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 Betreff des Beitrags: Wo beginnt und hört für euch "Tierschutz" auf?
BeitragVerfasst: 28.09.2010, 09:54 
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Mich würde interessieren, wo laut euch der Tierschutz a n f ä n g t und a u f h ö r t ? Ab wann und bis zu welchem Punkt kann man "vom Schützen des Tieres" sprechen?

Ich äussere mich mal später dazu ... ;)

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Tierquälerei beginnt schon bei der Missachtung der natürlichen Bedürfnisse von Tieren.
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 Betreff des Beitrags: Re: Wo beginnt und hört für euch "Tierschutz" auf?
BeitragVerfasst: 28.09.2010, 10:35 
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Hmmm...sehr schwere Frage.

Ich meine er fängt vielleicht an, wenn man mit offenen Augen durch die Umwelt geht und wenn einem was nicht "rechtens" vorkommt, man mal nachfragt.

Vielleicht klärt es sich ja und es ist gar nicht so, wie es auf den ersten Blick schien. Z.B. kann ich nicht gleich den Vet. herholen, nur weil ich ein paar mal ein abgemagertes Pferd auf der Weide gesehen habe. Erstmal nachfragen, vielleicht ist es krank oder gerade zum Gesund werden dahin gekommen?
So richtig definieren kann ich nicht, wo er anfängt. Fängt er schon an, wenn ich kein Tier aus Zoohandlungen zu mir nehme?

Und wo endet er? Spätestens dann, wenn ich den Tieren keine Verbesserung bieten kann im neuen Heim, sie aber trotzdem mit aller Gewalt aus dem Alten holen will. Wenn die Vermittlungskriterien so gelegt, das kaum jemand erfüllen kann oder besser gesagt, wenn Tiere wegen nicht erfüllten Vermittlungskriterien nicht vermittelt werden, obwohl die momentane Situation schlechter ist.
Wenn ich selbst über die Tiere schlecht informiert bin, denen ich vermeintlich helfen will. Ein Esel hat andere Bedürfnisse als ein Pferd, also kann ich das nicht an den Pferdekriterien festmachen, zum Beispiel.

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LG Janet

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 Betreff des Beitrags: Re: Wo beginnt und hört für euch "Tierschutz" auf?
BeitragVerfasst: 28.09.2010, 12:56 
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Pyramidenspitze
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Ich denke Tierschutz fängt im Alltag an. Einfach die Augen offen halten, mal handeln und nicht nur wegsehen. Individuell sehen was sich tun lässt, Respekt vor den Lebewesen haben, aber auch im Auge behalten was man selbst leisten kann.
Das Leben so ausrichten, dass direkt weniger Leid ensteht ist für mich auch schon Tierschutz.

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 Betreff des Beitrags: Re: Wo beginnt und hört für euch "Tierschutz" auf?
BeitragVerfasst: 28.09.2010, 14:21 
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Für mich fängt der TS schon bei einem selber an und bei seinen eigenen Tieren. Wenn man versucht diese so artgerecht wie möglich zu halten, sich selber Grenzen setzt, wenn man die Tiere nicht gut versorgen kann, wenn man sich Gedanken macht und nicht die Augen verschließt. Wenn man z.B. mit der Haltung überfordert ist, sich aber aus Stolz o.Ä. keine Hilfe holt oder Tiere abgibt, das ist für mich bsw. tierschutzwidrig. TS hört da auf, wo es keine Grenzen mehr gibt, wenn man beginnt Tiere zu sammeln, obwohl man sie nicht mal annähernd artgerecht unterbringen und versorgen kann. Ansonsten schließe ich mich zum Thema nettl an.
Ein Chin in einem "Mindestmaßkäfig" dauerhaft einzusperren, sprich 1m*0,5m*1m ist für mich persönlich tierschutzwidrig, vielleicht nicht bezüglich der offiziellen Seite, aber des Chins selbst.

Ebenso Aufklärungsarbeit ist TS - egal ob online oder ob man Leute in der Zoohandlung anspricht usw.; Tierschutz ist Bioprodukte kaufen oder wie auch immer... Den Leuten die Augen öffnen und ihnen klarmachen, dass ein Tier mehr ist als eine Sache und auch
B e d ü r f n i s s e hat - hier müsste man eigentlich beginnen.

Traurig finde ich die Einstellung mancher Personen, dass TS nur dann stattfindet, wenn man selber Tiere aufnimmt oder bei der Vermittlung mithilft - sehr bedenklich und gefährlich so eine Einstellung, die am Ende zu noch mehr Leid führen kann als bereits vorhanden. Mit sowas kann man sich aber natürlich leichter nach außen hin profilieren, was viele für sich auch so nutzen - ob d a s aber der eigentliche Zweck des Tierschutzes ist?

Wenn man es ganz genau nehmen wollte (radikal und idealisierend) wäre jede Form der Haustierhaltug tierschutzwidrig ;)

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 Betreff des Beitrags: Re: Wo beginnt und hört für euch "Tierschutz" auf?
BeitragVerfasst: 28.09.2010, 17:34 
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Huhu,
Schwierige Frage...Ich finde auch, dass TS bei der Aufklärung anfängt. Problematisch empfinde ich immer noch das mangelnde Wissen von Tierhaltern.
Vor allem bei Kleintieren und Vögeln sind grausame Haltungsbedingungen noch weit verbreitet. Damit meine ich z.B. Einzelhaft von Kaninchen, Vögeln oder viel zu kleine Gefängniszellen. Leider sind diese Halter oft davon überzeugt, dass es ihrem Tier gut geht und haben ihr Tier ach soooo lieb!
Ich kann sowas halt gar nicht verstehen :x Wie kann es sein, dass der Kleiderschrank größer ist als die Behausung meiner Tiere??? Ist jetzt nur ein Beispiel, die Leute haben PLatz für alles, großer Fernseher, Esstisch, Couch, aber der Käfig hat grad mal die Maße eines Gefrierfachs. Das ist alles eine Frage von Wertschätzung. Und da haben bei mir die Tiere einen deutlich höheren Stellenwert.

Zudem werde ich sicher auch belächelt. Wenn man sich die Aussagen aus dem Bekannten- Freundeskreis durch den Kopf gehen lässt:
"Das ist ja ein RIESENKäfig, die Tiere wissen gar nicht wie gut sie es haben"
"Das ist ja krank, wieviel verschiedene Kräuter du hast" "Mein Gott, schon wieder für die Chins?"
"Du willst den Käfig noch vergrößern?WAS?"
"Die Chins werden es wohl schon überleben, wenn sie mal am Abend kürzere oder gar keine Auslaufzeit bekommen."
"Du musst jetzt bei dem Wetter noch raus um was zu pflücken?Du spinnst."

Natürlich alles nicht böse gemeint, aber MAN DAS IST DOCH SELBSTVERSTÄNDLICH!!! :x %)

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 Betreff des Beitrags: Re: Wo beginnt und hört für euch "Tierschutz" auf?
BeitragVerfasst: 28.09.2010, 23:09 
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Aber wird TS nicht auch manchmal mit Vermenschlichung gleich gesetzt? Man darf doch nicht vergessen, das ein Chin auch ein Tier ist und bleibt. Darf ich nicht auch mal sagen, jetzt komm ich aber mal dran, ich hab die ganze Zeit zurück gesteckt und heute gibts leider mal keinen Auslauf und kein Frischgrün von der Wiese, wenn ich erst gegen 22 Uhr von Arbeit komme?

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 Betreff des Beitrags: Re: Wo beginnt und hört für euch "Tierschutz" auf?
BeitragVerfasst: 28.09.2010, 23:32 
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Pyramidenspitze
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Kein Auslauf und kein Frischgrün von der Wiese ist menschlicher Pragmatismus, in der Natur gibt es diese Situation erst gar nicht ... es ist also keine Vermenschlichung, wenn sogar Nachbarn oder Freunde bemüht werden, nur damit Chin auch ja seinen täglichen Auslauf und sein tägliches Wiesengrün bekommt oder gar der Urlaub gestrichen wird, nur weil das bedeuten würde, daß Chin zwei Wochen lang keinen Auslauf mehr bekommt.

Nur - für einige ists halt nicht möglich ... das Tier muß zurückstecken, egal ob es will oder nicht will - und auch das hat nix mit Vermenschlichung zu tun, sondern einfach mit den eigenen Möglichkeiten. Wenn ich dem Chin nunmal nur nen Käfig von 2m Höhe und 1,50 Länge zur Verfügung stellen kann, wird das Chin mit leben müssen, weggeben geht meist nicht, weil das Chin dann mit hoher Wahrscheinlichkeit noch weniger Platz bekommt. Ebenso mit der Fütterung, das Chin stirbt nicht, wenn es mal kein Wiesengrün bekommt ... und abgeben ist auch schwierig, gibt noch kaum Menschen, die bereit sind, wirklich jeden Tag Wiesengrün zu füttern ... viele füttern immer noch PHW+bischen Kräuter ...

Vermenschlichung ist das, was Mucki damals passiert war ... er wurde von der Untermieterin meiner Oma regelmäßig mitgenommen, mußte dann ruhig auf dem Schoß rumsitzen, während diese Frau munter mit Bekannten beim Kaffeeklatsch war und wurde mit allem, was der Kaffeetisch hergab, gefüttert - wenns denn mal nicht Kuchen war, waren es halt Hundekuchen. Wenn Mucki Glück hatte, gabs auch Obst oder Salat. Der arme Kerl wurde zwangsgeknuddelt, durch die Gegend geschleppt und hatte dadurch keinen Auslauf, weil, er mußte halt ruhig auf dem Schoß rumhocken und sich streicheln lassen ... artgerecht jedoch ist das mit Sicherheit nicht gewesen, sondern Mucki war genauso wie der Dackel dieser Dame reiner Kindersatz ...

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zum Thema Chinforen: Da muasch drieberschdeiga end derfsch di ned drum bucka


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 Betreff des Beitrags: Re: Wo beginnt und hört für euch "Tierschutz" auf?
BeitragVerfasst: 29.09.2010, 00:35 
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Pyramidenspitze
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Janet, ich denke wenn ein Mensch sich selbst aufgibt für die Tiere, dann wird es letztendlich den Tieren nicht zugute kommen. Ich halte es sogar für wichtig, dass du nach dir selbst siehst. Natürlich sollte trotzdem dann auch wieder die Energie für die Tiere da sein für die man verantwortlich ist.

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 Betreff des Beitrags: Re: Wo beginnt und hört für euch "Tierschutz" auf?
BeitragVerfasst: 29.09.2010, 13:47 
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Nun, das meine ich doch: Sich nicht selbst, für die Tiere, vernachlässigen. Aber wird bei einigen nicht das schon angeprangert? Ich war durch Schnubbels Satz dazu gekommen:
Schnubbels hat geschrieben:
"Die Chins werden es wohl schon überleben, wenn sie mal am Abend kürzere oder gar keine Auslaufzeit bekommen."
Wenn meine Tiere eigentlich jeden Tag Auslauf bekommen, aber an irgendeinem Tag habe ich Abends was vor oder bin einfach zu müde, gibt es genügend die dann schimpfen, dass das ja wohl nicht geht. Die Tiere können schließlich nix davor, das man evt. auch mal ausgehen möchte oder müde ist. Ich meine jetzt damit niemand bestimmten, habe aber Sachen in dieser Art schon das ein oder andere Mal gelesen. :?:

Das wollte ich damit sagen. Aber ich glaube, das passt nun schon nicht mehr so ganz zum Thema Tierschutz. :wink: Oder doch :?:

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 Betreff des Beitrags: Re: Wo beginnt und hört für euch "Tierschutz" auf?
BeitragVerfasst: 29.09.2010, 17:57 
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Hey,
Sicher kommt es vor, dass man mal keine Zeit hat. Und ich hab auch das Glück, spät abends nicht arbeiten zu müssen.
Nur versuch ich wenns mal knapp mit der Zeit wird es irgendwie hinzukriegen, dass die Kleinen wenigstens kurz rauskommen. Hab auf jden Fall ein schlechtes Gewissen, vor allem wenn ich an meinen bevorstehenden 3-wöchigen Urlaub denke... :cry: Aber so ist das halt, man kann nicht auf alles verzichten und nur für die Tiere leben, dann wird man auch krank!

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 Betreff des Beitrags: Re: Wo beginnt und hört für euch "Tierschutz" auf?
BeitragVerfasst: 02.10.2010, 23:34 
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Huhu,

die Ausgangsfrage geht für mich in Richtung Suche nach Definitionen womit ich bei der Analyse des Worts wäre. Tierschutz = Tiere schützen.

Das wirft bei mir zumindest eine Reihe von Fragen auf:

Welche Tiere müssen geschützt werden und vor wem?

Mögliche Antworten:
1) Heimtiere wie Chinchillas vor "verantwortungslosen" Tierhalter, die Grünfutter füttern und Pellets weglassen.
2) Heimtiere müssen geschützt werden vor "verantwortungslosen" Tierhalter, welche ihre Tiere zu tode päppeln
3) Wildtiere müssen geschützt werden, indem sie in Gefangenschaft nachgezüchtet werden
4) Wildtiere müssen geschützt werden, indem ihre Lebensräume geschützt werden
5) Wildtiere müssen vor den Gefahren in der Natur geschützt werden, indem gefährliche Krankheiten ausgerottet werden, indem die gefährliche Natur so umgestaltet wird, dass alles hygienisch wird, sprich Böden werden asphaltiert und zubetoniert, Pflanzen verbannt und gefüttert wird an vordefinierten Futterstellen mit hygienischem Futter... oder so ähnlich
6) Tierische Individuen müssen geschützt werden vor Gefahren
7) Tierische Individuen müssen geschützt werden vor ungerechten Vorgängen in unserer Gesellschaft, durch juristischen Beistand und durch Anerkennung ihrer Person als gleichwertiges Wesen neben dem Menschen, das die selben Rechte und Pflichten wie der Mensch zu erfüllen hat.
usw.

Was ich hier so zusammengefasst habe, könnte man nämlich auch aufteilen in Tierschutz, Tierrecht und Artenschutz, ggf. noch Naturschutz. Es gibt schon ungefähre Definitionen, die sind aber nicht so intuitiv im Gebrauch, wie vielleicht das obige Beispiel schon zeigen konnte.


Und jetzt etwas konkreter zum Thema, stellt sich für mich einerseits die Frage ob Tierschutz die richtige Bezeichnung ist für das, was ich mir vorstelle, was heute oft etwas fehlt, den Respekt den Tieren und der Natur gegenüber. Das kann man natürlich so wie oben schon beschrieben untergliedern wiederum in Artenschutz/Naturschutz, Tierschutz, Tierrechte usw. aber letztlich geht es m.E. doch in eine ähnliche Richtung, wer das Individuum nicht respektiert, wie soll er dessen Lebensräume und die Natur als Ganzes respektieren? Das hängt für mich zusammen, obwohl es sogenannte Tierschützer gibt, welche Artenschützer missachten und sie als Vermehrer, Tiersammler oder Tierquäler usw. bezeichnen, weil sie beispielsweise sogenannte Ex Situ Massnahmen im Rahmen des Artenschutzes begrüssen, das heisst, dass zum Beispiel Tierarten in Gefangenschaft nachgezüchtet werden (d.h. also Massnahmen die nicht vor Ort stattfinden) und beispielsweise einer Tierhaltung in Gefangenschaft nicht grundsätzlich skeptisch oder ablehnend gegenüberstehen.

Aufhören tut das was ich für echten Tierschutz bzw. Respekt vor der Natur halte dort, wo das Wissen der biologischen Grundlagen und Zusammenhänge mit Füssen getreten wird. Dort wo Tiere artwidrig ernährt und in Käfigen gehalten werden, die keineswegs ihren Bedürfnissen entsprechen, aber auch dort, wo Leute beispielsweise fordern Tiere juristisch mit Menschen gleichzusetzen und meinen damit den fehlenden Respekt zu kompensieren oder wenn Tiere vermenschlicht werden, indem Käfige mit Laufräder/Laufteller, Hängematten usw. vollgestopft werden, ohne dabei die Bedürfnisse der Tiere wirklich zu erfassen... das Bild des Abenteuerspielplatz ist m.E. ein Sinnbild dieser Fehlentwicklung. Zwar ist der Grundgedanke gut dahinter, dass die Tiere Abwechslung und Beschäftigung bekommen, doch sollte er nicht dem Menschen in erster Linie gefallen, der ihn ausgedacht oder eingerichtet hat, sondern sollte er möglichst gut die Bedürfnisse der Tiere abdecken und da happert es ja öfters.

Aufhören tut er auch dort, wo in Kauf genommen wird, dass Tiere unnötig leiden müssen und gequält werden, sei es weil Tiere durchgepäppelt werden müssen, obwohl die Chancen zur Besserung so gering sind, dass die Aussichtslosigkeit auf Dauer mit gesundem Menschenverstand einleuchten sollte. Klar braucht der Halter manchmal Zeit um zu begreifen, dass er loslassen muss, aber darum geht es mir nicht.
Aufhören tut er für mich auch überall dort, wo Tiere und das gute Karma des Tierschutzes missbraucht werden für andere Zwecke, sei es dass Spenden eingesackt werden und auf krumme Wege ein ordenliches Nebenverdienst oder zumindest Zustupf zum Hobby dazukommt oder wenn Halter falsch beraten werden, weil man nicht eingestehen kann, dass man beschränktes Wissen hat, dass neuere Erkenntnisse und Erfahrungen vielleicht richtiger liegen und man durch festhalten an alten Dogmen die Sache nur verschlimmert usw.

Aber eine der schlimmsten Probleme sehe ich doch beim Mangel an Grundlagenwissen zur Funktionsweise der Natur. Zwar haben die meisten eine Ahnung, dass es da draussen eine Fresskette gibt, da ist irgend ein Tierchen der Alpha-Prädator, der hat kaum Feinde (genau genommen hat er sie ebenso) und dann gehts die Leiter runter, bis zum Pflanzenfresser, der wiederum ein Feind der Pflanzen ist usw. Das ist aber in der Natur und zuhause in den eigenen vier Wänden verliert das komischerweise an Bedeutung, ebenfalls dass es damit noch nicht erledigt ist, denn die Frasskette ist im Grunde genommen keine Kette sondern ein Kreislauf aus Fressen und gefressen werden, Leben und Tod. Der Alpha-Prädator hat sehr wohl ebenfalls Feinde, sogar sehr mächtige, teils aber unsichtbare. Neben dem Hunger, wenn zum Beispiel passende Beute fehlt, gäbe es da Krankheiten, Konkurrenz durch Artgenossen, widrige Klimaumstände usw. die nagen alle an ihm und selektieren schwächere Tiere aus und sorgen dafür, dass bei hohen Beständen sich diese wieder regulieren: Wenn nämlich die Tiere dichter beieinander leben steigt das Risiko durch Krankheitsübertragung angesteckt werden, die Hygiene sinkt häufig auch, was wiederum Krankheiten begünstigt und Parasiten können sich besser vermehren und verbreiten und können dadurch und durch Stress den Tieren durchaus gefährlich werden, obwohl diese sonst häufig mit geringen Mengen davon symptomfrei leben können und dabei einen gesunden Eindruck machen... sie sind stark genug, dass sie damit zurecht kommen. Und wenn es sein muss können viele Tiere ihre Parasiten selbst behandeln, zum Beispiel wenn sie in der Fortpflanzung sind oder auf Wanderung gehen usw. immer wenn sie viel Energie brauchen, dann sind sie bemüht, den Parasiten möglichst den Garaus zu machen, damit sie nicht unnötig ihren Reserven zehren.
Tja und da kommen dann noch eine zweite Gruppe von Tieren ins Spiel, die vom Tod von Lebewesen profitieren, den Detrivoren, welche organisches Material im Boden abbauen, bzw. haben wir noch die Aasfresser, welche die grobe Aufräumarbeit erledigen und den Detrivoren die Arbeit erleichtern.

Fassen wir das alles dann zusammen haben zum Beispiel diverse gefürchtete Krankheiten also auch eine postive Seite, ja eine wichtige Aufgabe in der Natur, da sie regulierend eingreifen, wenn es nötig wird und so zum Beispiel wirken, wenn natürliche Feinde fehlen. Es wäre also ein Irrsinn zu glauben, man könne Krankheiten einfach ausrotten, auch dass man irgendwann jede Erkrankung heilen kann oder solch ähnliche Ideen sind einfach nicht im Sinne der Natur. Hier fängt es an und mit dieser Geisteshaltung gehts dann zum TA. Die Maschine Tier ist defekt, der TA-Mechaniker soll bitte die kaputte "Schraube" finden und sie durch eine ganze ersetzen, dass das Tier wieder "funktioniert". Klingt jetzt vielleicht auf den ersten Moment etwas absurd und befremdend, aber geht es nicht genau darum? Um diese Denke? Und dann ist es ein schlechter TA, weil er nicht dieses und jenes tat, weil ER schuld war am Tod des Tieres, weil er wie die 23 TÄ, die man vorher besuchte ebenso versagte und nicht die richtige Therapie erraten konnte, die man zuvor schon in Foren herausgefunden hatte (Ferndiagnosen sind heutzutage ja glücklicherweise zu 120% treffsicher... ;) ) usw.

Bei den Kaninchenhalter ist es übrigens ähnlich und war mir sehr stark aufgefallen, als es um die Sicherheit ging bei der Freilandhaltung. Dort kamen immer wieder Beteuerungen, dass man es nicht verantworten könne, wenn ein Tier vom Fuchs oder anderen Beutegreifer geholt werden, selbst wenn dieses Risiko gering ist und man damit eigentlich nicht rechnet, ist es doch der schlimmste Fall, den es immer und überall gibt. Dass dem aber vielleicht gegenüber steht, dass man den Tieren einiges an zusätzlicher Lebensqualität bieten könnte und dass die Tiere früher oder später sowieso sterben würden, vielleicht einem deutlich quälenderen Tod etc. das alles wird ja nicht einmal in Betracht gezogen.
Klar, wenn ich meine Kaninchen an einer Hand abzählen kann, zu ihnen eine sehr intensive und langjährige Beziehung habe, dann ist das schwierig, wenn eines plötzlich stirbt, aber jeder der mehr Tiere schon gehalten hat, wird sicher schon erlebt haben, dass es Phasen gibt, da sterben die Tiere plötzlich in mehr oder weniger kurzen Zeit nacheinander weg, sprich sie häufen sich die Todesfälle, während es zuvor gut lief. Da macht man sich wohl mit der Zeit einfach Gedanken über die Vergänglichkeit des Tierlebens und dass ihre Zeit irgendwann mal gekommen ist.
Vor allen Gefahren können wir letztlich unsere Tiere nicht bewahren und das ist m.E. auch die falsche Lebenseinstellung, denn sie würde genau eine Haltungsform letztlich begünstigen, eine sehr langweilige, platzarme, bei der nicht viel passieren kann, weil jede Abwechslung letztlich wieder potenzielle Gefahr bedeutet: Etagen können Absturzgefahr bieten, ein Argenossen kann möglicherweise zum Rivalen werden und es könnte ja mal zu einem heftigen Streit kommen, aus welchem Grund auch immer... ganz abgesehen von der Gefährlichkeit einer Vergesellschaftung, im Futter könnte es alles mögliche haben, giftiges Zeug, was auch immer, das frische Grün könnte Durchfall verursachen, im Heu könnte es Parasiten haben, in der Luft gefährliche Bazillen usw.

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 Betreff des Beitrags: Re: Wo beginnt und hört für euch "Tierschutz" auf?
BeitragVerfasst: 04.10.2010, 10:50 
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@DavX,

...und jede "ausgerottete" Krankheit wird durch eine Zivilisationskrankheit ersetzt.... :mrgreen:

Ich muß dir 100%ig Beifall klatschen. Schon deshalb weil ich ca 2 Jahre "proffessionellen Tierschutz" machte. Ich war bei 2 Vereinen, hab den kleinen Kurs mit all den rechtlich wichtigen Dingen gemacht und war auch bei Beschlagnahmungen dabei.
Ich war Pflegestelle für Hunde und Kleintiere.

Irgenwann fing ich an mein eigenes Gehirn wieder zu benutzen. Ich konnte nichts von dem Positiven erkennen, was du hier so ausführlich schilderst.
Dies führte dazu, daß ich mittlerweile zu dem Thema Tierschutz und Tierschützer sehr differenziert und sehr kritisch stehe.

- bei einem Verein bin ich ausgetreten, weil ich in meinem Leben noch nicht so viel kriminelle und geldgierige Energie erlebt habe, die oft auf Kosten von Mensch und Tier geht...
- beim anderen steh ich kurz davor, da ich hier (wie auch bei obig genanntem Verein) einiges an narzistischer Persönlichkeitsstörung erlebte, die mich fast finanziell ruinierte.

Und aus den von dir genannten Gründen hoffe ich aus ganzem Herzen, daß Tierschutz irgendwann nicht mehr nötig sein wird.

Erwähnen möchte ich noch, daß ich seit Geburt mit Tieren aufgewachsen bin. Ich habe in den ganzen Jahren gelernt, daß man ein Tier erst einmal so nehmen soll wie es ist. Es beobachten und versuchen sein Wesen zu erkennen. Was für uns Menschen eine fast unlösbare Aufgabe ist, da wir komplett andere Wahrnehmungsmöglichkeiten haben, die oft wesentlich schlechter sind, als die der Tiere. Doch habe ich es dadurch geschafft, eine spezielle Komunikation mit all meinen Tieren aufzubauen.

lg

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 Betreff des Beitrags: Re: Wo beginnt und hört für euch "Tierschutz" auf?
BeitragVerfasst: 04.10.2010, 10:51 
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Beiträge: 373
... ach ja und um eine Antwort auf die Eingangsfrage zu geben:

Beim Menschen selbst.

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 Betreff des Beitrags: Re: Wo beginnt und hört für euch "Tierschutz" auf?
BeitragVerfasst: 04.10.2010, 12:24 
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Hi
Zitat:
daß man ein Tier erst einmal so nehmen soll wie es ist. Es beobachten und versuchen sein Wesen zu erkennen. Was für uns Menschen eine fast unlösbare Aufgabe ist, da wir komplett andere Wahrnehmungsmöglichkeiten haben, die oft wesentlich schlechter sind, als die der Tiere.

Das ist gut gesagt. Leider wissen das nicht viele.

LG Klaus

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 Betreff des Beitrags: Re: Wo beginnt und hört für euch "Tierschutz" auf?
BeitragVerfasst: 04.10.2010, 13:18 
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Beiträge: 373
Ja genau, und ich sehe genau hier das größte Problem.
Denn wir alle können uns nicht 100%ig in die Tiere hinein versetzen. Das zu begreifen wäre schon mal ein guter Anfang.

Mir hat mal jemand gesagt: "Gut gemeint ist nicht unbedingt gut gemacht."
Der hatte recht.

Ich sehe auch ein großes Problem darin, daß der moderne Mensch zwanghaft alles werten muß. Das tut das Tier nicht.

lg

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