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 Betreff des Beitrags: Die Chinchilla - in Bürger (1909): Lehr- und Wanderjahre
BeitragVerfasst: 29.09.2012, 15:00 
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Huhu,

ich habe hier einen Aussschnitt aus einem alten, sehr interessanten Chile-Buch, der sich den Chinchillas widmet:

Zitat:
Die Chinchilla oder Wollmaus (Chinchilla lanigera) ist das wertvollste Geschöpf der einheimischen Fauna, kommt aber erst vom 32. ° nördlich vor und erreicht jedenfalls Bolivien und wahrscheinlich auch Peru. Sie breitet sich von der Küste bis in die Hochkordillere aus, in der Provinz Coquimbo bis zu 2000 m emporsteigend, weiter nördlich in den Wüsten sogar bis zu 4000 m. Früher gemein, ist sie heute in verschiedenen Bezirken schon völlig ausgerottet und nur noch zwischen 30.-28.°, besonders im Distrikt Vallenar häufiger. Der kleine, kaum mehr als 30 cm lange Nager ist das Opfer seines wunderbar seidenweichen, aschfarbenen Pelzes geworden. Für das Dutzend Felle zahlte man je nach der Qualität früher zwischen 10 und 50 Pesos; aber bereits 1899 hat ein französisches Haus 150-300 Franken geboten. Die jährliche Ausfuhr schätzte man um 1900 allein aus den Provinzen Coquimbo und Vallenar auf 40 400 Dutzend (nach offiziellen Daten).

Die Chinchilla bevorzugt steinige, dürre Hänge und Hochebenen und besonders die Gegenden, wo die Algarobilla wächst. Das ist ein Leguminosenstrauch (Balsamocarpum brevifolium), dessen Samen wie eine Nuss schmecken sollen, obwohl sie in Schoten stecken, die ungemein reich an Tannin sind. Dort wohnt sie in kleinen Höhlen, die sie sich in Erdspalten unter Felsen oder einem grossen Kaktus zurichtet. Wie manche andere Nager sammelt sie Vorräte an und benutzt dazu besonders die Zeit, wo die Früchte der Algarrobilla reifen. In der Regel werfen sie zweimal im Jahre 2-4 Junge, in den nördlicheren Provinze sollen sie es sogar auf drei Würfe bringen. Zur Zeit der Paarung sind die Männchen sehr eifersüchtig und kämpfen mit ihresgleichen. Für den zu erwartenden Nachwuchs wird schon im voraus ein Nest bereitet, das möglichst weich zu gestalten, sich das Weibchen Haare ausrauft. - Die Chinchilla flieht mehr springend als laufend und vermag selbst an ganz senkrechten und glatten Felsen emporzuklimmen, auch stürzt sie, sich fallen lassend, von ihnen hinunter. Sie fressen sitzend mit Hilfe der Vorderfüsse. Morgens und nachmittags sind sie am lebhaftesten und verlassen alsdann ihre Höhlen, ohne sich jedoch weit zu entfernen. - In Chile werden sie nicht selten in Käfigen gehalten und pflanzen sich auch in der Gefangenschaft ohne besonderes Zutun fort. Ein mir bekannter Juwelier in Santiago besass eine kleine Zucht. Man nährt sie mit allen Sämereien, Gemüsen (Wurzeln und Rüben) und Salaten. Die Tierchen werden in der Gefangenschaft bald recht zahm und sind miteinander sehr zärtlich; nur die Männchen vertragen sich gegenseitig schlecht.

Quelle: Bürger, O. (1909): Nord-Chile. Wüste, Kupfer und Salpeter. Vierzehntes Kapitel. Die Minen-Provinz Coquimbo, S. 348-365. In: Acht Lehr- und Wanderjahre in Chile. Dieterich'sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig.


Der Text geht noch weiter und behandelt im Folgenden die Jagd... ev. werde ich den später noch nachliefern, ev. auch nicht. Das Wichtigste über die Chins habe ich jedoch hiermit erwähnt. Allerdings wird auch die Pflanzenwelt von der Provinz Coquimbo recht ausführlich behandelt, was ebenfalls noch spannend wäre. Es werden dabei eine Reihe von Pflanzen erwähnt, die uns bekannt sein dürften.

Dem Buch selber werde ich sicher noch einen ausführlicheren Beitrag widmen.

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 Betreff des Beitrags: Re: Die Chinchilla - in Bürger (1909): Lehr- und Wanderjahre
BeitragVerfasst: 29.09.2012, 16:12 
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Pyramidenspitze
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Hier scheint wiederum das Langschwanz- und das Kurzschwanzchinchilla als eine Art betrachtet worden zu sein - aber das viele Frischfutter, was in der Zucht dieses Juweliers verfüttert wurde und die Sache, daß sie sich ohne Zutun vermehren würden, spricht wiederum dafür, daß da Langschwanzchinchillas gehalten wurden.

Interessant find ich auch die Bemerkung, daß sich die Weibchen Fell ausrupfen würden - ist das nun etwas, was am Kaninchen beobachtet wurde und nun aufs Chinchilla übertragen wurde, oder ist das tatsächlich am Chinchilla beobachtet worden?
Ganz unwahrscheinlich finde ich es nicht, hier hat auf dem Reiterhof eine erzählt, daß ihre Chins Hundefell als Nestpolsterung eingetragen hätten - meine tun das nicht.

Ich bin gespannt, wie es weitergeht ...

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 Betreff des Beitrags: Re: Die Chinchilla - in Bürger (1909): Lehr- und Wanderjahre
BeitragVerfasst: 30.09.2012, 00:38 
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Moderator und Technik
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Ja das ist mir auch bewusst dass da beide Arten zusammengemischt werden... das ist leider ein allgemeines Problem bei dieser Literatur. Dennoch sind die Infos relativ präzise, denn wir wissen ja, dass die Kurzschwanzchinchilla nördlich dem Verbreitungsgebiet der Langschwanzchinchilla sich fortsetzt und sich das auch in der Höhenverbreitung zeigt. Genau dieses Muster gibt der Text auch schön wieder. Demzufolge käme die Langschwanzchinchilla im südlichen Verbreitungsgebiet der Gattung nur bis in 2000 m Höhe vor (andere, modernere Quellen sprechen von 1650 m Höhe maximal, wenn wir mit Degus vergleichen, dann gehen dort die Angaben von 1200 m über 1800 m bis 2000 m Höhe - je nach Quelle - auch recht auseinander). Im Bereich der Wüste sind wir dann schon in einem Gebiet, da kommt die Langschwanzchinchilla nicht mehr vor, denn das ist nicht mehr kleiner Norden, sondern schon grosser Norden, sprich Atacama und da haben wir dann das langsam gegen Norden zunehmende Hochplatteau, die Puna und die liegt eben auf über 3000 m Höhe und ist Lebensraum der Kurzschwanzchinchilla.

Dann die Ernährung der Chinchilla, da man das von der Algarrobilla immer wieder in alter Literatur liest, dachte ich anfänglich, das beziehe sich auf die Kurzschwanzchinchilla, was insofern interessant wäre, da man über die Ernährung dieser Art recht wenig weiss und das ein Anhaltspunkt gäbe. Meine Vermutung war nämlich, dass der Fokus anfänglich auf der Kurzschwanzchinchilla lag, da diese die edlere Haarqualität hatte und zuerst ausgerottet wurde. Allerdings habe ich in letzter Zeit je länger desto mehr den Eindruck, dass es sich auf die Langschwanzchinchilla bezieht. Dazu gibt es mehrere Indizien, die mich dazu bewegen, das anzunehmen:
1. Das Verbreitungsgebiet der Algarrobilla, obwohl ich da doch eher spärliche als wirklich brauchbare Daten fand, scheint die Höhenverbreitung und der Breitengrad eher für das Verbreitungsgebiet der Langschwanzchinchilla zu sprechen.
2. Zeigt mir die Erwähnung in diesem Buch nun, dass die Lebensweise der Langschwanzchinchilla offenbar deutlich präsenter ist, von der Region her, von der Ausrottung her, ich denke zum Zeitpunkt von Bürgers Reise waren die Kurzschwanz schon ausgerottet und man war voll mit der Jagd auf die Langschwanz beschäftigt... kurz, es ist einfach naheliegender, dass es sich hierbei um die Langschwanzchins handelt. Kommt noch dazu, dass sie in niedrigeren Lagen wohnen und damit für die Leute besser beobachtbar, wie sie denn leben. Wie gesagt, das alles sind Indizien, keine handfesten Beweise und meine Schlussfolgerung damit ebenso bloss eine Vermutung.

Zum Auspolstern des Nests mit Haar musste ich ebenfalls unweigerlich an Kaninchen denken, bei denen die Häsin sich bekanntlich Haar ausrupft, um das Nest auszupolstern. Mir ging dieser Gedanke ebenso durch den Kopf, dass das eventuell von Kaninchen auf Chins übertragen wurde. Eventuell wäre da von Seiten von Züchter noch etwas in diese Richtung zu erwarten. Falls es bei Chins tatsächlich ähnlich wäre, müsste es wohl Beobachtungen davon geben.

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