Andere Frage:
Werden von Deinen gekochte Kartoffeln überhaupt angerührt?
Der Unterschied zwischen rohen und gekochten Kartoffeln ist hauptsächlich die Struktur von Stärke und Eiweiß - in den gekochten Kartoffeln liegt Beides aufgeschlossen vor, also so zerbrochen, zerstückelt und entfaltet, daß entsprechende Enzyme (Amylasen bei Stärke z. B.) leicht an die Moleküle rankommen und sie weiter zerteilen können, bis sie eben im Dünndarm als Einfachzucker ankommen und aufgenommen werden können. Weiterhin sind hitzeempfindliche Stoffe, wie viele B-Vitamine, Vitamin C etc weniger enthalten.
Rohe Kartoffeln enthalten Stärke, welche für ein Reservemolekül sehr komplex aufgebaut und gefaltet ist. Da kommen Enzyme an die Verbindungsstellen der einzelnen Zuckermoleküle nicht so leicht ran, es dauert sehr viel länger, bis so ein Molekül zerlegt werden kann und es kann auch nicht restlos in Zucker gespalten werden. Es bleiben also Restmoleküle über, die dann beim Chin vermutlich in den Blinddarm geschoben werden und dort die Bakteriengesellschaft beglückt.
Auch das Eiweiß der Kartoffelknolle hat so seine Tücken, was die Zerlegbarkeit angeht, es handelt sich hier hauptsächlich um sehr zerlegungsresistente Arbeitsmoleküle, also Enzyme, Transportmoleküle etc mit sehr komplexer Faltung. Auch hier haben es eiweißabbauende Enzyme schwer, an die Ansatzstellen zu kommen, wo sie diese Moleküle auseinanderbauen können.
Der Vorteil von rohen Kartoffeln ist halt, daß auch unliebsame Darmbakterien, die sich in Dünndarm und Dickdarm eingschlichen haben, mit solch komplex gefalteten Riesenmolekülen genau so wenig anfangen können wie das Chinchilla, sie können es also nicht mal selbst verwerten, sich folglich auch nicht sattessen und überstark vermehren - bei gekochter Kartoffel dagegen kommt alles schön aufbereitet für Chin, aber auch unliebsamen Bakterien im Darm an ... der Nachteil der rohen Kartoffel ist halt, daß vermutlich selbst Chinchillas die Kohlenhydrate nicht vollständig nutzen können.
Theoretisch möglich wäre auch die Herstellung von Chips oder Pommes ... gerade Chips sind ja schön knusprig und trocken, also sollten sie theoretisch auch lecker für Chins sein ... zumindest von der Konsistenz her ...
Rein praktisch kommt bei der Chip- und Pommesherstellung das Fett noch mit ins Spiel - egal, was für ein Fett du zum Braten verwendest, es wird durch die Hitze zu einem Fett mit 100% gesättigten Fettsäuren ... da ist also nix mehr an Fettsäuren drin, was ein Säuger braucht, dafür jedoch jede Menge Fettsäuren, die belastend und schädlich sind (zumindest, wenn sie überwiegen). Andererseits beeinflußt ein Übermaß an gesättigten Fettsäuren die Einlagerung von Reservefetten im Säugerorganismus - wenn du Schweine schnell fett haben willst, packst du ihnen Frittierfett ins Futter und haust Stärke und Zucker mit zu ... die Schweine gehen auf wie Hefekuchen. Gleiches läßt sich beim Menschen beobachten, diesmal beim Essen von Fastfood - gleiches Prinzip, viele gesättigte Fettsäuren + leicht verdauliche Kohlenhydrate = Fettleibigkeit.
Die Nebenwirkungen liegen auf der Hand: Erhöhte Anfälligkeit für Herz-Kreislauferkrankungen und erhöhte Anfälligkeit für Diabetes.
Vermutlich könntest du also auf die Art und Weise eine schnelle Zunahme von Janne erreichen ... ob das dann allerdings wirklich so im Sinne des Erfinders ist?
Bleibt also nur noch trocknen ... da könntest du rohe und gekochte Kartoffeln für nehmen ... (zumindest, wenn es nur um die Kohlenhydrate gehen würde, bei Janne kommt ja noch diese überaus heftige Reaktion auf Möhren hinzu. Es läßt sich nicht ausschließen, daß das auch bei Kartoffeln so abläuft, bis du es ausprobiert hast ... wäre also vermutlich günstiger, bei dem zu bleiben, wo du weißt, daß Janne das halbwegs verträgt)
Wenn Janne ein Schlinger ist, wird die Gewichtsabnahme jedoch eine ganz andere Ursache haben:
Wenn Pellets nur wenig zerkaut runtergeschluckt werden, werden sie in Magensaft eingeweicht und fallen von allein auseinander zu einem genügend feinen Nahrungsbrei - oder besser gesagt, zu einem viel zu feinen Nahrungsbrei. Dieser braucht dann nur noch im Zwölffingerdarm auf einen darmverträglichen pH-Wert gesetzt zu werden, und schon fließt der Nahrungsbrei, gerade weil er so fein zerfallen ist, besonders langsam an den Aufnahmestellen für Nährstoffe im Dünndarm vorbei. Janne bekommt also alles, was er braucht ...
Schlingt er Pflanzen, dann kommen die nicht nur als grobe Stücken im Magen an, sondern sämtliche Amylasen der Welt haben nun auch keine Chance, die in den riesigen Cellulosegerüstmolekülen verfangenen Stärke- und Mehrfachzuckermoleküle zu erreichen. Stärke und Mehrfachzucker kommen also fast unzerteilt im Magen an ...
Im Magen werden normalerweise Eiweiße zerteilt und für den Dünndarm aufbereitet - nur, wie soll das geschehen, wenn die in fast intakten Cellulosegerüstmolekülen hängen? Auch sie kommen also an ihre Zielorte erst gar nicht ran ... der Magen des Chins ist kein Kaumagen, wie der von Vögeln, diese Riesenstücken können also auch nicht zerteilt werden. Sie werden zwangsweise so, wie sie sind, in den Zwölffingerdarm geschoben, pH-Wertmäßig ordnungsgemäß neutralisiert und weiter in den Dünndarm geschoben ... nur, Riesenmoleküle passen durch keinen Transporter! Die ganzen schönen Nährstoffe gehen also ungenutzt weiter, kommen irgendwann im Blinddarm an, wo immerhin die dortige Bakteriengesellschaft noch ein bischen retten kann (die können ja wenigtens die Cellulosemoleküle zerteilen und kommen so auch an die nahrhaften Eiweiße, Stärke, Vitamine, Mehrfachzucker, Fette etc ran), aber viel können sie da auch nicht mehr reißen ... der Blinddarm ist dafür einfach zu klein! Der Nahrungsbrei kann also nicht lange genug im Blinddarm verbleiben, bis er restlos verwertet ist und es kann nicht genügend Nahrungsbrei in den Blinddarm, um überhaupt auch nur ein Viertel vom Nahrungsbedarfs eines Chins zu decken ... es kann also aus dem wenig zerkleinerten Nahrungsbrei nicht genügend Blinddarmkot hergestellt werden, um den selbst erzeugten Mangel ausgleichen zu können.
Die Folge also: Das Chin verhungert vorm vollen Napf!
Und damit bist du als Halter in einer Zwickmühle:
Solange Janne Pellets bekommt, wird er nicht lernen zu kauen - warum auch, klappt doch!
Wenn er nur noch großes Pflanzenmaterial bekommt, was er kauen muß, um es überhaupt runterschlucken zu können, lernt er zwar mit der Zeit kauen, aber bis er es gelernt hat, nimmt er ab ... vermutlich rapide, wenn er sehr schlecht kaut, Pflanzenfresser müssen ihre Nahrung sehr gut durchkauen, wenn sie was davon haben wollen, Fleisch- und Allesfresser haben es da besser, sie können auf Nahrung ausweichen, die auch wenig gekaut noch verdaut werden kann (tierische Produkte halt ... ). Dafür wird der immer größer werdende Hunger Janne recht schnell zum Kauen bringen ... vorrausgesetzt, ihm tut beim Kauen nix weh oder irgendetwas anderes Organisches verhindert, daß Janne richtig kauen kann.
Mir fällt dabei noch etwas ein, wie du zumindest Getreide nutzbar machen kannst:
Du läßt das Getreide keimen ... das hat zwei Vorteile, einmal ist ein Keim eher ein Reiz, nicht zu schlingen, sondern erstmal drauf rumzukauen (ist ja durch die kleine Wurzel und den kleinen Blattansatz viel sperriger wie ein trockenes Getreidekorn), das zweite ist die Verteidigungslücke, die du nutzen kannst. Phytat wird bei der Keimung abgebaut, um den Transport von Mineralstoffen nicht zu behindern, andere Fraßschutzstoffe müssen erst aufgebaut werden. In dem Stadium, wo das erste Chlorophyll gebildet wird (Grünfärbung) bis zu dem Stadium der Ausbildung der Keimblättchen (erstes Blatt bei Gräsern) haben die wenigsten Pflanzen einen Schutz gegen gefressen werden und sind zudem auch noch äußerst bekömmlich und leicht zu verdauen, weil Reservemoleküle in ihre leicht transportierbaren (und damit auch leicht verdaubaren) Verpackungseinheiten aufgespalten werden. Die meisten Enzyme, die dazu gebraucht werden, sind klein und handlich, damit sie schnell dort hinkommen, wo sie gebraucht werden - kleine Enzyme sind viel leichter angreifbar und zerlegbar, wie große Enzyme, weil sie zwangsweise eine größere Oberfläche haben und mehr Verbindungsstellen, an denen sie gespalten werden können, an der Oberfläche liegen. Also auch Eiweiß ist nun sehr leicht verdaulich.
Bei den Getreiden weißt du ja inzwischen, was Janne verträgt und was nicht ... bei Kartoffel dagegen weißt du es nicht, mußt also Janne der Gefahr aussetzen, daß er die eben genausowenig verträgt wie Möhre.
_________________ Marx ist die Theorie
Murx ist die Praxis!
zum Thema Chinforen: Da muasch drieberschdeiga end derfsch di ned drum bucka
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