Also Stange 1914 unterschied in seinem Werk über Chile (den genauen Titel wüsste ich leider nicht mehr auswendig) zwischen der Küstenkordillere und den eigentlichen Anden. Da Kordillere aus dem Spanischen kommt und eigentlich nur Gebirge bedeutet, ist der Begriff ohne Zusatz aus meiner Sicht ungenau und irreführend. Man könnte also unterscheiden zwischen Küstenkordillere und Anden- oder Hauptkordillere... möglicherweise gibts da auch noch andere Begriffe, vielleicht auch Ostkordillere usw.
Letztlich ist es sicher so falsch auch wieder nicht, dass auch das Küstengebirge zum Gebirgskomplex der Anden gehört, aber die Hauptanden sind wesentlich höher und das ist aus meiner Sicht das Entscheidende. Weiter Nördlich wird im Übrigen zwischen einem Ost- und Westgebirgszug der Anden unterschieden. Dort sind die Anden auch ziemlich breit und es gibt eine Hochebene, das Altiplano. Das wiederum ist ein uraltes kulturelles Zentrum, das viele Hochkulturen hervorbrachten und die Inka sind da nur die jüngste von allen, die wiederum von ihren Vorgängern profitieren konnte.
Zitat:
Die Kordilleren sind das Hochgebirge der Anden ab 2000m Höhe, das Vorgebirge ist alles, was höher ist wie das Meer und auf chilenischer Seite vor den Kordilleren liegt.
Das mag allgemein stimmen, für Chile gilt jedoch, dass das Land von West nach Ost in drei wesentliche Zonen aufgeteilt ist, neben dem an gewissen Stellen am Meer anschliessenden Litoral folgt das Küstengebirge, das gegen Süden irgendwann ins Meer verläuft und in Form von Inseln sich fortsetzt. Die Insel Chiloé ist ebenfalls ein Teil dieser Fortsetzung als Inseln. Darauf folgt eine Ebene, die im Norden relativ hoch gelegen ist, aber auch gegen Süden abflacht und irgendwann ziemlich weit im Süden (bei Puerto Montt, wer es genau wissen will) im Meer verschwindet und eine Meeresstrasse bildet. An diese Ebene schliessen die Anden mit Vorgebirge an, sprich man kann das wohl auch nicht so recht trennen, weil die Quebradas im Norden, welche tiefe Furchen selbst in die Ebene ziehen das ganze Land von Ost nach West zerschneiden und so stark prägen, dazu kommen andere kleine Gebirgszüge, z.B. um die Hauptstadt haben wir auch solche Gebirge, die nicht vergleichbar sind mit dem Hauptgebirgszug der Anden, was Mächtigkeit und Höhe angeht.
Insofern gilt doch für Chile, dass klar unterschieden werden kann zwischen Küstengebirge und Anden und das wird auch so gehandhabt. Ganz im Norden hätten wir übrigens noch als weitere Region die Hochebene der Puna.
Damit würde sich wohl auch erklären, wieso du in der englischen Wikipedia genau diese Unterterscheidung findest, aber nicht beim allgemeiner gehaltenen Artikel, der die Anden allgemein behandelt. Denn auf die ganzen Anden gemünzt denke ich auch, ist es Unsinn von einem Küstengebirge zu sprechen, da es nicht ein einheitliches Küstengebirge gibt, das von Kolumbien bis Feuerland verläuft. Wir haben aber, wenn wir mehr ins Detail gehen in Chile tatsächlich diese Aufteilung, auch wenn das Küstengebirge letztlich im Meer verschwindet und sich in Inseln fortsetzt, aber es trifft auf Chile zu. Ich denke, das ist die Erklärung für diese unterschiedlichen Sichtweisen.