Das sind diese ganzen hochgezüchteten Kultursorten ...
Clematis ist mit Sicherheit noch zu früh, die Wollknäuel sind ernährungsmäßig angeschlagen und müssen erstmal eine Vielzahl an Pflanzen kennenlernen und das Selektieren wieder lernen. Auch, wenn Clematis recht harmlos ist, die Gefahr, daß du die Chins damit überforderst, ist sehr hoch ...
Das Problem bei der Clematis sind geringe Mengen artspezifischer Saponinarten und Protoanemonin ... beides kann zu Durchfall führen, wenn zuviel gefressen wird. Nächstes Frühjahr, wenn der Gehalt dieser Stoffe sehr gering ist, weil die Clematis gerade frisch austreibt, ist früh genug, sie einzuführen - am sichersten wäre es, sie erstmal nur getrocknet anzubieten, da können die Chins die Clematis-Saponine kennenlernen und dann erst, wenn junge Clematistriebe getrocknet vertragen werden, auch frisch anzubieten ... Clemetis wäre eine gute Einstiegspflanze in die Frischfütterung von Hahnenfußgewächsen, da sie selbst kurz vor der Blüte so wenig Protoanemonin enthält, daß Chins sie tatsächlich in geringen Mengen auch frisch futtern (meist warten die Chins, bis die Pflanze getrocknet ist und das Protoanemonin abgebaut ist, gibt nur wenige protoanemoninhaltige Pflanzen, die auch frisch gefressen werden - und das sind ausnahmslos alle Pflanzen, die nur sehr wenig davon enthalten).
Gladiolen gelten als giftig, daher wurden sie weder frisch, noch getrocknet verfüttert, es gibt also gar keine Fütterungserfahrungen, mit keiner Heimtierart. Einzig die Blüten sind mit Sicherheit unproblematisch (die werden in etlichen Kulturen sogar roh vom Menschen gegessen), allerdings sollten die Gladiolen nicht mit Pestiziden behandelt worden sein - die Gefahr, daß diese sich auch in den Blüten einlagern, ist einfach sehr hoch und können bei angeschlagenen Tieren tödlich wirken, schließlich handelt es sich hier um Wirkstoffe, die es erst seit einigen Jahrzehnten auf der Erde gibt.
Was die grünen Teile der Gladiole angeht, solltest du besser warten, bis es Fütterungserfahrungen mit dieser Pflanze gibt oder bis die Chins wirklich sicher selektieren können und du die Erfahrung hast, rechtzeitig zu erkennen, wenn etwas schief läuft.
Gerbera, Dahlien und Geranien sind eigentlich harmlose Futterpflanzen - aber gerade, was so in den Gärten als Zuchtformen wächst, ist sehr oft hochgradig belastet mit Pestiziden und Mineraldüngern. Dazu kommt, daß diese Zuchtformen kaum mehr was mit der wilden Verwandschaft zu tun haben. Selbst für Kaninchen sind diese Pflanzen zumeist schlichtweg uninteressant, da ist einfach nix mehr drin, was ein Säuger brauchen könnte.
Wenn du dir 100%ig sicher bist, daß da im Garten weder gespritzt, noch mit Kunstdünger nachgeholfen wird, kannst du es mit diesen Pflanzen probieren ... Kunstdünger und Pestizide machen allerdings gerade diese Pflanzen mit hoher Wahrscheinlichkeit zu Giftpflanzen mit nicht abschätzbarem Risiko für deine Tiere.
Besser wäre es hier, wenn du dich mal nach heimischen, wildwachsenden Verwandten der Geranien umschaust, die wachsen nämlich überall. Momentan kann man die Verwandten der Geranien sehr gut an ihren Fruchtkapseln erkennen.
Fruchtstand eines StorchschnabelsWenn du dir das Bild auf dieser Seite anschaust, siehst du die typische Form der Früchte: Der Kelch bildet den "Kopf", aus dem mittig der "Schnabel" herauswächst. Daher auch der Name Storchschnabel ... Pflanzen mit dieser typischen Frucht sind alle harmlose, aber nicht immer schmackhafte, Futterpflanzen, die sowohl frisch, als auch getrocknet einen Versuch wert sind.
Ich hoffe, ich bin nicht zu dramatisch geworden, es ist halt nur wichtig, zu wissen, wo die Stolperstellen bei bestimmten Pflanzen sind ...
Die meisten Pflanzen mit hohem Eiweißgehalt sind für den Anfang nicht geeignet, sie können bei geschädigten Darm zu heftigen Blähungen und Durchfall führen, manchmal sogar mit tödlichem Ausgang ...
Was geeignet ist, das ist Giersch, Salbeiarten, Disteln, Winden (solltest du allerdings sehr sorgfältig einführen, also im frischen Zustand erstmal nur ein Blatt oder besser, die Blüten, anbieten und schauen, ob sie wirklich vertragen werden), junge Haselnußblätter, Strauch- und Baumknospen und das wars im Großen und Ganzen dann auch schon wieder.
Allerdings befinden sich in Nüssen, den meisten Ölsaaten, Hafer, Buchweizen, Sorghumhirsen, Amaranth und Quinoa auch viel gut aufnehmbares Eiweiß. Insbesondere Haferflocken sind aufgrund ihres gut verdaulichen Eiweißes ein altbewährtes Mittel, um nach Krankheit die Tiere wieder gesundzufüttern. Allerdings scheint Hafer gleichzeitig sehr problematisch für einige Chins zu sein, es ist auch in Pellets drin - und das führt bei einigen Chins dazu, daß sich Unverträglichkeiten im weitesten Sinne auf Hafer ausbilden.
Inwieweit deine Chins Insekten mögen, mußt du ausprobieren ... es gibt einige Chins, die Spinnen, Fliegen und Heimchen fressen, gibt aber auch Chins, die das als eklig empfinden. Allerdings sind Insekten nur ein nettes Zubrot und Leckerei und kein Hauptfuttermittel. Die Eiweißversorgung wird bei den Chins über Pflanzen und Sämereien gedeckt.