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 Betreff des Beitrags: Chinvermittlung: immer schwieriger & immer günstiger
BeitragVerfasst: 07.10.2010, 22:51 
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ehemalige Moderatorin
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Registriert: 11.01.2009, 11:46
Beiträge: 6114
Im IGC-Forum findet in einem für Gäste leider nicht einsehbarem Bereich eine interessante Diskussion statt, nämlich, dass immer mehr Leute ihre Tiere verschenken oder extrem billig verkaufen, was mir auch schon aufgefallen ist grad auf Seiten wie markt.de, deine-tierwelt.de oder quoka.de etc., und Hobbyzüchter immer häufiger Schwierigkeiten haben, ihre Tiere zu vermitteln. Für diejenigen, die dort angemeldet sind, hier der Link zum Lesen: Probleme bei der Chinchilla-Vermittlung?

Vielleicht wollen sich die Hobbyzüchter unter uns auch hier dazu äußern :)

Zudem würde mich interessieren, ob ihr dann quasi mitzieht und eure Tiere auch billiger verkauft, was mit den Chins passiert, die gar nicht vermittelt werden können und ob die Problematik wie Platzmangel etc. dazu führt, dass ihr eure Ansprüche an die zukünftigen Halter etwas runterschraut, um den alten Nachwuchs vermittelt zu bekommen?

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Es grüßt Kaktus mit den geliebten Plüschbällchen
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Tierquälerei beginnt schon bei der Missachtung der natürlichen Bedürfnisse von Tieren.
Prof. Dr. Helmut Pechlaner

meine Seiten: www.chinchilla-scientia.de und www.chinchillaschutzforum.com


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 Betreff des Beitrags: Re: Chinvermittlung: immer schwieriger & immer günstiger
BeitragVerfasst: 08.10.2010, 11:03 
Bin ja keine Züchterin, aber mische jetzt trotzdem mal mit.

Ich habe ja letztens wegen Nell mit einem Nager TA telefoniert. Wir kamen dann auch aufs Thema Zuchten und er erzählte mir dann, dass die Tiere von einigen Hobby- und Liebhaberzüchtern tatsächlich (was auch immer an Zahl und Häufigkeit das heissen mag) beim Pelzer landen, wenn sie nicht verkauft werden können. Das schlimmste ist noch, dass die dann nicht mal dazu stehen können, denn sie führen ja eine H o b b y z u c h t und keine Pelzer. *amok* Das hatte mich zuerst wirklich geschockt, weil ich niemals auf diese Idee käme so etwas zu tun, aber wenn ichs mir dann so überlege, verwunderts mich nicht mal mehr grossartig, Menschen sind einfach widerwärig.
Item, was ist nun besser, seine Tiere pelzen lassen, sie verschenken oder für 20 Euro verkaufen?
Ich finde alles nicht fair, wenn die Nachfrage einfach nicht besteht, man die Tiere nicht verkaufen kann, keinen Platz mehr hat, etc. muss man doch zurückschrauben, auch wenn das nun mal heisst, dass die Zucht aufgelöst wird.


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 Betreff des Beitrags: Re: Chinvermittlung: immer schwieriger & immer günstiger
BeitragVerfasst: 08.10.2010, 14:48 
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Ex-Mod und Hobbyzüchterin
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Registriert: 01.09.2010, 17:53
Beiträge: 98
Wohnort: Boxberg
Hey,

meiner Meinung nach muss man das Thema von verschiedenen Standpunkten aus betrachten.

Unübersehbar ist natürlich die Tatsache, dass es zu viele Züchter gibt und die Tendenz deutlich steigend ist. Somit existiert, wie bei fast allen anderen Tierarten auch, eine Überproduktion. Wenn man alleine danach geht, um wie viele Züchter die LFCZ bei jeder Aktualisierung quasi explodiert, fragt man sich schon, wohin das noch führen soll.

Schuld daran sind so viele verschiedene Aspekte, dass man Romane schreiben könnte.

Ob es wirklich schwieriger geworden ist, Chins zu angemessenen Preisen bzw. überhaupt zu vermitteln, lässt sich schwer beurteilen.
Meiner Erfahrung nach werden sich schöne Chins mit entsprechendem Service immer zu dem genannten Preis verkaufen lassen.
Es gibt für diese Tiere, wie auch für Rassekatzen und -hunde, immer Käufer, für die der Preis nebensächlich ist.
Es wird auch immer Leute geben, die den Mischlingshund aus dem Unfall-Wurf nehmen, der sie nichts kostet (zumindest nicht in der Anschaffung).
Falsch ist beides nicht. Es wird nur schwierig, wenn zu viele Rassehunde ohne Papiere produziert werden und der unbedarfte Käufer nicht versteht, wie der nicht unerhebliche Preisunterschied zustande kommt.
Man muss sich als Züchter bzw. Vermehrer überlegen, welchen Schlag Käufer man bedienen will.

Das Qualitätsverständnis bei Chins ist in den letzten Jahren größer geworden. Viele Halter wünschen sich Zuchttiere in besonderen Farben, mit einer schönen Form (so wie auch ich lieber den Rassekater kaufe, der sich neben charakterlichen und gesundheitlichen Grundvoraussetzungen durch seine Zuchteignung auszeichnet und von mir trotzdem kastriert wird, einfach weil ich schöne Tiere mag) und sind darüber informiert, wenn sie das Tier kaufen. Die lange praktizierte Philosophie vieler "Züchter", eine besondere Farbe rechtfertige auch einen besonders hohen Preis, ohne dabei die entsprechende Qualität mitzubringen, funktioniert nicht mehr so einfach wie früher.

Chins gab es schon vor 5 Jahren reihenweise geschenkt oder für 5-10 Euro, was Neues ist das also nicht. Die Frage ist nur, wie viel Kundenfreundlichkeit ich mir als Züchter über die Jahre bewahren kann und wie viel unterwegs verloren geht.
Ich hatte noch nie Probleme damit, meinen Kunden zu erklären, warum das Tier bei mir 100 Euro kostet, wenn sie es nebenan für 10 haben können. Das hat natürlich auch was mit "Service" zu tun, den viele Züchter einfach nicht bieten - meist, weil der eigentliche Tierverkauf ein notwendiges Übel neben dem Zuchtinteresse ist.
Der Käufer soll das Tier nehmen und nicht "rumnerven".
Ich kann nun mal nicht 150 Euro für ein Tier verlangen, dafür aber nicht bereit sein, mehrere Stunden am Telefon zu beraten, VGs durchzuführen oder das Tier im Notfall auch zurückzunehmen.

Dann haben wir noch den Sonderfall Blue Diamond, eine Farbe, für die eine gezielte Marketing-Strategie entwickelt wurde. Zunächst wurden die Tiere gehandelt wie Einhörner, die den Preis eines Kleinwagens rechtfertigten. Schon nach einem Jahr hatte sich dieser Preis halbiert, die Zahl der "auf Blue Diamond spezialisierten Züchter" aber verzehnfacht.
Die Leute waren teilweise so schlau, das Märchen von der neuen Mutation nicht zu glauben und starteten eigene, weitaus billigere Zuchtprojekte. Heute ist die Farbe nichts wirklich besonderes mehr (in meinen Augen war sie das sowieso nie).
Der Preisverfall war also absehbar und wird früher oder später auch die Angoras ereilen.
Gleiches gilt für all die anderen Farben, die in den letzten Jahren groß in Mode waren. Kein Mensch kräht heute mehr nach Ebony Violett, denn jeder hat's.

Das nächste Problem sind die Züchter, die sich selbst ihre besten Kunden basteln, indem sie sie indirekt zum Züchten animieren. Das führt dann dazu, dass sich Neulinge mal eben so 30 Tiere anschaffen und sich dann wundern, warum sie den Nachwuchs nicht vermittelt bekommen. Der Knackpunkt ist dabei aber weder der Nachwuchs der 30 Tiere oder der Bekanntheitsgrad. Der Knackpunkt ist der, dass diesen Leuten niemand erklärt, dass Züchten, egal, ob man unsere Qualitätskriterien für sinnvoll hält oder nicht, immer ein selbst definiertes Ziel haben muss, immer ein Hobby für den Züchter selbst sein muss, und nicht den Sinn hat, Chinchillas zu verkaufen.
Wenn ich das begriffen habe, sspielt es keine Rolle mehr, ob ich meinen Nachwuchs möglichst schnell verkaufen kann oder nicht, denn dann bin ich froh, wenn ich ihn noch länger bei mir zur Beobachtung haben kann, um zu sehen, ob ich meinem Ziel näher komme oder nicht.

Es gibt noch so viele andere Faktoren, einer davon ist z.B. der Chinzüchter-Ballungsraum NRW, wo der Markt schon vor Jahren übersättigt war, ein anderer die Tatsache, dass es im Sommer und an Weihnachten viel weniger Anfragen gibt, wofür es wiederum verschiedene Gründe geben kann.

Mein persönliches Fazit:
Es wird immer möglich sein, schöne Chinchillas zu schönen Preisen zu verkaufen.
Wird das zum Problem, muss sich der einzelne Züchter fragen, wo bei ihm selbst der Hase begraben liegt.

LG,
Nina

_________________
"Die Dummheit des Menschen ist unantastbar."


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 Betreff des Beitrags: Re: Chinvermittlung: immer schwieriger & immer günstiger
BeitragVerfasst: 08.10.2010, 15:34 
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Pyramidenspitze
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Registriert: 08.05.2007, 16:20
Beiträge: 5781
Wohnort: Hessen
Es kommt allerdings noch ein echtes Problem hinzu, was schon bei der Anschaffung des ersten Zuchtpaares bedacht werden sollte - wenn die Jungen nicht abgenommen werden, wohin mit denen?

Wenn ich nur ne Zweizimmerwohnung habe und den Anspruch habe, auch noch irgendwo wohnen und kochen zu wollen ... wieviel Platz ist dann für die Chinchillas?
Was mache ich dann mit den theoretisch möglichen 8 - 12 Jungen pro Jahr?
Wird schwer mit dem Behalten, oder?

Chinchillas sind sehr sensible Tiere, ein ständiges Auseinanderreißen der Partner und wieder neu vergesellschaften schließt sich hier von allein aus, da sich die natürlichen Gruppen in freier Wildbahn nur selten in der Zusammensetzung verändern ... für Chinchillas ist die Trennung zweier sich liebender Partner genauso schlimm wie für uns Menschen und kann ein Trauma auslösen. Für eine "liebevolle" Hobbyzucht sollte sich also eine derartige Behandlung der Chinchillas von selbst verbieten.
Also ... wie funktioniert hier eine zuverlässige Verhütung, um nicht in Chinchilla zu ersticken?

Wenn nun jemand mit einer zugegebenermaßen etwas größeren Wohnung auf die Idee kommt, gleich 20 - 30 Zuchtpaare einzukaufen und damit anzufangen, was macht er dann?
Wie will er vielversprechende Zuchttiere lange genug unterbringen, daß er erkennen könnte, ob sich aus diesen potentiellen Zuchttieren wieder ein neues Paar zusammenzustellen oder ob man es dennoch besser bleiben läßt?
Wie ist das dann, wenn man dann auf seinen 8 - 12 theoretisch möglichen Jungen pro Paar im Jahr sitzenbleibt?
Das sind ja dann immerhin bei 20 Tieren im Worst Case 160 - 240 Chinchillas mehr in der Wohnung! Pro Jahr wohlgemerkt!
Die Geburtenkontrolle bekommt nun sogar noch nen ganz anderen Stellenwert wie in der Zweizimmerwohnung!

_________________
Marx ist die Theorie
Murx ist die Praxis!

zum Thema Chinforen: Da muasch drieberschdeiga end derfsch di ned drum bucka


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