Da ich in einem anderen Forum gefragt wurde, wie ich denn meine Umstellung durchgeführt habe, hab ich dies nun endlich auch aufgeschrieben und möchte meinen Weg zur pelletreduzierten bzw. zur pelletfreien Ernährung meiner Chins, hier nicht vorenthalten.
Zitat:
Wie hast du auf Pelletfreie Ernährung umgestellt? Also die Dauer der Umstellung, wie haben es die Chinis vertragen, mit was hast du angefangen umzustellen (also bestimmt Kräuter zuerst?)
Die kompl. Umstellungszeit betrug 1 Jahr und 6 Monate. Solange muss es aber nicht dauern. Ich kenne Halter, die neue Tiere aufnahmen und die Umstellung relativ schnell durchzogen, ohne das die Chins Probleme bekamen.
Es kommt immer auf den Halter drauf an. Wenn dieser noch nicht dazu bereit ist, wird er immer dabei ein komisches Gefühl haben.
Deswegen ist es absolut in Ordnung, wenn erst mal weiter Pellets gegeben werden, aber eben der Speiseplan mit einer großen Auswahl an versch. getr. Kräutern, Blüten und Blättern bereichert wird und langsam Frischfutter dazu genommen wird.
Auch wenn weiterhin Pellets gegeben werden, ist das ok. Nur muss man dann darauf achten, dass nichts blähendes wie frischer Klee, frische Luzerne oder frischer Kohl gefüttert wird.
Ich hätte auch früher die Pellets weggelassen, aber ich wollte den Rest noch verfüttern und sicher gehen, dass mit anderen Kraftfutterarten ( getr. Gemüse, Sämereien ) die Gewichte gehalten werden können. Vor allem Lady hatte da etwas Probleme. Schließlich wurde sie 15 Jahre lang nur mit Pellets / Heu / Wasser und zum Schluss mit einer Minimenge an Kräutern ernährt.
Und so kam es zum Umdenken:
Mitte 2009 stolperte ich in eine hitzige Diskussion in einem Forum. Da gings um die naturnahe Ernährung. Nach wirklich heftigem hin und her, hab ich mich immer öfter erwischt, dass ich darüber nachgedacht hab, was dort geschrieben wurde.
Auch überlegte ich mir, was die Chins wohl in freier Natur fressen würden bzw. finden würden.
Pellets gehörten da wohl definitiv nicht dazu.
Auch habe ich bei den Meeri und Ninchen Foren vorbei geschaut und da reingeschnuppert.
Da ich schon einige Monate vorher anfing, 2 verschiedene getr. Kräuter ( Echinacea und Spitzwegerich) und getr. Sonnenblumenblütenblätter zu verfüttern, dachte ich mir, ich bestell einfach noch ein paar Sachen mehr. Z.B. Heu mit Ringelblumen – und Schlüsselblumenblüten; Löwenzahnkraut, Rotkleeblüten, Mariendistelkraut, Himbeerblätter, Rosenblütenblätter usw.
Ich meldete mich in einem Forum an, in dem auch die User angemeldet waren, die sich die Diskussionen mit mir lieferten und las dort weiter.
Im Januar 2010 wagte ich dann den Versuch und gab Frischfutter. Da ich eine ungünstige Jahreszeit ( Winter ) gewählt hatte, fand ich natürlich in freier Natur nichts.
Also versuchte ich es mit frischem Apfel.
Am 1. Tag gabs nur ein klitzekleines Stückchen. Ich saß vorm Käfig und beobachtete meine 5 Mäuse und hatte Angst, sie könnten doch Schaden nehmen und sterben.
Den 1. Tag überstanden alle sehr gut, ohne auch nur das kleinste Anzeichen von Durchfall, Verstopfung oder Aufgasung.
Ok, also weiter so.
Die Menge behielt ich noch ca. 3-4 Tage so bei und ab dem 5.Tag gab es ein doppelt so großes Stück Apfel.
Auch hier gab es keinerlei Probleme.
Dann kam Kopfsalat dazu. Für jedes Chin ein kleines Stück ( vielleicht so groß wie eine 50 Cent Münze). Erhöht wurde wie bei Apfel.
So hab ich den Winter mit Salat, frischen Apfel und getr. Kräutern überbrückt, mich in der Zwischenzeit weiter mit der Fütterung von Frischfutter belesen und auf die ersten Blätter gewartet, die sich nach dem Winter zeigen würden.
Als nächstes bot ich dann frische Löwenzahnblätter an. Da diese ja noch recht klein waren, gab es erst 1 Blatt pro Tier und Tag. Das ganze wieder so 3-4 Tage und dann wurde die Menge gesteigert.
Dann kamen auch die ersten Gänseblümchen, Spitzwegerich usw. zum Vorschein.
Vorgehen wie bei Salat, Apfel und Löwenzahn.
Je mehr Pflanzen draußen zum Vorschein kamen, je mehr wurde angeboten.
Einzig bei frischen Klee gabs Probleme mit Aufgasung.
Frischer Klee, frische Luzerne und frischer Kohl scheinen sich mit Pellets nicht zu vertragen.
Ich häng mal die Auflistung des Monats Februar 2010 mit an.
Dort hab ich vermerkt, was es genau zu futtern gab.
Zitat:
Februar 2010
01.02.2010
ab heute gibt es nur noch 5 x 12g Pellets in 5 Näpfen.
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2. Woche 09.02.2010
heute gab es viele verschiedene Kräuter;
da die Köttel bei viel Kräuterfütterung kleiner werden, bekommen sie seit 2 Tagen jeden Tag ½ Apfel.
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10.02.2010
- Heu mit Ringelblumen – und Schlüsselblumenblüten;
- Löwenzahnkraut, Rotkleeblüten, Mariendistelkraut, Spitzwegerich, Echinacea, Himbeerblätter, Sonnenblumenblütenblätter, Rosenblütenblätter;
- Köttel wieder etwas kleiner, erhöhe wieder auf ½ Apfel;
- Nur 3 Näpfe mit ges. 60g Pellets.
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11.02.2010
- Heu wird, bei hoher Kräutermenge so gut wie gar nicht gefr., auch bei überstreuen von kleineren Blüten usw
- ½ Apfel
- Kräuter und Heu ist noch genug vorhanden;
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12.02.2010
- fast alle Pellets aufgefressen,
- Rest von Kräuter kompl. weg
- Heu teilweise noch da à wird jetzt mit Kräuter gemischt und alles in 1 Schale
- ½ Apfel
- Heu, Sonnenblumen, Brombeer, Ringelbl., Spitzwegerich, Karotte, Melisse, Mariendistel;
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13.02.2010
- die ganzen klein geschnittenen Kräuter bleiben in der Schale, es wird drauf gepiesselt
- kleine Kräuter z.B. Gänseblümchen, Brombeer usw, über die Pellets in die Näpfe geben.
- Rest Heu, Echinacea, Himbeer, Sonnenbl., Rotklee, Haselnuss, Gänseblümchen;
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14.02.2010
- da gestern viele Kräuter gegeben, war heute noch viel in der Schale drin
- viele Pellets übrig
- ½ Apfel
- Pellets, Haferflocken, Heu und Kräuter bleiben so, nix neues rein
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3. Woche
15.02.2010
- viele Kräuter und Heu im Käfig verteilt
- ½ Apfel
- Heu ( Kamille und Sanddorn)
- Pellets 48g
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16.02.2010
- Heu fast komplett weg
- ½ Apfel
- Heu ( Kamille )
- Schale: Löwenzahnkraut, Brennnessel, Echinacea, Sonnenblumen, Rotklee, Rosenblüten, Himbeer;
- Näpfe: 48g Pellets, Haferflocken, Melisse, Mariendistel
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17.02.2010
- viel Kräuter und Heu übrig
- ebenfalls viel Pellets und Melisse übrig
- ½ Apfel
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18.02.2010
- keine Pellets übrig
- Kamilleheu, Kornblumen,
- Pellets 48g, Haferflocken, Spitzwegerich
- Löwenzahnkraut und Blüten, Haselnuss, Mariendistel, Heidelbeerblätter, Sonnenblumen, Hibiskusblüten;
- ½ Apfel
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19.02.2010
- neue Pellets 48g, Haferflocken
- Viel Heu und Kräuter übrig, nix neues dazu,
- ½ Apfel
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20.02.2010
- minimal Pellets übrig
- etwas Heu übrig, plus Rosenblüten
- ½ Apfel
- 48g Pellets, Haferflocken, Spitzwegerich, Brombeer, Löwenzahnblüten,
- Himbeer, Rotklee, Brennnessel, Sonnenblumen, Schlüsselblumen, Karotten
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21.02.2010
- 48g Pellets
- Heu und Kräuter noch genug übrig, nix neues dazu;
- ½ Apfel
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4. Woche
22.02.2010
- Heu und Kräuter Keine Pellets übrig
- 48g Pellets, Haferflocken;
- ½ Apfel
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23.02.2010
- keine Pellets übrig fast kein Heu übrig
- ½ Apfel
- 48g Pellets, Haferflocken,
- Sanddorn- und Kamilleheu, Sonnenblumen, Himbeer, Spitzwegerich, Haselnuss, Kamilleblüten Hagebutten;
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24.02.2010
- Pellets übrig,
Heu und Kräuter,
- ¼ Apfel
- 48g Pellets, Haferflocken, Spitzwegerich, Hagebutten;
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25.02.2010
- fast keine Pellets übrig
- ¼ getr. Scheibchen Apfel
- ¼ Apfel
- Sanddornheu, Haselnuss, Sonnenblumen
- 48g Pellets, Haferflocken,
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26.02.2010
- keine Pellets übrig kein Heu übrig
- 48g Pellets, Haferflocken, Mariendistel,
- Kamilleheu, Himbeer, Löwenzahnkraut, Rosenblüten
- ½ Apfel
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27.02.2010
- Pellets und Heu übrig
- 48g Pellets, Haferflocken, Schlüsselblumen,
- Brennnessel, Haselnuss, Rotklee, Himbeer, Sonnenblumen, Hibiskus;
- ½ Apfel
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28.02.2010
- Pellets, Kräuter und Heu übrig
- 48g Pellets
- ½ Apfel
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In den ersten 3 Monaten, in denen ich viele getr. Kräuter, Blüten und Blätter sowie Frischfutter anbot, hat sich die gefressene Pelletmenge um 2/3 reduziert.
Die Chins sind nicht mehr so träge und auch viel länger mit der Futteraufnahme beschäftigt, weil eben mehr gefressen werden muss bis sie satt sind. So wirkt die Futteraufnahme auch der evtl. aufkommenden Langeweile entgegen.
Pellets quellen im Magen auf und füllen diesen recht schnell.
Also, wird auch nicht so lange gekaut wie bei Kräutern (ob frisch oder getrocknet).
Dies deckt sich auch mit meinen Beobachtungen bezüglich Lady.
Lady, meine älteste Chindame war damals 15 Jahre alt, als ich die Umstellung in Angriff nahm.
Leider musste ich in den letzten Jahren ( mind. 2007& 2008 ) 2x pro Jahr zum TA um die Zähne abschleifen zulassen.
Das letzte Mal war ich Mitte 2009 beim TA mit ihr. Sie vertrug die Narkosen immer schlechter und bei der letzten Behandlung wäre sie mir fast gestorben.
Das heißt, seit Mitte 2009 schafft Lady es, alleine durch die Futteraufnahme die Zähne so abzunutzen, dass kein Abschleifen durch den TA mehr nötig wurde. Sie ist inzwischen 16,5 Jahre alt.
Zitat:
Konntest du feststellen, dass die Ernährung sich irgendwie auf dein Chins ausgewirkt hat? Also könnte ja sein, dass sie vitaler und/oder aktiver geworden sind?
Ja, die Umstellung hat sich absolut positiv auf die Chins ausgewirkt. Sie sind fitter und agiler als zu reiner PHW – Zeit und dadurch sind sie auch viel bewegungsfreudiger geworden.
Seit dem 15.06.2011 befindet sich kein Pellet mehr in den Näpfen meiner Chins und ich bin mit den Gewichten und dem Verhalten / Zustand sehr zufrieden.
Mittlerweile haben meine Chins insgesamt 40 - 45 verschiedene getr. Kräuter, Blüten, Blätter sowie Gemüse und extra noch verschiedene Sämereien zur Auswahl.