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Fakt oder Legende? Hemmstoffe in Erbse?
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Seite 1 von 2

Autor:  davX [ 09.05.2007, 23:44 ]
Betreff des Beitrags:  Fakt oder Legende? Hemmstoffe in Erbse?

Hallo,

seit kurzem beschäftigt mich die Frage, ob Eiweiss-Hemmstoffe auch in Erbsen (Pisum sativum L.) vorkommen?
Von Soja ist bekannt (u.a. in Schlolaut erwähnt), dass sie Hemmstoffe enthalten und daher im rohen Zustand nicht geeignet sind. Erst durch das Erhitzen werden diese toxisch wirkenden Stoffe zerstört.

Weiss da vielleicht jemand darüber bescheid?

Autor:  davX [ 10.05.2007, 00:14 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Fakt oder Legende? Hemmstoffe in Erbse?

Ich hab was gefunden, allerdings kann ich das nicht so wirklich beurteilen:

Zitat:
The roots of pea (Pisum sativum L. ev. Feltham First) seedlings contained haemagglutinating activity and a protein which reacted with antibodies directed against pea seed lectin. This protein was shown to be present on the surface of root hairs and in the root cortical cells by immunofluorescence. Lectin (haemagglutinin) was purified from pea seedling roots by both immunoaffinity chromatography and affinity chromatography on Sephadex G-100. The pea root lectin was similar to the seed lectin when analysed by sodium dodecyl sulphate-polyacrylamide gel electrophoresis, and was antigenically identical: however, the isoelectric focussing band patterns of the proteins differed. [...]

Quelle: Gatehouse, J.A. Boulter, D. (1980): Isolation and properties of a lectin from the roots of Pisum sativum (Garden pea). Physiologia Plantarum 49: 437–442.
(Hervorhebung von mir)


Wenn ich das richtig verstanden habe sind sind Hämagglutinine/Lectine Protein-Hemmstoffe (?). Schlolaut erwähnt jedenfalls bei den Bohnen (namentlich: Sojabohne (Glycine soya), Weisse-, Dicke-, Pinto-Bohnen etc.(Phaseolus)), dass sie Trypsin-Inhibitoren und Hämagglutinine enthalten würden.

Autor:  Johnny99 [ 10.05.2007, 00:23 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Fakt oder Legende? Hemmstoffe in Erbse?

Hi!

Habe mich mit dem Thema nicht beschäftigt. Schon mal bei http://www.pubmed.com zB mit "Pisum +sativum +Antinutrients" oder "Pisum +sativum +antinutrient" versucht? Gibt insgesamt 5 Treffer.

Scheint ja was dran zu sein, siehe zB: Nutritional assessment in vitro and in vivo of raw and extruded peas (Pisum sativum L.).

Über google grad wieder entdeckt - wenn das mal kein "Hack" ist: Kapitel 3 aus The Nutrition of the Rabbit, deBlas. Auf Seite 40 findet sich was zu "grains of legumes and oil seeds" im Allgemeinen.

Kleiner Tip: Auf dem Server liegt wohl noch immer das ganze Buch. ;)

B.

Autor:  davX [ 10.05.2007, 00:47 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Fakt oder Legende? Hemmstoffe in Erbse?

Huhu, hab gerade selber die Lösung gefunden in einem Google-Book ;):

Zitat:
It is just over a hunderd years ago that the first plant lectin was described by Stillmark (Stillmark, 1888, 1889). working with extracts from castor bean (Ricinus communis) he obtained a preparation which agglutinated red blood cells. As more and more of such substances were later discovered in other plants, and as a common name for them, the term, haemagglutinin, was proposed by Elfstrand (1898). the striking toxicity of some of the haemagglutinins, such as ricin and abrin (Abrus precatorius) has made the effects of these substances relatively easy to test on animals. Ehrlich [...] has shown that rabbits fed with small amounts of seeds containing the toxin became partially immune to the toxicity, thus demonstrating that haemagglutinins were also antigenic. Landsteiner and Raubitschek (1908) showed later that not all haemagglutinins need necessarily be as toxic as ricin or abrin. For example, the agglutinins obtained from common beans (Phaseolus vulgaris), peas (Pisum sativum), lentils (Lens culinaris), etc. were relatively non-toxic, water soluble proteins. It is now known that such haemagglutinating proteins are found in all taxonomic groups of the Plant Kingdom and that they are not all overtly toxic.

Quelle: Pusztai, A. (1991): Plant Lectins. Cambridge University Press.
(Hervorhebungen von mir)

Es hätte mich doch schon gewundert, wenn Erbsen wirklich schädlich wären...
Allerdings finde ich es dennoch erstaunlich, dass Schlolaut von Phaseolus abrät, während im obigen Text steht, dass diese relativ untoxisch seien. Also doch was dran? Werden ev. Erbsen und Erbsenflocken Hitzebehandelt?

Autor:  Murx Pickwick [ 10.05.2007, 10:20 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Fakt oder Legende? Hemmstoffe in Erbse?

Die Auflösung des Ganzen findet sich in der industriellen Ernährung von Mastkaninchen ... Kaninchen vertragen sogar ohne Probleme rohe Bohnen, sowie auch Kraut, Schoten und Samen von Wicken etc - aber nur, wenn zwei Bedingungen erfüllt sind:.
1. Eine natürliche, abwechslungsreiche Ernährung.
2. Langsames Anfüttern der problematischen Pflanzen.

Werden nun Kaninchen fast ausschließlich mit Pellets ernährt, wie es in der Kaninchenmastindustrie gang und gäbe ist, können sogar Erbsen in größeren Mengen lebensgefährlich werden.

Gleiches gilt für alle Stopfdarmtiere ... wenn man die Zutaten austauscht, gilt gleiches für alle Wirbeltiere.
Durch hauptsächliche Fertignahrung gefütterte Tiere werden nunmal krank im Magen-Darm-Trakt - und kranke Tiere vertragen nunmal nicht so viel wie gesunde Tiere. Bestes Beispiel sind Menschen, die viel Fertigfutter mampfen - man kann sie sogar mit einem früher häufig als Gemüse verkonsumierten Pflanze umbringen: mit Beinwell!

Autor:  davX [ 10.05.2007, 11:47 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Fakt oder Legende? Hemmstoffe in Erbse?

Also du meinst die ganze Geschichte über Lectine/Hämagglutinine in Erbse und Bohnen (auch in Soja?) ist überbewertet und hat nur für industriell ernährte Tiere Bedeutung?

...apropos da kommt mir doch wieder ein Myth in den Sinn:
Tiere dürfen nicht abwechslungsreich ernährt werden. Man darf sie nicht vermenschlichen.
...was wohl auf industriell ernährte Tiere zutrifft. Aber ist das erstrebenswert und gesund? Eine abwechslungsreiche und ausgewogene, natürliche Ernährung halte ich nach wie vor sinnvoller.

Autor:  Murx Pickwick [ 10.05.2007, 12:14 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Fakt oder Legende? Hemmstoffe in Erbse?

Ich sags nur sehr ungern, weil ich Sojabohnen in der Kaninchenernährung ablehne - aber schaden tun diese Bohnen bei abwechslungsreicher Ernährung nicht ... da schadet ja nicht mal Luzerne ...

Werden Sojabohnen übrigens im Wahlversuch mit Erbsen und Pferdebohnen angeboten, werden sie nur probiert, ansonsten verschmäht - werden Hülsenfrüchte einschließlich Erbsen im Wahlversuch mit Kräutern angeboten oder im Wahlversuch mit Getreide, Kleinsämereien, werden die Hülsenfrüchte verschmäht.

Wenn die gesamte Pflanze verfüttert wird, werden die Hülsenfrüchte jedoch mitgefressen, auch dann, wenn die gesamte Pflanze mit viel anderen Kräutern und Gras gereicht oder im Wahlversuch angeboten wird.

Autor:  davX [ 10.05.2007, 12:38 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Fakt oder Legende? Hemmstoffe in Erbse?

Hmmm... wieso sind aber Erbsenflocken so ein beliebter Leckerbissen? Das ist etwas das ich irgendwie nicht so ganz verstehe.

Und wenn du meinst dass selbst Soja und Luzerne nicht so schlimm seien, würdest du sie auf die selbe Ebene stellen wie die Erbsen? D.h. wenn wir schon bei Luzerne dazu raten, sie nur selten zu füttern, dann konsequenterweise auch bei Erbsen (ok, da sie ein Leckerbissen sind wären sie von daher nur schon eine seltene Gabe) und Soja?
Ich möchte, wenn möglich demnächst mal das Thema Hülsenfrüchte in der Wiki bereinigen. Dort fehlen noch manche Empfehlungen und Hinweise zur Fütterung.

Autor:  Murx Pickwick [ 10.05.2007, 12:51 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Fakt oder Legende? Hemmstoffe in Erbse?

Zitat:
Hmmm... wieso sind aber Erbsenflocken so ein beliebter Leckerbissen?

Weil es in den einschlägigen Foren so verbreitet wird ... wenn du eine Katze an Erbsenflocken gewöhnst und dann die Erbsenflocken stark rationierst, hast du auch ein prima Leckerchen für Katzen - ist nur ein klein bischen unnatürlich, aber egal ...

Bei Kaninchen und Meerschweinchen lehne ich alle Hülsenfrüchte radikal ab, einschließlich Erbsen. Luzerne gibts nur, wenn die zufälligerweise halt auf der Wiese wächst und mitgesenst wird ... genauso wie Wicken, die sammel ich nun auch nicht unbedingt aus der Wiese raus ... *g*
Beim Degu hatte ich ab und an Hülsenfrüchte in kleinen Mengen im Körnerfutter - einschließlich Bohnen und Soja.
In der jetzigen Rattengruppe brauch ich mit Hülsenfrüchten erst gar nicht anzukommen, die lehnen die kategorisch ab, ebenso wie meine Farbis. Die Rattengruppe davor mochte Sojabohnen und Mungobohnen und bekamen diese in kleinen Mengen getrocknet oder gekeimt.

Für mich stehen die ganzen Hülsenfrüchte auf einer Ebene - eiweißreich, gutes Mastfutter, für einige Körnerfresser gute Zukost für ab und an, allerdings aus unterschiedlichsten Gründen halt problematisch. Für ausgesprochene Grasfresser und Kräuterfresser sind sie meiner Meinung nach nichts.

Autor:  rike [ 10.05.2007, 16:09 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Fakt oder Legende? Hemmstoffe in Erbse?

Hm, aber meine beiden fahren auf Erbsenflocken ebenso ab, wie auf Karottenflocken. Und ich hab sie nicht dran gewöhnt. Beides hatte ich da, beides hab ich aus der Hand angeboten, auf beides haben sie sich gestürzt, als wären sie kurz vor dem Verhungern. Und ich füttere sie sonst mit Kräutern, Grünzeugs und Co.

Gruß,
rike

Autor:  Murx Pickwick [ 10.05.2007, 16:53 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Fakt oder Legende? Hemmstoffe in Erbse?

Laß mal irgendwas weg, was im normalen Futter ist und biete das mal nach ein paar Tagen genauso an, wie die Erbsenflocken ... *g*

Oder biete mal auf die gleiche Art und Weise Grünzeug an ...

Autor:  rike [ 10.05.2007, 18:54 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Fakt oder Legende? Hemmstoffe in Erbse?

Meinste, die veräppeln mich? ;-)

Autor:  Murx Pickwick [ 10.05.2007, 19:07 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Fakt oder Legende? Hemmstoffe in Erbse?

Es ist immer interessant, was man als Leckerbissen anbietet - ich hab das lange Zeit ausgenutzt, es ist verdammt einfach, dann auch Tabletten und ähnliches als Leckerbissen zu geben. Die Tiere reißen es dir regelrecht aus der Hand ... mußt nur aufpassen, daß der richtige seine Tablette bekommt und nicht wer, für den sie nicht bestimmt ist ...

Der Trick war einfach der, es gab erst tatsächliche Leckerbissen, dann gab es ab und zu auch mal etwas "Normales", was genauso gereicht wurde wie ein Leckerbissen. Dazwischen immer wieder echte Leckerbissen.
Gab nur relativ wenige Tiere, die sich nicht haben veräppeln lassen ... :D

Autor:  Johnny99 [ 10.05.2007, 19:19 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Fakt oder Legende? Hemmstoffe in Erbse?

Hi!

Cooler Trick. ;)

Im alten Forum hat doch Angelika von ihrem Erdnuß-Experiment berichtet. Eine Gruppe bekam die Nüsse als Leckerchen, die andere "ad libitum". Die Leckerchengruppe fand die Nüsse dauerhaft spannend, die andere hat sie nach kurzer Gewöhnung nach Lust und Laune gefressen.

Diese Beobachtung haben hier und im alten Forum schon einige gemacht. Wir zB bei Kräutern. Neuerdings auch bei Körner-/Flockenmischungen bzw. Müslis. Gerade letzte Woche wollten sie drei Tage lang die Haselnüsse nicht fressen. Hab sie mit nicht mal Probebiß-Spuren entsorgt. ;)

Ja, ja... nix is scheinbar mit sie überfressen sich und sind zu blöde zur Selektion...

B.

Autor:  Murx Pickwick [ 10.05.2007, 20:46 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Fakt oder Legende? Hemmstoffe in Erbse?

Ja und ... wie ist das mit dem glänzenden Fell?
Zitat:
Zitat von der Homepage der Zucht Eifelchinchillas
Achtet bei dem Chinchillafutter immer auf den Vitamin A Gehalt. Gutes Chinchillafutter hat einen Vitamin A Gehalt zwischen 20.000 und 30.000 i.E. [...]Ein Chinchilla, dass Vitamin A armes Futter erhält hat sehr schnell ein glanzloses Fell.


Ich meine, wenn ihr alle gar keine Pellets mehr füttert bzw die Biester sie nicht mehr fressen, woher bekommen sie dann das lebenswichtige Vitamin A fürs Fell?
Ist ja schließlich nur Beta-Carotin in den Pflanzen drin ... :shock:

Kein Wunder, wenn es die wilden Chinchillas bald nicht mehr gibt - die haben alle durch Vitamin A Mangel so schlechtes Fell bekommen, daß sie beim nächsten Regen vollständig eingesüfft waren und dann an Lungenentzündung gestorben sind! :shock:

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