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 Betreff des Beitrags: Wieviele Pflanzen fressen sie? (Pflanzennachweis im Kot)
BeitragVerfasst: 08.01.2009, 12:26 
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Registriert: 01.05.2007, 22:24
Beiträge: 2807
Ich finde einen Beitrag nicht. Murx war es glaub ich, die irgendwo etwas dazu geschrieben hat.

Cortes und Jimenez ermitteln ja anhand von Kotanalysen, dass Chins n verschiedene Pflanzen fressen. Murx hat nun an einer Stelle angemerkt, dass es in Wirklichkeit viel mehr sind - x*n - und den Faktor x anhand von Karnickeln geschätzt, die beobachtet mehr Pflanzen fressen, als hinten raus welche nachweisbar sind...

Kann mal einer einen Link, Quote posten oder es nochmal ausführlich darlegen?


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 Betreff des Beitrags: Re: Wieviele Pflanzen fressen sie?
BeitragVerfasst: 08.01.2009, 13:56 
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Pyramidenspitze
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Registriert: 08.05.2007, 16:20
Beiträge: 5781
Wohnort: Hessen
Zitat:
Im Kot können über 20 verschiedene Pflanzenarten deutlich voneinander unterschieden werden. Beim Kräuterfresser Kaninchen sind es derer nur 14, bei reinen Grasfressern, wie den Wildmeerschweinchen, sogar nur bis zu 10 Arten. Man kann also daraus schließen, daß Chinchilla vermutlich Kräuterfresser sind, welche sogar noch mehr Pflanzenarten nutzen, wie beim Kaninchen. Beim Kaninchen kann man anhand von Magenuntersuchungen immerhin 50 - 200 Pflanzen im Magen nachweisen, von denen jedoch nur die erwähnten 14 Arten im Kot nachweisbar sind, der Rest ist so gut verdaut, daß er einfach im Kot nicht mehr nachweisbar sind. Wir kommen also beim Chinchilla bei vermutlich weit über 200 Pflanzenarten raus, die tatsächlich genutzt werden ...

Infoblatt von Päppelchins

Hintergrundinformation zu den Kaninchen, die auf meine eigenen Beobachtungen zurückgehen:
Ich habe zeitweise meinen Kaninchen an einem Tag eine Vielfalt von über 180 Pflanzenarten vorgelegt und auf ihrer Weide angesiedelt, steigende Tendenz der verfütterten Pflanzenarten. Irgendwann hab ich mich gewundert, weil, hab Hirtentäschel gefunden, was eigentlich aufgrund seiner hohen Verträglichkeit bei mittelmäßigen Nährstoffgehalten eigentlich immer von Kaninchen gut angenommen wird, und dieser wurde nun nicht mal mehr beachtet - nicht mal ein Probebiß war zu beobachten!
Erst Monate später, als die Pflanzenvielfalt stark rückläufig war und nur noch ca. 30 - 50 Pflanzenarten in der Auswahl waren, wurde Hirtentäschel wieder sofort geprobebißt und gefressen ... ein Jahr später hatte ich das gleiche Futterverhalten, hatte nun jedoch gezielte Versuche dazu angestellt ...
Zwei Tage lang nur noch Weide mit nur noch ca. 30 Pflanzenarten hatten ausgereicht und Hirtentäschel wurde wieder geprobebißt und angenommen - daraufhin hab ich wieder die gleiche Futtervielfalt wie vorher gefüttert - die auf der Weide nicht vorkommenden Pflanzen Feldsalat, Luzerne, Hopfen-Schneckenklee, Himbeerblätter und Mangold wurden nun plötzlich gar nicht mehr beachtet, so als wenn die Kaninchen vergessen hätten, daß diese Pflanzen freßbar sind ... sie wurden nicht mal mehr geprobebißt. Nun waren genau diese Pflanzenarten auch in den Tagen und Wochen zuvor nur wenig im Sammelgut ...
Mehrere ähnliche Versuche ergaben das gleiche Ergebnis, neue Pflanzenarten wurden erst wieder geprobebißt und angenommen, sobald die im Futter verfügbaren Pflanzenarten unter 60 Arten vielen, und es wurden etwa so viele Pflanzenarten neu angenommen, bis etwa 180 - knapp über 200 Pflanzenarten angenommen wurden. Das Experiment ist beliebig zu jeder Zeit wiederholbar.

Literatur werde ich hoffentlich zu den Magen- und Kotuntersuchungen der Kaninchen demnächst noch beisteuern können, denn hier fand sich irgendwo auch die Bestätigung meiner Beobachtungen ... bei Wildkaninchenmagenuntersuchungen im Vergleich zu Feldhasenmagenuntersuchungen konnte ein deutlicher Unterschied der Kräutervielfalt nachgewiesen werden, während es beim Kaninchen allerhöchstens 200 unterschiedliche Pflanzenarten waren, eher so zwischen 80 und 120 Arten, waren es beim Feldhasen nachgewiesene 220 Pflanzenarten aufwärts im Mageninhalt ... in Kotuntersuchungen konnten gerade mal 10 - 15 Pflanzenarten nachgewiesen werden (je nach Untersuchung), die meisten davon Gräser - also genau das, was Kaninchen am Wenigsten aufnehmen!

Das hat den Grund darin, daß Gräser von Kräuterfressern nicht so gut verdaut werden können, die einzigartige Verbindung von Gerüstmolekülen (hauptsächlich Cellulose) mit Kieselsäure macht speziell ältere Gräser fast unverdaubar für Kaninchen. Sie werden jedoch trotzdem in geringen Mengen aufgenommen, vermutlich, um die Darmpassage zu beschleunigen und damit eine zu starke Belastung durch für Kaninchen eher giftige Kräuter zu verhindern. Die Kräuter dagegen haben einen anderen Zellaufbau und schützen sich überwiegend durch sekundäre Pflanzenstoffe. Viele Kräuter sind zudem auch noch sehr fein in ihrer Blattstruktur, haben also eine sehr große Oberfläche, die noch über gründliches Kauen noch weiter vergrößert wird, so daß Kräuter fast vollständig verdaut werden können. Dabei können offenbar die Gerüstmoleküle der Kräuter weitaus besser im Blinddarm zerlegt und verwertet werden, wie Gräser ...
Einzig solch stark kieselsäurehaltigen Kräuter wie beispielsweise Schachtelhalme, lassen sich auch gut im Kot nachweisen, werden jedoch oftmals von Wildkaninchen im Sommer gar nicht aufgenommen, sondern nur im Frühling und Herbst ... Rumex-Arten sind zwar auch aufgrund ihres Oxalsäuregehaltes im Kot gut nachweisbar und bestimmbar, aber nicht mehr auf die Art herunter, es kann bestenfalls festgestellt werden, daß irgendeine Rumex-Art gefressen wurde, welche dagegen, ist nicht bestimmbar.
Dann gibt es etliche Kräuter, wie z. B. Kartoffel- und Tomatenkraut, welches zwar gefressen wird, jedoch nur in sehr geringen Mengen - wenn der Anteil unter 1% der Nahrung ausmacht, ist ein solches Kraut so gut wie gar nicht mehr im Kot nachweisbar - im Gegensatz zu den schwer verdaulichen Gräsern, welche selbst dann noch deutlich im Kot bestimmbar bleiben, wenn sie auch nur 0,5% der Nahrung ausgemacht haben - es braucht nur ein einziger Blattansatz halbwegs im Kot überlebt haben, schon geht die Bestimmung unter dem Mikroskop ganz gut.

Bei Chinchilla wurden nur Kotproben untersucht ... und es konnten nicht mal alle der gefundenen Pflanzenteile im Kot bestimmt werden. Von den vielen Pflanzen, die nur in geringen Mengen oder nur tageweise gefressen werden, fehlt im Kot naturgemäß jegliche Spur, wir haben also das Gleiche Problem wie mit den Kaninchen, der Gräseranteil ist im Kot viel besser auch in seinen Arten nachweisbar wie Kräuter ... nicht von ungefähr wurde Nasella chilensis in besonders hohen Mengen gefunden - ein Gras, welches zu einer Gattung gehört, was selbst von Meerschweinchen fast gar nicht mehr verdaut und verwertet werden kann und dementsprechend naturgemäß im Darm genau in der Form wiederfindbar ist, wie es am anderen Ende des Tieres zerkaut runtergeschluckt wurde ...

Zu Meerschweinchen hatte ich nur nebenbei irgendwo was zur Kotuntersuchung auf Futterpflanzen hin gefunden, kann sein, daß es in diesem Bericht der FAO zum Thema Nutzung von Hausmeerschweinchen irgendwo auftauchte ... es wurde glaubs sogar darauf hingewiesen, daß es beim Meerschweinchen sehr schwer sei, irgendwas im Kot nachzuweisen, weil einfach selbst Gräser erstaunlich gut verdaut werden und somit einfach nix bestimmbares mehr im Kot überbleibt - Kräuterfresser dagegen sind einfach nicht so effizient im Verdauen von Gräsern ... bei denen bleiben einfach mehr Gräser im Kot bestimmbar.

_________________
Marx ist die Theorie
Murx ist die Praxis!

zum Thema Chinforen: Da muasch drieberschdeiga end derfsch di ned drum bucka


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 Betreff des Beitrags: Re: Wieviele Pflanzen fressen sie?
BeitragVerfasst: 08.01.2009, 14:32 
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Registriert: 01.05.2007, 22:24
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Ok, vielen Dank. Mal wieder sehr ausführlich. ;)


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