In den 70er Jahren wurde verstärkt von den Futtermittelfirmen aggressive Werbung auch für Kaninchen- und Meerschweinchenfutter gemacht, die Hamster folgten nur wenige Jahre später. Nun hatten allerdings die großen Futtermittelfirmen das Problem, daß die alte Fütterung mit Wiesenschnitt, Gemüseresten aus der Küche, Brot und Heu noch viel zu sehr in den Köpfen der Menschen verankert war, wer genug Wiesenschnitt hatte, kaufte kein Kaninchenfutter.
Vitakraft fing an, spezielles Zwergkaninchenfutter herauszubringen und nach dem Vorbild der Hunde- und Katzenfutterfirmen interessante Beipacks mit in die Packung zu legen, wie der Verdauungstrakt des Kaninchens aufgebaut ist und warum ihr Futter besser ist wie Wiesenschnitt und Gemüsereste. Gleichzeitig wurde massiv suggerriert, daß Gemüsereste schlecht sind - man will doch schließlich seinem Kaninchen was Gutes tun und nicht mit ABFÄLLEN füttern!
Die Werbung kam an ...
Dann kam der Feldzug gegen Kräuter, schließlich sei es ja eine Riesengefahr, seine Kaninchen zu vergiften, wenn man Kräuter selbst sammeln würde. Selbst im Wiesenschnitt kann schließlich das tödlich giftige Jakobs-Greißkraut auftauchen und dann ist da noch ein Problem mit den Heilkräutern - will man denn seine armen kleinen Zwerge dauermedikamentieren? Nein? - Also! Finger weg von den ganzen Kräutern, die haben eh einen zu hohen Calciumgehalt, die meisten sind hochgradig giftig und die Spätschäden sieht man erst nach Jahren und was dann noch übrig bleibt, sind zumeist Heilkräuter, die man erst im Bedarfsfalle einsetzen sollte!
Die Werbung wurde geglaubt ...
Schließlich gab es da noch ein Unternehmen, welche Zwergkaninchen für den Verkauf in Gesamtdeutschland züchteten und vermarkteten, die Teutoburger Waldkaninchen eroberten insbesondere den hohen Norden Deutschlands. Sie waren im Ohr tätowiert und es wurde suggerriert, es hier mit Rassekaninchen zu tun zu haben. Das Unternehmen mit Sitz in Melle bekamen schnell raus, daß das Futter, was sie eh ihren Kaninchen verfütterten, sich auch gut verkaufen ließe - die Kaninchen wurden in Folge im Bundle mit dem Futter abgegeben, die Marke Bunny wurde gegründet.
Bunny warb nun ab dem Jahre 2002 damit, daß nur mit ihrem Futter die Teutoburger Kaninchen so klein bleiben würden, jegliches andere Futter würde die Kaninchen groß werden lassen (was eigentlich als ein Schlag gegen Vitakraft gedacht war, stellte sich als sehr wirksam auch gegen die Reste der Bevölkerung heraus, die Gemüsereste verfüttern wollten). Es traten mit den Teutoburger Waldkaninchen zudem mehr und mehr Durchfalltiere auf, die Tiere galten schnell als schwächlich und kränklich. Und auch das nutzte Bunny in seiner Werbung, diesmal als Reaktion auf die aufkeimende Forenarbeit einiger Tierschutzforen, die plötzlich Heu und Gemüse propagierten und von Trockenfutter (a la Bunny) abrieten. Sie gaben Schulungen in den Verkaufsstätten, wo ihr Futter vertrieben wurde, und stellten klar, wie gefährlich für das Jungkaninchen Frischfutter sei!
Und auch das wurde gefressen!
Mit einem Schlag hatte Bunny es nicht nur geschafft, sein Futter als hochqualitatives Futter gegenüber dem Billigfutter Vitakraft abzugrenzen (Bunny wird unter anderem ähnlich wie einige Hunde- und Katzenfutter über Tierärzte vertrieben), sondern die üble Konkurrenz Frischfütterer war auch gleich noch aus dem Feld geschlagen. Denn, wenn ein Kaninchen nur mit Fertigfutter aufgezogen wird, wird es mit ein bis zwei Jahren kein Frischfutter mehr vertragen, weil einfach der Magen-Darm-Trakt ruiniert ist. Es bekommt also Blähungen und Durchfall. Die Leute, die das beobachten, ziehen also den richtigen Schluß: Frischfutter ist giftig.
Wie gut diese Hirnwäsche in Sachen Futtermittelkunde tatsächlich ist, sieht man dann hierdran:
Zitat:
Weil so liest man ja dauernd und wurde ihr auch gesagt, dass man bloß noch nicht mit frischfutter groß anfangen sollte, das man das babyfutter noch paar wochen geben muss etc.
Leider gibts nun drei Fraktionen der Kaninchenfutterpropagandisten:
1. Die Futtermittelfirmen, die ihr Fertigfutter möglichst an den Mann bringen wollen.
2. Die Pelletverfechter, die ihre Fütterung auf möglichst gewinnmaximierende Faktoren ausrichten (ZDRK-Züchter, Mäster)
3. Die Heuverfechter, die tatsächlich eine Zwangsernährung mit Heu durch nicht nötige Limitierung des Frischfutters propagieren.
Genau betrachtet kann man von keiner dieser Gruppen erwarten, eine vernünftige Futterberatung zu bekommen ... dabei ist Kaninchenfütterung so einfach: möglichst viel frisch, möglichst viel Abwechslung, wenn man sie auftreiben kann, möglichst viel Kräuter, zur Gemüsefütterung gehört immer Heu ... mehr braucht man eigentlich nicht zu wissen, die Feinheiten sagen einem schon der gesunde Menschenverstand.