"Die Minengesellschaft hat uns erst acht Stunden später informiert", berichtet Nelly Bugueño empört. "Durch die Briefe unserer Söhne wissen wir, dass der Berg geweint hat. Eine Mine stürzt nämlich nicht einfach ein. Kleine Steine beginnen von der Decke zu fallen und kündigen ein Unglück an. Doch niemand hat die Arbeiter evakuiert. Man hat sie angewiesen weiterzuarbeiten. Das war unverantwortlich."
Quelle:
http://www.taz.de/1/politik/amerika/art ... ende-berg/Die staatliche Aufsicht über die Bergbauindustrie ist in dem liberalen Musterland Chile nur schwach entwickelt. So war die Mine San Jose schon 2007 wegen mehrerer Arbeitsunfälle und genereller Sicherheitsmängel geschlossen worden. Ein Jahr später hatte die Aufsichtsbehörde Sernageomin den Betrieb jedoch wieder zugelassen. Dabei habe man sich auf den "guten Willen" der Eigentümer verlassen, räumte der frühere Vizedirektor der Behörde, Exequiel Yanes, ein.
Quelle:
http://www.news.at/articles/1039/15/278 ... adenersatzWarum müssen 33 Kumpel in der Mine San José um ihr Leben bangen? work hat bei den chilenischen Gewerkschaften nachgefragt. Von Gerhard Dilger, Porto Alegre (Fotos: Keystone) - 9.09.2010
Das sind sie: die chilenischen Mineure, die in der Acatamawüste seit mehr als einem Monat in 688 Metern Tiefe verschüttet sind. «Überraschend ist das nicht gekommen », sagt Javier Castillo, Gewerkschaftssekretär im chilenischen Kupfer- und Goldbergwerk San José.
Castillo (42) weiss, wovon er spricht: «Von 1996 bis 2005 habe ich in der Mine gearbeitet», erzählt er am Telefon, «dann drängten sie mich heraus. Aber als Gewerkschaftsfunktionär konnten sie mich nicht entlassen.» Seit Jahren hat er die Behörden auf die prekären Arbeitsbedingungen in San José hingewiesen, am 1. Juli dieses Jahres sogar den Bergbauminister persönlich. Zwei Tage darauf verlor ein Kollege Castillos bei einem Bergrutsch ein Bein.
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Für das Malaise macht er die neoliberale Politik Chiles verantwortlich. Nach der Pinochet-Diktatur wurde sie 20 Jahre lang von einer Koalition aus Sozial- und Christdemokraten fortgesetzt. Und erst recht vom rechten Milliardär Sebastián Piñera, der seit März regiert. Er wurde als Kandidat der konservativen «Renovación Nacional » (nationale Erneuerung) gewählt. In den nun flugs gegründeten Reformkommissionen sitzen keine Gewerkschafter.
«ARBEITSFREIHEIT» «Abgaben, Steuern oder strenge Sicherheitsvorschriften wie in Kanada oder Australien, das gibt es hier nicht. Hier steht alles unter der unternehmerfreundlichen Logik der Pinochet-Verfassung von 1980», sagt Castillo. Dort sei von «Arbeitsfreiheit » statt vom «Recht auf Arbeit» die Rede: «Das bedeutet, wenn dir die Sicherheitsbedingungen nicht passen, bist du frei, dir einen anderen Job zu suchen.» Die Gewerkschaftsarbeit wird systematisch behindert, von den 33 verschütteten Kumpeln sind gerade 12 organisiert. Und eine Einheitsgewerkschaft haben Chiles Bergleute auch nicht – «noch nicht», sagt Castillo. Er ist zugleich Provinzchef des sozialistisch orientierten Dachverbands CUT.
Gemeinsam fordern die Gewerkschaften jedoch, dass Chile endlich die Konvention176 der International Labor Organization (ILO) über die Sicherheit im Bergbau ratifizieren solle. Sie verpflichtet die Staaten, ihre Gesetzgebung entsprechend zu verschärfen und auch durchzusetzen. Arbeiter könnten bei Verstössen die Arbeit niederlegen, ohne Kündigungen zu befürchten. «Peru hat sie schon ratifiziert », sagt Javier Castillo, und fügt an: «Damit wir das schaffen, braucht es Druck aus dem Ausland.»
Quelle:
http://www.workzeitung.ch/tiki-read_art ... cleId=1248