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Im Allgemeinen habe ich aber den Eindruck, dass die Chinchillaernährung nicht schwieriger ist als zum Beispiel die Ernährung von Kaninchen...
Chinchillaernährung ist deutlich einfacher wie Kaninchenernährung, da muß eigentlich nicht viel beachtet werden ... Chinchillas tolerieren sogar einen gewissen Anteil an extrudiertem und pellettierten Futter in der Nahrung, ohne gleich zu erkranken - bei Kaninchen dagegen kann man im direkten Vergleich selbst bei geringer Zufütterung von extrudiertem und pelletiertem Futter in ein, zwei Jahren deutliche Vitalitätsmängel feststellen.
Chinchillas tolerieren deutlich besser wie Kaninchen eine unzureichende Mangelernährung (Gemüse-Heu-Ernährung beispielsweise), Kaninchen werden damit zu 100% nach ein bis zwei Jahren offensichtlich und unübersehbar krank.
Chinchillas können sich innerhalb nur einen einzigen Tages von kompletter furztrockener Ernährung auf eine Frischernährung mit einem Wassergehalt von mehr wie 85% umstellen, Kaninchen überleben eine solche Umstellung in vielen Fällen nicht.
Chinchillas vertragen fast immer ohne Probleme eine Umstellung von eiweißarmer und unzureichender Heuernährung auf eine Frischkosternährung mit frischem Klee, frischem Kohl etc innerhalb einer Woche, ohne Blähungen und Matsche zu bekommen - Kaninchen dagegen sterben bei einer solchen Radikalumstellung mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit an Trommelsucht.
Kurzum, Kaninchen sind äußerst heikle Futtergänger, Chinchillas sind mind. ebenso robuste Futtergänger wie Wanderratten mit dem Unterschied, daß der Anteil an tierischer Kost vernachlässigbar klein ist, während er bei Ratten einen merklichen Anteil macht und sogar bis zur Hälfte der Gesamtration ausmachen kann.
Was wir zum Glück bislang bei den Chinchillas ausgelassen haben, sind die Versuche, sie mit einer Alditheken-Heu-Ernährung durchzuhungern ... klar, im Winter werden viele Halter frisches Gemüse zufüttern, keine Frage, einfach, damit die Chins ein wenig Wasser auch im Winter fressen können - aber es wird eben auch der volle Kräuternapf im Winter propagiert und praktiziert ... somit ist die Ernährung trotz Gemüse eben nicht unzureichend.
Außerdem wurde bei Chinchillas nie eine kraftfutterfreie Ernährung propagiert ... sondern hier wird eben auch mit Sämereien experimentiert. Bei Kaninchen dagegen galt lange Zeit in gewissen Kreisen, nur ungiftiges Gesammeltes von ungespritzten und ungedüngten Wiesen, auf denen sich nie ein Wildkanin hat blicken lassen (kurzum nix Selbstgesammeltes), ja kein Getreide gleich welcher Art, ja keine Pellets und erst Recht kein Kuntibunti, auf gar keinen Fall Kohl oder Klee ... tja, was bleibt dann noch übrig?
Teilweise wurde selbst von Tierärzten für Kaninchen und Meerschweinchen eine reine Heuernährung empfohlen! Damit kommen nicht mal Meerschweinchen klar!
(Bei Chinchillas bin ich mir nicht mal sicher, ob sie nicht eventuell doch gerade so eben mit einer reinen Heuernährung hinkommen würden ... nur, wer würde schon mit Absicht seine Tiere unzureichend mangelernähren wollen, nur, um sowas herauszufinden?)
Ich denke, wenn wir derartige Einschränkungen bei den Chinchillas propagiert hätten, hätten wir nie und nimmer nachweisen können, das Chins pelletfrei ernährt werden können und eine auf unverarbeitete Pflanzen basierende Ernährung in frisch und getrocknet vitalere und deutlich sichtbar gesündere Chins zur Folge hat.
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So legen zum Beispiel die Freilandstudien die Annahme nahe, dass Chins kaum Saaten fressen, die Praxis ist aber eine andere, Saaten oder andere energiereiche Futtermittel scheinen sehr wohl einen gewissen Anteil der Ernährung auszumachen - denkbar ist hierbei auch, dass in der Wildnis das zu wenig berücksichtigt wurde, entweder aufgrund von fehlendem Datenmaterial, zu ungenauen Methoden oder Methoden, welche den Anteil der Samen unterschätzen (z.B. weil sie so gut verdaut werden, dass sie sich fast nicht mehr im Kot nachweisen lassen). Auch denkbar ist, dass statt Samen Früchte oder energiereiche (Speicher)wurzeln gefressen werden.
Der Saatenanteil sinkt bei jahrelanger pelletfreier und ad lib Samenernährung ganz erheblich, im Sommer werden irgendwann fast gar keine Sämereien mehr gefressen, da reicht so ein kleiner Napf durchaus ein, zwei Monate! Wir haben es also mit einem Haltungsproblem zu tun ... dazu kommt, daß mit der Zeit der Anteil aromatischer Sämereien steigt, wobei diese generell selbst von ausgesprochenen Samenfressern nur wenig gefressen werden.
Die meisten Chins wurden mit PHW aufgezogen, die abwechslungsreiche Frisch- und Trockenernährung mit hauptsächlich Kräutern und Gräsern wird ja noch gar nicht so lange von so vielen Menschen praktiziert. Noch heute füttern die meisten Züchter aus Kostengründen einen erheblichen Pelletanteil mit zu, weil eine Kräuterernährung nunmal ziemlich ins Geld geht ... Pellets jedoch führen zu Entzündungen der Darmzotten und damit zu einer deutlich schlechteren Nährstoffaufnahme. Dazu kommt, daß die aktiven Transporter für Nährstoffe in der Dünndarmwand abgebaut werden, damit das Nährstoffüberangebot aus den Pellets möglichst wenig schadet. Diese Veränderungen im Darm brauchen Jahre, bis sie endlich abgeheilt und wieder in den Ursprungszustand versetzt werden konnten - und in dieser Zeit der Heilung brauchen die Chins nunmal deutlich mehr Sämereien und Nüsse, wie sie, wenn sie gesund wären, aufnehmen würden!
Es ist auch auffällig, daß viele Chins gar nicht alle Sämereien ohne Probleme vertragen, sondern da zeichnet sich ein sehr genaues Bild besonders verträglicher Samen heraus: hohe Mineralstoffdichte, hoher Anteil an Schleimstoffen oder hoher Anteil an cyanogenen Glycosiden, hoher Gehalt an essentiellen Fettsäuren, bei Mehlsaaten hoher Anteil an Kieselsäure (Paddyreis zum Beispiel), wobei Mehlsaaten deutlich häufiger Probleme bereiten, wie Ölsaaten, Nüsse oder aromatische Sämereien ... es gibt nur wenige Samen, die diesen Kriterien entsprechen und dennoch oft Probleme bereiten (Hanf zum Beispiel).Statistik: Verfasst von Murx Pickwick — 27.07.2013, 08:10
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