Huhu,
darf ich das mal etwas zusammenfassen?
Zahnabrieb beim Heu, da gibt es unterschiedliche Ansichten. Die Haltung von Murx, da hole ich jetzt einfach aus und greife etwas vor, hängt sicher auch noch mit der Diskussion mit Andreas Rühle zusammen, der uns die Augen öffnete was die ganze Heugeschichte angeht. Im Prinzip stimmt es nämlich schon, dass durch den Trocknungsprozess so Stoffe wie Kieselsäuren nicht einfach verloren gehen, auch die Nährstoffe (Proteine, Fette, Kohlenhydrate usw.) gehen nicht einfach verloren. Bei der Trocknung spielen aber auch noch mechanische Komponenten mit, das Heu wird gewendet, es wird brüchig und die feinen Bestandteile (oft die energiereichen Bestandteile des Heus) fallen dabei auf den Boden, gehen teilweise direkt in den Acker-Boden oder sammeln sich in der Plastiktüte und werden von den Chins nicht gefressen und damit gehen Nährstoffe verloren. Das heisst, dass das letztlich gefressene Heu weniger bekömmlich ist und weniger hochwertig wie das Gras, aus welchem das Heu gewonnen wurde. Chemisch betrachtet hat sich durch den Trocknungsvorgang zwar nicht viel verändert, aber durch mechanische Einflüsse schon. Ein weiterer Punkt ist übrigens die Sonneneinstrahlung (UV-Licht), sie wirkt einerseits desinfizierend, auf der anderen Seite bleicht sie die Pflanzen aus und zerstört empfindliche Wirkstoffe, die bei schonendem Trocknen an einem abgeschatteten Standort besser erhalten bleiben.
Fazit: Wenn wir die verschiedenen Ansichten, die hier zitiert wurden, genauer anschauen, merken wir, dass sie gar nicht zwingend widersprüchlich sein müssen. Es ist viel mehr die Frage der Sichtweise und welche Faktoren alles berücksichtigt werden. Aus meiner Sicht ist die Haltung von Murx genauso übertrieben was den Verlust der Kieselsäure angeht, wie die andere Haltung, dass nix verloren ginge eben genau genommen ebenso nicht richtig ist. Es wurde die mechanische Einwirkung ausser Acht gelassen, wobei diese, wie ich schon erwähnte, aus meiner Sicht von Murx überbewertet wird, aber das ist meine persönliche Meinung. Was Murx übrigens bei ihrem Beispiel ausser Acht lässt ist die Einspeichelung des Speisebreis. Damit vermengt sich ja wiederum der ganze Speisebrei...
Dazu kommt, dass folgende Aussage nicht zuende gedacht ist:
Zitat:
Heu kann eigentlich Gras gar nicht ersetzen, das Cellulosegerüst ist durch den Trocknungsvorgang zerstört und somit braucht ein Nager weitaus weniger lange drauf rumbeißen, bis Heu endlich zermahlen ist.
Heu besteht nämlich nicht nur aus Cellulose, sondern auch aus Lignin und anderen schwer verdaulichen Substanzen. Die gehen durch den Trocknungsvorgang sicher nicht einfach kaputt, denn so wie dargestellt müsste Heu das beste Nahrungsmittel sein, leicht verdaulich und einfach in der Herstellung, ist es aber nicht. Ein paar der Gründe haben wir aber auch schon angesprochen. Auch werden die groben Grashalme nicht einfach auseinanderfallen, wenn sie denn getrocknet werden. Wo der Gedankengang oben hinkt, dass es sich bei Pflanzen um Strukturkohlenhydrate handelt, welche für die Stabilität der Pflanzenzellen sorgen und da diese nach der Trocknung nach wie vor vorhanden ist, können sie nicht einfach sich in Luft auflösen. Sicher sie werden wohl teilweise durch die Trocknung spröde, können sich los lösen, aber das ist nicht zwingend der Fall noch ist das ein dominierender Prozess, welcher das Heu in eine leicht verdauliche Nahrung verwandeln täte. Also hier sollte m.E. schon etwas mehr differenziert und ins Detail gegangen werden.
Ebenfalls erwähnt wurde das Thema Faktoren, welche sonst noch die Zahngesundheit beeinflussen. Neben dem Zahnabrieb, von dem Murx schon sagt, er werde wohl überbewertet, wird in der Tat gerne vergessen, dass es noch andere Faktoren gibt, denn die Zähne wachsen ja in alle Richtungen, wenn es Probleme gibt, nur nicht so wie sie sollten. Der Kieferknochen spielt da eine nicht unbedeutende Rolle oder die Massage des Zahnfleisches... Murx hat dazu eigentlich schon sehr ausführlich geschrieben.
Das Problem, das ich sehe, im Vergleich zu den anderen Themen habe ich hier bislang kaum Literatur gefunden. Das Thema ist mehr noch als die Kieselsäure-Geschichte (dort gibts übrigens einiges an Literatur), anfällig für Mythen und Spekulationen. Das wäre aber m.E. wichtig, wenn hier eine solide Datengrundlage geschaffen werden könnte, auch für den Diskurs unter uns, dass wir uns auf Tatsachen berufen könnten und es weniger von den Spekulationen und der Tageslaune von unsereinem abhängt.
Dann was ich noch interessant finde, sind die Einwürfe von Murx zum Thema Lignin, ich zitiere einfach mal, was ich für besonders lesenswert erachte:
Zitat:
Lignine hauen in Zähne regelrechte Riefen rein, die Nagezähne müssen beim Nagen von ligninhaltigen Material ständig nachgefeilt werden, damit sie scharf bleiben, typisch sind relativ kurze Nagezähne und Nagezähne in V-Form.
Bei den Backenzähnen führen diese Lignine zu einer aufgerauhten und nicht mehr richtig zueinander passenden Mahlzahnoberfläche, die zunehmend das Pflanzenmaterial nicht mehr zermahlt, wie zwischen Mühlsteinen, sondern zunehmend zerreißt. Dabei wirkt dieses Gegeneinanderreiben der Zahnspitzen, daß diese eben doch wieder verstärkt abgerieben werden, jedoch nicht mehr am Pflanzenmaterial, sondern vielmehr Zahn gegen Zahn, wie es auch mit den Nagezähnen beim Nachschärfen geschieht.
Die Zähne werden dadurch auch stark abgenutzt - nur die Art der Abnutzung ist eine leicht andere ...
Die Wirkung von Lignin steht im Kontrast zu Kieselsäure:
Zitat:
Im Extremfall, werden die Mahlsteine, auch Backenzähne genannt, mit Schmirgelpapier a la Schachtelhalm geschmirgelt und geschleift werden, entstehen ineffektive, glatte Flächen, zwischen denen Pflanzenmaterial bestenfalls noch gedrückt werden kann, aber ganz bestimmt nicht mehr auseinandergerissen werden kann. Die Faltung der Zähne bringt da dann auch irgendwann nix mehr, da die Erhebungen rundgefeilt werden. Das Ganze wirkt dann so ähnlich, wie ein Mixer mit stumpfen Schneidwerkzeug ... zwar witzig, aber nicht effektiv.
Wobei, wenn ich das lese, beim Effekt des Schleifens kommt es doch auf die Körnung an. Das oben geschriebene würde also bedeuten, dass die Körnung der Kieselsäure so gesehen sehr fein wäre, oder?
Apropos Lignin, Murx, du beschreibst das mit der Abnutzung durch Lignin so plastisch und greifbar, dass mir die Frage nahe liegt, wie bist du auf diese Sache gekommen? Hattest du sowas mal selber beobachtet, z.B. bei Kaninchen, die zuviel ligninreiche Nahrung bekommen haben oder was hat dich auf diese Geschichte gebracht? Soweit ich weiss, hast du das Lignin in dieser Form in früheren ähnlichen Diskussion nie erwähnt, also gehe ich davon aus, dass es dazu auch in der Zwischenzeit murxsche Beobachtungen oder eine geschickte Verknüpfung von bisher wenig beachteten alten Informationen oder so gegeben haben dürfte
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Zitat:
Laut einer Phytotherapeutin geht Kieselsäure nicht verloren, sondern wird wieder aufgeschlossen:
http://www.tierpla.net/post141033.html#p141033Gut, der Beitrag kratzt an der Oberfläche... wie schon von Murx detaillierter beschrieben, geht es eben nicht nur um den Trocknungsprozess... Da tuts dann auch nichts zur Sache ob das nun eine Phytotherapeutin oder ein stinkgewöhnlicher Laie das sagt, selbst bei Ärzten, TÄ usw. muss man ja aufpassen, wie wir bekanntlich wissen. Es kommt letztlich stets auf die Argumentation und Herkunft der Quellen an. Und da hakts, wie wir ja selbst bei dieser Diskussion sehen, selbst hier noch öfters.
Zitat:
Angesichts dieser Erläuterungen verwundert mich allerdings, dass es bei der herkömmlichen Ernährungsweise, die ja doch noch vorherrschend ist, nicht noch viel mehr Zahnpatienten gibt.
Die Zahnpatienten sind doch die Spitze des Eisbergs.
Wir könnten es doch auch so formulieren, bezüglich dem Zucker und Stärke in unserem Essen. Es ist doch erstaunlich, dass wir nicht alle ihre Zähne vollkommen zerlöchert haben durch den Zucker... Auch hier gibt es einige, die können gut Zähne putzen und haben mehr Löcher, andere putzen weniger gut und haben dennoch mehr "Glück".
Wir können uns also andersrum fragen, was braucht es alles, bis ein Chin als Zahnpatient endet? Da braucht es einerseits einiges und bei vielen Tieren kommt es wohl nicht so weit, dass sie einem TA vorgestellt werden (müssen), andererseits gibt es natürlich auch individuelle Faktoren. Und ist ein Tier durch gewisse Dinge vorbelastet oder hat bei den Zähnen einen gesundheitlichen Schwachpunkt, dann wird es den Organismus dort treffen. Andere entwickeln vielleicht Tumore, haben Probleme mit der Leber, dem Stoffwechsel, den Atemwege, reagieren allergisch auf gewisse Futterbestandteile usw.