Vergeßt aber bitte nicht, daß Tiere ohne Koprophagie oftmals weitaus länger hungern können, ohne zu verhungern, wie genau die Tierarten, die auf Koprophagie angewiesen sind ... ein Hund kann ohne Probleme bei genügend Wasser mehrere Wochen lang hungern, der wird wieder, sobald er wieder Fressi bekommt - ein Kaninchen ist nach einer Woche hungern hops - ob es nun Blinddarmkot gefressen hat oder nicht! Den Blinddarmkot bekommt es nämlich auch nur, wenn es gefressen hat ...
Aber - der Hund hungert tatsächlich, wenn man ihn in Wohnung oder Zwinger vergißt, ein Kaninchen kann Erstaunliches noch als Fressen verwerten ... und wenn es seinen eigenen Kot, die durchnäßte Einstreu, Tapete oder Papier frißt ... ein Hund kann mit sowas definitiv nix mehr anfangen, er hungert, ob er nun Tapete frißt oder nicht. Er verhungert nach mehreren Wochen, ob er nun seinen eigenen Kot frißt oder nicht ... einem Kaninchen kann es das Leben retten, wenn es in einem verwahrlosten Käfig mit den eigenen Hinterlassenschaften vor sich hinsumpft oder so nah an der Wand mit dem Gitterkäfig steht, daß es die Tapete abschälen kann. Die Cellulosereste in der schmutzigen Einstreu und dem Kot und die Tapete reichen, um nicht zu verhungern.
Wer besonders wenig Einstreu benutzt, wird seine Kaninchen deshalb relativ schnell verhungert in der Boxe wiederfinden, wer viel einstreut, hat da länger Zeit, um sein Tier verwahrlosen zu lassen, ohne daß es gleich hops ist. Notfalls reichen sogar die Sägespäne aus ...
Bei kranken Stopfdarmtieren hat man noch zusätzlich das Problem, daß Breifütterung über mehrere Tage oder Hungern über mehrere Tage die Kiefermuskulatur recht schnell schwinden läßt - Nicole hat da im Degupediaforum häufiger drüber berichtet. Ist die Kiefermuskulatur aber nicht mehr da, kann es (muß aber nicht) dazu führen, daß das Tier gar nicht mehr in der Lage ist, Nahrung selbstständig aufzunehmen, selbst wenn es will.
Bei Kaninchen ist für mich immer noch Schluß, wenn sie die Nahrungsaufnahme einstellen - sie sind dann faktisch schon tot, ein Kaninchen frißt, solange es kann, wenn es nicht mehr kann, hat es entweder E. cuniculi, da lohnt es sich zu Päppeln und zu Kämpfen, die Aussichten, daß das Kaninchen einen Monat später wieder hergestellt ist, ist selbst bei schweren Fällen gar nicht mehr so schlecht, oder aber es hat sich aufgegeben und wird eben nicht mehr, egal wie lange man päppelt ...
Auch vom Freßverhalten her gibt es einen enormen Unterschied, ob ich nun Stopfdarmtiere habe, die natürlicherweise alle paar Stunden fressen, oder ob ich nen Vorratsfresser wie den Hund habe, der selbst beim ad libitum Angebot nur zwischen einer und vier Mahlzeiten zu sich nimmt.
Ein Kaninchen oder Meerschweinchen kann also nicht wirklich hungern - ein Hund schon ...
Auch was das Päppeln angeht - eine Ratte bekomm ich ohne Gewichtsverlust durch, wenn ich sie zweimal am Tag zwangsfütter, ein Meerschweinchen dagegen wird unter solchen Umständen enorm Gewicht verlieren, weil gar nicht soviel Nahrung in den Magen reingeht, daß es für die nächsten 12 Stunden reicht. Auch da hilft ihm nicht der Blinddarmkot. Ich muß also tatsächlich ein Meerschweinchen dann füttern, wenn es munter wird und zeigt, daß es offensichtlich hungrig ist - und das wird im Schnitt alle 2 - 6 Stunden sein, je nach Krankheit.
Den Fehler, den einige machen, ist auch nicht so sehr, daß in zu kurzen Abständen gepäppelt wird, sondern daß nicht aufs Tier eingegangen wird - ich brauche ein Meerschweinchen, was von alleine frißt, nicht zwangsernähren, das macht es ganz von allein. Notfalls muß halt Nahrung geboten werden, was eine höhere Energiedichte und höhere Nährstoffdichte hat und gleichzeitig an die krankheitsbedingten Besonderheiten angepaßt ist, und wenn ich halt wegen Zahngeschichten erstmal, bis die Schmerzen nach korrekter Behandlung aufhören, mit Brei fütter.
Wenn ich ein Tier, gleich welcher Tierart, aus dem Tiefschlaf reiße, um es mal schnell zwangszufüttern, wird dieses Tier mit Sicherheit mit dieser Art der Nahrungsgabe nichts anfangen können - der heilende Schlaf stört, der Verdauungstrakt ist zur Aufnahme von Nahrung nicht bereit - das gilt fürs Meerschweinchen genauso wie für den Hund. Mit Uhr stellen ist also nix ... nur eine genaue Beobachtung wird mir helfen, zu erkennen, wann überhaupt zwangsgefüttert werden kann.
Ach ja - und dann ist das Zwangsfüttern eigentlich eine Sache, die gelernt sein will, wenn ich nicht weiß, wie ich die Spritze handhaben soll, wird es nur allzuleicht passieren, daß ich sie wohlmeinend in den Rachen bohre und den Brei direktemang in die Atemwege spritze, statt die Speiseröhre zu erwischen ... auch ein plötzliches Wegziehen des Kopfes kann nur allzuleicht zu führen, dem armen Schwein den Brei in die Nasenlöcher zu spritzen.
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