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 Betreff des Beitrags: Fressverhalten bei Degus
BeitragVerfasst: 01.06.2010, 22:37 
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Registriert: 02.05.2007, 20:50
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Huhu,

ich hatte es ja schon geschrieben, dass mir bei den Degus aufgefallen ist, wie sie nach gewissen Mustern selektieren. Hier möchte ich mal etwas allgemeiner ein paar Gedanken dazu niederschreiben.

Das Fressverhalten allgemein kann man bei Tieren etwa wie folgt unterscheiden:
1. Das Tier zeigt am Futter interesse und frisst es
2. Das Tier zeigt am Futter interesse, macht Probebiss(en) und entscheidet dann, dass man es nicht frisst oder nur etwas anknabbert
3. Das Tier zeigt kein Interesse am Futter und ignoriert es. Nach einer Weile jedoch, wendet es sich dem Futter doch zu und fängt an daran zu fressen, in kleineren oder grösseren Mengen, je nach dem.
4. Das Tier zeigt kein oder wenig Interesse am Futter und ändert seine Meinung dazu auch nicht. Das Futter bleibt unangetastet oder leicht angefressen im Käfig liegen. Auch viele Tage warten ändert nichts daran (wobei der Halter meist vorher das Futter dann entfernt).

So und jetzt bei Degus gibt es diesbezüglich gewisse Eigenheiten:
zu 1., die Degus werden richtig hibbelig drängen sich richtig zum Futter wenn es Nüsse gibt oder Samen. Gibt man ihnen die Nuss, dass sie mit den Zähnen danach beissen können, dann gibt es kein Halten mehr. Ein Degu, der die Nuss kennt, der wird sehr viel tun für diese Nuss. Man kann sie ähnlich wie die Karotte für den Esel nutzen und die Degus an Orte locken, wo sie sonst nicht freiwillig hinzubekommen wären. Streckt man ihnen die Nuss vor die Nase dann strecken sie den Kopf nach der Nuss, wenn sie nicht oder schlecht erreichbar ist, wird auch mit den Pfoten danach gegriffen. Haben sie die Nuss dann, nehmen sie sie ins Maul und suchen entweder einen Platz, wo sie die Nuss ungestört knacken können (teilweise vor Ort) oder auch eine Stelle, um die Nuss zu vergraben. Die Nuss wird aufgenagt an mindestens einer Stelle (manchmal auch an mehreren) und dann, wenn sie eine kleine Öffnung haben entweder gesprengt oder häufiger nagen sie sie soweit auf, dass sie mit den Zähnen an die Nuss kommen, von dieser etwas abbeissen und dann herausangeln können. Sobald sie so nicht mehr weiter kommen und alle erreichbare Nusskern schon weggeknabbert ist, wird die Schale weiter aufgenagt, dass die Öffnung grösser wird, und sie mit ihren Zähnen tiefer in die Nuss hinein gelangen können. Und so wird die Nuss nach und nach aus der Schale genagt und die Schale weiter aufgenagt, bis alle Nuss aus der Schale entfernt ist. Das kann manchmal auch mehrere Tage dauern, wenn der Degu zu faul ist, die Nuss aufs Mal leerzufressen. Kleine Sämereien dagegen werden vor Ort gefressen, indem mit gesenktem Kopf nach den Samen gesucht und sie wie ein Staubsauger eins nach dem anderen gefressen wird. Grössere Samen werden mit dem Mund aufgepickt und dann mit den Zähnen gehalten, die Schale aufgenagt und der Kern dann gefressen.
Grünfutter dagegen wird meistens weniger gierig gefressen. Die Degus sind nicht hibbelig, reagieren auch nicht mit Quäken auf Artgenossen, die in einem solchen Moment bei Sämereien sonst als ungeliebte Konkurrenz betrachtet würden und die man auch schon mal mit den Pfoten wegschiebt oder sie etwas angreift und dabei sie anquäkt, falls alles nichts nützt. Das Grünfutter wird, sofern es gemocht wird, in den Mund genommen und dann meist durch den Käfig gezogen, das Futter dabei nachgeschleift, da das in der Regel länger ist als der Degu. Dann wird das Futter in der Regel in die Hände genommen und es wird gefressen. Die Hände führen das Futter dabei ständig nach bei weichen Blättern, wenn nicht selektiv gefressen wird und die Degus unterbrechen das Fressen auch nicht mit Abbeissen. Anders ist es bei schmackhaften Stängel oder Gemüse. Da wird abgebissen, gut gekaut und dann der nächste Bissen genommen. Bei gewissen Pflanzen wird auch selektiv abgefressen, was zart genug ist. Zum Beispiel Strauchzweige, da werden die Stängel gehalten und dann ein Blatt nach dem anderen abgefressen, zwischendurch wird der Stängel etwas gewendet, dass man an weitere noch nicht abgefressene Blätter kommt und sobald man es wenden und drehen kann und nahezu alles abgefressen ist, wird der Stängel dann liegen gelassen. So werden auch ältere Löwenzahnblätter gehandhabt, sofern die Stängel nicht mitgefressen werden.

2. Ob etwas gefressen wird, hängt nicht nur davon ab, wie zart eine Pflanze ist. Junge Triebe werden in der Regel bevorzugt, auch Pflanzen, die bekannt sind, dass sie stickstoffreich sein sollen, zum Beispiel Leguminosen oder Kreuzblütengewächse (Kohl, Raps...). Aber auch da gibt es Ausnahmen. Zum Beispiel das Weidenröschen wird selbst die zarten Triebe verschmäht, während selbst noch ältere Löwenzahnblätter gefressen werden. Auch das Laub der Felsenbirne ist sehr beliebt, nicht nur wenn es ganz jung ist, allerdings gibt es bei ihm eine Grenze: Wenn die Blüte vorbei ist und sich die Früchte bilden, werden die Blätter nach und nach ledriger und die Degus mögen die ledrigen Blätter nicht sehr, während sie aber die etwas jüngeren, zarten Blätter sehr wohl mögen.
Ob also etwas gefressen wird oder nicht, da hat einerseits die Beschaffenheit in Zusammenhang mit dem Alter eine grosse Rolle, weil junge zarte Pflanzenteile in der Regel sehr beliebt sind. Allerdings trifft das nicht immer zu. Ganz besonders stark ist das bei Ahornsamen zu beobachten. Sobald diese gekeimt sind, werden sie von den Degus verschmäht, während die getrockneten, ungekeimten Samen durchaus gefressen werden. Ebenso unbeliebt sind die Keimblätter der jungen Keimlinge, sobald diese aus der Erde wachsen. Auch unbeliebt sind junge Straucheibisch Keimlinge, wobei hier auch die Samen selber wenig beliebt sind, auch die ungekeimten. Die Blüten dagegen sind sehr beliebt, insbesondere die Getrockneten vom letzten Jahr, aber auch als sie frisch waren, wurden diese relativ gerne gefressen.

Zu 3. und 4. gibt es nicht viel zu sagen oder mir fällt zumindest momentan nicht viel dazu ein. Einiges habe ich ja schon erwähnt, was gemocht und nicht gemocht wird.
Wobei vielleicht noch etwas könnte ich erwähnen, was ich beobachten konnte:
Gras, wird eigentlich wenig Interesse geschenkt, wenn ich welches gebe. Warte ich dann jedoch etwas, dann wird es plötzlich dann doch gefressen. Wächst es irgendwo im Degukäfig oder lasse ich die Degus aus dem Käfig, dann wird es unter Umständen durchaus auch angefressen, weshalb ich etwas den Eindruck habe, dass sie das Gras lieber haben, wenn sie es als frisch wachsende Pflanze anknabbern können, als wenn ich es ihnen "sterbend" verfüttere. Aber das kann natürlich auch nur zufällig sein, dieses Verhalten. So deutlich ist es nicht, als dass ich da zuviel rein interpretieren möchte.

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