche „Matschkot“ etwas mit Blinddarmkot zu tun hatte und aus dem neuen Futter resultiert. Murx hat schon jede Menge Hinweise gegeben, eine bisschen Senf hätte ich noch dazuzugeben. Ich würde z. B. nicht unbedingt das Eine weglassen und dafür das Andere geben. Was ich damit meine ist: ihr könnt ruhig sein gewohntes Futter weitergeben, aber zusätzlich würde ich ihn mit frischem Grün zuwerfen. Ihr habt offensichtlich die Möglichkeit, Löwenzahn und Klee zu beschaffen. Dann würde ich nicht nur das schneiden, sondern auch alles, was darum herum wächst – also auch das Gras und die anderen Pflanzen. Auf einer Wiese, wo diese Pflanzen stehen, wachsen gewöhnlich auch verschiedene Gräser und Kräuter, die er gern fressen würde, wenn er sie denn hätte. Wenn ihr an Mengen soviel schneidet, wie der Kerl wiegt, kann auch wegen vermeintlicher Giftpflanzen nichts schief gehen.

Einige Pflanzen könnt Ihr Euch hier ansehen: Klick

Wenn er mehr Grünes bekommt, als er fressen kann (also mehr als die Hälfte seines Körpergewichtes), kann er a) selbst ’raussuchen, was er gern fressen würde und was er braucht und b) bleibt sein altes Futter irgendwann liegen. Aber bitte auch an seine Partnerin denken… Wink

bobbylein hat Folgendes geschrieben:
Also, ich verstehe, dass wir weitermachen können mit:
- Oregano, Thymian, Majoran, Dill (Basilikum und Fenchel mag er nicht)
- Apfel: frisch - nochmal gucken, ob er den nicht doch mag; was ist mit getrockneten Apfelschnitzen, geht das auch?
(das oben beides ohnehin, das nächste, wenn die Matschköttel vorbei sind, also geht jetzt auch schon?)
- Möhrenkraut, Löwenzahn, Klee (kann ich weiss blühenden Klee nehmen?), wenn er ihn verträgt
- Zweige und Blätter: Apfel mag er nicht , Haselnuss kriege ich hin, klar. Kirsche, Birke und Hainbuche auch - geht das?
- Spitz-/Breitwegerich würde ich gerne auch geben, denn das kenn ich auf jeden Fall und mit dem Botanik-Wissen wird es erst nach und nach (ist aber total interessant! )

Haben wir das etwa richtig verstanden?


Das kann alles komplett inkl. Blüten in ihn ’rein, vor allem immer im Gemisch. Also nicht einen Tag Löwenzahn, einen Tag Klee, einen Tag Spitzwegerich, sondern immer von jedem ein bisschen + verschiedene Gräser. Wenn er keinen Klee verträgt, wird er ihn auch nicht fressen. Kaninchen sind nicht blöder als Menschen: was Sinne und Instinkt angeht, schlagen sie uns sogar um Längen… Wink

bobbylein hat Folgendes geschrieben:
Kann er eigentlich von dem obigen zu viel fressen?

Nein – ausgeschlossen. Frische Nahrung (Gräser & Kräuter) hat einen hohen Wassergehalt. Die Tiere fressen rein volumenmäßig zwangsläufig etwa das sechsfache mehr als von einem trockenem Futter (Heu, Pellets, Grünrollis etc.). Durch das hohe Volumen funktioniert auch der Nahrungstransport durch das Verdauungssystem so wunderbar und es besteht keine Gefahr, dass Nahrungsbestandteile zu lange im Verdauungstrakt bleiben, wo sie Unheil anrichten könnten (bzw. die Bakterien, die sich darüber hermachen und wenn sie zuviel Zeit haben, sich übermäßig vermehren). Das gleiche gilt übrigens für Parasiten wie Kokzidien… Wink

Weil sie recht viel fressen müssen, haben auch ihre Zähne was davon, die sich ja abnutzen müssen.

bobbylein hat Folgendes geschrieben:
Oder kann man sich bei Kaninchen wirklich 100% da auf die Selektion verlassen, auch wenn sie sonst nie so Wiesenkräuter bekommen haben?

Selektion funktioniert nur, wenn genügend Menge und Auswahl da ist, aus der sie selektieren können. Vergiftungen von Haustieren passieren in aller Regel dann, wenn nichts mehr zum Fressen da ist und sie gezwungen sind, Giftiges zu fressen. Deshalb ist auch Futterrationierung aus meiner Sicht völlig unangebracht.

Die Sinne von Kaninchen sind deutlich besser ausgeprägt als die des Menschen, der sich anmaßt, das Futter für die Tiere auszuwählen. Manche, so genannte Giftplanzen nutzen Kaninchen zudem ganz bewusst. Das meiste, was wir zum Selektionsvermögen von Kaninchen wissen, stammt aus Versuchen mit Labortieren, die nie die Sonne oder einen grünen Halm gesehen haben… Und aus Beobachtungen von Hardcore-Haltern… Wink

bobbylein hat Folgendes geschrieben:
Ich glaub, ich muss mal ne botanische Exkursion mitmachen...

Hab' ich gemacht - mit einer "Kräuterhexe". War unglaublich interessant...Wink

freundliche Grüße,
Andreas
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Luder
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Anmeldungsdatum: 29.06.2009
Beiträge: 365

BeitragVerfasst am: 20.06.2010 12:42    Titel: Re: Nach fast drei Jahren Trockenfutter noch Umstellung mögl Antworten mit Zitat

Ich kann dir aus Erfahrung sagen das Kaninchen das Selektieren lernen auch wenn sie vorher nur Trockenfutter kannten. Meine Häsin, die auch drei Jahre ausschließlich Trofu bekam, lies sogar das versehentlich dazwischen geratene Jakobsgeißkraut liegen und rührte es nicht an. Selbstverständlich habe ich sie langsam auf eine Vielfalt an Wiese umgestellt Smile
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Das Problem vieler Hunde ist die konsequente Inkonsequenz ihrer Halter.
Oliver Jobes, (*1966)
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Wildkaninchen
Freak


Anmeldungsdatum: 29.09.2009
Beiträge: 371

BeitragVerfasst am: 20.06.2010 19:28    Titel: Re: Nach fast drei Jahren Trockenfutter noch Umstellung mögl Antworten mit Zitat

Jup, kann mich Luder nur anschließen!
Wenn du deine Kaninchen ad libitum ernährst, lernen sie ganz von alleine, zu selektieren. Natürlich solltest du ihnen nicht gleich Giftpflanzen vorlegen, sondern zuerst gut verträgliche Sachen füttern und dann langsam die Vielfalt erhöhen.
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"Gegen eine Dummheit, die gerade in Mode ist, kommt keine Klugheit auf."
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davX
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Beiträge: 8494
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BeitragVerfasst am: 20.06.2010 23:43    Titel: Re: Nach fast drei Jahren Trockenfutter noch Umstellung mögl Antworten mit Zitat

Zitat:

Hab' ich gemacht - mit einer "Kräuterhexe". War unglaublich interessant...

du glücklicher Laughing
Ich hab mir das Meiste mühsam selbst angeeignet... wobei als ich bei Murx war, das war auch noch anregend, der Austausch und dass ich so doch ein paar neue Pflanzen kennenlernte, die ich zuvor nicht beachtete. Allerdings behaupte ich immer noch, dass das gelb blühende Kraut damals ein gewöhnliches Kreuzkraut war und nicht irgendwas anderes...

Apropos Wiesenbärenklau hat doch Wildkaninchen erst kürzlich Fotos in die Wiki eingestellt. Ev. helfen die auch weiter...?
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bobbylein
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Anmeldungsdatum: 18.06.2010
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BeitragVerfasst am: 21.06.2010 14:31    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo zusammen,

möchte mich erstmla ganz schnell bei Euch bedanken für die vielen tollen Tipps und Motivationsschub-Beiträge. Melde mich ausführlicher noch mal, aber gestern haben wir einen Strauß von der Wiese hingestellt (Strauß=viele Gräser und Kräuter gemischt) und beide fahren darauf total ab und auch vor allem er fängt immer mehr an, Sachen auszuprobieren und zu fressen. Endlich auch Basilkum!

Das macht Mut, und Grünrollis haben wir eh vergessen, aber ich bin froh, wenn er das nicht mehr bekommt Very Happy .

Viele Grüße
Bobbylein
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bobbylein
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Anmeldungsdatum: 18.06.2010
Beiträge: 123
Wohnort: München

BeitragVerfasst am: 05.07.2010 14:50    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo zusammen!

Jetzt mal wieder eine Meldung von unserem kleinen Kerlchen:

Die Grünfutterernährung hat er super angenommen. Mit Löwenzahn, beide Wegeriche, Giersch, Klee, Zitronenmelisse, Basilikum, Schafgarbe, Kamille, Heckenrose, Vogelwicke, Himbeer-/Brombeer-/Erdbeerblätter, Apfel, Hasel, Hainbuche, Eiche, Ahorn, Kirsche (alles Zweig und Blatt), Karotten- und Kohlrabigrün und etwas Gemüse frisst er ganz ordentlich.
Ans Heu geht er fast nicht. Auch ok...
Vielen Dank also für Eure Tipps!

Sein Hinterteil ist seit 3 Wochen sauber, die Köttel sind allerdings noch etwas klein - zwischen 2-3 und 4-5 Millimeter nur. Scheint wohl doch noch nicht alles im Lot zu sein mit seiner Verdauung, oder?

Ausserdem lebt er sich jetzt gut ein bei uns, wird immer selbstbewusster und beschäftigt sich immer mehr mit unserer Dame, manchmal ziemlich intensiv Smile Smile .

Die Hitzetage am Wochenende waren ganz passabel für ihn, die Dame hat da mehr zu kämpfen gehabt. Kann das sein, dass er ungefähr die halbe Atemfrequenz hat, wie sie?
(sie ist insgesamt schon ein recht agiles Wesen, aber schlägt sich das auch so auf den Kreislauf durch?)

Noch was botanisches: Es geht ums Pfennigkraut - das sieht man im Netz kaum in Verbindung mit Kaninchennahrung (auch nicht auf Kaninchen-würden-Wiese-kaufen). Habe es nur einmal gefunden und da wurde wegen Ungeniessbarkeit abgeraten. Was habt ihr für Erfahrungen?
(Ich bin noch sehr zurückhaltend mit Dingen, die ich nicht sicher kenne - weiss nicht, ob wir schon genug geben, dass es zur optimalen Selektion ausreicht. Ad libitum schaffen wir nicht ganz Sad ).

LG
Bobbylein
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Murx Pickwick
Quoten-Kobold


Anmeldungsdatum: 23.07.2005
Beiträge: 4622
Wohnort: Runkel

BeitragVerfasst am: 05.07.2010 15:31    Titel: Re: Nach fast drei Jahren Trockenfutter noch Umstellung mögl Antworten mit Zitat

Hab meine Kaninchenköttel mal ausgemessen, die sind zwischen 6 und 10mm groß - allerdings stammen die auch von 3 - 4kg-Kalibern. Also sollte 3 - 5mm für Zwerge hinhauen und normal sein.

Du hast ja selbst beobachtet, daß sie mehr mit der Hitze zu kämpfen hat ... Kaninchen schwitzen nicht, sie sparen Wasser. Sie versuchen dennoch, ihre Körpertemperatur runterzukühlen, um nicht in den gefährlichen Überhitzungsbereich zu kommen. Das machen sie mit einer schnelleren Atmung, bei der warme Abluft möglichst schnell an den Schleimhäuten vorbeigeführt wird und so eine gewisse Verdunstungskühle entsteht. Die eingeatmete Luft ist dann wiederum das Gemisch aus der warmen Außenluft und der ganz wenig runtergekühlten ausgeatmeten Luft ...
Das System funktioniert allerdings nicht sehr gut, natürlicherweise halten sich Kaninchen in kühlfeuchten Bauen oder unter schattigen, kühlfeuchten Büschen auf. Für mal kurz Schnabulieren gehen in der kühleren Dämmerung reicht ihr Kühlsystem, für die heißen Tage speziell in der Wohnung dagegen nicht ...
Abhilfe können hier sog. Kühlakkus schaffen, die im Eisfach oder in der Tiefkühltruhe runtergekühlt werden, nebeneinandergelegt werden, darauf nen Handtuch oder ähnliches und schon haben die Kaninchen nen kühlen Liegeplatz. Auch Roste, also ein normales Volierengitter, gespannt in einem Rahmen und so aufgestellt wie ein niedriger Tisch werden gern angenommen. Marmorsteine oder Fliesen tun hier auch ihren Zweck, wenn sie schattig hingelegt werden. Die Kaninchen sind in der Regel selbst schlau genug, diese Kühlbereiche aufzusuchen, wenn sie die brauchen - liegen sie lieber in der Sonne und schnaufen vor sich hin, werden sie schon ihren Grund dafür haben ...

Es gibt eigentlich nix, was dagegenspricht, Pfennigkraut zu verfüttern ... es wurde früher selbst vom Menschen als Tee gegen Husten getrunken und wir Menschen reagieren deutlich empfindlicher auf Pflanzengifte, wie Kaninchen ...

Die im Wyk, Wink, Wink angegebenen Wirkstoffe sind Gerbstoffe, Salicylsäurederivate und Flavonoide ... scheint also ein ähnliches Wirkspektrum wie Weide zu haben. Vermutlich ist das Pfennigkraut eine sehr gute Pflanze für chronische Schnupfer.

Quelle:
Van Wyk, Wink, Wink (2004): Handbuch der Arzneipflanzen; wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH Stuttgart
_________________
Marx ist die Theorie
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Ich habe es endlich amtlich (Mitgliedsausweis der Piratenpartei):
"Der Besitzer dieses Dokumentes ist berechtigt, sich seines Verstandes zu bedienen, Informationen zu produzieren, replizieren und konsumieren, sich frei und ohne Kontrolle zu entfalten in Privatsphäre und Öffentlichkeit.

Behinderung dieser Rechte wird geahndet durch die Piratenpartei Deutschland"
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bobbylein
Lästermaul


Anmeldungsdatum: 18.06.2010
Beiträge: 123
Wohnort: München

BeitragVerfasst am: 06.07.2010 11:14    Titel: Antworten mit Zitat

Murx Pickwick hat Folgendes geschrieben:
Hab meine Kaninchenköttel mal ausgemessen, die sind zwischen 6 und 10mm groß - allerdings stammen die auch von 3 - 4kg-Kalibern. Also sollte 3 - 5mm für Zwerge hinhauen und normal sein.


Das "komische" ist, dass die kleine Dame (1.6kg) mit 6-10mm köttelt (sie frisst auch Heu) und das Böckchen (2.4kg) mit 3-5mm deutlich kleinere hinterlässt (er frisst quasi kein Heu). Seine Köttel sind auch nicht so glatt, sondern haben eine etwas rauhere Oberfläche. Ist das normal oder sollten wir hier nochmal 1-2 Monate abwarten, dass sich seine Verdauung noch optimiert?

Murx Pickwick hat Folgendes geschrieben:
für die heißen Tage speziell in der Wohnung dagegen nicht


Wir haben die beiden auf dem Balkon - ist zwar nach Süden, aber überdacht und ansonsten haben wir es auch tagsüber maximal abgeschattet.
Als Untergrund haben sie jetzt vorwiegend rauhe Steinfließen zur Verfügung, die auch am Nachmittag noch das kühlste sind was es gibt (wenn sie ordentlich abgeschattet wurden).
Wenn ein Lüftchen weht, dann geht das auch über den Balkon, also eigentlich insgesamt ganz gut.

Murx Pickwick hat Folgendes geschrieben:
Kühlakkus schaffen, die im Eisfach oder in der Tiefkühltruhe runtergekühlt werden, nebeneinandergelegt werden, darauf nen Handtuch oder ähnliches und schon haben die Kaninchen nen kühlen Liegeplatz.


Hm, habe ich mal probiert. War ein trockenes Handtuch und das isoliert ziemlich gut. Das haben sie dann auch ignoriert (die Steinfließen sind ja auch ok). Ein feuchtes Handtuch zum draufliegen bekommt ihnen nicht, oder?

Murx Pickwick hat Folgendes geschrieben:
liegen sie lieber in der Sonne und schnaufen vor sich hin, werden sie schon ihren Grund dafür haben ...


wirklich? Ihre Fähigkeit zur Selektion in Ehren, aber in dem Fall traue ich ihrer "Intelligenz" nicht Laughing Laughing

ok, das mit dem Pfennigkraut probieren wir mal. Gibts bei Nachbars Garten in Mengen - aber wir fangen erstmal klein an...


LG
Bobbylein
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