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Andreas Kaninchen würden Wiese kaufen
Anmeldungsdatum: 27.02.2009 Beiträge: 1239
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Verfasst am: 01.09.2009 10:17 Titel: Vitamine |
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Angeregt durch einen Disput über Vitamine habe ich jetzt mal ein paar Informationen über das Vitamin A bzw. ß-Carotin als Provitamin zusammengetragen. Grundtenor in der Diskussion war, dass durch zugesetzte Vitamine in Futtermitteln langfristig den Tieren Schäden zugefügt werden. Ich fange mal mit Vitamin A an…
Als Vitamin A wird eine Stoffgruppe bezeichnet, die dasselbe biologische Wirkungsspektrum wie all-trans-Retinol aufweisen. Zu dieser Stoffgruppe gehört auch die biologisch wirksamste Form: Retinol (Vitamin A1). Es kommt hauptsächlich in Fischleberöl von Dorsch und Heilbutt, fetten Meeresfischen, der Säugetierleber, im Körperfett vieler Tiere, in Milch, Butter und Eigelb vor. Vitamin A2 findet sich vorrangig in der Leber von Süßwasserfischen und hat gegenüber Vitamin A1 nur eine 40%ige Wirksamkeit. Allgemein wird Retinol mit Vitamin A bezeichnet. Retinol wandert direkt in die Leber und wird dort gespeichert.
Die Vorstufe von Vitamin A sind die Carotinoide (Carotine), die deshalb als Provitamine bezeichnet werden. Sie kommen in grünen Pflanzen vor. Carotinoide sind wie Vitamin A empfindlich gegenüber Licht und Sauerstoff, wobei sie damit gleichzeitig ihre Vitamin-A-Wirksamkeit verlieren. Carotinoide aus Pflanzen können nicht überdosiert werden, da sie nur bei Bedarf in Retinol umgewandelt werden. Sie können im Körperfettgewebe mehrere Wochen gespeichert werden. Da die Hälfte des absorbierten ß-Catotins in Retionol umgewandelt wird und die mittlere Absorptionsrate des aufgenommenen Retinols bei 33% liegt, beträgt die dem Körper verfügbare Menge an Retinol aus der aufgenommenen ß-Carotinmenge ein Sechstel (= 1/3 x 1/2). Anders herum: 6 Gramm ß-Carotin wirken wie 1 Gramm Retinol.
(Andere Umrechnungen: 1 mg Retinol-Äquivalent = 6 mg all-trans-β-Carotin = 12 mg anderer Provitamin A-Carotinoide = 1 mg Retinol= 1,15 mg all-trans-Retinylacetat = 1,83 mg all-trans-Retinylpalmitat; 1 IE = 0,3 µg Retinol)
ß-Carotin-Gehalte [1]:
Grünfutter (Gras, Kleegras usw.): 100 - 400 mg/kg TM
Heu, 1. Schnitt: 20 mg/kg TM
Carotin-Gehalte [2]
- Frisch, Luzerne, 1. Schnitt (Beginn der Blüte): 270 mg/kg TM
- Frisch, Rotklee, 1. Schnitt (Beginn der Blüte): 200 mg/kg TM
- Frisch, Wiese, grasreich, 1. Schnitt, vor Ähren-/Rispenschieben: 375 mg/kg TM
- Heu, Luzerne, 1. Schnitt (Beginn der Blüte): 61 mg/kg TM
- Heu, Rotklee, 1. Schnitt (Beginn der Blüte): 40 mg/kg TM
- Heu, Wiese, grasreich, 1. Schnitt, vor Ähren-/Rispenschieben: - mg/kg TM
Das heißt ganz grob überschlagen, dass für Heu-Kaninchen nur noch 10% - 20% des ß-Carotins übrig bleiben, das unseren Tieren (oder Wildkaninchen) jeden Tag zur Verfügung steht. Reich an Carotin sind alle grünen Pflanzen, so dass bei Grünfütterung der Vitaminbedarf gedeckt ist. Das gilt aber nicht im gleichen Maß für Gemüse (bis auf die Karotte, alle anderen Gemüse liegen deutlich unter Wiese)
"Carotinverluste treten auch bei der Lagerung von Heu- und Trockengrün auf. Besonders intensiv verlaufen die Abbauvorgänge beim Grünmehl. Der Gehalt reduziert sich während einer 4- bis 6monatigen Lagerung um 60%. Durch Pelletierung und Zusatz von synthetischen Antioxydantien kann die Carotinzerstörung eingeschränkt werden." [2]
Auf Grund seiner Instabilität gegenüber Wärme und Licht wird Vitamin A in Form seiner Derivate eingesetzt, die deutlich stabiler sind:
- Vitamin A (Retinol) = Retinol, Vitamin A-Alkohol, Axerophthol
- Vitamin A-Acetat (Retinyl Acetate) = Retinol-Essigsäureester, Retinylacetat, Axerophthylacetat
- Vitamin A-Palmitat (Retinyl Palmitate) = Retinol-Palmitinsäureester, Retinylpalmitat, Axerophthylpalmitat
- Vitamin A-Propionat (Retinyl Propionate) = Retinol-Propionsäureester, Retinylpropionat, Axerophthylpropionat
Eine I.E. Vitamin A entspricht der Wirkung von:
• 0,300 μg Vitamin A-Alkohol
• 0,344 μg Vitamin A-Acetat
• 0,550 μg Vitamin A-Palmitat
Wenn man in ein Futter Zusatzstoffe einmischt, ist das etwas anderes, als wenn es in der Nahrung natürlich vorkommt, weil eventuell noch andere Stoffe in diesem enthalten sind, die Enzym-, Katalysator- oder andere Funktionen bei der Resorption des Vitamins haben. Der Effekt muss also nicht der gleiche wie bei Aufnahme natürlicher Nahrung mit den enthaltenen Vitaminen sein.
Künstliche Vitamine können zwar die gleiche Zusammensetzung wie natürliche aufweisen, aber nicht die gleiche chemische Struktur, woraus sich wiederum andere Eigenschaften als des vermeintlichen natürlichen Pedants ableiten. In Kaninchenfutter von z. B. Ovator ist definitiv synthetisches Vitamin A enthalten.
Die empfohlenen Dosierungen nach Fekete [3] sind folg.:
- Vitamin A [IE/kg]: 6000 (Wachstum) 12000 (Trächtigkeit) 12000 (Laktation)
- Carotin [mg/kg]: 0,83 (Wachstum) 0,83 (Trächtigkeit) 0,83 (Laktation)
Er hat sie aus verschiedenen Quellen zusammengetragen: NRC, Cheeke, Partridge, INRA, Kamphues, Sanchez, Fekete, Gippert und Lebas - also alles "Laborkaninchenforscher" bzw. Organisationen. Die 10fache Überdosierung brachte bei trächtigen Häsinnen Probleme mit dem Nachwuchs (Hydrozephalus, geringes Körpergewicht). Bei Fleischkaninchen wurden "nur" eine verminderte Futteraufnahme und einige Prozente Gewichtsverlust festgestellt. Ich gehe also bei den Empfehlungen eigentlich davon aus, dass sie nicht einer Überdosierung entsprechen - eher im Gegenteil.
Vitamin-A-Mangel: Augen-, Hautveränderungen, Wachstumsverzögerung und Fortpflanzungsstörungen, erhöhte Anfälligkeit gegen Infektionskrankheiten und Krebs (?)
Ein höherer Bedarf kann für säugende Häsinnen oder bei Erkrankungen wie Kokzidiose bestehen.
Für die Umwandlung von ß-Carotin in Vitamin A werden die Vitamine C und E benötigt - C wird im Körper selbst gebildet, Vitamin E kommt ebenfalls in frischen, grünen Pflanzen vor.
Für mich stellen sich jetzt noch folgende Fragen:
- Sieht jemand das Geschriebene grundsätzlich anders bzw. hat andere, bessere Informationen?
- ist es wirklich schlecht, Kaninchen, die kein frisches Grünfutter bekommen, zusätzlich Vitamin A zur Verfügung zu stellen oder wäre es besser, gar kein Vitamin A zusätzlich zu geben (abgesehen davon, dass ß-Carotin besser wäre, aber eben nicht sehr haltbar ist)
- welche nachteiligen Eigenschaften von Palmitat sind bekannt?
- Mit welchen natürlichen, leicht zu beschaffenden Komponenten könnte ein Frischgrün-Verweigerer seinen Tieren natürliches ß- Carotin in ausreichender Menge füttern?
Quellen:
[1] Gruber Tabelle zur Fütterung der Milchkühe, Zuchtrinder, Mastrinder, Schafe, Ziegen; 26. Auflage / 2005; LfL-Information; Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL); (S. 36)
http://www.lfl.bayern.de/ite/rind/09369/linkurl_0_3.pdf
[2] Jeroch, H. [Hrsg]; Flachowsky, G. [Hrsg]; Weißbach, F. [Hrsg]; Futtermittelkunde; bearb. von 13 Fachwiss.; Jena, Stuttgart; G. Fischer; 1993; ISBN 3-334-00384-1
[3] Fekete, S.; Ernährung der Kaninchen; in: Ernährung monogastrischer Nutztiere, Kapitel 4; Wiesemüller, W. und Leibetseder, J. [Hrsg.], G. Fischer; Jena, Stuttgart; 1993; ISBN: 3-334-60428-4
@Murx/David: Das Fekete-Kapitel aus Wiesenmüller hat knapp 4MB, Jeroch 17MB…
Habt Ihr dafür schon eine Lösung? |
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Murx Pickwick Quoten-Kobold
Anmeldungsdatum: 23.07.2005 Beiträge: 4622 Wohnort: Runkel
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Verfasst am: 01.09.2009 11:21 Titel: Re: Vitamine |
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Nun ja ... Gemüse und Obst enthält im Schnitt mehr Carotinoide, wie Wiesenschnitt!
Du brauchst Vergleichswerte - wenn du den Carotingehalt für TM angibst, darfst du das nicht mit Frischgemüse vergleichen ... denn die Kaninchen fressen das Gras frisch, also mit 70 - 80% Wassergehalt!
Und wenn du nun dir die Carotinwerte für Gemüse auf die Trockenmasse umrechnest, kommst du locker über die 100 - 400mg/kg Beta-Carotin! Immerhin liegt ja schon getrocknete Aprikose bei ca. 95mg/kg TG (nicht TM, denn da ist sie locker bei 100mg/kg TM! Trockenmasse ist immer ganz ohne Wasser, Trockengewicht ist der Restgehalt vom Wasser in getrockneten Sachen noch drin, liegt meist um die 5 - 10%, bei Obst tendenziell höher wie bei Heu)
Nur mal ein paar daumengepeilte ausgerechnete Werte zum Vergleich (Umrechungsfaktor *5), Ausgangsbasis waren Werte des Ernährungsrechners Uni-Hohenheim:
Süßkartoffel 430mg/kg TG
Mohrrübe 390mg/kg TG
Petersilie 270mg/kg TG
Blattspinat 270mg/kg TG
Fenchel 235mg/kg TG
Grünkohl 205mg/kg TG
Wir liegen also locker über den Mindestwerten, die eine Wiese erbringt und auch mit Luzerne und Rotklee liegen wir mit dem Gemüse außerordentlich gut im Rennen!
Nur mal so als Beispiel ... dazu kommt, daß man durchaus auch die Schalen diverser Früchte verfüttern kann, so beispielsweise die Schale von Orangen, Zitronen, Äpfeln etc etc etc - diese haben einen deutlich höheren Carotingehalt wie das Innere der Früchte, welche wir als Menschen futtern und liegen deutlich über den Werten für Mohrrüben! Weiterhin wird nicht nur Beta-Carotin umgewandelt, sondern eine ganze Reihe von Carotinoiden, einschließlich einiger Xanthophylle - und die sind wiederum in großen Mengen in Roter Beete und Mangold enthalten!
Aber damit nicht genug - die oben genannten Beispiele gelten für konventionelle Hochzuchtsorten, alte Sorten liegen oftmals um den Faktor 2 höher wie ihre hochgezüchteten und auf schnellen Masseertrag getrimmten konventionellen Äquivalente ... wer also im Bioladen nach alten Gemüsesorten schaut, wird auch hier wiederum den Carotingehalt in ungeahnte Höhen treiben können, welche auf der Wiese nie erreicht wird.
Da Carotinoide Farbstoffe sind, welche Gelb bis Dunkelrot und Violett färben, kann man eigentlich auch gut erkennen, wo viel Carotin drin ist und wo wenig drin ist - je dunkelröter oder je dunkelgrüner ein Gemüse oder Obst, desto mehr Carotinoide sind drin - welche, kann oft an der Farbe gesehen werden, Beta-Carotin färbt eher Tieforange, die meisten Xanthophylle färben tiefrot und einige exotischere Carotinoide färben tiefviolett ...
Noch eine Anmerkung - ein Blick über den Tellerrand zeigt, daß selbst bei Fleischfressern schon relativ geringe Überdosierungen von Vitamin A zu Durchfall führen, ohne daß irgendwelche gravierenden anderen Symptome auftauchen ... bei Hunden und Katzen, welche an die Aufnahme von Vitamin A angepaßt sind und hier sehr wirksame Strategien haben, eine Überdosierung zu vermeiden, führt alleine schon das Verfüttern von zuviel Leber zu Dünnschiß! Das ist noch weit unterhalb irgendwelcher Vitamin A-Mengen, welche Erbgutschädigend wirken!
Und das soll beim Kaninchen nicht stattfinden?
Versuchsaufbau für diejenigen, die nicht glauben wollen, wie schädlich das fertige Vitamin A für Kaninchen ist (ohne tödlich zu wirken):
Man nehme drei Gruppen Kaninchen:
Es wird zusätzlich zum normalen Futter von Hand täglich Agrobs Cobs zugefüttert (Agrobs Cobs deshalb, weil die in der Regel gern gefressen werden und Vitamintropfen gut aufnehmen. Die Cobs haben Struktur, ist also mit der Strukturlosigkeit ausgeschlossen!).
Gruppe 1:
Auf die Agrobs-Cobs wird Beta-Carotin aufgeträufelt, gleiche ausgerechnete Vitamin A-Äquiv. wie bei Gruppe 2
Gruppe2:
Auf die Agrobs-Cobs wird Vitamin A (am billigsten und einfachsten zu beschaffen ist hier Retinol-Palmitat) aufgeträufelt.
Kontrollgruppe:
Die Agrobs-Cobs bleiben unbehandelt ...
Liegt das Vitamin A-Äquiv. oberhalb eines gewissen Schwellenwertes, wird es in der Gruppe2 tatsächlich nach spätestens vier Monaten Matschkot geben - egal was sonst noch gefüttert wird! In Gruppe1 und Gruppe2 passiert dagegen nix ... nimmt man die gleiche Menge, welche in den gängigen Futtermitteln wie Deukanin oder Ovator drin sind, ist dieser Schwellenwert deutlich überschritten ...
Weiterer Versuch, um Herauszufinden, ob eher Vitamin A oder eher die fehlende Struktur Durchfall und Matschkot verursacht:
Gruppe1 bekommt normale Laborpellets mit der empfohlenen Vitamin A-Menge
Gruppe2 bekommt normale Laborpellets mit dem Vitamin A-Äquivalent zu Gruppe1, aber nur Beta-Carotin
Das Ergebnis ist auch hier schon innerhalb weniger Monate eindeutig - die Vitamin A Gruppe bekommt schneller Matschkot wie die andere Gruppe ...
Vitamin A hat in einem Futter für Veganer gar nix zu suchen! Kaninchen sind doch keine Katzen!
Ersatz kann gut über Gemüse geliefert werden - eine Fertigfutterernährung ist eh nicht anzustreben und für Kaninchen ist eine Trockenkosternährung schlichtweg alles andere wie artgerecht ...
Quellen für Beta-Carotingehalte menschlicher Nahrungspflanzen:
Nährwertrechner
Uni Hohenheim
Beide gehen allerdings auf die Nährwerttabellen des Bundeslebensmittelschlüssels zurück ... also hauptsächlich konventionelle Kost, moderne Hochleistungssorten. Wer im Bioladen sich das Gemüse holt, liegt deutlich über den angegebenen Werten, wer alte Gemüsesorten im Garten pflegt, liegt noch mal deutlich über den Bioladenwerten.
Es kommt noch ne Kleinigkeit dazu ... Dadurch, daß Kaninchen Blinddarmkot verzehren, decken sie ihren Bedarf mit Vitamin A schon zum großen Teil - dies klappt unter Labor- und Mastbedingungen dagegen nicht, da die Tiere auf Rosten sitzen, welche die Aufnahme des Blinddarmkotes erschweren!
Und noch eine Sache ... es handelt sich bei den Werten von Fekete et al um aus anderen Bereichen abgekupferten und umgerechneten Werten von Rindvieh - bekommt man jedoch erst mit, wenn man die Literatur der Literatur der Literatur, welche diese Leute als Quellen angeben, verfolgt ... es gibt keine wasserdichte Studie zum Vitamin A-Bedarf bei Kaninchen!
Alle Werte für Vitamin A, egal für welche Tierart, lassen sich lückenlos auf Untersuchungen an Rind, Hund und Katze zurückführen! Witzigerweise gilt dies sogar für die für Menschen angegebenen Werte ... es ist also nicht mal wirklich erwiesen, daß der Mensch mehr Vitamin A braucht wie Kaninchen (über Vergleichsstudien, was Menschengruppen so weltweit essen, kann man allerdings sich ausrechnen, daß die Werte pro Kilo Mensch und Tag als Vitamin A-Äquivalent deutlich über den von Kaninchen aufgenommenen Werten liegen)
Weitere Quellen zum Carotin:
Carotinoide
Leider hat auch der Watzl kleinere Schwächen, die auf den Effekt des gegenseitigen Abschreibens und der Wirkung der Stillen Post zurückgeführt werden können - so geht er davon aus, daß Carotinoide vom Menschen nur mit Fett aufgenommen werden können.
Es gab nie eine Studie, die solches nachwies ... im Gegenteil, solcher Schlüsse tauchen in allen Studien erst im Diskussionsteil auf - und da sie so schön zu den DGE-Empfehlungen paßten, wurde das nie bereinigt ...
Verwendung von Vitaminen in Lebensmitteln
Auch hier wieder - wenn man sich durch die Quellenangaben hangelt, kommt man zwar schnell zu Studien, welche zu Vitamin A und Betacarotin gemacht wurden, es ist jedoch nicht nachvollziehbar, wie die Leute anhand der tatsächlich erhaltenen Ergebnissen zu ihren Schlüssen im Diskussionsteil kommen - von Folgearbeiten werden jedoch nur der Diskussionsteil und die Abstracts ausgewertet ... weiterhin tauchen irgendwann die gleichen Rinderstudien auf, welche wir auch als Ursprungsquelle für sämtliche anderen Tierarten zur Festsetzung des Bedarfes haben ...
Bioaktive Substanzen in Lebensmitteln - Vorkommen und Eigenschaften sekundärer Pflanzenstoffe
Ich bin noch nicht zu gekommen, mir die Literaturliste durchzuarbeiten, es dürften jedoch die gleichen Schwächen auftauchen, wie bei den oberen Quellen - man schreibt gegenseitig von sich ab ...
Trotzdem auffällig:
Vitamin A wird offenbar nicht als risikolos gesehen, im Gegenteil, noch bevor gravierende Erbgutveränderungen stattfinden, gibt es eine ganze Reihe von Symptomen, welche unauffällig sind und woraufhin kein Kaninchen untersucht wird!
Oder habt ihr schonmal von Knochendichtemessungen auf Ausstellungen gehört?
Daß die Knochendichte nicht mehr stimmt, merkt man erst, wenn die Kaninchen von 2m Höhe runterfallen und sich die Gräten brechen - das sind KEINE dummen Zufälle, das ist ein Knochenproblem! Diese fallen jedoch selbst bei Züchtern nicht auf, welche ihre Nickels in Volieren halten - wo können die denn noch irgendwo tief fallen?
Auch andere Symptome einer chronischen Vitamin A-Überversorgung fallen einfach nicht auf, weil keiner nach untersucht - werden jedoch solche Untersuchungen gemacht, sind ohne Industriefutter gefütterte Kaninchen weitaus gesünder, auch wenn sie aus Wohnungshaltung stammen und keine Sämereien bekamen, wie Nichtindustriefutter gefütterte Kaninchen! (Heu-als-Brot-der-Kaninchen-Kaninchen ausgenommen, die haben zwar nicht dieselben ernährungsbedingten Veränderungen der Organe und des Skelettes, dafür aber andere, nicht minder gravierende Veränderungen der Organe und des Skelettes, dazu kommen noch gravierende Blutbildveränderungen zusätzlich oben drauf!) _________________ Marx ist die Theorie
Murx ist die Praxis!
Ich habe es endlich amtlich (Mitgliedsausweis der Piratenpartei):
"Der Besitzer dieses Dokumentes ist berechtigt, sich seines Verstandes zu bedienen, Informationen zu produzieren, replizieren und konsumieren, sich frei und ohne Kontrolle zu entfalten in Privatsphäre und Öffentlichkeit.
Behinderung dieser Rechte wird geahndet durch die Piratenpartei Deutschland" |
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Andreas Kaninchen würden Wiese kaufen
Anmeldungsdatum: 27.02.2009 Beiträge: 1239
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Verfasst am: 02.09.2009 12:49 Titel: |
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Ok - ein Vorschlag: wir einigen uns vorab auf "Futtermittel", die auch real für Kaninchen in der Heimtierhaltung eingesetzt werden. Zweitens behalten wir die Mengen des jeweiligen Futtermittels im Hinterkopf, die ein Kaninchen auch real fressen würde. Aprikosen und Kartoffeln wären z.B. Dinge, die ich in den Betrachtungen mal außen vor lassen würde. Außerdem zähle ich Petersilie nicht zu Gemüse, sondern eher zu Kräutern.
Da ich mit dem Gemüse gleich für den ersten "Aufreger" gesorgt habe, sollten wir uns überlegen, welches eigentlich in größeren Mengen überhaupt in Frage kommt, da ich zum Beispiel Salate nicht unbedingt zum freien Verzehr wie Wiese empfehlen würde. Wir füttern gar keinen Salat (außer im Winter etwas Feldsalat - aber die Verzehrmengen halten sich in sehr engen Grenzen). Manche Gemüse sind ja nicht gerade in großen Mengen zu empfehlen (Oxalsäure, Zucker, Nitratgehalte), andere werden aus Geschmacksgründen sowieso nur dann gefressen, wenn nichts anderes da ist (z. B. Fenchel, Kohlrabi). Im Vergleich zur Wiese gibt es hier also schon von vornherein limitierende Faktoren für die praktische Umsetzung - und die habe ich natürlich immer im Hinterkopf.
Die Karotte ist ganz klar der "Renner" unter den ß-Carotinen - darauf hatte ich ja auch hingewiesen. Nun ist es aber sicher schwierig, in ein Kaninchen eine mit "Wiese" vergleichbare Menge an Karotten hineinzubekommen…
Ich habe noch mal nach vergleichbaren Frischwerten geschaut - leider gibt’s nicht den "Wiesenschnitt", aber immerhin einige Grünpflanzen. Den Vorteil von Gemüse gegenüber diesen Pflanzen kann ich jetzt nicht direkt erkennen - eher im Gegenteil.
Grünpflanzen
Aus [1] (x/100g Frischesubstanz)
Löwenzahnblatt, frisch:
Vit. A: 1317,0 µg
Carotin: 7,9 mg
Petersilie, frisch:
Vit. A: 902,0 µg
Carotin: 5,4 mg
Sauerampfer:
Vit. A: 833,0 µg
Carotin: 5,0 mg
Brunnenkresse, frisch
Vit. A: 692,0 µg
Carotin: 4,2 mg
Aus [2] (x/100g essbare Substanz):
Große Brennnessel
Vitamin A (RÄ): 742 µg
Giersch
Vitamin A (RÄ): 684 µg
Weisse Taubnessel
Vitamin A (RÄ): 558 µg
Vogelmiere
Vitamin A (RÄ): 383 µg
______________________
Gemüse
Aus [1] (x/100g Frischesubstanz)
Mohrrübe, frisch
Vit. A: 1574,0 µg
Carotin: 7,8 mg
Feldsalat, frisch:
Vit. A: 650,0 µg
Carotin: 3,9 mg
Fenchel, frisch
Vit. A: 572,0 µg
Carotin: 3,4 mg
Endivie, frisch
Vit. A: 280,0 µg
Carotin: 1,7 mg
Kohlrabi, frisch
Vit. A: 33,0 µg
Carotin: 0,2 mg
Knollensellerie, frisch
Vit. A: 3,0 µg
Carotin: 0,0 mg
Für mich liegt das Übergewicht an Vitamin A eher bei den Kräutern - und zwar sehr deutlich. Aber wie auch immer - um annähernd an die Menge in der der Wiese heranzukommen, müsste man diese also komplett durch Gemüse ersetzen. Hier sehe ich einige Probleme in der praktischen Durchführbarkeit (Geschmack, Rohfaser ).
Ich hoffe, wir diskutieren nicht auch noch über den Verlust von Vitamin A/ß-Carotin im getrockneten Gras
Nun zu den "Über"-dosierungen in Futtermitteln:
1. Rechnung in Fekete [3] wird für die Erhaltung eine Vitamin-A-Menge von 580 IE/kg Futter angegeben. 1 IE = 0,3 µg Retinol. Das heißt, die empfohlene Menge beträgt 174 µg/kg Futter.
Für das folgende tue ich jetzt so, als würde ich die oben aufgeführten Grünpflanzen in einem homogenen Gemisch anbieten. Dann würde der Mittelwert für den Gehalt an Vitamin A in diesem Gemisch 763 µg/100g Frischesubstanz betragen, also 7630 µg/kg Futter.
174 µg/kg Futter Empfehlung vs. 7630 µg/kg Futter im artgerechten Futter.
Überdosierung laut Empfehlung???
Wenn ich die 7630 µg in IE umrechne und als Empfehlung angeben würde, wären das 25.433 IE/kg…
2. Rechnung Für Alleinfuttermittel wie z. B. Solikanin Basis beträgt die Empfehlung für Rammler/Häsinnen in Zuchtruhe 10.000 IE/kg Futter. Rechnen wir das um, heißt es also 3.000 µg/kg Futter an Vitamin A. Die empfohlen Dosierung für das Futter beträgt 35 g/kg LM. Also würde ein 2-kg-Tier 70 g dieses Futters erhalten. Das bedeutet, es nimmt damit eine Menge an Vitamin A von 210 µg auf.
Nehmen wir weiterhin einmal an, Kaninchen mit einem Gewicht von 2 kg fressen von der Wiese etwa 300 g Pflanzen in einem Gemisch wie unter Grünpflanzen angegeben - also mit einem mittleren Wert für Vitamin A von 763 µg/100 g Frischegewicht. Dann heißt das, sie fressen mit den 300 g etwa 2.289 µg Vitamin A.
210 µg Empfehlung vs. 2289 µg im gefressenen, artgerechten Futter.
Überdosierung laut Empfehlung???
Ich weiß nicht, wie Du auf die Überdosierungen in den Futtermitteln kommst. Wenn es dafür Quellen gibt, würden die mich natürlich sehr interessieren. Ich finde sie aber im Moment überhaupt nicht bestätigt. Im Gegenteil, eigentlich liegen die Werte in den (kommerziellen) Futtermitteln deutlich niedriger als die, die Kaninchen bei freier Auswahl tatsächlich aufnehmen. Hast Du die von Dir beschriebenen Versuche mit den Agrobs-Cobs selbst durchgeführt? Ich persönlich würde aber jeden eindringlich von Experimenten dieser Art abraten - damit hast Du nämlich natürlich lokale Überdosierungen, und zwar ganz enorme. Mit "aufträufeln" schaffst Du lokale Konzentrationen, die es im industriellen Fertigfutter nicht gibt - zu diesem Zweck wird dort nämlich Melasse eingesetzt, die bestimmte Komponenten bindet und mit deren Hilfe diese Komponenten beim Mischen homogen, also gleichmäßig im gesamten Futter verteilt werden. Diese Verteilung schaffst Du nur durch intensives Mischen und mit Hilfsstoffen. Also liebe Kinder: bitte nicht nachmachen!
Ich gehe mit Dir konform in der Feststellung, dass Vitamin A in einem Futtermittel nicht zugesetzt werden sollte - besser wäre eigentlich ß-Carotin. Ich kann nur vermuten, dass die Gründe dafür in der fehlenden Stabilität der Carotine im Vergleich zu den Estern von Vitamin A zu suchen sind, wie bereits im ersten Beitrag geschrieben.
Ich bin auch bei Dir mit der Feststellung, dass die Konzentrationen von "Vital"-stoffen wie Vitaminen unter der Schale bestimmter Obstsorten am höchsten sind. Die Frage dabei ist aber, wie lange? Auch Obst gehört bei uns nur sehr begrenzt zur Fütterung - im Sommer fast gar nicht, weil sie auch nichts davon fressen. Ich vermute, die Verzehrmenge bei unseren Tieren ist dabei eher vom Geschmack als vom Bedarf bestimmt.
Die ganzen Futtermittel mit ihren Inhalts-/zusatzstoffen wurden ja ursprünglich für Zucht-,/Mast- und Schlachtkaninchen kreiert, die von frischem Futter und frischer Luft ungefähr so weit entfernt sind wie ich vom Mond.
Das es Versuche an Kaninchen (nicht an Rindviechern) zu Überdosierungen gegeben hat, schrieb ich ja bereits - also wird man wohl wissen, was keine Überdosierung ist. Und ich sehe auch keine. Sicher kommen viele Untersuchungen auch von anderen Tierarten. Ich denke aber, das man sich schon gewisser Unterschiede bewusst ist. Übrigens steht bei Fekete auch, dass bei "extensiver" Haltung keine Vitamine zugesetzt werden müssen
Was ist nun Deine Meinung: wären gar keine (zugesetzten) Vitamine für Heimkaninchen hinter Schloss und Riegel und von Frischfutterzufuhr abgeschnitten besser als der ganze künstliche Kram?
Quellen:
[1] https://www.uni-hohenheim.de/wwwin140/info/interaktives/lebensmittel.htm
[2] Souci, S. W.; Die Zusammensetzung der Lebensmittel, Nährwert-Tabellen, Stuttgart: Medpharm Scientific Publ.; Soca Raton; New York; Washington D.C.; London: CRe Press; 2000; ISBN 3-88763-076-9
[3] Fekete, S.; Ernährung der Kaninchen; in: Ernährung monogastrischer Nutztiere, Kapitel 4; Wiesemüller, W. und Leibetseder, J. [Hrsg.], G. Fischer; Jena, Stuttgart; 1993; ISBN: 3-334-60428-4 |
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Murx Pickwick Quoten-Kobold
Anmeldungsdatum: 23.07.2005 Beiträge: 4622 Wohnort: Runkel
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Verfasst am: 02.09.2009 16:32 Titel: Re: Vitamine |
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Äh ... Andreas, dir ist klar, daß in Pflanzen kein Vitamin A enthalten ist, es sich demzufolge bei den angegebenen Vitamin A um das sog. Vitamin A Äquivalent handelt, also einem errechneten Wert?
Und das es keineswegs heißt, daß Kaninchen immer alles Carotin in Vitamin A umwandeln, sondern nur soviel, wie sie wirklich brauchen?
Oder muß ich das erstmal beweisen? _________________ Marx ist die Theorie
Murx ist die Praxis!
Ich habe es endlich amtlich (Mitgliedsausweis der Piratenpartei):
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Behinderung dieser Rechte wird geahndet durch die Piratenpartei Deutschland" |
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Andreas Kaninchen würden Wiese kaufen
Anmeldungsdatum: 27.02.2009 Beiträge: 1239
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Verfasst am: 03.09.2009 13:47 Titel: |
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Korrekt. Richtigerweise muss es heißen, dass aus den Pflanzen bei Bedarf aus dieser Menge RÄ Vitamin A gebildet werden kann. Also hypothetisch. Ein Bedarf an Vitamin A kann aber eben nur dann in dem erforderlichen Maß gedeckt werden, wenn auch die dafür erforderlichen Vorstufen in ausreichender Menge vorhanden sind. Man könnte also auch fragen: warum fressen Kaninchen bevorzugt Nahrung mit einem so hohen ß-Carotin-Gehalt? Zufall?
1. Eine Funktion des Vitamin A ist der Einfluss auf die Sehfähigkeit vor allem in der Dunkelheit. Ein Mangel kann u. a. auch Nachtblindheit verursachen. Vielleicht ergibt sich aus der Physiologie ein erhöhter Bedarf an Retinol (Spekulation von mir).
2. Die Empfehlungen zu den Vitamin-A-Mengen existieren schon recht lange. Wären diese Empfehlungen zu hoch, müssten bei zig tausend Züchtern Kaninchen mit entsprechenden Symptomen sitzen, und das seit Jahrzehnten. Vor allem über Fehlbildungen beim Nachwuchs wäre wohl nicht sehr lange der Mantel des Schweigens gebreitet worden.
3. Du führst den Durchfall als Krankheitssymptom für einen zu hohen Gehalt an Retinol an. Das heißt, Züchter müssten Tiere mit permanenten Durchfall in den Buchten sitzen haben - und das schon seit Jahrzehnten. Ich weiß nicht, wie die ihre Tiere damit durch die Ausstellungen bringen sollten. Und diese Tiere sind nicht durchweg nur ein halbes Jahr alt. Die Tiere haben sicher gelegentlich Durchfall - aber die Ursachen sind dann oft recht eindeutig (z. B. Kokzidiose, EC)
4. Eine permanente Überdosierung verursacht u. a. Abmagerung und Leberschäden. Bei der Masse an Züchtern, die Pellets füttern, hätte es schon längst Warnmeldungen gegeben, denn viele Züchter senden ihre Tiere zur Obduktion ein, um abzuklären, welche Krankheit in ihren Ställen umgeht. Mit anderen Worten - es müsste Informationen über die Häufung mysteriöser Erkrankungen geben, die keiner erklären kann und deren Symptome auf eine Überdosierung von Vitamin A passen. Selbst dann muss es noch nicht eine solche sein.
5. Um Versuche mit einer "Überdosierung" durchzuführen, muss ich den eigentlichen Bedarf kennen, sonst erhalte ich keine auswertbaren Ergebnisse. In der genannten Quelle (Fekete) werden Versuche erwähnt, die mit einer zehnfachen Überdosierung durchgeführt wurden. Sie zeigten bei trächtigen Häsinnen die typischen Erscheinungen. Für Züchter interessant, deren Häsinnen seit Jahren gesunde Nachwuchs zeugen.
6. Wenn Du Versuche mit einer üblichen Dosierung Vitamin A vorschlägst und sagst, dass bei dieser innerhalb weniger Monate Durchfälle auftreten, widersprichst Du im Prinzip der Praxis.
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Ich habe kein Problem damit, Lehrmeinungen anzuzweifeln oder gegen den Strom zu schwimmen. Aber das geht nur, wenn man verlässliche Fakten hat, auf die man sich stützen kann. Im Fall des Vitamin A bzw. Retinol habe ich aber bisher keinen einzigen Fakt, der die von Dir aufgestellte Hypothese stützen könnte. Im Gegenteil - alles spricht eigentlich (bis jetzt) dagegen.
Ich könnte eine gegenteilige Hypothese aufstellen - da gäbe es sogar eher Hinweise für eine Richtigkeit: Vitamin A sorgt unter anderem für ein stabiles Immunsystem. Bei manchen Erkrankungen ist ein erhöhter Bedarf (in welcher Menge auch immer) nötig. Wildkaninchen schützen sich durch die Aufnahme von sehr vielen Provitaminen. In gewissen Fütterungsregimen für Heimkaninchen sind diese nur noch in vergleichsweise geringen Mengen vorhanden. Entsprechend oft liest/hört man oft von diversen Erkrankungen, die auf ein schwaches Immunsystem hinweisen - inklusive Durchfallerkrankungen.
Wahrscheinlich ist also ein Mangel schlimmer als die von Dir angenommene Überversorgung. Aber auch das ist nur eine These. |
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Murx Pickwick Quoten-Kobold
Anmeldungsdatum: 23.07.2005 Beiträge: 4622 Wohnort: Runkel
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Verfasst am: 03.09.2009 17:53 Titel: Re: Vitamine |
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Zitat: |
warum fressen Kaninchen bevorzugt Nahrung mit einem so hohen ß-Carotin-Gehalt? Zufall?
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Nope ... kein Zufall, sondern System ...
Kaninchen selektieren zufälligerweise auf eiweißreiche Nahrung mit hohem verdaulichen Energiegehalt - und genau diese Pflanzen sind es auch, die einen hohen Carotinoidgehalt haben ...
Für sie ist es also das geringere Übel, zuviel Carotinoide aufzunehmen, da diese nicht schaden, egal wieviel aufgenommen wird, wenn sie dafür eben eiweißreiche Pflanzenteile mit hohem Gehalt an für sie verdaulicher Energie bekommen, was wenn die Energiebilanz nicht mehr stimmt, oder der Eiweißgehalt nicht mehr stimmt, zu extremen Mangelsituationen führen würde.
Zitat: |
1. Eine Funktion des Vitamin A ist der Einfluss auf die Sehfähigkeit vor allem in der Dunkelheit. Ein Mangel kann u. a. auch Nachtblindheit verursachen. Vielleicht ergibt sich aus der Physiologie ein erhöhter Bedarf an Retinol (Spekulation von mir).
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Wenn deine Spekulation stimmt, dann würde es allerdings auch heißen, daß der Mensch deutlich mehr Retinol braucht, wie das Kaninchen, da er weitaus leistungsfähigere Augen hat, welche aufgrund des ausgeprägten Farbensehens und der schnellen Befüllung der Fotorezeptoren im Auge weitaus mehr Retinol verbraucht, wie das Kaninchen. Man darf nicht vergessen, daß der Mensch als Nacktaffe von hangelnden Baumbewohnern abstammt, welcher in der Lage sein muß, innerhalb von Zehntelsekunden räumliche Strukturen erkennen und auswerten muß, sonst wäre er gar nicht in der Lage, zielgerichtet den nächsten Ast zu ergreifen. Außerdem mußten unsere Vorfahren als Hordenwesen in der Lage sein, reife Früchte anhand ihrer Färbung schnell zu erkennen und gleichzeitig Freßfeinde im Blattdickicht zu erkennen - alleine schon unsere nach vorn gerichtete Augenstellung und der besondere Aufbau und Ausprägung von Stäbchen und Zäpfchen zeigt, wie stark wir auch heute noch vom Auge her an eine solche Lebensweise angepaßt sind - es sind immerhin 60 - 125 Millionen Stäbchen und 3,2 - 6,5 Millionen Zapfen pro Netzhaut mit Retinol zu versorgen!
Anatomie und Physiologie der Netzhaut & Aderhaut
vgl auch:
Heldmaier, G., Neuweiler G. (2003): Tierphysiologie. Band1, Springer Verlag, S. 388ff
Alleine also schon das Auge ist also ein Grund zu der Annahme, daß Kaninchen keinesfalls mehr Vitamin A brauchen wie der Mensch!
Nun geht das Ganze weiter ... selbst eingefleischte Veganer kommen mit nur 1- 5kgFG/50kgLG Futter pro Tag aus, nehmen jedoch gar kein Vitamin A auf - sie müssen also den gesamten Bedarf an Vitamin A im Körper aus Carotinoiden selbst herstellen ... rechnet man das auf das KgLG um, kommen wir also auf 20g - 100gFG/kgLG ... Kaninchen dagegen brauchen 100g - 300gFG/kgLG an Futter! Sie nehmen also zwangsweise die dreifache Menge Carotinoide auf wie Veganer! (Eigentlich mehr, denn Veganer futtern viel Nüsse und anderweitiges, welche nur sehr geringe Anteile an Carotinoiden aufweisen, dazu kommt, daß ein Großteil der Veganer dann auch noch ein Großteil der enthaltenen Carotinoide zu Tode kocht, also gar nicht optimal Carotinoide aus der Nahrung herauslösen)
Wir Menschen nehmen keinerlei Blinddarmkot auf, Veganer nehmen nur selten Bakterien in nennenswerter Menge auf - Kaninchen dagegen fressen täglich Blinddarmkot im Grammbereich, also nehmen sie durchaus fertiges Vitamin A auf - im Gegensatz zu vegan lebenden Menschen!
Trotzdem lassen sich bei Veganern kein Vitamin A Mangel feststellen, sie werden keinesfalls nachtblind ... also sollte doch gerade das, was ein Veganer zu sich nimmt, einem Kaninchen absolut ausreichen, oder?
Ein weiterer Denkansatz - selbst die Kaninchen der Heufütterfraktion sind nachweislich nicht nachtblind ... man kann bei diesen Kaninchen diverse Mängel nachweisen, jedoch keinen Vitamin A Mangel ...
Weiterhin habe ich selbst meine Kaninchen drei Jahre lang im Winter allein mit Kohl, Mohrrüben und Restegemüse bzw Resteobst aus einem Bioladen durchgehungert, auf der Wiese hatten sie nicht mehr viel finden können, das hätt nicht mal für nen Tag gereicht. Ich kann dir versichern, meine Kaninchen konnten auch im Winter und Frühjahr außerordentlich gut sehen, am Nachtdienst vorbeizukommen, ohne eine Flucht bei den Tieren auszulösen, war nicht möglich!
Weiterer Denkansatz:
Was fressen Kaninchen im Winter nochmal?
Gibt es überhaupt noch Löwenzahn im Winter?
Wieviel Carotin enthält Rinde?
Und wieviel Carotin enthalten Knollen und Wurzeln?
Oder Knospen?
Wieviele Kräuter können Kaninchen im Winter überhaupt aufnehmen? - die Vegetation wächst im Winter so gut wie nicht und Wildkaninchen wandern nicht ...
Was würde passieren, wenn unsere mitteleuropäischen Kaninchen alle im Frühjahr wegen Vitamin A Mangel nachtblind werden? Würde es dann überhaupt noch Kaninchen in Mitteleuropa geben?
Zitat: |
2. Die Empfehlungen zu den Vitamin-A-Mengen existieren schon recht lange. Wären diese Empfehlungen zu hoch, müssten bei zig tausend Züchtern Kaninchen mit entsprechenden Symptomen sitzen, und das seit Jahrzehnten. Vor allem über Fehlbildungen beim Nachwuchs wäre wohl nicht sehr lange der Mantel des Schweigens gebreitet worden.
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Die Fehlbildungen beim Nachwuchs finden sich auch bei extremer Vitamin A-Überdosierung beim Menschen, bei Katzen, bei Hunden, bei Ratten, bei Rindern, bei Schweinen ... naja, eigentlich bei allen Säugern irgendwie ...
Die Vitamin A-Menge, die jedoch notwendig ist, um Durchfall oder Matschkot auszulösen, welche in der Lage ist, die Knochendichte herabzusetzen oder andere unschöne, wenn auch weniger sichtbare Schäden hervorzurufen, sind bei allen diesen Tierarten nur ein Zehntel der Menge, wie die Menge, die gebraucht wird, um endlich Mißbildungen der Jungen zu erzeugen.
Was genau unterscheidet das Kaninchen von anderen Tierarten, daß es im Gegensatz zu allen anderen darauf untersuchten Säugern die Schäden bei geringen, chronischen Überdosierungen von Vitamin A nicht zeigt, sondern einzig die Schäden an den Föten bei extremer Überdosierung?
Oder ist das einfach noch nie aufgefallen, weil Kaninchen sich in engen Buchten weder die Gräten brechen können noch es irgendeinen Schwanz interessiert, ob nun die Kanickel ab und an mal Matschkot haben oder nicht?
Sagt denn Fekete etwas über die Knochendichte von Kaninchen bei Vitamin A-Supplementierung aus?
Oder gibt es irgendwelche Untersuchungen zur Vitamin A-Menge im Futter im Verhältnis zum Matschkot?
Wieviele Untersuchungen gibt es denn beim Kaninchen, was Knochenhautwucherungen in den Gelenken angeht, oder weshalb sind die Lebern und Nieren von Kräuterkaninchen im Schnitt kleiner wie die von Pelletkaninchen - und das schon nach zwei Jahren? Und warum beobachte ich nun schon seit Jahren deutlich dickere und stabilere Knochen bei meinen Kaninchen, die kein Vitamin A-supplementiertes Futter bekommen, im Gegensatz selbst zu den Weidekaninchenmästern, welche den Kaninchen ein Vitamin A-supplementiertes Futter geben?
Oder könnten das doch eher die Folgen einer chronischen Vitamin A Überversorgung durch Fertigfuttermittel sein?
Fragen über Fragen ...
Zitat: |
3. Du führst den Durchfall als Krankheitssymptom für einen zu hohen Gehalt an Retinol an. Das heißt, Züchter müssten Tiere mit permanenten Durchfall in den Buchten sitzen haben - und das schon seit Jahrzehnten. Ich weiß nicht, wie die ihre Tiere damit durch die Ausstellungen bringen sollten. Und diese Tiere sind nicht durchweg nur ein halbes Jahr alt. Die Tiere haben sicher gelegentlich Durchfall - aber die Ursachen sind dann oft recht eindeutig (z. B. Kokzidiose, EC)
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Auch Katzen und Menschen haben nur gelegentlich Matschkot und Durchfall bei chronischer leichter Überversorgung mit Vitamin A ... Katzen selbst mit starker, chronischer Überversorgung mit Vitamin A haben trotz häufiger Durchfälle immer noch Chancen auf Ausstellungen, weil sie ein glänzenderes Fell zu ihren Artgenossen aufweisen ... die Knochendichte dagegen oder die Knochenhautwucherungen sieht man nicht, denn die Bewegung der Tiere wird auf Ausstellungen nicht begutachtet, weder bei Kaninchen, noch bei Katzen!
Dazu kommt noch etwas - schau dir die Tiere auf Ausstellungen mal an - wieviele der Kaninchen sind über zwei Jahre?
Geh in die Stallungen und schau, wie die Wurfergebnisse sind - oder schau einfach mal in die Ohren, wann die Tiere geboren wurden ... wieviele Tiere sind dabei, die mit sechs Jahren noch 10er Würfe bekommen und aufziehen können? Wieviele solcher alten Tiere sind denn wirklich noch bei bei den großen und erfolgreichen Showzüchtern?
Bei mir ist das normal ... eine nachlassende Fruchtbarkeit mit dem Alter kann ich bei meinen Tieren nicht feststellen ... und das, obwohl ich meine Tiere über drei Winter nur mit Gemüse und Obst durchgefüttert hab!
Ich hab mir das lange auf meine Fahnen geschrieben und war ernsthaft der Meinung, das sei mein Verdienst - aber ist es das tatsächlich?
Zitat: |
4. Eine permanente Überdosierung verursacht u. a. Abmagerung und Leberschäden. Bei der Masse an Züchtern, die Pellets füttern, hätte es schon längst Warnmeldungen gegeben, denn viele Züchter senden ihre Tiere zur Obduktion ein, um abzuklären, welche Krankheit in ihren Ställen umgeht. Mit anderen Worten - es müsste Informationen über die Häufung mysteriöser Erkrankungen geben, die keiner erklären kann und deren Symptome auf eine Überdosierung von Vitamin A passen. Selbst dann muss es noch nicht eine solche sein.
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Es wird auf Parasiten untersucht, nicht auf ernährungsbedingte Krankheiten ... dazu kommt, da es lange Zeit nur noch pelletgefütterte Tiere gab, die zur Obduktion gebracht wurden, wo bleibt da der Vergleich?
Wie unterschiedlich die Ergebnisse ausfallen, sieht man erst, wenn man die Kaninchen zur Obduktion abgibt und direkt auf Kalkablagerungen in der Leber untersuchen läßt - eine parasitologische Untersuchung ist dann jedoch nicht mehr möglich, deshalb macht das normalerweise keinen Sinn - eine parasitologische Untersuchung schließt dagegen wieder die Untersuchung auf Kalkablagerungen in der Leber aus. Wie sollen also ernährungsbedingte Krankheiten überhaupt aufgedeckt werden?
Und vor allem wozu?
Selbst bei Hunden, welche körperliche Arbeit verrichten müssen und wirklich im Gegensatz zum Kaninchen eine weitaus bessere medizinische Versorgung haben, sind die vielen ernährungsbedingten Krankheiten nicht aufgefallen - ich empfehle dir hier die einschlägige Literatur, angefangen von Kammerer bis Billinghurst ...
Abgemagerte Tiere dagegen hat man durchaus bei den über fünfjährigen Kaninchen bei ZDRK-Züchtern, hab ne Menge davon gesehen ... die kommen einfach in die Suppe und fertig, weil die eh für die Zucht nicht mehr taugen. Lange Zeit hab ich mir diese Kaninchen von einem Kleinwidderzüchter abgegriffen - er war froh, daß er die nicht selbst schlachten mußte. Laut Täto im Ohr war keines der Tiere über vier Jahre! Ich kenn ehrlich gesagt keinen Züchter, der jedes Tier bis an sein Lebensende durchfüttert und dann obduzieren läßt.
Weiterhin - woher genau kommt die Steifheit selbst der Weidekaninchen von Biomästern? Meine Kaninchen laufen nicht steif!
Dann wieder ... weshalb fällt den ZDRK-Züchtern, welche ihre Kaninchen in Buchten halten, denn nicht auf, daß ihre Kaninchen allesamt unter Rückenverkrümmung leiden?
Da sind auch viele bei, die obduzieren lassen - und genau diesen Fakt, daß Kaninchen in Buchten unter Rückenverkrümmung leiden, hat Kargfreiland nachgewiesen! Trotzdem gilt die Buchtenhaltung im ZDRK immer noch als artgerecht! Warum wohl?
(Die Untersuchung kann bei Kagfreiland erfragt werden ... )
Dazu kommt jedoch - bei den fertiggefütterten Tieren handelt es sich um eine mehrfache Schädigung, da noch weitere Stoffe beteiligt sind, die nicht ins Kaninchenfutter gehören und sehr, sehr viele wichtige Stoffe fehlen, die ein Kaninchen zur Gesunderhaltung braucht. Alles nur auf eine Vitamin A-Überversorgung zurückzuführen geht also nicht, denn im Kaninchenfutter ist von BHT über Cholecalciferol bis Menadion alles mögliche und unmögliche drin.
Zitat: |
5. Um Versuche mit einer "Überdosierung" durchzuführen, muss ich den eigentlichen Bedarf kennen, sonst erhalte ich keine auswertbaren Ergebnisse. In der genannten Quelle (Fekete) werden Versuche erwähnt, die mit einer zehnfachen Überdosierung durchgeführt wurden. Sie zeigten bei trächtigen Häsinnen die typischen Erscheinungen. Für Züchter interessant, deren Häsinnen seit Jahren gesunde Nachwuchs zeugen.
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Brauchst du nicht, du brauchst dich nur an den Empfehlungen zum Vitamin A zu halten, du wirst nach ein paar Monaten ein Ergebnis sehen, das versprech ich dir! ;D
Ich sehe den Vergleich meine Kaninchen und Kaninchen, welche Fertigfutter bekommen - und sehe einen deutlichen Unterschied selbst zu den Kaninchenmästern, welche ihre Tiere unter dem Biolabel als Weidekaninchen aufziehen. Dieser Vergleich ist jedoch noch von niemandem wirklich untersucht worden!
Alleine nur die Referenzwerte fürs Blutbild sind bei Kaninchen unzuverlässig - vergleich doch mal die weltweit umlaufenden Blutwerte, die für gesunde Kaninchen angenommen werden ... warum unterscheiden die sich derartig krass?
Und weiterhin - hast du Material über wildlebende Wildkaninchen von:
- Knochendichte
- Knochenhautwachstum
- großem Blutbild
- Lebergröße
- Nierengröße
- Kalkablagerungen in der Niere
- Aufbau der Knochen
usw usf?
Weshalb mußte denn erst ein Schlohlaut kommen, um aufzuzeigen, daß die hohe Ausfallquoten von Absetzern bei Kaninchen eventuell was mit den Pellets heutiger Zusammensetzung zu tun haben könnten?
Warum wird das denn von erfahrenen ZDRK-Züchtern derartig kritisiert und als falsch angesehen?
Wenn du ein krankes Kaninchen mit kranken Kaninchen vergleichst, wirst du feststellen, daß es gesund ist ... _________________ Marx ist die Theorie
Murx ist die Praxis!
Ich habe es endlich amtlich (Mitgliedsausweis der Piratenpartei):
"Der Besitzer dieses Dokumentes ist berechtigt, sich seines Verstandes zu bedienen, Informationen zu produzieren, replizieren und konsumieren, sich frei und ohne Kontrolle zu entfalten in Privatsphäre und Öffentlichkeit.
Behinderung dieser Rechte wird geahndet durch die Piratenpartei Deutschland" |
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Andreas Kaninchen würden Wiese kaufen
Anmeldungsdatum: 27.02.2009 Beiträge: 1239
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Verfasst am: 03.09.2009 21:51 Titel: Re: Vitamine |
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Murx Pickwick hat Folgendes geschrieben: | Wenn du ein krankes Kaninchen mit kranken Kaninchen vergleichst, wirst du feststellen, daß es gesund ist ... |
Klasse...
OK, irgendetwas stimmt nicht - deshalb habe ich noch mal tiefer gebuddelt...
Von Lang (1981) werden Empfehlungen anderer Autoren mit min. 23 IU/kg LM an Vitamin A für die normale, gesunde Entwicklung junger Kaninchen angegeben; für säugende Häsinnen min. 58 IU/kg LM. Es wird darauf verwiesen, dass die Dosierungen in kommerziellen Futtermitteln höher als diese Minimalempfehlungen liegen, es jedoch einer sehr hohen Überdosierung für toxische Symptome bedarf, die aber mit herkömmlichen Zusätzen sehr unwahrscheinlich sind (schreibt sie ). In der Regel werden den Futtermitteln 10.000 IE/kg Futter zugemischt. Die empfohlenen Futtermengen werden für solche Futter z. B. mit 35 g/kg LM angegeben. Ein Tier mit einer Lebendmasse (LM) von 2 kg würde demgemäß 70 g bekommen und damit 210 IE Vitamin A aufnehmen. Die empfohlene Minimalmenge für ein Tier dieser Masse beträgt aber nur 46 IE, also ein Fünftel.
Quelle:
Lang, J.; The Nutrition of the Commercial Rabbit, Part 1: Physiology, digestibility and nutrient requirements; Nutr Abstr Rev. - Series B 51; 197-225; 1981
Es kommt noch dicker - ich habe eine weitere, interessante Quelle gefunden, und zwar Drepper:
Drepper hat Folgendes geschrieben: | Die aus der Literatur zu entnehmenden Informationen über den Vitaminbedarf des Kaninchens sind unbefriedigend. Bei den fettlöslichen, aber auch bei vielen wasserlöslichen Vitaminen sind beim Fehlen dieser Wirkstoffe im Futter Mangelsymptome beobachtet worden (NRC 1977). Neben den fettlöslichen Vitaminen A, D und E müssen daher auch immer gewisse Anteile von Vitamin K und von wasserlöslichen Vitaminen zur Gewährleistung eines physiologischen Stoffwechsels im Futter enthalten sein. Es ist zwar bekannt, dass Vitamin K und die wasserlöslichen Vitamine (außer Vitamin C) in gewissem Umfang durch die Mikroorganismen des Blind- und Dickdarms gebildet und entweder direkt absorbiert oder durch Koprophagie dem Kaninchen verfügbar gemacht werden. Die gebildeten Mengen oder ihre Nutzung reichen bei den meisten Vitaminen für eine volle Versorgung des Wirtstieres offenbar aber nicht aus. Die bei Vitaminmangel beobachteten Krankheitssymptome entsprechen beim Kaninchen denjenigen bei anderen Tierarten, so dass eine gesonderte Erörterung entfallen kann. NRC (1977) fasst die bekannten Daten über den Vitaminbedarf des Kaninchens in einer Tabelle zusammen.
Tabelle 9: Vitaminbedarf je kg Trockenfutter(nach NRC 1977); für "Haltung"
Vitamin A [IE] 580
…als Karotin [mg] 0,83
Vitamin D ?
Vitamin E [mg] 40
Vitamin K ?
Niacin [mg] 180
Pyridoxin [mg] 39
Cholin [g] 1,2
DREPPER und WElK (1972) empfehlen von den o. a. Angaben zum Teil stark abweichende Konzentrationen, die sich, wie bei den Mineralstoffen und Spurenelementen, auf Gehalte in bewährten Rationen stützen.
Tabelle 10: Empfohlene Gehalte an Vitaminen im lufttrockenen Futter für Zucht und Wachstum von Kaninchen (nach DREPPER und WElK 1972)
Vitamin A [IE] 5000
Vitamin D [mg] 300
Vitamin E [mg] 60
Vitamin K3 [mg] 2
Vitamin B1 [mg] 4
Vitamin B2 [mg] 5
Vitamin B6 [mg] 6
Vitamin B12 [mcg] 5
Für die Haltung erwachsener Kaninchen ohne Zuchtbenutzung wird die Hälfte der in Tabelle 10 angegebenen Vitaminkonzentrationen als ausreichend angesehen. |
Quelle:
Drepper, K.; Ernährung des Kaninchens; Übers. Tierernährung 8 (1980), 185-206; Inst. für Tierernährung und Futtermittelkunde d. Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
Das ist das, was ich gesucht habe: Fakten.
Das heißt nämlich, bei Drepper sind aus den 580 IE - schwuppdiwupp - 5.000 IE geworden, also das rund neunfache der Empfehlung von Payne, und zwar wegen "bewährter Rationen". Aus der Empfehlung von Drepper wiedrum sind aber bei Fekete - schwuppdiwupp - 10.000 IE geworden. Das ist unglaublich. Wir sind also beim fast 20fachen einer ursprünglichen Empfehlung… Besonders interessant ist die Feststellung von Drepper, das "…beim Fehlen dieser Wirkstoffe im Futter Mangelsymptome beobachtet worden…" sind. Als würde das vollständige Fehlen eines Wirkstoffes eine fast zehnfache Erhöhung der ursprünglichen Empfehlung rechtfertigen!
Der Vollständigkeit halber noch aus der NRC-Empfehlung:
NRC hat Folgendes geschrieben: | Payne et al (1972) found that 8 µg of vitamin A per kg of body weight per day was adequate for growth of femal and breeding male rabbits. This corresponded to a level of 580 IU of vitamin A per kg of diet. However, reproducing females required somewhat more than the highest level fed, which was 14 µg per kg of weight, or 1,160 IU per kg of diet. They suggested that this requirement may approximate 20 µg. Normally rabbits obtain their vitamin A as pro-vitamin A, principally carotene. Phillips and Bohstedt (1938) showed that 50 µg of carotene per kg of body weight prevented symptoms of vitamin A deficiency and permitted normal growth and reproduction. Relatively large doses of carotene have been used by some Mellanby 1935, Mann et al (1946) to effect a rapid recovery from the deficiency state. Unfortunately, the efficiency of the rabbit in converting carotene to vitamin A is unknown. Signs of vitamin A deficiency in rabbits are similar to those described for other animals and include retarded growth, neural lesions, ataxia, spastic paralysis, xerophtalmia, and impaired reproduction. …
In addition, Lamming et al. (1954b) demonstrated a high incidence of hydrocephalus with stenosis of the cerebral aqueduct among rabbits reared by females maintained on low-carotene diets for a period of 14 weeks prior the mating. Lack of appetite is characteristic of a vitamin A deficiency in rabbits., these authors also noted abnormal elasticity of the lungs and aorta associated with a decreased elastin content. |
Quelle:
NRC, Nutrient Requirements of Rabbits, Second Revised Edition, 1977; Board on Agriculture (BOA)
Payne habe ich bestellt, aber ich werde in den nächsten 2 - 3 Wochen nicht in die Bücherei kommen. Falls sich dort noch etwas Interessantes ergeben sollte, hänge ich das hier noch an.
Also: Du hast in puncto Überdosierung Recht.Was mir noch fehlt, sind Informationen zu dieser "Knochenweiche". Hast Du dazu Quellen? Du hast zweimal erwähnt, das Vitamin A aus dem Blinddarmkot gewonnen wird. Hast Du eventuell auch dazu Quellen?
So - dann wäre das nächste die B-Gruppe… sobald ich wieder etwas mehr Zeit habe. |
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Murx Pickwick Quoten-Kobold
Anmeldungsdatum: 23.07.2005 Beiträge: 4622 Wohnort: Runkel
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Verfasst am: 04.09.2009 07:55 Titel: Re: Vitamine |
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Vitamin A haben wir nun an der Oberfläche gekratzt ... Vitamin B Komplex ist weitaus komplexer und ich hab noch weniger Material zu Hause ...
Ach ja ... zur ganzen Vitamin-Diskussion, geh mal in der Literatur noch weiter zurück, bis zu den Futterexperimenten - sind das noch Kaninchen, an denen die Versuche gemacht wurden? _________________ Marx ist die Theorie
Murx ist die Praxis!
Ich habe es endlich amtlich (Mitgliedsausweis der Piratenpartei):
"Der Besitzer dieses Dokumentes ist berechtigt, sich seines Verstandes zu bedienen, Informationen zu produzieren, replizieren und konsumieren, sich frei und ohne Kontrolle zu entfalten in Privatsphäre und Öffentlichkeit.
Behinderung dieser Rechte wird geahndet durch die Piratenpartei Deutschland" |
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Murx Pickwick Quoten-Kobold
Anmeldungsdatum: 23.07.2005 Beiträge: 4622 Wohnort: Runkel
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Verfasst am: 01.11.2009 23:32 Titel: Re: Vitamine |
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Hier ein wunderschöner, zu unserem Thema gut passender Versuch ...
Es wurden Tomaten unter verschiedenen Anbaubedingungen und aufgedröselt nach Sorte auf verschiedene Werte untersucht, unter anderem Beta-Carotingehalt. Und hier zeigt sich, daß es mind. eine Tomatensorte gibt, die bedeutend mehr Beta-Carotin aufweist wie alle anderen Tomatensorten, welche untersucht wurden. Auch zeigt diese Studie sehr schön den Einfluß von Erntezeitpunkt, Anbaumethode etc auf die einzelnen Nährstoffe, so ist beispielsweise der Vitamin C Gehalt bei den Freilandtomaten deutlich höher wie bei den anderen Anbaumethoden.
Der Einfluss von Sortenwahl, Kultur- und Vermarktungsverfahren auf die
innere Qualität von Tomaten
Was mir an der Studie fehlt, ist die Darstellung der zusammengefaßten Ergebnisse als Zahlwerte ... diese Grafiken sind ja sehr schön zum anschauen, allerdings kann man nur sehr schwer die Werte ablesen ...
Und noch eine Studie zum Thema Carotinoide:
Vorkommen, Bioverfügbarkeit und Metabolismus von Lycopin und dessen Wirkung gegen oxidativen Stress _________________ Marx ist die Theorie
Murx ist die Praxis!
Ich habe es endlich amtlich (Mitgliedsausweis der Piratenpartei):
"Der Besitzer dieses Dokumentes ist berechtigt, sich seines Verstandes zu bedienen, Informationen zu produzieren, replizieren und konsumieren, sich frei und ohne Kontrolle zu entfalten in Privatsphäre und Öffentlichkeit.
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