Nun - der übliche Noch-Halter, der bei mir Notfellchen abgibt, hat weder auch nur einen blassen Schimmer, wie die Tierart, die bei mir abgegeben wird, gehalten werden müßte, noch hat er auch nur den blassesten Schimmer, wie alt das Tier ist. Wenn ich Glück habe, weiß der Noch-Halter immerhin noch, was er in den letzten zwei Tagen gefüttert hat ... aber auch das ist offensichtlich viel zu schwer, sich zu behalten ...
DAS sind Notfalltiere! Tiere, die keiner mehr haben will. Tiere, die nicht mal im TH abgegeben werden, denn das kostet Geld. Tiere, die man normalerweise in Wäldern, Mülltonnen oder sonstigen Orten findet - ausgesetzt, weil sich eben niemand drum kümmert. Tiere, die Jahre in Kinderzimmern, Küchen, Buchten Abstellkammern, Balkonen vor sich hingammeln, weil nur noch ab und an Futter reingeschmissen wird und vielleicht noch ab und an gemistet wird.
Klar hätte ich gerne gewußt, wie die Tiere vorher gefüttert wurden oder wie sie gehalten wurden, das würde manches erklären, was ich erst während der Haltung mühsam herausfinden muß - aber das ist nunmal nur selten der Fall.
Es gibt auch die Notfalltiere, die gefunden werden, wo die frischgebackenen neuen Tierhalter eventuelle Kastration, Operationen, Behandlung etc bezahlen - aber dann einfach nicht wissen, wohin, weil sie dieses Tier schlichtweg nicht halten können - diese Leute haben dann Rechnungen, die kann ich mir ansehen und zahle dann auch sehr gerne die TA-Rechnungen. Es ist schließlich nicht selbstverständlich, daß Leute aufgefundene Tiere erstmal zum TA schleppen und (Not-)versorgen lassen.
Ganz, ganz selten hast du Notfalltiere, wo Leute ohne ihr Verschulden ihre geliebten Vierbeiner abgeben müssen oder wo sich Tierhalter einfach bei der Übernahme eines Tieres überschätzt haben. Bianca ist so ein absoluter Ausnahmefall. Solche Fälle sind nicht mal im Ansatz mit den echten Notfällen zu vergleichen!
Auch im TH werde ich stets die Tiere nehmen, die sonst keiner haben will ... wenn ich ins TH gehe, weil ich Platz für ein oder mehrere Notfellchen habe, dann soll es auch ein echtes Notfellchen sein, keines, was eine Chance auf ein gutes Heim hat! Kurzum, das, was ich aus TH mit nach Hause nehme, damit kommen auch die im TH nicht zurecht, die Behandlung war oft falsch, die Fütterung noch katastrophaler. Um solche Tiere wieder hinzubekommen, da kann mir höchstens noch eine gute TÄ helfen, aber mit Sicherheit nicht der Voreigentümer, also das TH!
Wenn ich mir dagegen ein Tier aussuche, geht das wiederum nach ganz anderen Kriterien ... Medo ist so ein Tier, ich wollte sie, weil ich mir mit ihr einen jahrzehntelangen Wunsch erfüllen konnte. Ich hatte nur bisher keinen Platz, denn meiner Meinung nach brauchen Chinchillas mind. 10qm Lauffläche pro Paar (jetzt, nachdem ich Medo und Lino habe, bin ich sogar der Meinung, daß sie eigentlich mind. soviel Platz brauchen wie Kaninchen, also ca. 100qm Lauffläche, aber viel besser strukturiert und eingerichtet in vielen Ebenen - kann ich nur nicht bieten und ich wüßte niemanden, der das bieten könnte.
Aber selbst bei Medo war ausschlaggebend, daß ich eine erfahrene und sehr engagierte Halterin als Voreigentümerin hab, die mir mit Rat und Tat zur Seite steht. Weiterhin kann ich Bianca nach jeder noch so kleinen oder peinlichen oder sonstigen Erfahrung mit Medo fragen, Bianca wird mir ehrlich antworten. Dies ist wichtig für mich, schließlich hab ich bisher keine Erfahrungen mit Chinchillas, Chinchilla als Notfellchen gehen auch deshalb noch gar nicht ... ich brauch da erstmal Erfahrung und Platz, dann können mir hier die Leute ruhig auch ihre Chins in den Briefkasten schmeißen ...
Auch mit der Katze war was anderes - er hat mich ausgesucht, ich kann da nix für und bin da absolut unschuldig an der Katzen-Misere ...
Für meine ersten Kaninchen hab ich jahrelang Bücher gewälzt, mir die geeignetste Rasse rausgesucht, bin dann zu dem Züchter gefahren, der mir am Geeignetsten erschien, habe mir die Rassebesonderheiten zeigen lassen, habe in Zuchtbuch und Bestandsbuch geschaut (kam ich nicht mal drumrum, das zu tun
), habe mir Geschwister, Väter, Mütter, Onkels, Tanten und was weiß ich noch alles für Zuchttiere bei ihm angesehen, wurde durch die Stallanlagen geführt und hatte dann auch noch die Versicherung mit nach Hause genommen, daß ich jederzeit bei Problemen anrufen könnte ... nun, 60 Deutsche Märker für 3 Kaninchen und Rundumsupport waren mir dafür keinesfalls zu teuer! Aber! Es waren KEINE Notfellchen! Es waren ausgesuchte Rassekaninchen aus bestem Hause. Und ich habe sie keinesfalls gekauft, um sie vor der Schlachtung zu bewahren, sondern um gesunde Kaninchen zu haben, mit denen es eben keine Probleme gibt. Und ich bin gut damit gefahren (gut, sowas gibts bei Chinchillas nicht, aber auch da wären es immer Tiere von vernünftigen und mir von den Ansichten her bekannten Personen als erste Tiere gewesen und ganz bestimmt KEIN Notfellchen. Chinchilla-Notfellchen kann ich immer noch aufnehmen, wenn ich genügend Platz und vor allem Ahnung und Erfahrung mit diesen Tieren habe! Und genau dann sinds wieder die Notfellchen, die eben nur deshalb noch in irgendwelchen Kinderzimmern oder Kaninchenbuchten vor sich hindämmern, weil eben keine Zeit und Lust mehr für diese Tiere da ist - also echte Notfellchen!)
Wenn es darum geht, daß ein Notfellchen vermittelt werden muß, welches eigentlich ein liebevolles Zuhause hat, wie bei Bianca erst Medo, dann Lani, ist es immer besser, wenn es im Bekanntenkreis unterkommt - Menschenkenntnis reicht keinesfalls aus, um ein Tier in gute Hände zu vermitteln, ich rede hier aus eigener Erfahrung, ich hatte in Berlin vor Jahren ausrangierte Ratten vermittelt, hier in Hessen waren es ausrangierte und in meine Kaninchenbuchten geschmissene Meerschweinchen, wo ich oftmals nichtmal wußte, wer die Tiere da reingepackt hatte ... nun, in Berlin die Ratten sind größtenteils tatsächlich in verantwortungsvolle Hände gekommen, ich hatte mehr Glück wie alles andere. Geld hab ich für die Ratten nicht genommen, nicht mal für die, wo ich zum Teil horrende TA-Kosten hatte - wozu auch, das hätte eh nur den Leuten das Gefühl gegeben, jetzt haben sie die Ratte gekauft, nun können sie mit ihr machen, was sie wollen. So hatten sich die neuen Besitzer mir gegenüber verpflichtet gefühlt, ich hab sogar zwei Jahre nach Abgabe noch Kontakt mit vielen gehabt, die Ratten von mir hatten. Ich weiß nicht, wieviele Tassen, Teller und was weiß ich noch für Geschirr noch aus dieser Rattenvermittlungszeit noch hab ..
Mit den Meerschweinchen hab ich die Leute mir genauer angesehen - und es ging meistens in die Hose ... erstaunlicherweise bei den Leuten, die eine Schutzgebühr bezahlten, häufiger wie bei den Leuten, die keine gezahlt hatten! (Ist allerdings wahrscheinlich Zufall gewesen, eine Schutzgebühr schreckt weder ab, noch macht sie irgendwem den Wert eines Tieres klar, sie ist nix weiter wie eine Bezahlung, so wie die Bezahlung im Zoofachgeschäft ja auch - und mir kann niemand erzählen, daß diese Bezahlung die Spreu vom Weizen trennt! Fast alle Tiere, die bei mir landen, sind im Zoofachgeschäft für Geld gekauft worden, oft für weitaus mehr Geld wie eine durchschnittliche Schutzgebühr!)
Schutzverträge hatte ich keine gemacht - entweder gebe ich ein Tier ab und damit auch die Verantwortung für das Tier, oder ich lasse es bleiben. Nun, inzwischen lasse ich es bleiben!
Die größte Enttäuschung, die ich erleben mußte, war ein Pärchen, die sich bei mir Kaninchen abgeholt hatte ... ein Pärchen. Sie hatten hoch und heilig versprochen, der Rammler wird kastriert. Ich hab mir das zukünftige Heim sogar noch angeschaut, alles erstklassig! Draußenhaltung, Schutzluxushaus, alles nur für die Kanickel!
Zwei Wochen später rief ich an und wollte wissen, wie es den Hoppels geht - was soll ich sagen, ich bekam nur ne mürrische Antwort und es wurde aufgelegt. Von deren Nachbarn erfuhr ich, daß die Hoppels schon zu dieser Zeit (also nach nicht einmal zwei Wochen!) im TH abgegeben wurden - sie stanken angeblich!
Diese Leute hatten nicht mal die Stärke, die Kanickel bei mir vorbeizubringen! Und das, trotzdem ich genau das bei Abgabe mit Geldzurückgarantie angeboten hatte!
Nun, für diese beiden Kanickel wurden 40 Deutsche Märker hingelegt ... trotzdem wurden sie als Wegwerfware benutzt, trotzdem wurde ich nicht mal angerufen und mir die Tiere vorbeigebracht. Abgesprochen war, daß sie die 40 Märker zurückbekommen hätten, wenn sie sie mir wieder zurückgebracht hätten - aber das war zuviel Mühe!
Eine Schutzgebühr zeigt, wieviel den Leuten das Tier wert ist? - Nein!
Man kann mit Menschenkenntnis gute Halter finden? - Nein!
Man kann höchstens diejenigen herausfiltern, die besser nicht mal nen Plüschtier halten sollten und man kann aufklären. Man kann Hilfe anbieten. Mehr nicht!
Es gibt nur genau zwei Wege, seine Tiere loszuwerden:
1. Verkaufen
2. Pflegestelle suchen
Nur im zweiteren Fall hat man auch den Kadi auf seiner Seite, wenn man die Nachbesitzer falsch eingeschätzt hat. Im ersteren Fall gibt man nicht nur das Tier ab, sondern eben auch die Verantwortung für das Tier. Was dann passiert, liegt im Gutwill des Nachbesitzers.
Dann kommt noch eine Sache dazu ... bei Ratten ist es kein Prob, die werden so ca. 2 - 3 Jahre alt, in dieser Zeit ändert sich selten was bei den neuen Besitzern.
Chinchillas, Meerschweinchen und Kaninchen werden 8 - 20 Jahre alt ... und dieser Zeitraum ist für keinen Menschen überschaubar! Nur alleine ein neuer Partner kann das Leben eines Menschen derartig verändern, daß er vom idealen Tierhalter zu einem unverantwortlichen Menschen mutiert, der seine Tiere notfalls aussetzt! Eigener Nachwuchs kann dazu führen, daß die so vielgeliebten Tiere plötzlich in der Abstellkammer versumpfen oder an den Nächstbesten abgegeben werden.
Es mag sein, daß ich keine Menschenkenntnis habe - aber mir kann trotzdem niemand erzählen, daß es über Menschenkenntnis möglich ist, solche Leute rauszufiltern. Ich hab noch niemanden getroffen, der das konnte! Wer seriös vermittelt, lernt das sehr schnell.
Genausowenig ist es möglich, Animal Hoarder oder andere im Tierbereich ihr Unwesen treibende Menschen sicher zu erkennen!
Im Grunde genommen hat Bianca schon ihre Menschenunkenntnis bewiesen, indem sie mir ein Tier abgegeben hat - denn, in mir liegt ein kleiner Animal Hoarder ... ich neige dazu, Tierarten zu sammeln und stolz drauf zu sein, oder noch schlimmer, ich war schon fast auf bestem Wege zu Päppelmeeri und Co ... ich hab halt das Wahnsinnsglück, einen Mann zu haben, der das Schlimmste verhindert, weil er eben kein "tierlieber" Mensch ist und nicht gern im Dreck verkommt, und, ich grübele viel und bin selbstkritisch genug, solche Tendenzen an mir zu erkennen und gegenzusteuern. Nur, vorraussagen, wie lange und unter welchen Umständen ich "normal" bleibe - das kann keiner! Am allerwenigsten Bianca!
Und gerade weil ich mich kenne, weiß ich auch, daß ich niemandem trauen werde und mich eben nicht hinter Schutzvertrag und Schutzgeld verstecken werde - ich gebe keine Tiere mehr ab, wer hier abgegeben wird, wird auch bis zum Lebensende bleiben. Sollte es dennoch zum Wohle der Tiere notwendig werden, sie abzugeben, dann eben nur gegen Pflegevertrag, nur der gibt mir das Recht, das Tier zurückzufordern, wenn ich mir den Falschen rausgesucht hab.
Ich hab aus meinen vielen, vielen Fehlern gelernt ...
(Bei langlebigen Tieren gibts keine Möglichkeit, sich rechtlich so abzusichern, daß das Tier sein Leben lang optimal versorgt bleibt, denn auch ein Pflegevertrag gilt nur einen begrenzten Zeitraum, soweit ich weiß. Wenn also jemand nach 5 Jahren die Schnauze voll hat und er merkt, daß das Tier Arbeit macht, hab ich als Vermittler geloost ... gut, also wird nur in wirklich dem allerletzten Notfall ein Tier hier lebend meinen Bereich verlassen!)
IMHO