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Ziegen in Schafherde

 
   Degupedia-Forum » Kultur: Mensch, Tier, Natur » Ziegen in Schafherde Alle Zeiten sind GMT + 2 Stunden
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Tina01
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Anmeldungsdatum: 07.03.2007
Beiträge: 329
Wohnort: Schweiz

BeitragVerfasst am: 04.08.2009 14:58    Titel: Ziegen in Schafherde Antworten mit Zitat

Hallo

Auf der Allmend Frauenfeld (eine sehr grosse Grünfläche mit Pferderennbahn und Military-Strecke) habe ich letzthin eine richtig grosse Schafherde gesehen, welche das Gras der Rennbahn schön kurz hielt.

Beim näheren Betrachten sah ich, dass sich zwischen den schätzungsweise 200 - 300 Schafen auch ca. 20 Ziegen befanden.

Das hat sicher einen Grund, bloss welchen? Weiss das jemand?
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Liebe Grüsse
Simone

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Murx Pickwick
Quoten-Kobold


Anmeldungsdatum: 23.07.2005
Beiträge: 4622
Wohnort: Runkel

BeitragVerfasst am: 05.08.2009 09:44    Titel: Re: Ziegen in Schafherde Antworten mit Zitat

Ja, hat ein Grund ...
Ziegen sind agiler, neugieriger, aggressiver wie Schafe, sie laufen auch eher mal einzeln ... auf die Art und Weise werden sinnlose Panikaktionen der gesamten Schafherde wirksam unterbunden, wenn die Schafe in Panik ausbrechen, bleiben die Ziegen ruhig stehen und gucken sich das Ganze erstmal an ... die Schafe, welche sich auch an den Ziegen ausrichten, bleiben nun ihrerseits stehen, denn wo ein Herdentier steht, kann die Gefahr gar nicht so groß sein.

Ein weiterer Grund ist, daß sich Schafziegenherden leichter lenken lassen. Die Schafe richten sich an den weniger schreckhaften Ziegen aus und sind dadurch ruhiger, die Ziegen wiederum lassen sich durch die Schafe und ihr konsequentes Herdenverhalten leichter dorthin lenken, wo sie hinsollen.

Und dann gibts noch nen Grund ... Schafe sind Grasfresser, Ziegen sind Blatt- und Kräuterfresser und vernichten das, was die Schafe stehenlassen: Brombeerbüsche, Disteln, Brennesseln, etliche Giftpflanzen ... hat man also ein paar Ziegen in der Herde, wird der Rasen gleichmäßiger abgefressen und es bleiben nicht Brennesselfelder und Distelansammlungen über.
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Marx ist die Theorie
Murx ist die Praxis!

Ich habe es endlich amtlich (Mitgliedsausweis der Piratenpartei):
"Der Besitzer dieses Dokumentes ist berechtigt, sich seines Verstandes zu bedienen, Informationen zu produzieren, replizieren und konsumieren, sich frei und ohne Kontrolle zu entfalten in Privatsphäre und Öffentlichkeit.

Behinderung dieser Rechte wird geahndet durch die Piratenpartei Deutschland"
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Tina01
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Anmeldungsdatum: 07.03.2007
Beiträge: 329
Wohnort: Schweiz

BeitragVerfasst am: 10.08.2009 14:40    Titel: Antworten mit Zitat

Danke für die Erklärung, Murx. Smile

Habe ich das richtig verstanden, dass Ziegen unempfindlicher gegen Giftpflanzen sind als andere Tiere?
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Liebe Grüsse
Simone

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Murx Pickwick
Quoten-Kobold


Anmeldungsdatum: 23.07.2005
Beiträge: 4622
Wohnort: Runkel

BeitragVerfasst am: 10.08.2009 14:59    Titel: Re: Ziegen in Schafherde Antworten mit Zitat

Ja und Nein ... es gibt einige Giftpflanzen, welche Ziegen umhauen, aber von Schafen und Pferden noch gefressen werden, beispielsweise einige Schaumkrautarten.
Andererseits gehört scheinbar ausgerechnet das Jakobs-Greißkraut zu den Pflanzen, welche Ziegen freiwillig futtern - und erstaunlicherweise nicht dran krepieren! Sie sind da genauso unempfindlich, wie Kaninchen. Selbst Herbstzeitlose kann von Ziegen in deutlich größeren Mengen verschnabuliert werden, wie von den größeren Pferden, ohne daß sie deswegen gleich umkippen ... bis die Ziege sich von der Menge her deutlich sichtbar vergiftet hat, ist das Pferd bei gleicher Menge schon tot.
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Tina01
Freak


Anmeldungsdatum: 07.03.2007
Beiträge: 329
Wohnort: Schweiz

BeitragVerfasst am: 11.08.2009 08:48    Titel: Antworten mit Zitat

Bekannte von mir verfüttern ihren Zwergziegen manchmal Stechpalmen-Zweige.

Mich hat's fast vom Stuhl gehauen, als ich das sah, weil ich so eine Giftpflanze weder Degu noch Pferd je geben würde. Shocked

Aber anscheinend vertragen die Ziegen Stechpalme bestens.
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Liebe Grüsse
Simone

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Murx Pickwick
Quoten-Kobold


Anmeldungsdatum: 23.07.2005
Beiträge: 4622
Wohnort: Runkel

BeitragVerfasst am: 11.08.2009 09:31    Titel: Re: Ziegen in Schafherde Antworten mit Zitat

Du meinst Ilex?

Die kann gar nicht so giftig sein, Kaninchen und Meerschweinchen futtern die auch, wenn sie rankommen - ohne Schaden zu nehmen ... und ich wette mit dir, deine Degus wären da auch nicht abgeneigt. Die meisten Affenarten und Farbratten bekommen von den Früchten Bauchschmerzen und Durchfall, Hausmäuse scheinbar nicht, die hab ich mehrfach an ner Ilex Früchte futtern sehen. Zumindest die Früchte der Ilex aquifolium ist inzwischen sehr gut an Kindern ausgetestet, einzig die LD50 fehlt noch ... scheint wohl dann doch erst zu Bauchweh zu führen, bevor es lebensgefährlich wird bei den Selbstversuchen von Kindern Very Happy
Übrigens müssen scheinbar doch erhebliche Fruchtmengen gefuttert werden, bevor die lieben Kleinen endgültig mit Bauchweh flachliegen und aufhören, weiterzufuttern ... es gibt jedoch immer wieder Empfindlinge, Kinder, die eben schon nach 10 Früchten erhebliche Bauchschmerzen und Durchfall bekommen, Ursache unbekannt, man hat hier bestimmte Saponine in der Frucht im Verdacht.

Mind. eine Ilex-Art schmeißen wir uns übrigens getrocknet in den Tee: den Mate ...

Kurzum, die Giftigkeit von Ilex wird genauso überschätzt wie die Giftigkeit von Efeu, der ja auch normale Futterpflanze diverser Heimtiere darstellt.
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lia
Lästermaul


Anmeldungsdatum: 18.05.2007
Beiträge: 108

BeitragVerfasst am: 11.08.2009 10:32    Titel: Antworten mit Zitat

Das ist mir auch schon aufgefallen, meine Meerlis bekommen von Zeit zu Zeit einige "Giftpflanzen", welche teilweise auch gefressen werden. Im Gehege selbst wächst ein Zierhartrigel, praktischerweise wird die Rinde nicht abgefressen, Ronja steht aber auf die Blätter. Tomatenblätter sind beliebt und auch Hahnenfuss wird teils gefressen, meist aber erst am 2.Tag. Holunder wird jedoch liegen gelassen.

Besonders beliebt sind jedoch Tulpen. Finden meine Meerlis eine bei ihrem Auslauf, wird die komplet weggeputzt und das schon seit Jahren. Ich kann mir nicht vorstellen, das diese Pflanze nicht bekömmlich sein soll. Allerdings erwischen sie meist nur kleine Mengen, denke aber sie würden aufhören zu fressen, wenn es nicht gut tut. Denn mir ist auch aufgefallen, dass sie allzu grosse Kleerationen nicht an einem Tag fressen sondern erst am zweiten wegputzen, meist wenn zuwenig Gras übrig ist. könnte sein dass es hier eine Obergrenze gibt, die sie recht genau kennen... Mich dünkt, dass sie allgemein nicht einseitig fressen sondern einen gemischten Speiseplan bevorzugen, so kann wahrscheinlich die Dosis von allfälligen Giftstoffen in Grenzen gehalten werden.
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Wir sollten die Menschen nicht allzu sehr vermenschlichen- Altruismus existiert nicht.


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davX
Team


Anmeldungsdatum: 08.06.2004
Beiträge: 8494
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BeitragVerfasst am: 13.08.2009 00:34    Titel: Re: Ziegen in Schafherde Antworten mit Zitat

Bei Stechpalmen kann ich mir ehrlich gesagt gut vorstellen, dass die nicht soo giftig sind und von einigen Tieren wohl auch gut vertragen werden (und die Mahonie, die gerne mit Stechpalmen verwechselt wird, ist meines Wissens noch weniger giftig als die Stechpalme selbst).

Die Frage nach der Giftigkeit ist immer von verschiedenen Faktoren abhängig. Tiere können spezielle Entgiftungsmechanismen haben oder sonstwie Strategien haben, um mit bestimmten Giften umzugehen. Dadurch wird das Bild der Giftpflanzen natürlich verzerrt. Dazu kommt, dass gewisse Tiere einfach empfindlicher sind. Die Magen-Darmkonfiguration hat dabei einen nicht unwesentlichen Einfluss: Kühe haben beispielsweise durch ihre Vormägen die Möglichkeit gewisse Stoffe abzubauen, umzuwandeln oder so zu binden, dass sie ungiftig werden, bevor sie in den Magen gelangen. Bei monogastrischen Tieren jedoch gelangen die Stoffe direkt in den Magen. Einige Gifte sind genau darauf ausgerichtet, sie reagieren mit der Magensäure und bauen sich zu Giftstoffen ab (z.B. die cyanogenen Glykoside, die im Magen zu Blausäure abgebaut werden). Diese reagieren natürlich anders, wenn sie zuerst in die meist wenig sauren Vormägen der Kuh landen als direkt im sauren Magen eines Schweins oder Pferd. Andere Tiere wiederum haben im Speichel gewisse Stoffe (Enzyme), die Gifte binden können oder bei der Vorverdauung z.B. von Kohlenhydraten helfen. Dann kommen noch Darmmikroben dazu, die je nach Zusammensetzung auch sehr leistungsfähig sind im Abbau von Giften und natürlich der artspezifische Stoffwechsel, dass gewisse Fremdstoffe bei verschiedenen Tieren anders abgebaut werden und daher unterschiedliche Wirkungen auslösen vermögen.

Zitat:

Mind. eine Ilex-Art schmeißen wir uns übrigens getrocknet in den Tee: den Mate ...

Laughing ist sogar sehr gesund. Wobei auch sehr Geschmackssache. Ich mag es, aber viele offenbar nicht.
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Es preciso conocer el nombre de las plantas para que podamos salutarlas y ellas nos saluden a nosotros. GOETHE

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Murx Pickwick
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Anmeldungsdatum: 23.07.2005
Beiträge: 4622
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BeitragVerfasst am: 13.08.2009 09:20    Titel: Re: Ziegen in Schafherde Antworten mit Zitat

Die meisten in Pflanzen vorkommenden cyanogenen Glycoside brauchen Sauerstoff und das passende pflanzliche Enzym, um zu Blausäure abgebaut zu werden - das pflanzliche Enzym wird durch Pepsin im Magen zerlegt und Sauerstoff hat da auch Seltenheitswert ... Blausäure entsteht also schon vor und im Mundraum und nach der Zerstörung des mit cyanogenen Glycosiden geschützten Pflanzenorgans - und genau deshalb werden naturnah ernährte Tiere sich nicht mit Blausäure vergiftigen, sie haben lange genug die Möglichkeit, sich zu entscheiden, ists schon genug Blausäure, oder geht noch was ...
Sind die cyanogenen Glycoside schon im Schlund, passiert da nicht mehr viel ... bei einigen, wie Amygdalin, kann ein weiterer Abbau noch bis zum Magen in sehr geringen Mengen erfolgen, weil hier das von den Pflanzen stammende Enzym als Katalysator ausreicht, aber spätestens im Magen ist dann endgültig Schluß mit Blausäureproduktion ... betrachtet man Rinder mit ihren Gärkammern vorm Eiweißabbau, sind die hier gefährdeter, denn die Enzyme zum Abbau von cyanogenen Glycosiden bleiben solange erhalten und wirken, bis sie endlich durch Pepsin zerstört werden.

Es gibt jedoch auch Eiweiße, welche tatsächlich bei der Kuh durch den bakteriellen Aubbau schon zerlegt werden und damit später keinen Schaden mehr anrichten können. Wichtiger dürfte jedoch bei den vielen Magenabschnitten der Kuh sein, daß sie besser mit Kohlenhydraten zurechtkommt, wie ein Tier, bei dem ein Übermaß der Kohlenhydrate in den Dünndarm und Dickdarm gelangt und dort von Bakterien zerlegt wird ... bei den vielen Gärkammern ist es bei der Kuh eher unwahrscheinlich, daß für Bakterien leicht abbaubare Kohlenhydrate in den Darm gelangen, beim Pferd ist das normal ...
Die Folge:
Während Rinder durchaus mit Spitzenwerten von Fructanen in Weidelgräsern halbwegs klarkommen und es wirklich schon über mehrere Tage lang Rekordfructanwerte in Weidelgräsern zu finden sein müssen, bevor denen was passiert, sind da Pferde sehr empfindlich und entwickeln sehr schnell Hufrehe und ähnliche Stoffwechselkrankheiten.
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BeitragVerfasst am: 14.08.2009 13:41    Titel: Re: Ziegen in Schafherde Antworten mit Zitat

Murx Pickwick hat Folgendes geschrieben:

Während Rinder durchaus mit Spitzenwerten von Fructanen in Weidelgräsern halbwegs klarkommen und es wirklich schon über mehrere Tage lang Rekordfructanwerte in Weidelgräsern zu finden sein müssen, bevor denen was passiert, sind da Pferde sehr empfindlich und entwickeln sehr schnell Hufrehe und ähnliche Stoffwechselkrankheiten.


Wobei man eben auch beachten sollte, dass die Kuh ein typischer Grasfresser ist, dessen Verdauung auf weiches, saftiges Futter ausgelegt ist. Eine Kuh nur mit Heu zu ernähren wäre nicht artgerecht.

Das Pferd hingegen frisst von Natur aus nur in kurzen Phasen saftiges grünes Gras. Den Rest des Jahres lebt es von grobstängeligem, halb bis ganz trockenem Grünzeug. Und zur Verwertung dieses schwer verdaulichen Futters braucht es so viel Magensäure.
Wodurch die Hufrehe nun wirklich ausgelöst wird, ist übrigens unter Fachleuten nach wie vor umstritten. Ob es wirklich Fruktan ist, ist nach neuster Lehre gar nicht sicher. Confused
_________________
Liebe Grüsse
Simone

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