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 Betreff des Beitrags: Frischfutter aus Sämereien
BeitragVerfasst: 16.12.2008, 19:14 
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Hallo zusammen,

hat wer von euch schon mal versucht, aus Sämereien mal Pflanzen zu ziehen und diese den Chins zu füttern?

Wenn ja, würde mich mal folgendes interessieren:
- Welche Sämereien wurden verwendet bzw. sind geeignet?
- Was ist für den erfolgreichen Austrieb notwendig (Temperatur, Feuchtigkeit, Substrat, etc.)?
- Nach wieviel Tagen wurden die Pflänzchen den Chins angeboten?
- Wie sieht es mit der Erholung der Pflänzchen nach der "Fraßrodung" aus?

Danke schon mal für Eure Antworten.

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Grüße, Ildiko mit den beiden Turtel-Chins

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 Betreff des Beitrags: Re: Frischfutter aus Sämereien
BeitragVerfasst: 16.12.2008, 19:33 
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Beiträge: 2807
- Welche Sämereien wurden verwendet bzw. sind geeignet?

Wellensittich- und Kanarienfutter aus der Futterbar von Fressnapf/Raiffeisen. Was da alles drin war, war mir schnuppe... Verschiedene Hirse, Hafer, Weizen, Hanf etc...

- Was ist für den erfolgreichen Austrieb notwendig (Temperatur, Feuchtigkeit, Substrat, etc.)?

Frühling, Sommer, Balkon, Blumentopf, Erde, Wasser/Regen... oder Fensterbank...

- Nach wieviel Tagen wurden die Pflänzchen den Chins angeboten?

Keine Ahnung, 5-10cm waren die Triebe hoch, wächst ja nicht alles gleich schnell...

- Wie sieht es mit der Erholung der Pflänzchen nach der "Fraßrodung" aus?

Also hier hab ich immer wieder neugezogen. Den Kahlfraß haben sie nicht überlebt... oder unsere Pflege... wir richten ja alles hin, ob Küchenkraut, ob Golliwoog...


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 Betreff des Beitrags: Re: Frischfutter aus Sämereien
BeitragVerfasst: 16.12.2008, 19:58 
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Hi,

danke für die Info!

Hast Du alle Sämereien in einen Topf geschmissen oder getrennt? Müssen die Sämereien in irgendeiner Form "vorbehandelt" werden (z. B. auf nem Stück Zellstoff bei Licht anquellen/ankeimen) oder ist es besser sie einfach in die Erde zu streuen, leicht zu bedecken und dann keimen zu lassen?

Gibt es auch Erfahrungen mit Quinoa, Amaranth, Negersaat o. ä.? Die wollte ich nämlich aussäen... Hirse hab ich auch da, könnte ich auch nehmen...

Naja, bis Frühling/Sommer wollte ich nicht warten, sondern im Januar mal nen Blumentopf mit Erde auf die Heizung am Fenster stellen, mit ner Folie abgedeckt - quasi wie ein kleines Gewächshaus.

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 Betreff des Beitrags: Re: Frischfutter aus Sämereien
BeitragVerfasst: 16.12.2008, 20:10 
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ehemaliger Moderator
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Frühling/Sommer bezog sich ja auf die Außenhaltung. Fensterbank geht immer, dann aber auf Pilz/Schimmel aufpassen, der sich gerne am Boden bildet...

Getrennt wurde nichts, alles in einem Topf. Hier hat auch alles ohne Sonderbehandlung, wie Ankeimen oder Folie, innen ausgetrieben. Trotz botanischer Unfähigkeit! Was die anderen Fragen angeht, sind aber dennoch besser andere dran.


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 Betreff des Beitrags: Re: Frischfutter aus Sämereien
BeitragVerfasst: 16.12.2008, 20:12 
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Pyramidenspitze
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Quinoa, Amaranth, Negersaat geht genauso wie von Johnny beschrieben :D

Ich hab allerdings eher Keimlinge gezogen bzw hab im Garten Nachtkerze und Winterpostelein ausgesäht ...

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 Betreff des Beitrags: Re: Frischfutter aus Sämereien
BeitragVerfasst: 16.12.2008, 20:58 
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Hi,

danke für Eure Antworten und Tipps.

Dann werde ich mal mein Glück versuchen und meine Daumen vorher grün anstreichen (vielleicht hilfts ja :twisted: )

Johnny99 hat geschrieben:
dann aber auf Pilz/Schimmel aufpassen, der sich gerne am Boden bildet...

... das würde bedeuten, den kompletten Blumentopf-Inhalt in den Bioabfall zu entsorgen? Es wird wohl kaum reichen, den Pilz/Schimmel an der Oberfläche wegzukratzen?

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 Betreff des Beitrags: Re: Frischfutter aus Sämereien
BeitragVerfasst: 16.12.2008, 21:14 
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Pyramidenspitze
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Du könntest die Pflanzen auch so alt werden lassen, daß du sie einfach oben, wo kein Schimmel mehr ist, abschneiden kannst ...

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 Betreff des Beitrags: Re: Frischfutter aus Sämereien
BeitragVerfasst: 16.12.2008, 21:25 
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Grüne Fee
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Ich hab schon Weizen, Hafer, Buchweizen, veschiedene Hirsesorten, Feinsämmereien und eine Unkrautsammenmischung als Pflanzen gezogen. verfüttert wird alles ab ca. 10 cm Pflanzen höhe. Im Sommer lasse ich auch einige sachen bis zur Fruchtreife stehen.
Ach ja manche erholen sich vom Schnitt manche nicht. Bei einigen könnte ich schuld gewesen sein.

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 Betreff des Beitrags: Re: Frischfutter aus Sämereien
BeitragVerfasst: 17.12.2008, 12:13 
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Huhu,

vielleicht mal ein kleiner Blick über den Tellerrand mit Erfahrungen bei Degus.
Ich hab verschiedene Sämereien keimen lassen (war eine Vogelfuttermischung). Ich konnte nicht feststellen, dass die einen oder anderen Keimlinge diskriminiert wurden. Interessant ist, dass bei freilebenden Degus ähnliches beobachtet werden konnte und zwar was die Bevorzugung von Blättern angeht: bei jungen Blättern gab es kaum bemerkenswerte bevorzugung für die eine oder andere Art, dagegen klare bevorzugung gegenüber älteren Blättern und unter den älteren Blättern wiederum waren stärkere Unterschiede ausgeprägt je nach Art. Dieses Verhalten hängt wohl damit zusammen, dass Pflanzenschutzstoffe sich erst mit dem Alter nach und nach ausprägen. Bei jungen Blätter gibt es also diesbezüglich wenig Unterschiede, bei älteren werden sie einerseits mehr und mehr deutlich, dazu kommt, dass ältere Blätter weniger energiereich werden (enthalten weniger Protein) dagegen steigt der Gehalt der schlecht verdaulichen Bestandteile wie Cellulose und Lignin an, welche die Blätter schlechter verdaubar machen. Bei Pflanzen aus Sämereien wird wohl ein ähnlicher Effekt spielen.

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 Betreff des Beitrags: Re: Frischfutter aus Sämereien
BeitragVerfasst: 17.12.2008, 15:08 
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Pyramidenspitze
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Es ist halt diese Verteidigungslücke der Pflanzen ... als Samen noch gut geschützt müssen sie zum ersten Wachstum erstmal mit ihren Reservestoffen klar kommen und bauen deshalb auch ihre Verteidigung ab, einfach, um die Konkurrenz der benachbarten Pflanzen überstehen zu können und schnell genug zu wachsen, bevor sie von Licht und Bodenressourcen abgeschnitten werden.
Erst, wenn sie selbst wieder Nahrung und Sonnenlicht in genügender Menge aufnehmen können, um ein paar Reserven zu haben, sind sie in der Lage, wieder einen wirkungsvollen Fraß- und Krankheitsschutz aufzubauen.

Auch Kaninchen nutzen diese Verteidigungslücke, Hausmeerschweinchen dagegen nach meiner Beobachtung nicht, die weichen dann lieber auf ältere Gräser mit definiertem Fraßschutz und grasähnlichen Pflanzen aus. So richtig junge Pflanzen werden erst gefressen, wenn diese halt von den überwuchernden Gräsern befreit wurden.

Bei Chinchilla bin ich mir da noch nicht sicher, aber theoretisch sollten auch sie die Verteidigungslücke nutzen, genau wie Degus und Kaninchen ... vielleicht haben sie deshalb dieses kuriose Verhalten, von absoluter fast 100% Trockenkost auf fast 80% Frischkost innerhalb weniger Stunden umstellen zu können?
Einfach, um ein Sprießen von Jungpflanzen nach einer Trockenzeit optimal ausnutzen zu können?

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 Betreff des Beitrags: Re: Frischfutter aus Sämereien
BeitragVerfasst: 17.12.2008, 15:24 
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Gut, also wenn ich das richtig verstanden habe, dann tue ich den Chins was besonders Gutes, in dem ich die Pflanzen so jung wie möglich anbiete.

@ Murx: nach wievielen Tagen (ca.) ist die Verteidigungslücke der heranwachsenden Pflänzchen wieder geschlossen, wo dann die Bildung der Fraßschutzstoffe beginnt?
Die Fraßschutzstoffe wären in größeren Dosen potentiell giftig?

Gehe ich recht in der Annahme, daß es sich bei den Fraßschutzstoffen um diverse Bitterstoffe handelt, die auch (eben bis zu der bestimmten Menge, wo es evtl. giftig wird) als Art Medizin fungieren können?

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 Betreff des Beitrags: Re: Frischfutter aus Sämereien
BeitragVerfasst: 17.12.2008, 19:08 
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Pyramidenspitze
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Die meisten Pflanzen haben ihre Verteidigungslücke zwischen dem 4. und 21. Tag nach Quellung ... oder nach dem 1. bis 14. Tag nach dem Aufbrechen des Samens, wo man je nach Pflanzenart zuerst die Wurzel (häufigster Fall) oder Sproß sieht.
Bei der Luzerne ist es nach dem siebten bis 14. Tag nach Quellung, also ein sehr begrenztes Zeitfenster. Hab allerdings noch nicht ausprobiert, ob Medo und Lino gekeimte Luzerne fressen.

Fraßschutzstoffe riechen schlecht, schmecken schlecht und können potentiell giftig wirken, Chinchilla können diese allerdings sehr gut einschätzen und für sich nutzen, d. h., was für andere Säuger giftig ist, ist für Chinchilla eine gute Medizinalpflanze. Dazu kommt die enorme Resistenz gegenüber diversen tödlichen Giften wie zum Beispiel Colchicin - Chinchilla sind scheinbar ähnlich wie Ziege und Schaf dazu in der Lage, dieses Gift in der Muttermilch und im Harn auszuscheiden, ohne daß es sie tötet ... (ehrlich gesagt, soweit, DAS nun ausprobieren zu wollen, bin ich noch nicht, ich werde also mich nicht dazu überreden lassen, nun ausgerechnet Herbstzeitlosen zu verfüttern!)

Bitterstoffe sind nur eine winzige Klasse der Fraßschutzstoffe, weiterhin existieren diverse Scharfstoffe, ätherische Öle, Polyphenole, Alkaloide usw usf. Der Übergang ist nicht genau definiert und fließend. Bei allen diesen Stoffen kommt es auf die Dosierung an, ob diese Stoffe giftig oder heilend wirken. Die Dosierung wiederum ist abhängig vom Chinchilla selbst ... krzum, entweder verläßt man sich auf seine Chins, oder läßts bleiben.

Von der Giftvermeidungsstrategie, gerade gekeimte Pflanzen zu fressen, ist das System perfekt - zwar keine Heilwirkung, aber auch keine Nebenwirkung. Dafür jedoch gut aufnehmbares Eiweiß, Fette, Stärke und Zucker ... was will chin mehr?

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 Betreff des Beitrags: Re: Frischfutter aus Sämereien
BeitragVerfasst: 17.12.2008, 19:17 
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Zitat:
Dazu kommt die enorme Resistenz gegenüber diversen tödlichen Giften wie zum Beispiel Colchicin - Chinchilla sind scheinbar ähnlich wie Ziege und Schaf dazu in der Lage, dieses Gift in der Muttermilch und im Harn auszuscheiden, ohne daß es sie tötet ...


Woher dieses Wissen?


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 Betreff des Beitrags: Re: Frischfutter aus Sämereien
BeitragVerfasst: 17.12.2008, 19:33 
nun das würd mich auch interessieren ?


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 Betreff des Beitrags: Re: Frischfutter aus Sämereien
BeitragVerfasst: 17.12.2008, 22:01 
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Die Verteidigungslücke ist aber auch nur ein Aspekt. Der hohe Nährwert ein weiterer. Wären die alten Pflanzenteile nicht nur reich an Frassschutzstoffen, sondern auch sehr nahrhaft, dann würde das Kosten/Nutzen-Verhältnis entscheiden, ob es für die Tiere lohnend ist, diese zu fressen und Kosten für die Entgiftung auf sich zu nehmen. Wenn diese nämlich kleiner sind als die gewonnene Energie, dann lohnen sich diese Pflanzen zu fressen, wenn keine vorhanden sind mit besserem Energiewert und natürlich müssen die Tiere in der Lage sein, die Frasschutzstoffe der Pflanzen ausreichend zu entgiften oder inaktivieren. Bei gewissen ist das nur sehr beschränkt möglich, dass sie diese dann nur in relativ kleinen Mengen fressen können, bei anderen Stoffen können sie beispielsweise durch Energieeinbussen für die Entgiftung ohne Probleme auch grössere Mengen fressen, z.B. Tannine gehören dazu. Sie führen dann halt irgendwann zu Gewichtsverluste, werden sie in zu grossen Mengen konsumiert.
Daher tun sich die Tiere gut daran, entweder diese zu inaktivieren (z.B. durch Speichel oder andere Phytostoffe) oder eben die konsumierte Menge zu beschränken.

Zitat:
Die Fraßschutzstoffe wären in größeren Dosen potentiell giftig?

Was bedeutet giftig? Die Bedeutung ist insofern relativ, da alle Lebewesen in der Lage sind Giftstoffe in einem gewissen Rahmen zu bewältigen. Dank Niere und Leber können diese in der Regel gefiltert und ausgeschieden werden, vorausgesetzt, die Mengen sind für den Körper noch zu bewältigen. Eine Vergiftung heisst daher eigentlich nichts anderes, als dass die körpereigenen Entgiftungssysteme überlastet sind und dadurch die Gifte nicht mehr ordnungsgemäss entsorgt werden können. Dadurch entstehen Schäden am Organismus. Eine andere Funktionsweise ist indirekt und geht über den Energiehaushalt. Es gibt Gifte, die sehr energieintensiv sind, um zu entgiften oder aber sie reduzieren die Nährstoffaufnahme im Darm. Beides führt zum gleichen Ergebnis, einer indirekten Giftigkeit: ab einer gewissen Menge verbrauchen die Tiere mehr Energie, als sie durch Nahrung aufnehmen können. Das bedeutet nichts anderes, als dass sie auf lange Sicht an Körpergewicht verlieren und irgendwann verhungern werden, wenn sie den Gewichtsverlust nicht stoppen und rückgängig machen können.

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