Hinweis: Dieser Artikel stammt von dem Degupedia-Forum: Artgerechte Tierhaltung
Artgerechte Haltung, Grundbegriffe
Für eine artgerechte Haltung sind zuerst ein paar Erklärungen der Grundbegriffe nötig.
Wohlbefinden
Das Wohlbefinden bezeichnet den Normalzustand der Tiere, ein Zustand frei von negativen Einflüssen. Das Wohlbefinden unterliegt des weiteren subjektiven Eindrücken. Für die Beurteilung des Wohlbefinden können Verhaltensweisen der Tiere und die Beurteilung der Haltungsbedingungen im Vergleich zu den Bedürfnissen, welche Tiere in ihrer natürlichen Umgebung haben, herangezogen werden. Schädliche Faktoren wirken sich negativ auf das Wohlbefinden aus und müssen vermieden werden. Ausserdem müssen die Grundbedürfnisse der Tiere gedeckt werden. So gelten ein freier Zugang zu Wasser und Rückzugmöglichkeiten (Verstecke, Nestboxen) zu den Grundbedürfnissen. Ferner gibt es per Gesetz Bedingungen an eine tiergerechte Haltung, welche ebenfalls zum Wohlbefinden der Tiere beitragen soll.
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Laut VAN PUTTEN (1982) ist Wohlbefinden ein Zustand physischer und psychischer Harmonie. Jedes Tier strebt zu jeder Zeit danach, seine körperlichen Bedürfnisse, sowie seine Bedürfnisse hinsichtlich des Verhaltens optimal zu befriedigen.
[...]
Ein mangelndes Wohlbefinden ist dagegen gekennzeichnet durch eine geringere Lebenserwartung, vermindertes Wachstum, reduzierte Fortpflanzung, Krankheiten und Immunsuppressionen. Normales Verhalten wird immer weniger gezeigt und es kommt zu Stereotypien.
Quelle: Schmoock, M. (2004): Ursachen stereotypen Verhaltens der Mongolischen Wüstenrennmaus (Meriones unguiculatus). Dissertation, Tierärztliche Hochschule Hannover.
Schmerzen, Leiden, Schäden
Schmerzen sind unangenehme Gefühls- oder Sinneserfahrungen, welche mit potentiellen oder tatsächlichen Verletzung/Schädigung in Zusammenhang stehen. Tiere versuchen Schmerzen aus dem Weg zu gehen, aber sie dienen auch als Warnfunktion um Tiere vor Verletzungsquellen und tödlichen Gefahren fernzuhalten.
Als Leiden werden dagegen Beeinträchtigungen des Wohlbefindens eingestuft, die nicht als Schmerz gelten und über ein vorübergehendes Unbehagen hinausreichen. Meist sind sie von längerer Dauer und wirken sich seelisch und psychisch negativ auf das Tier aus.
Stress
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Tiere haben die Fähigkeit, sich auf wechselnde Umweltbedingungen mit einer Reihe verschiedenster körpereigener Anpassungsmechanismen einzustellen. Sie dienen dazu, lebenswichtige innere Betriebsgrässen (Homöostase) konstant zu halten. eine wechselnde Umweltbedingung, die einen solchen Anpassungsmechanismus auslöst wird unter dem Begriff Stress zusammengefasst, der das Tier in freier Natur ständig ausgesetzt ist.
Quelle: Schmoock, M. (2004): Ursachen stereotypen Verhaltens der Mongolischen Wüstenrennmaus (Meriones unguiculatus). Dissertation, Tierärztliche Hochschule Hannover.
Verhaltensstörungen
Schmoock (2004) gibt folgende Definition für Verhaltensstörungen an:
Quote:
Eine verhaltensstörung liegt nach MEYER (1984) dann vor, wenn das Verhalten in Bezug auf Modalität, Frequenz oder Intensität erheblich von dem arttypischen Verhalten abweicht und Schäden hervorrufen kann. Die Störung kann permanent oder wiederholt auftreten und ererbt oder erworben sein (FÖLSCH et al. 1993).
Entgegenwirken kann man verhaltensstörungen mit Beschäftigung (Schmoock (2004) erwähnt Spielzeug, Futtersuche, sensorische Stimulaiton, manipulierbare Objekte), Versteckmöglichkeiten, soziale Interaktion.
Einige Verhaltensstörungen
Gitternagen und Eckenscharren
Gerade bei Rennmäusen sind diese Verhalten bestens bekannt. Das Verhalten lässt sich durch eine attraktivere Käfiggestaltung beeinflussen:
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In Forschungsarbeiten von Wiedenmayer (1995) und Waiblinger (2004, 2004) mit Mongolischen Rennmäusen traten Grabestereotypien besonders auf beim Fehlen einer dunklen Nestkammer mit Zugangsröhre [...]
Stereotypes Gitternagen trat besonders auf bei Trennung der Jungtiere von den Eltern, solange keine neuen Jungtiere da waren. Gestützt darauf konnten bessere, keine Stereotypien fördernde Haltungsformen entwickelt werden, u.a. durch das Anbieten eines Kunstbaus mit abgedunkelten Nestkammern mit Zugangsröhre [...]
Quelle: Steiger, A. (2006): Tierschutzprobleme in der Heimtierhaltung - was trägt die Forschung bei? Tagungsbericht DVG-Tagung "Ethologie und Tierschutz".
Interessant in dem Zusammenhang ist auch folgender Erfahrungsbericht der "National Gerbil Society" über den Einfluss von hoher Einstreuschicht auf ihr Verhalten: http://www.gerbils.co.uk/gerbils/burrow.htm
Allgemein wird Gitternagen als einen Indikator für unzureichende Haltungsbedingungen betrachtet. Leider habe ich dazu keine Quellen woher ich das habe.
Laufradsucht
Es ist wohl eher ein Gerücht, zumindest bei Hamstern konnte wiederlegt werden, dass sie vom Laufrad süchtig werden können.
Weiterführende Infos: http://www.hamsterinfo.de/magazin/hamst ... aufrad.htm
Kommentar: Murx meinte in irgend einer Diskussion bezüglich Laufräder, dass Ratten durchaus eine Art Sucht entwickeln könnten... es scheint da also Unterschiede unter den Arten zu geben
Fellbeissen
Dazu habe ich eigentlich wenig Informationen. Es soll aber ebenfalls ein Zeichen einer Verhaltensstörung oder unzureichender Haltungsbedingungen sein.
Keine Verhaltungsstörung, sondern eine Ursache...
Einzelhaltung von geselligen Tierarten
Genannte Folgen von Einzelhaltung sind einerseits eine starke Bindung des Tiers an den Pfleger und die daraus fälschlicherweise abgeleitete Meinung, dass solche Tiere schneller zahm würden .
Des weiteren zieht die Einzelhaltung Verkümmerung nach, das Tier leidet wohl seelisch an der Einsamkeit. Es hat keinen gleichartigen Kommunikationspartner und kann dadurch wichtiges Sozialverhalten nicht ausüben.Statistik: Verfasst von davX — 18.10.2007, 22:18
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