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Mein momentaner spontaner Gedanke dazu ist aber, ob es nicht im Vorfeld schon richtig gewesen wäre die allgemeine Tierhaltung besser zu definieren und Grundsätze festzulegen, die "Exoten"haltung von vornherein nur unter bestimmten Haltungsbedingungen zu gestatten (inkl. Kontrollen) und das Tier allgemein vor dem Gesetzt anders einzustufen.
Naja man muss sich halt auch die Entwicklung der letzten Jahrzehnte bewusst werden. Die Heimtierhaltung, wie wir sie heute kennen, die entstand vielleicht etwa in den 1970er Jahre, zuvor waren das Nutztiere, man hielt Kaninchen zur Fleischgewinnung, das gab dann ein oder zweimal pro Jahr einen guten Sonntagsbraten. Auch Meerschweinchen wurden teilweise gegessen, teilweise hielt man sie um Mäuse zu verjagen. Sie waren gerade auf dem Land allgemein eher exotisch. Natürlich dürfte die Tierhaltung bzw. die Haltung von Spieltieren, wie das damals hiess, schon seit deutlich längerer Zeit eine Rolle gespielt haben. Und natürlich hielten Kinder und teilweise Erwachsene schon Anfangs des 20. Jahrhunderts einheimische Kleinsäuger in Terrarien, aber auch Frösche, Lurche und Reptilien... man fing die draussen und setzte sie dann ins Terrarium. Manche überlebten, vermehrten sich, manche gingen ein. Später fing man dann an das zu reglementieren, irgendwann durfte man nicht mehr einfach in der Natur was fangen und ins Terrarium setzen. Da brauchte man dann Haltungsbewilligungen etc.
Bei den exotischen Tierarten war das anders. Da stand anfangs die Pelzzucht im Vordergrund (Chinchillas, Sumpfbiber, Füchse, Nerze usw.) und die Idee der Wertanlage (Chinchillas). Später eben so um die 1970er kamen dann Labortiere auf, zum Beispiel Goldhamster, aber auch Streifenhörnchen, Rennmäuse und bald auch Stachelmäuse, Degus und irgendwann auch Steppenlemminge etc. Das wurde langsam mehr und nahm dann in den 1990er Jahre nochmals deutlich an Fahrt an, bis dann etwas nach der Jahrtausendwende der ganze Boom wieder zusammenstürzte und seit da die Nachfrage nach exotischen Kleinsäugern stetig zurückgeht...
Natürlich ist es da keine so einfache Sache, da erstens den Trend rechtzeitig festzustellen und darauf richtig zu reagieren. Zudem ist das Ausarbeiten von gesetzlichen Bedingungen auch so eine Sache, einerseits müsste das dann auch kontrolliert werden, was wiederum Aufwand ist und auch Geld kostet, anderseits sollten Regulierungen sinnvoll sein. Das Vorpreschen mancher Länder ist da beispielsweise teilweise deutlich kontraproduktiv, gerade die ganzen Positivlisten in Hessen, mit welchen zahlreiche Tierhaltungen illegal wurden und die Tiere dann letztlich notgedrungen in den Tierheimen landeten, welche damit überfordert waren.
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Jetzt mit sowas rumkommen, wo die Amtstierärzte und Prüfungsgremien so schon kaum reagieren, wenig Handhabe haben und dergleichen (bei fast allen Tierarten in Menschenhaltung) finde ich schon etwas drastisch.
Problematisch ist ja auch, dass man gerade gegen exotische Arten die Bedingungen verschärft, während zum Beispiel Massentierhaltungen und Nutztierhaltungen ungeschoren davonkommen, obwohl gerade auch dort vieles im Argen liegt.
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Für mich ist es ein weiterer Beweis, dass Politker landesübergreifend ziemlich schemenhaft denken und den Bezug zur Realität weitensgehend verloren haben....
Ich muss ehrlich sagen, dass ich die Politiker ein Stück weit auch verstehe. Du musst bedenken, dass diese Woche für Woche Sitzungen zu unterschiedlichsten Themen haben, sie sind teilweise ganze Tage damit beschäftigt, von einem Thema zum nächsten zu diskutieren, hier der Stenobericht gibt da einen guten Einblick, wie so ein Tag eines Politiker aussieht, mit was er sich so beschäftigt:
http://dipbt.bundestag.de/doc/btp/18/18176.pdfUnd dann kommt dann so ein Thema wie Wildtierschutz/Wildtierhandel, das viele Politiker vermutlich nicht so gross interessiert, weil sie vielleicht noch andere Themen haben, an denen sie arbeiten, bei denen sie Lösungen brauchen und die sie beschäftigen. Ich finde da gibt das Video zur Diskussion auch einen guten Einblick:
http://dbtg.tv/cvid/6862656Ich hab da schon etwas Respekt von der Arbeit, welche die Politiker tagtäglich tun. Andererseits habe ich auch das Gefühl, dass sowas stark verschleisst und man da einen Ausgleich dazu braucht, einerseits um den Kontakt zum Volk und zum Alltag nicht zu verlieren, andererseits um auch wieder sich zu erden und wieder Energie zu tanken.
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Für mich persönlich wäre es viel wichtiger und nützlicher, dass sie sich für eine artegrechtere Haltung von "Haustieren" im Sinne von Schweinen, Kühen, Hünern usw. einsetzen als solche komische Gesetzentwürfe hereingeben... Aber ich bin eben kein Politiker.
Da bin ich ganz bei dir. Aber ich denke, da ist der Widerstand deutlich grösser, da die Agrarindustrie eine sehr starke Lobby hat, mit denen die meisten Politiker sich wohl nur ungern anlegen wollen.