Das mit der Kontrolle ist so eine Sache. Ich habe oft das Gefühl, dass viele Leute glauben dass man mit ein paar wenigen Massnahmen eine perfekte Welt schaffen könne, doch Missbrauch, Missstände und Dinge die nicht so laufen wie sie sollten, das gabs schon immer und das wird sich auch nicht ändern. Überhaupt lebt die Natur erst von so einer gewissen Abnormalität und Abweichung. Wäre alles stets perfekt gewesen, gäbe es keine neuen Arten, würden keine alten Arten wieder aussterben, gäbe es wahrscheinlich überhaupt keine Geburt und kein Tod...
Natürlich gibt es einen Glauben an ein Paradies, auch der Tierschutz ist letztlich eine Form von Religion, die eine Mission hat, welches zu erfüllen gilt, die Bekehrung der Menschen zum besseren Umgang mit Tieren oder was vielfach zielführender ist, soviele Tier"seelen" wie möglich zu retten. Die Ähnlichkeiten sind verblüffend, auch was den Missbrauch und die Ausnutzung derjenigen angeht, die es ernst meinen. Doch auch das gehört letztlich wieder dazu, denn wir leben nicht in einer perfekten Welt und solange wir Ehrgeiz haben, wir etwas erreichen wollen, wir Menschen überzeugen oder viele gute Taten machen wollen, solange sind wir auch anfällig, dass unsere Absichten genutzt werden für andere Zwecke.
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Und noch mehr, dass man nie genau sagen kann, was eine artgerechte oder artgerechtnahe Haltung überhaupt ist - da führt ein gaz dünner Faden dazwischen. Schau Die bloss unsere Diskussion über die Käfiggrösse an!
Ich sage eine artgerechte Haltung entspricht einer Gratwanderung, man muss immer wieder schauen, dass man den Weg möglichst halten kann und nicht über das Ziel schiesst und nicht sich in Selbstgefälligkeit ausruht. Mit zu hohen Zielen kann man sich auch selbst überfordern und letztlich das Gegenteil von dem erreichen, als man eigentlich seinen eigenen Tieren bieten will. Auch wenn zum Beispiel bei einem engagierten Tierhalter ein einschneidendes Erlebnis passiert, ein Unfall oder ein tragisches Schicksal im nahen Freundeskreis, kann das einen Tierhalter schnell aus der Bahn werfen. Die Tiere, die bis dahin vorbildlich gehalten wurden, sind plötzlich ohne Pflege. Oder noch schlimmer, eine Vermittlungsstation eines Bekannten wird aufgelöst und plötzlich sind all die Tiere da und sollten auch noch versorgt werden, Platz und die zeitlichen Kapazitäten werden da schnell knapp und gelangen an ihre Grenzen...
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Ich glaube, dass Tierhaltungsverbot einfach eine Pauschallösung darstellen soll. Ich persönlich halte Pauschallösungen für sehr unglücklich und für den falschen Weg. Ich kenne leider nur nicht den richtigen Weg...
Ja die Idee dahinter ist wohl, wenn man nichts halten darf, dann kann man es gar nicht erst falsch halten. Diese Denkmentalität ist übrigens bei vielen besorgten Eltern gegenüber ihren Kindern verbreitet, man will den eigenen Sprösslinge alle Gefahren vorwegnehmen, sie werden fast überall mit dem Auto hingefahren, dass ihnen auf dem Weg unterwegs nichts passieren kann, Freizeit draussen in der Wildnis geht nicht, weil zu gefährlich, dafür Sportaktivitäten, engmaschig überwacht und alles abgesichert... das Resultat sind Kinder, die Gefahren nicht richtig abschätzen können, Probleme mit Motorik und Gleichgewicht haben, anfällig sind für ADS/ADHS usw.
Ich habe kürzlich einen Film gesehen über zwei chinesische Mädchen, die als Baby von zwei Familien adoptiert wurden. Durch grossen Zufall fanden die beiden Familien heraus, dass es sich um Zwilingsschwestern handelte (sie machten einen Gentest, da man ihnen es nicht bestätigen wollte) und tauschten Kontaktadressen aus. Die eine Familie lebte in Norwegen, ganz abgeschieden, die andere in Saccramento, Kalifornien in einer Grossstadt. Die Lebensweise der beiden Familien und wie die beiden Schwestern aufwuchsen war wie Tag und Nacht, in Norwegen durfte das Mädchen jeden Morgen früh einen langen Schulweg alleine bestreiten, durch die Wildnis ganz alleine, vielleicht 1-2 Stunden Weg. In Saccramento wurde das Mädchen überall hingefahren wegen dem vielen Verkehr und der ganzen Situation in der Grossstadt. Freizeitaktivitäten bestanden aus Sport, Musikinstrumentunterricht, Geburtstagsparties in einem Fastfoodrestaurant usw. Das norwegische Mädchen dagegen durchstreifte die Natur, fand eine verletzte Maus, die sie dann in der Garage hielt, fütterte usw. bis sie eines Tages ausbüchste.