Was versprichst du dir von der Umstellung von den gewohnten Pellets auf Luzernepellets?
Wäre es nicht sinnvoller, die Pellets solange beizulassen, bis sie nicht mehr gefressen werden und nicht ein Mastmittel (die gewohnten Pellets) durch ein anderes Mastmittel (den Luzernepellets) zu ersetzen?
Schauen wir uns deine Mischungen mal genauer an ...
- Agrobs Pre Alpin Lepo Nature- Kräutermischung
Eigentlich eine sehr schöne Mischung, allerdings enthält sie viel getr. Speicherwurzel (Löwenzahnwurzel). Dazu kommt, die Kräuter lesen sich, als wenn jemand mit Harnwegsinfekt geheilt werden soll ... dafür tummelt sich allerdings unter den Agrobs-Wiesenkräutern doch ein wenig, was Chins brauchen: Wiesenbärenklau z. B. Es ist nur so, daß Agrobs da es doch ein wenig zu gut gemeint hat mit dem Zusatz der Verdauungs-, Leber- und Harnkräutern
- Berkel Pellets
Klar, ist ein Mastmittel, stark verarbeitet, hauptsächlich auf Stärke basierend. Mit 4 Eßl auf ein Liter Kräuter hört sich das erstmal nicht viel an ... gut, kann sein, daß die noch gebraucht werden, einfach weil der Darm sich ja auf dieses feingemahlene Zeugs und die langsame Darmpassage eingestellt hat.
Chinchillas können sich selbst von Pellets entwöhnen, wenn sie ein genügend ausgewogenes Futter bekommen.
- Apfelpellets
Wieder ein Mastmittel, diesmal auf Zucker-Pektin-Basis ... gib doch einfach die Äpfel frisch oder als Apfelringe. Es gibt eigentlich keinen Grund, Apfelpellets zu verfüttern.
- Erbsenflocken/Haferflocken
Wieder Mastmittel, wieder stark verarbeitet, Erbsen basieren hauptsächlich auf Eiweiß, Haferflocken auf Stärke ... gib doch den Hafer als ganzes Korn mit Spelz in der Körnermischung ... getrocknete Erbsen wirst du vermutlich nicht erfolgreich verfüttern können, die werden eher frisch gefressen - also warum nicht mal frische Erbsenschoten kaufen und die anbieten?
Wäre sinnvoller ...
Den feinen Vermahlungsgrad und leichte Verdaubarkeit hast du schon mit deinen Pellets abgedeckt, das brauchst du eigentlich nicht mit allen Varianten, die es gibt, abzudecken.
- getr. Gemüse (Rote Beete, Karottenwürfel, Pastinakenwürfe)
Und wieder Mastmittel - diesmal Speicherwurzeln getrocknet, zuckerhaltig, stärkehaltig - rote Beete ist zudem durch den Gehalt an Betanin stark problematisch, eventuell ist es nicht mal das Betanin, sondern ein anderer Stoff, der viel in rote Beete vorkommt. Gerade getrocknete rote Beete führt überdurchschnittlich häufig bei so ziemlich jeder Tierart bei einzelnen Exemplaren, zu - nun, sagen wir mal ... äh ... Kotanomalien. Dies kann weicher Kot, stinkender Kot oder sogar Durchfall sein.
Frisch wird rote Beete deutlich besser vertragen, aber auch hier gehört sie aus diesem Grund zu den stark problematischen Futtermitteln.
Dazu kommt, daß gerade Pflanzenschutzmittel + roter Beete + bestimmte Sämereien zu Kotproblemen führen können, wie z. B. Hefen im Kot etc.
Es betrifft immer nur einzelne Tiere! Es ist also vermutlich eine erbliche Geschichte, die dahintersteckt, oder persönliche erworbene seltener vorkommender Schädigungen des Darmes durch Industriefutter. Für zweiteres spricht, daß rote Beete ohne Probleme von Geburt an naturnah ernährten Tieren tadellos vertragen wird.
- Hafer-Luzerne-Ecken
Wieder stark verarbeitet, wieder ein Mastmittel - Luzerne wird normalerweise aufgrund seiner Giftigkeit weder frisch noch getrocknet gefressen, warum also die Chins dazu zwingen, in einem Mastmittel mitzufressen? Wäre es da nicht sinnvoller, Hafer als ganzes Korn mit Spelz und die Luzerne als getrocknetes oder frisches Kraut anzubieten? Dann könnten die Chins tatsächlich selektieren und selbst entscheiden, ob sie unbedingt Luzerne fressen wollen oder nicht.
- Heucobs
Rauhfutter in verarbeiteter, gepreßter Form ... ob das gut oder schlecht ist, weiß ich nicht, wird jedenfalls von einer ganzen Reihe an Tieren gern gefressen, einschließlich meiner verwöhnten Viecher (zumindest die Agrobs-Version)
Da meine Kaninchen die Heucobs durchaus auch dann futtern, wenn sie Heu rigoros ablehnen, nehme ich an, sie sind leichter verdaulich.
- Topistäbchen
Wieder ein verarbeitetes Mastfuttermittel, warum nicht Topiknollen selbst trocknen und als Leckerbissen geben?
Oder frisch probieren?
- Brombeer/Erdbeerblätter
passen ganz fantastisch zur Agrobskräutermischung. Das Problem ist nur, daß hier eigentlich fast nur eine einzige Kräuterfutterklasse nun vertreten ist. Da fehlt langsam und sicher die Abwechslung.
- Papayastückchen
Fressen Chins gerne - warum nicht ab und an mal ... ist halt wieder sehr zuckerhaltig, also am Besten ab in die Gruppe mit den Mastmitteln
- Tomatenflocken, getr.
Warum Tomatenflocken? Warum nicht getrocknete Tomaten vom Italiener oder aus dem Bioladen?
Die wären weniger stark verarbeitet, hätten noch alle wichtigen Inhaltsstoffe der Tomate und wären nicht nur ein Abfallprodukt der Ketchupindustrie ...
Schon hier würde ich an deiner Stelle die Mastfuttermittel von der Kräutermischung trennen ... so hast du niemals den Überblick, wenn ein Tier aufgrund einer Eßstörung anfängt, sich nur noch die Mastfuttermittel reinzuziehen. Sind die Tiere umgestellt und nehmen keine Pellets mehr an, dann kannst du ja gerne alles wieder zusammenschmeißen, das ist dann egal
Nur in der Umstellung sollte man schon das Ganze ein wenig überwachen und notfalls eingreifen, wenn ein Tier merkwürdig viel gerade von den Energiebomben frißt.
Genau das kann dann zu dem beobachteten Kot führen, weil durch den überhöhten Energiegehalt einfach die falschen Bakterien und andere Lebewesen im Darm gemästet werden. Du würdest dann in der Kotprobe hauptsächlich E. coli und Hefen finden.
Allein schon aus diesem Grund macht eine Kotprobe, untersucht auf möglichst viele Bakterien, Hefen und Co Sinn. Beachten solltest du dann allerdings, daß du eine möglichst frische Probe (für den Hefenachweis) und eine Sammelprobe über mehrere Tage brauchst. Das kostet dann natürlich auch doppelt ...
In der Kräutermischung fehlt einfach ein Ausgleich zu den ganzen Verdauungs-, Harnwegs- und Leberkräutern. Möglich wären hier beispielsweise Petersilie, Bärlauch, Bärlapp, Wiesenbärenklau, Pimpinelle, Bibernelle, Hirtentäschel, Wegwarte etc ... dann ist es nicht mehr vom Wirkstoffgehalt so wahnsinnig Magen-Leber-Harn-mäßig ausgerichtet.
Weiter ...
Deine Frischkostauflistung ist sehr früchtelastig ... wäre günstiger, hier mehr Augenmerk auf Blattgemüse und Kräuter zu legen. Chicoree, Feldsalat, wenn du dich vorsichtig rantastest sogar Kohlrabiblätter und Chinakohl - alles, was du an frischen Küchenkräutern und Blattgemüse auftreiben kannst. Bio wird dabei eindeutig bevorzugt. Was tatsächlich gefressen wird, mußt du ausprobieren, wobei Chins Neues sehr, sehr lange testen ... will heißen, zwischen Probebiß und dem Zeitpunkt, wo sie etwas in ihr Futter aufnehmen, können durchaus bis zu sechs Wochen vergehen, bevor sie es anrühren.
Kennen sie die Wirkstoffe schon von ihren Pellets oder von irgendetwas, was sie schon mal gefressen haben, werden sie es relativ schnell in ihr Futter mit aufnehmen - wenn sie es denn mögen *g*
Bergwiesenheu ist Rauhfutter (wenn man es aus dem Zoofachgeschäft holt, riechen und schmecken sie sehr oft sehr stark nach Heuaroma ... aber du kannst dich bei den Herstellern versichern, niemand schmeißt da sowas rein ... ich frag mich deshalb umso mehr, wie dieser künstliche Duft zustandekommt.)
Brennesseln ist wieder ein Verdauungs-Harn-Kraut ... paßt also wieder ganz prima in deine Kräuterzusammenstellung
Saaten sind wieder Konzentratfutter - das natürlichste Konzentratfutter, was es gibt, aber sollten halt für Chins eigentlich ein Zusatz sein, nicht zusammen mit den ganzen Mastfuttermitteln zum Hauptfutter werden ... verstehst du, was ich meine?
Es könnte also sein, daß die Saaten einfach das I-Tüpfelchen waren.
Ansonsten mußt du austesten, nimmst du die Sämereien wieder raus und der Kot wird wieder normalriechend und fest, du stellst dann nach zwei Wochen die Sämereien wieder rein und wieder stinkt der Kot, kannst du von ausgehen, daß eines oder mehrere der Sämereien zu einer Unverträglichkeit führen. In der Umstellung, manchmal ein ganzes Leben lang, kommen Tiere mit erworbenen oder angeborenen Unverträglichkeiten nur schwer klar, sie futtern es trotzdem. Es muß also von uns Haltern entfernt werden.
Du solltest jedoch auch stets an einen Darminfekt im weitesten Sinne denken - passiert selbst dem optimalsternährten Tier mal. Bei gesunden Tieren geht sowas oft sehr schnell vorbei, nicht jedoch bei Tieren, die durch Pellets und ähnliche Industriefuttermittel darmgeschädigt sind. Es liegt an dir, rechtzeitig zu reagieren und behandeln zu lassen, ohne zu früh behandeln zu lassen. Ein TA mit gesundem Menschenverstand, also nicht die TÄ aus den berühmt-berüchtigten Chinlisten, sollte hier weiterhelfen können.
Inwieweit es sinnvoll ist, daß Tier samt Kotprobe sofort einzupacken und in die nächste Tierklinik oder zum nächsten TA zu marschieren, kann dir Bianca besser sagen, sie hat da einfach mehr Erfahrung wie ich, zumal das Chins absolut nicht witzig finden und der Streß wiederum zur Verstärkung der Symptome führen können (oder zum endgültigen Ausbruch einer schweren Krankheit)