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Gerbstoffe
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Seite 1 von 1

Autor:  davX [ 06.04.2008, 22:42 ]
Betreff des Beitrags:  Gerbstoffe

Da ich letzthin mal etwas recherchiert habe, hier mal was zum Thema Gerbstoffe. Im Zusammenhang mit Gerbstoffen fallen oft ja auch andere Begriffe wie Gerbsäuren, Tannine, Ellagitannine, Gallotannine, etc. Doch was ist der Unterschied?
Ich habe etwas Fachliteratur gewälzt und hier mal das, was ich darüber in Erfahrung bringen konnte:

Also was sind Gerbstoffe? Es sind Substanzen, die die Fähigkeit zur Komplexbindung mit Proteinen besitzen, d.h. sie können mit ihnen unlösliche Komplexe bilden (Gerbung).

Ferner unterscheidet man bei Gerbstoffen folgende Stoffe:
Zitat:
Entsprechend der Struktur der Gerbstoffe unterteilt man diese in die Catechingerbstoffe in die hydrolysierbaren Gerbstoffe, die sog. Gallotannine (Gerbsäure, Tannin), Ellagitannine sowie in die Lamiaceen-Gerbstoffe, u.a. Rosmarinsäure.

Quelle: Hiller, K. Melzig, M.F. (2003): Die große Enzyklopädie der Arzneipflanzen und Drogen. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg.


oder:
Zitat:
Im Prinzip lassen sich Gerbstoffe einteilen in Gallotannine, das sind Ester asu Kohlenhydraten und Gallussäure; Catechingerbstoffe, das sind Oligomere aus Catechinen und Leukoanthocyanidinen, komplexe Gerbstoffe aus Gallotanninen mit Flavanen oder Catechinen und schliesslich Depside, das sind esterartig verknüpfte Phenolcarbonsäuren mit Gerbstoffcharakter. Zu den Depsiden gehören auch Rosmarinsäure und Chlorogensäure.

Quelle: Bickel-Sandkötter, S. (2003): Nutzpflanzen und ihre Inhaltsstoffe. Quelle & Meyer Verlag, Wiebelsheim.



Allerdings scheint die Differenzierung nicht so eindeutig, denn so erwähnt Hess (2003: 90), dass Tannine im deutschen Sprachgebrauch als Gerbstoffe bezeichnet werden, welche nach Hiller und Melzig (siehe Zitat oben) bloss die Oberkategorie der Tannine darstellen. Ferner untergliedert Hess die Tannine in hydrolysierbare Tannine und kondensierte Tannine (Proanthocyanidine), welche auch in englischsprachiger Literatur anzutreffen ist (z.B. Harborne 1991).

Literatur
Harborne, J.B. (1991): The chemical basis of plant defense. S. 45-59. In: Palo, R.T. Robbins, C.T. Plant defenses against mammailan herbivory. CRC Press, Boca Raton (Florida).

Hess, H.D. (2003): Sekundäre Pflanzeninhaltsstoffe: antinutritive Faktoren mit Potential als Futterzusätze in der Rindviehfütterung? In: Kreuzer, M. Wenk, C. Lanzini, T. Gesunde Nutztiere - Heutiger Stellenwert der Futterzusatzstoffe in der Tierernährung. Schriftenreihe Institut für Nutztierwissenschaften, ETH Zürich 24: 89-102.

Autor:  Johnny99 [ 07.04.2008, 15:00 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Gerbstoffe

Danke.

Mir ist eigentlich die Differenzierung Gerbstoffe-Oberbegriff, Tannine-Gerbstoff geläufig.

Zitat:
Gerbstoffe, pflanzliche: [...] Pfl. Gerbstoffe kann man in 4 Hauptgruppen einteilen, wobei es auch Übergänge u. Abweichungen von den Grundmustern gibt. 1. Hydrolysierbare G. [...] a) Gallotannine [...] (z.B. Tannin) b) Ellagitannine [...] 2. nicht hydrolysierbare G. [...] 3. komplexe G. [...] 4. Kaffeesäure- u. Phloroglucin-Derivate [...]

Tannin: [...] Gerbsäure, Gallusgerbsäure [...] Hydrolisierbare pflanzl. Gerbstoffe [...]


Das war für die Klickfaulen aus Hunnius pharmazeutisches Wörterbuch. Wer klicken mag, erfährt, dass sowohl Salix-Arten Gerbstoffe in der Rinde haben, als auch Prunus sauer in den Stengeln, man Prunus süß-sauer früher geraucht hat und Prunus süß Amygdalin nur im Kern aber nicht in den Blättern enthält...

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