Eben das meinte ich. Es braucht eine gewisse Zuverlässigkeit, nach der man sich richten kann, sonst wird das schnell zu Willkür.
Ich hab mir jetzt übrigens auch das Merkblatt mal genauer angeschaut, es ist gruselig, was man hier zu lesen bekommt, nicht nur die Grössenangaben, auch der allgemeine Schreibstil behagt mir persönlich gar nicht:
http:/ /www.tierschutz-tvt.de/merkblaetter.html?&eID=tx_rtgfiles_download&tx_rtgfiles_pi1[uid]=75
Zitat:
Einzelhaltung ist nicht vertretbar. Mindestens paarweise Haltung, besser aber Gruppenhaltung (gleichgeschlechtliche Gruppen, bei Paar- haltung Männchen ggf. kastrieren). Zur Unterbringung sind geräumige nagesichere Volieren mit einem Mindestvolumen von 3 m3 für zwei Tiere geeignet. Dabei sollten die Mindestmaße von 50 cm Breite und 150 cm Höhe eingehalten werden. Für jedes weitere erwachsende Tier sind mindestens 0,5 m3 zusätzlich erforderlich. Mindestens zwei aneinander grenzende Seiten sollten zur Stressreduzierung blickdicht geschlossen sein. Die Haltungseinrichtung ist dreidimensional zu strukturieren. Dazu eignen sich Sitzbretter in mindestens drei Etagen, die nur im Sprung erreicht werden können und umsturzgesicherte Steinformationen, dicke Äste, Rampen etc. Der Boden ist einzustreuen. Am besten eignet sich Holzstreu. Katzenstreu (Verklumpung im Magen-Darm-Trakt) und Stroh (Einspießen spitzer Strohteile) dürfen nicht verwendet werden. Verstecke Schlupfhöhlen, Schlafhäuschen (je 30 x 20 x 20 cm) und ein Sandbad, gefüllt mit Spezialsand, sind ebenfalls erforderlich.
Es klingt für mich ziemlich lieblos, karg, als wäre jedes weitere Wort reine Verschwendung, und Verben, wenn nicht unbedingt nötig, sind ebenfalls nicht nötig (siehe zweiter Satz, wo ist da das Verb geblieben?). Dann was alles vorgeschrieben wird, wieviele Seiten blickdicht sein müssen, dass es Einstreu brauche, wieviele Etagen es braucht, ja sogar die Grösse der Schlafhäuschen ist vorgegeben... man könnte da auf zweierlei Gedanken kommen, erstens der Gedanke deutscher Regulierungswut, in der alles bis ins letzte Detail vorgegeben wird, damit ja keine Kreativität und Individualität entstehen möge, zweitens, dass man den Halter nicht zutraue, dass sie eine artgerechte Gehegegestaltung aus freien Stücken umzusetzen vermögen und man sie daher an enger Hand zu führen braucht.
Die Regulierungswut umfasst ferner auch Temperatu (15-21 °C) und Luftfeuchtigkeit (max 55%)
Beim Thema Pflege sieht es auch nicht besser aus, bei "Beschäftigung" ist sogar noch ein Schreibfehler drin (eine 8 mitten im Wort):
Zitat:
Verschmutzte Einstreu und Futterreste müssen täglich beseitigt und ersetzt werden. Trinkwasser- und Futtergefäße sind ebenfalls täglich gründlich zu reinigen. Wöchentlich ist die gesamte Einstreu auszu wechseln, der Spezialsand ggf. häufiger. Der Käfig einschließlich der Einrichtung sollte wöchentlich gründlich gereinigt werden.
Bei intensiver aber immer zwangsfreier Besch8äftigung können Chinchillas handzahm werden.
Dann mit der Ernährung sind wir schliesslich im dunklen Mittelalter angelangt und weit entfernt von jeglicher Form von Fakten und Realitäten:
Zitat:
Chinchillas sind reine Pflanzenfresser, die nur mit sehr rohfaserreichem, energiearmem und vor allem zuckerfreiem Futter (Diabetesgefahr!) ernährt werden dürfen. Im Futter dürfen nur wenig leicht verdauliche Kohlenhydrate, wenig pflanzliches Eiweiß und geringe Mengen an Fett enthalten sein. Gut strukturiertes Heu muss daher stets zur freien Verfügung stehen.
1. Behaupten sie im Merkblatt allen Ernstes, dass das Chinchillafutter zuckerfrei sein müsse, doch wenn man sich einer Futtermitteldatenbank bemüht wie der Forschungsanstalt ALP
http://www.feed-alp.admin.ch , dann enthält zum Beispiel ein Heu "Gräserreicher Mischbestand, andere als Raigräser" in allen 7 Stadien zwischen 7,1 und 8,8% Zucker, NDF variiert zwischen 44,1% (Junggras) und 68,6% (altes Gras, Stadium 7), ADF 26,6%-42,0% und ADL wurde nicht erfasst. Andere Misch-Heusorten enthalten sogar bis zu 12,0% Zucker (Raygräser lastige Mischungen), Raygras selbst enthält gar bis zu 16,8% Zucker.
Dazu klingt es für mich wie ein Witz, wenn sie behaupten, dass Zucker eine Diabetesgefahr sei, nur schon bei Degus ist diese Aussage stark umstritten und ich glaube dort kommen Katarakte deutlich häufiger vor als bei Chinchillas. Verursacht werden sie aber auch dort nicht alleine durch Zucker, sondern allgemein durch leicht verdauliche Kohlenhydrate, welche sich neben Zucker auch in Stärke befinden.
2. Besser wirds nicht... wenn es dann um die Hauptnahrung geht:
Zitat:
Neben der Hauptnahrung Heu und getrocknete Kräuter können in kleinen Mengen spezielle Chinchillapellets (ca. 2 Teelöffel/Tag) angeboten werden. Neben dieser kargen Ernährung...
Hier von karger Ernährung zu sprechen spottet jeder Realität. Die erwähnten Mengenangaben von 1-2 Teelöffel sind zudem die üblich empfohlenen Mengenangaben und wenn man sich die Grösse der Chinchillas und ihr Magenvolumen vor Augen hält, sind 1-2 Teelöffel pro Tag sicher auch nicht als "kleine Menge" einzuschätzen.
Der krönende Abschluss folgt dann so quasi auf den Schluss:
Zitat:
Auf frisches oder angewelktes Grünfutter reagieren Chinchillas oft mit z. T. tödlich verlaufenden Durchfällen, es sollte daher nicht verfüttert werden Der abgesetzte Kot ist täglich auf Geruch, Farbe und Konsistenz zu überprüfen; jede Abweichung ist ein Hinweis auf Verdauungsstörungen.
Wieder einmal die tödlichen Durchfälle durch Grünfutter - komisch, dass wir, trotz so umfangreichen Erfahrungen mit Grünfutter nicht gleich reihenweise Beweise haben sammeln können... alles nur heisse Luft?
es kommt aber noch besser:
Zitat:
Chinchillas vertragen keine industriell hergestellten Futtermittel für andere Nagetiere oder Kaninchen und auch kein Obst, frisches Gemüse, Sonnenblumenkerne, Altbrot oder Nüsse. Als gelegentliche Leckerei eignen sich getrocknete Hagebutten oder getrocknetes Gemüse.
Brauche ich das noch zu kommentieren??
Worin unterscheidet sich ein industriell hergestelltes Futtermittel für Chinchillas mit einem für andere Nager oder Kaninchen? Woher kommt es, dass für Chinchillapellets insbesondere früher Kaninchenpellets als Grundlage genommen wurden und deren Zutaten nur geringfügig geändert wurden? Können solch geringe Änderungen so grosse Auswirkungen auf die Chins haben und warum fallen Chinchillas nicht gleich reihenweise tot um, wenn sie mit JR Farm Degufutter, Kaninchenrkäutermischungen oder Pferdecobs ernährt werden?
Da bleibt für mich fast nur die Schlussfolgerung, dass es sich beim TVT wahrscheinlich um eine versteckt operierende Satiregruppe handeln könnte... oder kann das tatsächlich ernst gemeint sein? Nein echt
Ach ja zum Vergleich hier der Anfang des Degu-Merkblatts:
Zitat:
Degus sind extrem aktive Nagetiere, sind Kletterkünstler, sie rennen viel und graben sehr gerne. Eine geeignete Degu-Behausung muss diesem Bedürfnis nach Bewegung auf jeden Fall nachkommen, d. h. es empfiehlt sich auf ein Käfig oder eine Voliere, wie sie in Höhe und Breite für Chinchillas geeignet wäre. Die Größe eines Käfigs für zwei Tiere darf daher eine Größe von 100 cm x 50 cm x 100 cm (B x T x H) niemals unterschreiten. Bei höherem Besatz muss die Käfig-Grundfläche um 20 % (= z.B. 20 x 50 cm) vergrößert werden. Der Käfig darf keinerlei Plastikteile oder Wannen aus Kunststoff aufweisen, sie wären in kürzester Zeit zerstört.
Zur Einrichtung des Degu-Käfigs gehören verschiedene Ebenen und Brettchen, Korkröhren, dicke Kletteräste, mehrere Schlafhöhlen, ein Sandbad mit Spezialsand, Heuraufe, Futtertrog und Tränke. Eine mindestens 15 cm hohe, einsturz- gesicherte Einstreu-Schicht als Bodengrund ist notwendig, damit die Tiere ausgiebig graben können.
Auch hier dringt ein bisschen diese Regulierungswut durch, man beachte die mindestens 15 cm hohe, einsturzgesicherte (sic) Einstreu-Schicht. Sicher ist sie sinnvoll und wäre auch wichtig, wo sie sich aber befinden muss und wie dick die Schicht sein muss, ist eher nebensächlich, das einsturzgesichert tönt komisch in diesem Zusammenhang, formbewahrend wäre da wohl das zutreffendere Wort, aber gut. Ansonsten ist der Schreibstil aber weniger minimalistisch und lieblos, Verben gehen ihrer Aufgabe nach und es ist auch nicht alles haarklein reglementiert.
Bei der Pflege erfährt man sogar etwas über das Familienleben wilder Degus, sowas ist bei den Chins dem regulierungswütigen Sparstift zum Opfer gefallen, auch wird dort erst die Lebensweise in Gruppen und die nicht artgerechte Einzelhaltung erwähnt und nicht wie bei den Chinchillas als erster patziger Satz dem Leser um die Ohren geknallt. Der Unterschied könnte grösser fast nicht sein, ich finde es echt erschreckend...