Zumindest für Kaninchen ist er sinnvoll ... ich hoffe, ich finde die Dissertation noch.
Es geht darum, daß Pellets schon ein absolut unnatürliches Konzept ist, woran sich Kaninchen gar nicht angepaßt haben können. Kokzidiose, infektiöse Enterocolitis und ähnliche Darmerkrankungen treten selbst bei Libitumgabe von Heu verstärkt bei Pellets auf, die einen niedrigen Rohfasergehalt haben.
Eine Erklärung für dieses Phänomeen könnte folgendes sein:
Pellets bestehen aus zusammengepreßtem, trockenem und saugfähigem Pulver. Dieses gelangt kaum eingespeichelt in den Magen, wo es sich mit Magensäure vollsaugen kann. So angesäuert kommt es in den Dünndarm - mit unverbrauchtem Pepsin. Auch, wenn weniger Magensäure hergestellt wird (die Magensäureproduktion ist beim Säuger abhängig vom Geruch der Nahrung und von der Kauaktivität, je mehr gekaut wird, desto saurer wird das Milieu), gibt es kaum ein Futtermittel, was derartig viel angesäuerten Magensaft aufnehmen kann, wie ausgerechnet Pellets.
Code:
Ich werd hier einfache Versuche, die jeder zuhause durchführen kann, als Code gekennzeichnet mitzuschreiben.
Versuch 1:
Man nehme Salzsäure aus der Apotheke, verdünne diese mit Wasser zu einer 0,5%igen Salzsäure. Die verdünnte Salzsäure wird gleichmäßig auf vier Gefäße aufgeteilt.
Das erste Gefäß bleibt als Gegenprobe.
Für das zweite Gefäß werden eine frische Pflanzen zerstoßen und von diesen zerstampften Pflanzen eine ausgewogene Menge in das Gefäß gegeben.
Gefäß Nr. 3 wird mit getrockneten zerstoßenen Pflanzen das Gleiche gemacht.
Gefäß Nr. 4 bleibt zerstampften Pellets vorbehalten, auch die mit dem gleichen Gewicht wie die jeweils zerstampften Pflanzen für Nr. 2 und Nr. 3
Man warte zwischen 20 min und einer Stunde, also die Zeit, die der Nahrungsbrei ca. im Magen verbringt. Dann gieße man jeweils die einzelnen Salzsäuredinger durch jeweils einen Kaffeefilter in einen Meßbesser und messe nach, wie viel von der Flüssigkeit übrigbleibt - na, Ergebnis eindeutig?
Es kommt also schonmal mehr Salzsäure und Pepsin in den Dünndarm wie normalerweise für gleiche Nahrungsmenge - und greift die Dünndarmschleimhaut an, denn die ist dafür nicht ausgerüstet.
Ist nun Rohfaser mit in den Pellets, dann funktioniert wenigstens halbwegs das Blinddarmrückholsystem für Rohfaser, wenn auch nicht so gut - die im Blinddarm befindlichen Bakterien sind schlimmeres gewöhnt, wie einen mit 0,5% Salzsäure angereicherten Nahrungsbrei ... die Säure wird dort genauso unschädlich gemacht wie die Milchsäure, die die Bakterien dort selbst produzieren.
Ist keine Rohfaser enthalten, bleibt das Ganze so angesäuert im Darm - und es bleibt bedeutend länger im Darm, wie normalerweise Pflanzenbrei im Darm bleibt, hat also mordsmäßig viel Zeit, die Schleimhaut des gesamten Darmtraktes anzugreifen ... dazu kommen dann noch Fäulnisbakterien spätestens im Dickdarm, die ein übriges dazutun, daß noch zusätzlich Gase gebildet werden, welche nicht nur zu Koliken führen, sondern eben auch wieder durch ihre Ausscheidungsprodukte die Darmwand reizen. Wenn Rohfaser mit drin ist, siedeln meist weniger Fäulnisbakterien drauf, wie wenn keine Rohfaser mit drin ist.
Code:
Versuch 2:
zwei Petrischalen werden sorgsam sterilisiert und unter sterilen Bedingungen (Abzugshaube z. B.) mit sterilem Agar gefüllt.
In Petrischale 1 wird nun ein Pelletbrei aus möglichst rohfaserarmen Pellets aufgebracht, in Petrischale 2 wird möglichst rohfaserreiche Pellets aufgebracht. Beides wird mit zerriebenen Enddarmkot (ok, bei Chins Kot, man kann da eh nicht zwischen Blinddarmkot und Enddarmkot unterscheiden ... ) geimpft.
Das Ganze wird sorgsam steril zugedeckelt und in einen Inkubator oder in den Ofen gestellt, die ideale Temperatur liegt zwischen 36 und 38°C, der Ofen muß also auf niedrigster Stufe eine Handbreit offen bleiben, bei einigen Öfen reicht es aus, das Licht anzuschalten und den Ofen zuzulassen, es stellt sich da oft eine konstante Temperatur von 35 - 36°C ein.
Nach zwei bis drei Wochen sieht man die ersten Kolonien und kann mit dem Auszählen der gewachsenen Kulturen beginnen.
Leider ist dieser Versuch nicht immer eindeutig ... wer keinen Chemieraum (Schule, Uni) zur Verfügung hat, wird es vermutlich nicht schaffen, steril genug zu arbeiten, was leider weitere Fehlerquellen bringt, die das Ergebnis verfälschen.
[/code]