Du findest raus, was den Nasen schmeckst, indem du ausprobierst und beobachtest ... Am Einfachsten machst du dir das, wenn du mehrere Kräuter auf Einzelhaufen oder in Einzelfutternäpfen anbieten kannst - da siehst du dann, was gefressen wird und was nicht angerührt wurde (oder wo sogar draufgepinktelt wurde!) Wenn in einer Mischung die Komponenten groß genug sind, daß du erkennen kannst, was es ist, brauchst du nur zu schauen, was überbleibt - das mögen die Chins nicht so gern.
Die Grundmischung ergibt sich aus dem, was deine Chins tatsächlich gerne fressen und dem, was du gut beschaffen kannst - es nutzt gar nix, wenn deine Chins Appetit auf frische Cempedak bekommen und du im Sommer dann erstmal die botanischen Gärten weltweit abklappern mußt, um endlich frische Cempedak zu bekommen! Da ist es deutlich sinnvoller, wenn du bei dem bleibst, was vor der Haustür wächst bzw was du in entsprechenden Onlineshops günstig und in möglichst hoher Qualität bekommst. Die Grundmischungen sind deshalb für jedes Chin und jede Haltung unterschiedlich und ändern sich zudem auch noch übers Jahr, einfach weil nicht alles immer im Angebot ist und Chinchillas zudem auch noch sehr saisonal fressen. Um für dich und deine Chins passende Grundmischungen zu mischen, brauchst du also Beobachtungsgabe und Zeit ... oder du gibst die Kräuter, Blätter etc ungemischt, wie es dir halt besser paßt. (Mischungen haben einfach den Vorteil, daß man das einmal anmischt und dann für die nächsten Tage und Wochen nur noch in eine Kiste greifen braucht, um zu füttern. Wenn man alle Kräuter einzeln aus den Tüten holt, ist es einfach mehr Arbeit)
Kraftfutter ist alles, was für Bewegung und Muskelaufbau gebraucht wird - also eiweißreiche, fettreiche oder zucker-/stärkereiche Futtermittel. Dabei kannst du selbst unter den naturbelassenen Futtermitteln sehr gut zwischen Nahrungskonzentraten (Trockenfrüchte, Trockengemüse, Sämereien, Nüsse) und wasserhaltiger Frischkost (Kohl, Klee und Luzerne, Winden, Wicken und andere Leguminosen, Knospen) unterscheiden. Bei Kraftfutter ist auch wichtig zu wissen, daß Kraftfutter keinesfalls gleich Kraftfutter ist, man kann nicht einfach Pellets nur mit Nüssen ersetzen beispielsweise oder mal schnell die Ration an Ölsaaten kürzen, nur um mehr Pellets füttern zu können ... es ist notwendig, hier zwischen grob drei Funktionen einzuteilen: - Eiweißreiches Kraftfutter ist notwendig für den Muskelaufbau und sollte keinesfalls fehlen. Typische eiweißreiche Kraftfuttermittel sind Knospen, Leguminosen (Klee, Luzerneblätter, Erbsenkraut etc), Winden, Kohl und Hülsenfruchtsamen. Die meisten eiweißreichen Kraftfuttermittel sind fatalerweise in der Umstellung bei bestimmten Darmerkrankungen sehr gefährlich, da die Eiweiße zu Blähungen und Durchfall führen können. Einzig Winden und Knospen scheinen unproblematisch zu sein. - Stärke- und zuckerreiches Kraftfutter ist notwendig, um schnell Energie bereitzustellen. Typische stärke- und zuckerreiche Kraftfutter sind Knaulgras, Mehlsaaten einschließlich Getreide, getrocknetes Wurzelgemüse und ähnliches. Chinchillas brauchen davon normalerweise nur wenig, sie können auch aus dem normalen Kräuter- und Gräserangebot genügend Stärke und Zucker herausbekommen. Dazu kommt, daß es Chinchillas gibt, die offenbar mit dieser Kraftfuttermittelgruppe, so viel sie wollen, dick werden ... es gibt jedoch auch das Gegenteil, die Chinchillas, die unbedingt diese schnelle Energie in größeren Mengen brauchen, um nicht abzumagern! Man kann hier nur über Ausprobieren und Beobachtung herausfinden, wieviel davon die eigenen Chins brauchen. - Fetthaltiges Kraftfutter bietet langsam freiwerdende Energie, außerdem bietet es viele essentielle Fettsäuren, die zu Muskelaufbau und für den gesamten Stoffwechsel benötigt werden. Typische fetthaltige Kraftfuttermittel sind Ölsaaten (Leinsaat, Sesam, Mariendistelsaat etc) und Nüsse. Fetthaltige Kraftfuttermittel sollten wenigstens als Ergänzung täglich gereicht werden ... hier gibts auch keine Probleme mit dem Dickwerden, wenn "zuviel" gefüttert wird, da die Chins die fetthaltigen Kraftfutter sehr schnell liegenlassen und sich lieber ihren Kräutern widmen.
Man muß auch bei den Kraftfuttermitteln stark nach Verarbeitungsgrad unterscheiden, je stärker verarbeitet, desto schädlicher und desto höher ist die Gefahr, daß die Tiere bei ad lib Angebot verfetten.
Unverarbeitete Kraftfuttermittel wären Fruchstände und Samenstände (reifes Hirtentäschelkraut, reife Rispen und Ähren von Getreide und Wildgräsern zum Beispiel)
Wenig verarbeitete Kraftfuttermittel sind Getreidekörner, sie sind schon aus dem Samenstand herausgedroschen. Teilweise besitzen sie nicht mal mehr Spelz und Schale. Auch Trockenobst, Trockengemüse und getrockneter Kohl, Klee und Brennessel gehören hierher. Mit wenig bearbeiteten Futtermitteln passiert normalerweise noch nicht viel, einzig Mehlsaaten können in dem Zustand selten zur Fettsucht führen, insbesondere, wenn sie im Futternapf gereicht werden und nicht in der Einstreu verteilt werden.
Noch stärkere Verarbeitung sind Flocken, hier ist Eiweiß und Stärke aufgeschlossen. Zu gut deutsch, Eiweiß und Stärke sind zerbrochen und zerstört, in kleine Teile verhackstückelt und können viel zu leicht vom Körper aufgenommen werden. Hier sind es schon deutlich mehr Chinchillas, die damit nicht umgehen können und von Flocken, wenn diese so viel gereicht werden, wie die Chins wollen, zu dicken Chins führt. Die Eiweißbruchstücke können zudem über lange Zeiträume (sprichweg Jahre!) zu Stoffwechselstörungen führen, da sie nicht mehr an den Stellen zerschnitten sind, wo die körpereigenen Enzyme die Eiweiße zerschneiden würden, sondern an unüblichen Stellen zerbrochen sind. Eiweißreiche Flocken, wie Erbsenflocken oder Bohnenflocken sind deshalb deutlich schädlicher, wie Haferflocken oder Gerstenflocken. Was auch in diese Gruppe gehört, sind die Ölkuchen (auch Preßkuchen genannt) und ähnliches aus der Ölherstellung, Schrote, Kleien etc. Gerade in dieser Gruppe finden sich jedoch auch die besten Päppelfuttermittel, wie Haferflocken und eben Ölkuchen - gerade weil das Eiweiß und die Stärke so stark aufgeschlossen (also stark zerstört) ist, kann der Körper daraus besonders energiegünstig Aminosäuren und Einfachzucker machen. Energie und Bausteine kommen also besonders schnell im Körper an.
Sehr stark verarbeitete Futtermittel sind dann Cobs, Pellets, Extrudate etc ... sie sind in der Regel noch stärker zermahlen, noch größeren Drücken und noch höheren Temperaturen ausgesetzt, wie Flocken und Preßkuchen. Hier sind auch Cellulosemoleküle zerbrochen - und daran sind eben Chinchillas gar nicht mehr angepaßt. Viele der Kraftfutter und anderer Futtermittel aus dieser Gruppe sind zudem auch noch mit Stoffen angereichert, welche Chinchillas natürlicherweise niemals fressen würden: BHT, BHA, Etoxiquin, Retinolpalmitat (Vitamin A), Cholecalciferol (Vitamin D3), Menadion und Derivate (Vitamin K3 - K12) ... viele dieser Stoffe gibt es erst seit wenigen Jahrzehnten auf unserer Erde und sind hochgradig giftig, andere wiederum stellen sich die Chinchillas selbst her, da sie normalerweise fast nur Pflanzen fressen. Sie sind nicht daran angepaßt, so hohe Mengen davon übers Futter aufzunehmen. Es liegt auf der Hand, daß solcherart Futtermittel über lange Zeit den Darm der Chinchillas erkranken läßt, den Stoffwechsel durcheinanderbringt, zu Zahnproblemen führt usw usf ... Zum Glück wissen das die Chins meist selbst sehr gut, die meisten Chins lernen, solcherart Futtermittel nur als Süßigkeiten zu futtern. Bei entsprechend abwechslungsreichem Speiseplan werden solcherart Futtermittel oft sogar generell abgelehnt. Dennoch muß gerade in dieser Gruppe noch mit den größten Schäden fürs Chin gerechnet werden, mit einem solchen Futter ist es noch am Einfachsten, superdicke Chins anzufüttern und die Schäden am Darm sind oftmals derartig gravierend, daß die für Chins natürlichen Kraftfuttermittel, also frischer Klee und frischer Kohl, gar nicht mehr vertragen werden! Es gehört hier viel Beobachtungsgabe und Feeling fürs Tier dazu, die Schäden zu erkennen und die Chins wieder gesundzufüttern, ohne sie gleich mit einer viel zu unbedachten und zu schnellen Futterumstellung ins Grab zu bringen. Wenn man hier die Zeit hat, sich aufs Chin zu verlassen (also wenn noch keine gravierenden Zahnprobleme, Nierenprobleme, Blasensteine oder ähnliches aufgetreten sind, die notwendig machen, Pellets und Co ganz wegzulassen), sollte man dies auch besser tun ... der Körper der Chins hat dann mehr Zeit, sich auf die gesündere Nahrung umzustellen, die Belastung für das Chin ist dann nicht so hoch.
_________________ Marx ist die Theorie
Murx ist die Praxis!
zum Thema Chinforen: Da muasch drieberschdeiga end derfsch di ned drum bucka
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