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Ja ich möchte soweit kommen, dass ich Pellets anbiete, aber die Tiere selber entscheiden ob sie diese fressen wollen oder nicht.Das wäre ja ideal.
Zumal ich denke, dass sie selber wissen ob sie das brauchen oder nicht.
Das ist denke ich das beste Vorgehen, wenn man auf naturnah umstellen will - gerade wenn man sich nicht sicher ist, ob die Auswahl der gebotenen Kräuter reicht, die Chins selbst mit den Pellets ergänzen, falls es noch nicht hinhaut. Da kann man sich einfach drauf verlassen.
Werden die Pellets nicht mehr gefressen, das gilt auch für laktierende oder tragende Chins, kann man sich sicher sein, daß in der gebotenen Auswahl alles Wichtige drin ist.
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Wie ist das geht ihr Kräuter im Sommer sammeln?
Ich geh jetzt schon sammeln, momentan findet sich Strandkamille, rote Taubnessel und Vogelmiere. Moschusmalve, Spitzwegerich, Löwenzahn, diverse Ampferarten und Labkräuter sind allerdings noch sehr mühsam zu sammeln, aber auch die werden von mir schon ins Körbchen gepackt ... teilweise hab ich auch im Winter gesammelt. Es spart einfach immens viel Geld, wenn man selbst sammeln geht ...
Im letzten Jahr hab ich so viele Kräuter gesammelt, daß immer noch ein ganzer Schrank voll mit diversen selbstgetrockneten Kräutern ist - wenn ich das alles hätte kaufen müssen, hätte ich fast 1000 Euro zahlen müssen! Dazu kommt, daß es viele Pflanzenarten, wie beispielsweise Schlangenknöterich, erst gar nicht getrocknet zu kaufen gibt ...
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Wie stelle ich sicher, dass ich damit keine Pestizide wie Endo und ectoparasiten einhole in den Bestand?
In dem ich keine Pellets verfütter und mein Heu selbst trockne
Pestizide finden sich überall dort, wo konventionell angebaut wird und viel gespritzt wird. Heißt also, mit Weidelgräsern bestandene Turbowiesen, Rinderweiden, Mais-, Gemüse- und andere Felder, insbesondere die besonders großen, mit nur einer Nutzpflanzenart bestandenen Felder, dann die Zufahrtswege zu solch intensiv bewirtschafteten Wiesen, Weiden und Feldern, weiterhin Schrebergärten, Ziergärten und Zierblumen aus Blumengeschäften, konventionelle Gärtnereien, Baumschulen, Weinanbaugebiete etc.
Pellets müssen billig sein, daß ist neben der leichten Handhabbarkeit der einzige Vorteil von Pellets. Da sie so billig sein müssen, um konkurrenzfähig zu bleiben, werden hier sehr oft die Grünmehle aus Heu von diesen Turbowiesen oder aber von stark gespritzten Luzernemonokulturen hergestellt - es sind also in den Grünmehlen deutlich mehr Pestizide drin, als wenn man selbst sammeln geht und halt vom Wegrand nimmt, auf Pferdeweiden und artenreichen Wiesen sammelt etc.
Parasiten, insbesondere Darmparasiten, finden sich hauptsächlich auf stark beweideten Flächen und auf güllegedüngten Wiesen, Weiden, Feldern und in Obstbaukulturen. Turbowiesen werden sehr oft mit Gülle gedüngt, denn die Gülle bewirkt ein extraschnelles Wachstum der Weidelgrasmonokulturen, da die Gülle für Wärme sorgt ... heißt also, besonders viele Dauerstadien diverser Darmparasiten finden sich in allem aus dem konventionellen Anbau, wie Gemüsetheke, Obsttheke und den Produkten der Reste dieser Pflanzen bzw in Rapsmehlen, Luzernemehlen, Grünmehlen etc - also auch in Pellets!
Wenn man selbst sammelt, hat man es in der Hand, ob man auf einer extensiv genutzten Pferde- oder Schafweide sammelt, wo man überall dort sammeln kann, wo jetzt nicht unbedingt die Pferdeäppel rumliegen, ob man an Wald- und an Wegrändern sammelt, die weit weg sind von Monokulturen, ob man in der Stadt auf Friedhöfen sammelt, wo nicht mal Hunde hinkommen, oder ob man nun ausgerechnet auf der stinkenden, gerade eben mit Gülle gedüngten Turbograswiese sammeln geht ...
Ectoparasiten sind recht wirtsspezifisch, die holtst du dir hauptsächlich dadurch ins Haus, indem du sie durchs Streicheln fremder Chinchillas, die befallen sind, zu dir in die Wohnung trägst. Die meisten Ectoparasiten halten sich allerdings im Chinchillapelz nicht lange, da Chinchillas gerne in Staubbädern sich wälzen. Die feinen Tonminerale setzen sich in den Tracheen der Parasiten fest, kratzen deren Wachsschicht an, so daß die armen Viecher elendig austrocknen und ersticken.
Selbst die rote Vogelmilbe, die im Gegensatz zu den meisten anderen Ectoparasiten alles andere wie wirtsspezifisch ist, fühlt sich unter solchen Bedingungen absolut nicht wohl und wandert lieber aus, bevor sie erstickt und vertrocknet ...
Generell ist allerdings dazu zu sagen, in Gesamtdeutschland wirst du keinen Ort mehr finden, der pestizidfrei ist ... das macht allerdings nix, denn der Chinchillakörper ist in der Lage, mit einer ganzen Reihe sekundärer Pflanzenstoffe, wie beispielsweise Oxalsäure, Kieselsäure etc, die ganzen Gifte unschädlich zu machen und zu entsorgen.
Das Gleiche gilt für Endoparasiten.
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Was tue ich im Winter?
Ausschließlich getrocknetes Futter hinsichtlich der Kräuter?
Was du tust, weiß ich ehrlich gesagt nicht, ich kenne dich nicht ...
aber ich sammle im Sommer für den Winter mit und trockne. Damit die Chins auch im Winter Frischfutter bekommen, sammle ich im Winter Schlehenbeeren, Hagebutten, Nadelgehölz und Brombeerranken (und was mich halt unterwegs noch so anlacht) und ergänze aus der Biotheke ... wobei Gemüse im Winter nicht viel gefressen wird, zumindest bei mir nicht. Chin mag da lieber die selbstgetrocknete Trockenkost, Sämereien und nimmt gnädigerweise auch mal nen Apfel, Hagebutten oder ähnliches Frischobst.
So haben die Chins Frischkost, wenn sie es denn wollen und eine abwechslungsreiche Kräuter-Gräser-Kost, die dann allerdings getrocknet ist ...
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Weiter sind Chins ja keine Meerschweine weshalb ich mich mit dem Gedanken ''Frischfutter'' sehr schwer tue, da sie ja doch in der Natur fast nur karge Dinge zu sich nehmen...
Gerade die Langschwanz-Chinchilla (Chinchilla laniger) bewohnte, bevor man sie dort weitestgehend ausrottete, das chilenische Matorral - eine Gegend mit einer Fauna, wo ein einziges klitzekleines Tal oftmals mehr Pflanzenarten Raum zum Leben gab, wie es in ganz Deutschland gibt ... es ist eine faszinierende Gegend, die Pflanzen in einem Formenreichtum hervorgebracht hat, welche unsereins meist noch nie im Leben gesehen hat. Das chilenische Matorral ist dabei besonders reich an Sukkulenten aller Art, die zu jeder Jahreszeit Wasser einspeichern oder aber sogar immergrün sind. Dabei war es an vielen Stellen im Vorkommensgebiet der Chinchilla so, daß im trockenen Sommer, wenn nur die Nebel vom Meer an den Vorbergen der Anden hängenbleiben und es so gut wie keinen Regen gab, es für die Chinchillas dennoch eng wurde, was Frischfutter anging - sie mußten ausweichen auf trockenere (aber noch lebende!) Gräser mit nem Wassergehalt von nur noch 20 - 30% (zum Vergleich, Pellets haben einen Wassergehalt von unter 10%, Heu einen Wassergehalt von ca. 14%), Blätter mit einem Wassergehalt von ca 40 - 60%, Rinden mit nur 20 - 30% etc ... es wurde also vergleichsweise trocken im trockenen Sommer, die Nahrung war nicht mehr sehr nährstoffreich, ohne das Ergänzen mit Sämereien (Wassergehalt ca. 10 - 15%) und Früchten (Berberitzen z. B.,Wassergehalt 60% - 90%) ging gar nix. Die Chinchilla mußten, um nicht zu verdursten, ihren Wasserbedarf über die Pflanzen decken.
Kam dann endlich der kühle Winter mit seinem Regen, ergrünt und erblüht das Matorral innerhalb von nur wenigen Tagen! Plötzlich schießen dort die eiweißreichen, wasserreichen Jungpflanzen aus dem Boden, wie die Pilze. Die Chins leben also von einem Tag, an dem sie noch von nährstoffarmer Trockenkost leben mußten, weil nix anderes da ist, zum andern Tag in einem Pflanzenparadies, was alles bietet, was das Chinherz begehrt - eine Nahrungsumstellung, mit der sogar die sonst so robusten, dort ausgesetzten Kaninchen echte Probleme haben!
Die Chins aber sind an diese Reichhaltigkeit und Üppigkeit und dem ständigen plötzlichen Wechsel zwischen Trocken und Naß angepaßt!
Wenn ich mir da die karge Kost ansehe, was die Meerschweinchen so hingeschmissen bekommen, dann sind das ein paar Gräser, die auf wenigen Quadratmetern vor der Behausung geschnitten werden und Gemüseabfälle, die der Mensch nicht mehr verwerten kann ... vergleichsweise artenarm, vergleichsweise wenig, denn wenn die Meerschweinchen aufgefuttert haben, gibts nicht unbedingt sofort was Neues, sondern erst, wenn Mensch Lust dazu hat, vergleichsweise unverdaulich und - keine Samen! ... denn was leicht verdaulich ist, futtert der Mensch!
Sicher ... Meerschweinchen bekamen traditionell über das ganze Jahr eine Kost vorgesetzt mit nem durchschnittlichen Wassergehalt von über 60%, aber karg war das, was sie bekamen, dennoch! Und zudem für Meerschweinchen, die eigentlich Grasfresser sind und keine Kräuterfresser, teilweise ganz schön giftig, wie beispielsweise Kartoffelkraut und Tomatengrün.