Hi!
Heute hatte ich mal Zeit in "Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde bei Klein- und Heimtieren" von Markus Eickhoff zu schauen.
Dieser schreibt zu dem Thema
Zitat:
15.5 Problematiken hypsodonter Zähne und ihre Behandlung
...
Fütterungsfehler
[...] Zur natürlichen Nahrung zählen vor allem Grünfutter und Heu, welche den notwendigen Abrieb der Zähne sicherstellen.
Besteht das Gros der Nahrung dagegen aus wenig abrasiven, faserigen Bestandteilen, führt dies bei fortschreitendem Wchstum der Zähne zwangsläufig zu einer Elongation, einer Verlängerung der Zähne in der Mundhöhle. Es kommt zu einem Dauerkontakt vor allem der Seitenzähne und zu einer Vergößerung der Distanz zwischen Ober- und Unterkiefer. Der Tonus der Kaumuskulatur arbeitet dem Wachstum der Zähne und der unphysiologischen "Daueröffnung" der Kiefer entgegen. Als Reaktion findet man eine Beeinträchtigung des apikalen Keimgewebes, bei Weiterbestehen der mechanischen Behinderung sogar ein retrogrades Wachstum der Zähne. [...]
!Bereits Kräfte von weniger als einem Gramm können eine Durchbruchshemmung bzw. ein retrogrades Wachstum bewirken.
[...] Durch die hauptsächliche Gabe pelletierten Futters kann ein physiologischer Zahnabrieb behindert werden. Zum einen ändert sich die Art der Kieferbewegung fort vom Mahlen von Heu und Gras hin zum Knacken von Pellets. Zum anderen wird die Dauer der Kauaktivität drastisch reduziert, da Pellets "vorverarbeitetes" Futter darstellen. Führt das alleinige Anbieten von Heu zu Gewichtsverlusten, führen Pellets zu einer übermäßigen Futteraufnahme mit Gewichtszunahmen. Es sollte daher ein ausgewogenes Futter angeboten werden, welches den Ernährungsbedarf des Tieres in allen Bereichen deckt. Jedoch sollten soviel strukturierte Rohfaserkomponenten wie möglich in den Speiseplan integriert werden, damit die hauptsächliche Tagesbeschäftigung der Tiere im Zerreiben von Futter besteht. Eine Heugabe ad libitum ist daher empfehlenswert. Für Kaninchen, Meerschweinchen und Chinchilla wird ein Mindest-Rohfasergehalt der Nahrung von etwa 15% empfohlen...
Zum Thema "!Bereits Kräfte von weniger als einem Gramm können eine Durchbruchshemmung bzw. ein retrogrades Wachstum bewirken":
Zitat:
CROSSLEY et al. (1998) sind
der Auffassung, daß sich die physiologischen Verhältnisse des Zahnwachstums der
kontinuierlich wachsenden Zähne verschiedener Nager und Lagomorphen ähneln und sich
deshalb Untersuchungsergebnisse in ihren grundsätzlichen Aussagen übertragen lassen. Da
weniger als 1 g kontinuierlichen Druckes auf die Kaufläche zum Sistieren des
Zahnausbruchs bei Ratten und Kaninchenincisivi genügen (BURN-MURDOCH 1981,
STEEDLE et al. 1983) und Chinchillazähne gerader geformt sind, gehen CROSSLEY et al.
(1998) davon aus, daß beim Chinchilla weniger Druck benötigt wird, um denselben Effekt zu
erzielen. In dieser Situation wird der Zahnausbruch nicht mehr dem Zahnwachstum gerecht.
Wegen eines fehlenden negativen Feedback wächst der Zahn ihrer Meinung nach ohne
Eruption weiter. Es kommt zu Auftreibungen des Kieferknochens im Bereich der Alveolen.
Wenn die Wachstumsgeschwindigkeit die Modellierfähigkeit des sich anpassenden
Knochens und seiner Alveole überschreitet, kommt es zum Durchbruch der Wurzel durch
ihre knöcherne Umhüllung. Sobald dies geschehen ist, verursachen normale
Kieferbewegungen durch die Stimulation von periapikalem Gewebe Schmerzen und
Unwohlsein.
Computertomographie bei Heimtieren, Jens Brettschneider, Hannover, Tierärztliche Hochschule, Dissertation, 2001
B.