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 Betreff des Beitrags: Gefräßige Pelletchinchillas?
BeitragVerfasst: 08.08.2011, 15:11 
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Registriert: 14.08.2010, 13:08
Beiträge: 1964
Huhu,
Mich beschäftigt schon seit längerem eine Beobachtung: Meine Jungs habe ich ja anfangs unter Anderem mit Pellets ernährt. Die Jungs waren in der Zeit was Leckerlies anging extrem maßlos. Man konnte ihnen zwei Nüsse geben, sie wollten mehr. Auch von Obst und eigentl. allen Leckereien konnten sie nicht genug kriegen. Ich fütterte irgendwann keine Pellets mehr mit dem Ergebnis: Chin will keine Leckerchen mehr oder Chin will nur 2 Mandeln, dann ist genug.

Genau das Selbe dann mit den 3 Mädels. Maßlos als ich noch Pellets fütterte, sie konnten nicht genug kriegen. Und jetzt das gleiche Spiel: Man hat nicht jeden Tag Lust auf Mandel und bestimmt nicht auf 3 hintereinander.

Ich finde das höchstinteressant, aber woran liegt das?

Pellets wurden ja ursprünglich dazu gebraucht, die Tiere schnell auf eine gewisse Größe zu bringen. Ist ja klar, ein großes breites Chinchilla hat mehr Pelz als ein Kleines. Also wären wir beim Mastfutter. Um die Tiere dazu zu bringen mehr zu essen als sie brauchen (wir wissen ja: in der Natur gibt es keine übergewichtigen Tiere), braucht man künstliche Appetitanreger (Aromen, Geschmacksverstärker). Und diese bringen dann die Chins dazu über ihren Bedarf hinaus zu fressen. So im Moment meine Gedanken dazu.

Und dann noch etwas: Künstliche Aromen machen süchtig, oder?! Hier könnte die Erklärung liegen, warum sich einige Tiere eben nicht selbst umstellen und auf Pellets verzichten. Bei mir war es der Jupp, der trotz ad libitum Futterangebot immernoch Pellets fraß.

Was sagt ihr dazu? Habt ihr ähnliche Erfahrungen gemacht?

Edit: Also beeinflussen Pellets im Grunde genommen doch das Selektionsvermögen. Ich hatte es in irgendeinem Forum schonmal so gesagt, wobei ich da kritisiert wurde, weil das wohl so nicht richtig sei.

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Ist auch der Vater einer Krankheit unbekannt, die Mutter ist immer die Ernährung.
-Chinesisches Sprichwort-


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 Betreff des Beitrags: Re: Gefräßige Pelletchinchillas?
BeitragVerfasst: 08.08.2011, 16:41 
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Pyramidenspitze
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Registriert: 08.05.2007, 16:20
Beiträge: 5781
Wohnort: Hessen
Im Grunde genommen wird jedes Futtermittel das Selektionsvermögen irgendwie beeinflussen - es ist hier eher die Frage, ab wann es krank macht ... und da sind Pellets eindeutig Kandidaten für, die Süchte auslösen können.

Der stärkste Appetitanreger, den es gibt, ist frei verfügbare Glucose. Der stärkste natürliche Appetitanreger ist deshalb Honig, dicht gefolgt von frischem Apfel. Während allerdings beim Apfel das Zusammenspiel aus leicht verfügbarer Glucose, Fructose, Pektinen und Fruchtsäuren ist, ists beim Honig nur die Glucose. Diese wird durch die Dünndarmwand aufgenommen und gelangt erstmal ins Blut. Um den so extrem schnell ansteigenden Blutzuckerspiegel wieder zu senken, wird sehr viel Insulin ausgeschüttet - dieses eliminiert die Glucose im Blut, indem es dafür sorgt, daß die Glucose möglichst schnell in Speicherfette abgebaut wird und in speziellen Fettzellen erstmal eingelagert wird. Dabei wird allerdings zuviel Glucose aus dem Blut herausgeholt, es kommt zu einer gefährlichen Unterzuckerung, die das Tier durch Fressen möglichst schnell ausgleichen will.
Honig wurde bis vor 50 Jahren deshalb bei Tieren angewendet, welche nicht mehr fressen mochten - man verdünnte den Honig und schmierte ihn den Tieren auf die Lippen und in die Backentaschen. Von dort wurde der Honig mit der Spucke runtergeschluckt, gelangte durch den Magen in den Dünndarm, wo er eben durch die Darmwand ins Blut transportiert wurde. Der Insulinschub sorgte für eine Unterzuckerung, welche eben richtig böse Hunger auslöst ... das Tier fraß wieder.

In den Pellets liegt Saccharose in größeren Mengen vor, diese hat einen ganz ähnlichen Effekt ... im Magen und Zwölffingerdarm wird die Saccharose in Glucose und Fructose gespalten. Auch hier wieder kommt es recht schnell nach dem Futtern von Pellets zu einer Unterzuckerung, das Tier bekommt richtig bös Heißhunger. Das Ganze wird oft noch verstärkt durch hohe Mengen an Glutamat und Glutaminsäure. Sie verstärken den durch Unterzuckerung ausgelösten Heißhunger. Die Pellets selbst jedoch erzeugen gleichzeitig beim Chin oft ein Übelgefühl, es mag sie deshalb nicht - und freut sich, wenn dann was anderes energiereiches verfüttert wird, wie Rosinen oder Nüsse. Es geht hier einzig um den Reiz, Unterzuckerung = Energie auffüllen ...
Daß so etwas suchtauslösend sein kann, liegt auf der Hand, denn wenn ein Chin über die Jahre nie was anderes kennengelernt hat, wie dieses Übelkeitsgefühl beim Fressen, wird es das als normal ansehen - aber der Mechanismus, Glucosespiegel im Blut steigt + Geschmacksreiz Glutamat/Glutaminsäure => starke Insulinausschüttung => Unterzuckerung => Appetit auf Energie kann sehr schnell in die fatale Spirale geraten, wo der Appetit zu einem vermehrten Fressen von Pellets führt mit der Folge der starken Insulinausschüttung => Unterzuckerung => Appetit auf Energie => Fressen von Pellets => Glucosespiegel steigt usw usf ...
Erst, wenn dieser Teufelskreis durchbrochen wird, indem dem Chin für eine längere Zeit (meist mehrere Monate) die Pellets gesperrt werden, merkt das Chin die Übelkeit, welche die Pellets auslösen - und verweigert fortan die Pellets.

Es gibt üblere Geschmacksverstärker, die weitaus schneller zu Süchten führen und durchaus legal und illegal in der Futtermittelbranche eingesetzt werden. Der berühmteste illegale Geschmacksverstärker sind Opiate, sie machen direkt körperlich abhängig und dadurch süchtig, schmecken und riechen stark, so daß ein süchtig gemachtes Tier (zu dem auch Menschen zählen) jegliches Futter, egal welcher Qualität, mit diesem Geschmack und Geruch mögen. Opiatsüchtigen kann man opiatisierte Scheiße verfüttern und braucht nicht mal für sorgen, daß der typische Scheißhausgeruch überdeckt wird!
Ein solcher in der Nutztierbranche illegal eingesetzter Geschmacksverstärker ist auch Antibiotika ... in der wirksamen Dosis wirkt Antibiotika zwar hochgradig appetiterschlagend, aber in sehr kleinen, nicht antibiotisch wirksamen Dosen ist es ein irrsinnig starker, suchtauslösender Appetitanreger, der dazu führt, daß fast völlig ohne Selektion in sich hineingeschaufelt wird!
Wird auch heute noch illegal in der Schweinemast ausgenutzt!

Weiterhin werden in der Futtermittelbranche, insbesondere bei Hund und Katz, aber auch in Heu und vermutlich auch in Pellets für Nager Parfüme eingesetzt, Aromen, die den Geschmackssinn verwirren. Während Gewürze das Essen nur besser schmecken lassen, da sie in geringer Dosierung Heilwirkung haben und damit das Essen bekömmlicher machen, ist das bei Parfümen anders - sie überdecken den Geschmack von Schimmel, Giften etc ... die Tiere erkennen einfach nicht mehr, was im Futter ist. Bekommen sie also manchmal ein parfümiertes, halbwegs verträgliches Futter und manchmal ein ebenso parfümiertes, verschimmeltes Futter, führen sie die Bauchschmerzen durch das verschimmelte Futter auf Krankheit zurück, denn es schmeckt ja haargenauso, wie das halbwegs verträgliche Futter ... fataler und oft auch tödlicher Irrtum!
Zum Glück schmecken und riechen Parfüme stark ... Chinchillas, die Parfüme im Futter nicht gewohnt sind, rühren diese nicht an und lassen selbst bestes Futter stehen, wenn es parfümiert wird. Dadurch macht es nix, wenn sie minderwertiges oder gar verschimmeltes parfümiertes Futter bekommen, sie lassen es genauso liegen, wie sie generell jegliches parfümierte Essen stehen lassen - nur, wenn Chinchillas nix anderes wie parfümiertes Futter kennen, was dann?
Bei Katzen geht das soweit, daß sie dann wirklich nur noch ebenso wie gewohnt parfümiertes Futter anrühren!
Fataler und manchmal tödlicher Irrtum!

Gibt noch mehr solcher und ähnlicher Mechanismen, wie man minderwertiges Futter in großen Mengen in Tiere hineinbekommt ...

Allerdings kommt noch etwas mit hinzu ... die Mängel, die bei langjähriger Pelleternährung entstehen. Einer dieser Mängel ist Mangel an essentiellen Fettsäuren. Und den versuchen die Chins bei entsprechendem Angebot möglichst schnell zu kompensieren - indem sie halt soviele Nüsse futtern, bis sie genügend essentielle Fettsäuren gefuttert haben.
Da das Fressen von Pellets allerdings essentielle Fettsäuren verbraucht, brauchen Chins mit Pellet als Hauptspeise mehr Nüsse, wie Chins ohne Pellets, um genügend essentielle Fettsäuren aufnehmen zu können.

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Marx ist die Theorie
Murx ist die Praxis!

zum Thema Chinforen: Da muasch drieberschdeiga end derfsch di ned drum bucka


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 Betreff des Beitrags: Re: Gefräßige Pelletchinchillas?
BeitragVerfasst: 09.08.2011, 13:05 
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Moderatorin

Registriert: 18.08.2010, 20:54
Beiträge: 2768
Wohnort: Im schönen Mittelfranken
Hier ists ähnlich mit Leinsaaten und Sonnenblumenkerne ( SBK).
Hab ich zu Pelletzeiten SBK gegeben, wurde mir das Schälchen regelrecht aus der Hand gerissen und auch in den Finger gebissen.
Nun gibts pro Gruppe ( 3 Chins) je einen EL Leinsaat, SBK und eine Körnermischung, sowie 1/2 EL Quinoa und Sesam ( hier von nur 1/2 EL, da die beiden Saaten nicht soo beliebt sind und immer übrigbleiben.
Diese Mischung hält 2-3 Tage, manchmal sogar 4 Tage.
Quinoa und Sesam bleiben immer übrig..


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