Pellets machen den Darm kaputt - wenn davon die Calciumtransporter betroffen sind, hat das Tier keine Chance mehr ... sei froh, daß er nicht gern Pellets gefressen hat! Ansonsten wäre er nun tot ... wenn er von Anfang an pelletfrei ernährt worden wäre, hätte er vermutlich nie Calciummangel bekommen - aber dazu wäre es notwendig gewesen, ihn abwechslungsreich sowohl mit Frischkost, als auch mit getrockneten Kräutern zu füttern.
Gut, was aufgrund von Forendogma nicht gemacht wurde, läßt sich nicht mehr rückgängig machen ...
Was jetzt vordringlich gemacht werden sollte, ist erstmal mit dem TA absprechen, weshalb überhaupt Baytril gegeben wird - es sollte baldigstmöglich abgesetzt werden (logisch, daß hier der TA das letzte Wort hat, nur er kann den Gesundheitszustand des Tieres beurteilen. Wenn also eine bakteriell verursachte Darmerkrankung vorliegt, kann Baytril durchaus angebracht sein. Wurde dagegen nur auf Verdacht hin Baytril gegeben, ist zu überlegen, ob das Tier nicht in einer Unitierklinik besser aufgehoben wäre.)
Wichtig ist, abzuklären, ob es sich um eine Nebenschilddrüsenfunktionsstörung handelt - wird kein oder zuwenig Parathormon hergestellt, muß dieses ein Leben lang künstlich zugeführt werden. Meist ist allerdings ein Magnesiummangel, verursacht durch die Pellets, die eigentliche Ursache - und das läßt sich leicht durch eine kräuterreiche Ernährung und Sperren von Pellets abstellen. Es ist also wichtig, den Parathormonspiegel zu bestimmen (ich hoffe, daß es hier halbwegs verläßliche Vergleichswerte für Chinchilla gibt. Eindeutig ist es jedoch, wenn gar kein Parathormon nachweisbar ist) Wenn kein Parathormon nachweisbar ist, muß das Chinchilla ein Leben lang Calciumtabletten und Vitamin D Tabletten schlucken ... soweit ich weiß, wird das Verpflanzen von Nebenschilddrüsen bei Chinchilla nicht praktiziert.
Weiterhin ist eine Niereninsuffizienz auszuschließen - auch diese kann zu einem akuten Calciummangel führen, ebenso wie Pankreatitis - muß also auch abgeklärt werden. Denkbar wären sogar Gastrinome ...
Wenn kein Baytril und kein Bene Bac mehr gegeben wird (und auch keine Pellets!), hat der Darm die Chance, sich wieder zu regenerieren - das braucht allerdings Zeit und muß bei einem akuten Calciummangel leider entsprechend mit weiteren Blutuntersuchungen abgeklärt werden, ob eine naturnahe Ernährung überhaupt noch was bringt.
Gefüttert werden können erstmal Kräuter zur Darmberuhigung und welche, die unerwünschte Dünndarmbakterien abtöten, also Basilikum, Oregano, Thymian, Majoran und ähnliche Kräuter, es kann auch Salbei, Wermut und Beifuß ausprobiert werden, wird jedoch nicht immer angenommen.
Gerade Basilikum sollte auch frisch bereitstehen - Chinchilla fressen oft sehr gern frischen Basilikum und er hat einfach eine bessere Wirkung frisch. Dazu kommt sein hoher Calciumgehalt. Als Heu empfiehlt sich ein Brennesselheu, ein gutes Kräuterheu, wie es zum Beispiel bei der
Kräuter-Kate zu finden ist und das gewohnte Heu oder ein eiweißreiches Kuhheu.
Weggelassen werden sollten Pellets, Bene Bac, CC und wie sie alle heißen - je künstlicher, desto mehr geht der Darm drauf. Weiterhin sind, bis der Mangel behoben ist, sämtliche stark oxalsäurehaltigen Kräuter zu meiden, wie z. B. Ampferarten. Auch rote Beete ist zu meiden. Oxalsäure bindet Calcium, so daß es nicht aufgenommen werden kann. Auch ist zu überlegen, ob nicht lieber bis der Mangel behoben ist, auf Quarzmehl als Chinchillasand ausgewichen werden sollte, denn wird Attapulgit oder Semiolit aufgenommen, sind auch das wieder Stoffe, die Calcium so binden, daß es nicht aufgenommen werden kann.
Sobald der Mangel wieder behoben ist, sind oxalsäurehaltigen Kräuter und Attapulgit/Semiolit kein Problem mehr - es geht also hier wirklich nur um die Zeit, wo die Aufnahme von Calcium stark eingeschränkt ist!
Wenn Mehlsaaten geboten werden sollen, sollten sie nur gekeimt geboten werden - der Phytingehalt ist zu hoch, er bindet Calcium, so daß es genau so ausgeschieden wird, wie es aufgenommen wird. Beim Keimen wird die Phytinsäure abgebaut und ist kaum mehr vorhanden. Luzerne muß ganz gemieden werden - das Eiweiß der Luzerne greift die Dünndarmschleimhaut an, so daß die Dünndarmschleimhaut samt Transporter nicht heilen kann.
Auch das gilt nur, solange der Mangel akut ist, sobald er behoben ist, brauchen diese Vorsichtsmaßnahmen nicht mehr beachtet werden ...
Als Mehlsaaten eignen sich nur die stark eisenhaltigen, also Amaranth, Quinoa und Buchweizen. Hafer fällt weg, da offenbar doch relativ viele Chinchilla (offenbar genau die Farbmutationen) eine Unverträglichkeit auf Hafer entwickeln. Es sollte ungekeimter Sesam zur freien Verfügung stehen, wenn gekeimte Mehlsaaten gereicht werden. Erstens hat Sesam einen hohen Gehalt ungesättigter Fettsäuren, zweitens einen hohen Calciumgehalt, drittens fördern einige Wirkstoffe des Sesam die Calciumaufnahme.
Was während des akuten Calciummangels erstmal weggelassen werden sollte, sind getrocknetes Obst und getrocknete Speicherwurzeln. Vor allem getrocknete Mohrrüben haben einen hohen Gehalt an Saccharose, die wiederum unerwünschte Darmbakterien fördern. Frisches Obst dagegen ist kein Problem, frische Speicherwurzeln (Pastinaken, Möhren, Löwenzahnwurzeln, Petersilienwurzeln) werden gewöhnlicherweise eh liegengelassen.
Ansonsten kannst du nur die Untersuchung auf Parathormon und das Abklären von Bauchspeichelentzündung und Niereninsuffizienz abwarten ... diese Krankheitsbilder brauchen wieder ganz spezielle Diäten.