vor Kurzem habe ich wieder Mal eine Menge Rodentias nachbestellt. Im Gegensatz zu früheren Nachbestellungen als ich es vor allem auf Degu-Artikel abgesehen hatte legte ich dabei nun den Fokus darauf gezielt Lücken zu füllen und auf Ernährungs-Specials. Nun wie das bei mir üblich ist, wird jede Rodentia vom ersten bis zum letzten Artikel komplett (!) durchgelesen. Das ist ein Vorsatz den ich mir mal genommen habe und seit da halte ich mir daran (böse Zungen behaupten, es solle ja auch Leute geben, die kaufen sich Literatur in grossen Mengen auf, die dann ungelesen ins Büchergestell wandert...).
Wie dem auch sei, unter anderem war da auch die Ausgabe 29 dabei mit dem Titelthema Chinchilla-Ernährung. Da mich diese Sache interessierte nahm ich die Rodentia auch gleich in Angriff. Ich war wirklich positiv überrascht von den ersten beiden einleitenden Artikeln von den beiden Rodentia-Redakteure Sistermann und Aretz. Ich dachte, dass mich eigentlich nicht mehr viel schocken könnte, eine grosse Erwartungshaltung hatte ich keine, was die Chinchilla-Artikel anging, zumal ich ohnehin schon beim Thema Deguernährung einen ziemlich schlechten Artikel gelesen hatte, der Infos aus alten Deguratgebern aufwärmte und noch etwas mit aktuellen Meinungen aus Foren aufwärmte, aber sonst kaum informativ war. Sowas, so dachte ich mir, liesse sich wohl kaum noch unterbieten. Nun ja, wie sagt man so schön? Man lernt nie aus.
Doch mir gehts jetzt nicht darum nur schlechtes aufzuzählen oder so, sondern wenn ich mir jetzt schon die Mühe mache, will ich auf alle erwähnenswerten Dinge eingehen, also auch auf die guten. Allerdings ist mir schon schleierhaft, wie überhaupt ein solcher Artikel in der Rodentia abgedruckt werden konnte.
Nun, der Anfang ist ganz nett und an den gebotenen Hintergrundinfos zum Klima in Chile, den Lebensräume der Chins und ihrer Ernährung gibts wirklich nichts auszusetzen. Wohl müsste man etwas ausführlicher werden und auch Darstellungen aus verschiedenen Quellen einander gegenüberstellen, wollte man dieses Thema ausführlicher behandeln, aber darum geht es hier nicht und daher ist das auch ganz ok so.
Dann fängt es aber an, mit der artgerechen Fütterung von Chinchillas. Die Idee, dass es schwierig sei die südamerikanischen Futterpflanzen der Chinchillas bei uns anzubauen und statt dessen es sinnvoll wäre, Ersatzfutter zu suchen, das in ihren Rohnährstoffe den südamerikanischen ähnlich ist, das klingt einleuchtend, allerdings dass das gleich Pellets sein müssen, was wir indirekt durch eine Überleitung zu Pellets annehmen müssen, das erscheint mir jedenfalls nicht logisch.
Wenn schon in der Wildnis die Tiere bestimmte Futterpflanzen fressen, dann müsste man doch auch bei uns sich Gedanken machen, ob es bei uns ähnliche Pflanzen sind, die in Europa heimisch sind oder zumindest angebaut werden. Dass man hier etwas "open minded" sein sollte dürfte klar sein, da wir eine andere Vegetation haben, so dass wir z.B. für eine sukkulente Puya nicht gerade ein passendes Gegenstück finden werden.
Wir erfahren wie die Chinchillas in den Pelztierfarmen zuerst mit Heu und Getreide ernährt wurden und man erst dann nach und nach merkte, dass Pellets besser seien als das Getreide. Interessanterweise hatte da aber Murx vor einiger Zeit uns aber eine andere Sicht auf dieses Thema eröffnet. Demzufolge fütterten nicht alle Pelzer Getreide, sondern wohl einige eben Grünfutter und wurden dann von den Chinchilla-Lieferanten zu den Pellets überredet, da diese mit den passenden Pellets zu den Tieren eine weitere Absatzquelle sahen. Demzufolge wäre diese Darstellung in der Rodentia einseitig und es ist fragwürdig, inwiefern das wirklich so stattfand. Da das aber lange her ist, dürfte es schwierig sein, Licht in die Geschichte zu bringen.
Weiter können wir lesen "Über Jahrzehnte wurde die Zusammensetzung dieser Pellets immer weiter optimiert" u.s.w.
Nun frage ich mich, wie ich das als Leser verstehen muss. Freilich ist das sicher korrekt, die Hersteller sind sich um eine Optimierung ihrer Produkte und Prozesse bemüht, aber und da liegt der grosse Haken, dieser Satz impliziert vermutlich bei den meisten Lesern, dass das Futter in der Qualität und Abstimmung auf die wahren Bedürfnisse der Tiere optimiert wurde. Das dürfte allerdings sehr unwahrscheinlich sein, denn die Pellets sind schon per se nicht primär auf die Bedürfnisse der Tiere sondern die der Hersteller und Halter/Züchter abgestimmt. Pellets müssen billig hergestellt werden können und dabei sollen möglichst gut noch Nebenerzeugnisse verwertet werden können. Darin liegt dann auch viel Optimierungspotential.
Auffällig ist ausserdem z.B. die stetig steigenden Mengen an Vitamine, die beigemischt werden. Ist das eine Optimierung an den Bedarf der Tiere? Wohl eher geht es um eine längere Lagerbarkeit. Daher werden die Vitamingehalte erhöht, damit sie nach längerer Lagerung immer noch in genug hohen Dosen vorhanden sind, auch wenn schon ein guter Teil davon zerstört wurde.
Und weiter gehts mit einer weiteren Weisheit "Leider hat sich das in der Pelztierfarmen erworbene Wissen um die besonderen Bedürfnisse der Chinchillas bis heute nicht in der Futtermittelindustrie des Heimtierbereichs durchgesetzt." Und umgekehrt hat sich das Chinchillawissen das Verhaltensbiologen an wildlebenden Chinchillas gemacht hat, ebensowenig in der Chinchillahalterszene durchsetzen können, so dass dort immer noch das teils fragwürdige Wissen der Pelzer als Messlatte gilt...
Nun gut, abgesehen von solchen Details, dass die Heimtierbranche nicht dazulernen will hängt einfach davon ab, dass sie sich daran ausrichtet, was die Tierhalter wollen und nicht, was für die Tiere gut ist (ok, was die Pelzer meinen, was gut sei, das muss auch nicht unbedingt gut sein...). So gesehen darf man sich eben nicht wundern, dass die Tüten bunt sein müssen und es wichtig ist, wenn da drauf steht "mit wertvollen Aloe Vera Extrakten", das Futter intensiv nach Pfefferminze riecht und das Futter schön bunt wie Smarties daherkommt. Das Auge des Tierhalters isst schliesslich mit und dazu geben sich die Hersteller für Heimtierfutter auch grosse Mühe.
Wenn man hier etwas ändern will, dann die Ansprüche der Halter. Erst wenn sie nicht mehr auf bunte Verpackungen und Smarties-Futter abfahren und denken, dass analog zu uns Menschen ein möglichst kitschig aussehendes Futter das beste sei, das möglichst noch chemisch riecht (Macdo lässt grüssen... oder so ähnlich), dann dürfen wir uns nicht wundern. Die Heimtierindustrie lebt von den Bedürfnissen der Halter und richtet sich danach und nicht umgekehrt.
Dann kommt endlich das tolle Mischfutter zur Sprache. Zu gut, dass man die Definition von Mischfutter nicht kennt, denn wer es genau nimmt, der wird herausfinden, dass die Definition besagt das all das Mischfutter ist, was aus mehr als einer Futterkomponente besteht. Also selbst zwei verschiedene Getreidesorten reichen dazu. Kleines Beispiel, ein Pellet nur aus Luzernegrünmehl (plus Vitamine und MIneralstoffe... die spielen hier allerdings keine Rolle) ist ein Einzelfuttermittel. Ein Pellet aus Roggen und Weizenkleie dagegen wäre schon Mischfutter. Alle gängigen Pellets sind somit per Definition auch Mischfutter. That's it.
Das im Folgenden dann Mischfutter als schädlich bezeichnet werden ist etwas zu kurz gedacht und einfach nicht wahr. Möglicherweise hängt es aber einfach damit zusammen, dass diesen Leuten Namen wie Agrobs, Hansemann's Team oder The Pet Factory grosse Fremdworte sind und sie keine Ahnung davon haben, dass es für Herbivore excellente Mischfutter gibt, welche aus kargen Futterkomponenten wie Kräuter und Blüten, teils auch aus Kräuterpellets bestehen. Dass da aber alles über einen Kamm geschert wird, erstaunt nicht, man hätte aber mit etwas differenzieren hier zeigen können, dass man um eine objektive(re) Darstellung des Themas bemüht sei. Ok, auch das ist vielleicht nicht jedermanns Sache.
Merkwürdig dagegen klingt die folgende Passage, in der wir erfahren dass eine leicht verdauliche Kost mit geringem Rohfasergehalt den Chinchilla-Darm unterfordere, die Folgen seien Durchfall und Vitamin- und Mineralstoffmangel. Dazu belaste fett-oder zuckerhaltige Kost (Getreide, Nüsse, Obst...) den Darm und das könne zu Verstopfung, Fettleibigkeit oder langfristig gar zu Organschäden, konkret wird das Beispiel Leberverfettung aufgeführt, führen.
Nun, das ganze wirkt auf mich sehr unausgegoren. Es wird dem Leser gleich eine Menge Probleme vor den Kopf geworfen, ohne auf die genauen Zusammenhänge einzugehen. Das ein Darm unterfordert sein kann, das ist Quatsch, da es genau gar nichts aussagt. Der geringe Rohfasergehalt kann auf die Darmpassage einen Einfluss haben, dabei müsste man aber berücksichtigen, dass es beim Kaninchen starke Unterschiede zwischen Partikeln und flüssiger Digesta bzw. Feinpartikeln gibt, während ein solcher Separationsmechanismus bei Meerschweinchen und Degus, wohl aber auch bei Chinchillas nicht ausgebildet ist.
Was leider hier im Artikel mit keinem Wort erwähnt wird, das ist die Struktur und Beschaffenheit der Rohfaser. Auch die ist wichtig und fehlt selbst Pellets mit hohem Rohfasergehalt, ist dagegen aber in Heu vorhanden. Strukturierte Rohfaser ist wichtig zur Stimmulaiton der Darmwände und ist der Darmperistaltik dienlich.
Ferner gibt es Untersuchungen über die Verdaulichkeit von verschiedener Nahrung bei Kaninchen und Meerschweinchen, die zeigt, dass fetthaltige Nahrungen zwar dazu führen, dass sie durch den hohen Energiegehalt dazu führen, dass mehr Energie aufgenommen wird, wenn aber ein gewisser Fettanteil überschritten wird, wird dieser Effekt dadurch zunichte gemacht, dass sich die Darmpassage verkürzt und weniger Fett aufgenommen werden kann. Dadurch führt es dazu, dass im Endeffekt weniger Energie aufgenommen wird. Dagegen wirkte es sich positiv aus, wenn der Proteingehalt im Futter erhöht wurde. Er führte zu einer verbesserten Verdaulichkeit der Nahrung. Zucker ist allgemein problematisch, da es das Wachstum von pathogenen Mikroorganismen im Darm fördern kann. Allerdings kommt es auf die Art und Menge an. Eine gelegentliche Gabe von frischem Obst ist sicher nicht vergeleichbar mit industriellem Futter, das Zuckerprodukte wie z.B. Melasse enthält.
Und dann können wir die bekannten 22 Jahre Lebenserwartung lesen, Zitat:
Quote:
Während Chinchillas bei artgerechter Haltung und Fütterung durchaus ein Alter von bis zu 22 Jahren erreichen können, wird die Lebenserwartung durch eine falsche Ernährung oft drastisch verkürzt.
Da stellen sich bei mir gleich eine Menge Fragen:
- heisst das dass ein Alter von 22 Jahre Durchschnitt bei guter Haltung ist?
- können industrielle Pellets aus Müll als artgerechte Fütterung bezeichnet werden?
- werden Chinchillas, die weit weniger als 22 Jahre alt werden, alle falsch ernährt?
- Gibt es ein Patentrezept, wie Chinchillas 22 Jahre alt werden?
Fragen über Fragen...
Im folgenden Abschnitt erfahren wir dann was über die richtige Futterzusammensetzung. Ein gutes Mischfutter-Pellet (wir haben ja im obigen Abschnitt gelernt was die Definition von Mischfutter ist ) besteht demzufolge aus folgendne Komponenten:
- Hafer
- Weizenkleie
- Weizengriesskleie
- Weizen
- Luzerne
- Luzernengrünmehl
- Grünkernmehl
- Sonnenblumenschrot
- Sonnenblumenextraktschrot
- Zuckerrübenmelasse/Rübenmelasse
- Melasseschnitzel
- Sojaschrot
- Sojaextraktionsschrot
- Leinsamen
- Malz
...mmmmh, lecker, tönt wie frische Andenbergwiese... doch was mich erstaunt, lese ich da Getreide-Sorten? Weizen, Hafer? Das ist doch in Mischfutter baba, ebenso proteinhaltige Futterstücke (wie Soja das ist) oder fetthaltige (wie Leinsamen). Hmm, da war doch mal was von einer Pelletanalyse der anderen Art... Aber gut, wir wollen nicht differenzieren, denn sonst müssten wir merken, dass es auf die Menge ankommt und dass z.B. fetthaltige Kleinsämereien wie Leinsamen zusammen mit ihrer schlecht verdaulicher Schale besser sind als z.B. geschälte Nüsse oder nacktes Getreide und ebenso müsste man sich fragen ob getreidehaltige Pellets so viel besser sind als getreidehaltige Mischfutter und ebenso müsste man sich fragen, weshalb Päppelbreie wie CC sehr ähnliche Zusammensetzungen wie Pellets haben, bei ihnen man aber zutraut, dass sie die Tiere päppeln und mästen, bei Pellets aber geht man von karger Nahrung aus. Ok, es gibt Leute, die Rationeieren Pellets, das kann man mit energiehaltigem Getreide auch. Also irgendwie beisst sich für mich die Sache, ganz abgesehen davon, dass es Spezialmischungen für Herbivore gibt, die praktisch ohne Getreide auskommen, keine fragwürdigen Nebenerzeugnisse enthalten und von den Tieren gerne gefressen werden und selbst in grossen Mengen nicht mästen.
So, machen wir kleine Zwischenbillanz. Viel zu diskutieren gabs bisher schon, viel Erstaunliches/Neues war nicht dabei. Und weiter gehts:
Zusatzvormischungen
Das fand ich nun wirklich spannend, auch wenn mir die Sache schon bekannt ist:
Quote:
Auf den Verpackungen von Trockenfutter werden neben den Grundbestandteilen oft auch so genannte Vormischungen, Spezialmischungen oder Zusatzvormischungen aufgeführt.
Wir erfahren weiter, dass es sich um Anreicherungen mit Mineralstoffe, Spurenelemente und Vitamine handle, welche nicht Deklarationspflichtig seien. Damit wäre dann wohl auch die Frage geklärt, was mit Vormischungen wirklich gemeint ist. Wir hatten da doch vor einiger Zeit die Diskussion darüber und es scheint so, als hätte ich da recht gehabt. Damit sind wirklich die so genannten Premixes gemeint. Das sind eben Wirkstoffe die in Kleinstmengen in einer Rezeptur benötigt werden und daher auf Trägerstoffe aufgetragen werden, welche durch ihre Grösse sich einfach homogen vermischen lassen. Bei den Vitaminen und Mineralien alleine und den kleinen Mengen, in denen sie beigemischt werden, wäre es nahezu unmöglich, diese homogen mit den grossen Futterkomponenten zu vermischen, da je grösser die Grössenunterschiede der Mischkomponenten, sich die Mischzeit entsprechend verlängert um eine homogene Mischung herzustellen.
Was ich dann lesen konnte verschlug mir die Sprache, aber lest selbst:
Quote:
Chinchillas verfügen aufgrund des wenig ausgeprägten Artenreichtums in ihrem ursprünglichen Lebensraum nicht über ein instinktiv gesteuertes Verhalten, das sie vor dem Fressen ungeeignetem Futters bewahren könnte.
Ich was ganz baff, was für eine Anmassung, dieser Satz!? Und das in einer Fachzeitschrift wie die Rodentia ist, in der wir im vorhergehenden Artikel lesen können, dass sich Chinchillas von verschiedenen Pflanzen ernähren... Jimenez zählte davon ganze 14 Stück auf (was durchaus mit anderen Ernährungsstudien z.B. von Degus, Chinchillaratten oder Blattohrmäuse vergleichbar ist)... von einer kargen Monokulturen-Landschaft, wie uns der obige Text das weis machen wollen keine Spur. Also was soll das Ganze?? Und wieso konnte das so unzensiert die Redaktion der Rodentia passieren?
Ebenfalls schleierhaft ist mir, wie man sich so sicher sein kann eine Aussage zu machen über das Fehlen von Instikten bei der Futterselektion. Sowas müsste m.E. von einer verhaltensbiologischen Studie abgesichert werden, die da an Chinchillas testet und befindet, dass ihnen die Fähigkeit fehlt sich durch Instinkt und Erfahrung die für sie passenden Futterpflanzen zu finden. Das wird es aber nicht geben und das sollte eigentlich jeder wissen, der sich genauer damit beschäftigt hat. Da aber jene Kreise von Hobbychinchillahalter jede Art von Verhaltensbiologischen Quellen futieren, kommt es eben zu solch gravierenden Mängel von unausgegorenen, hypotetischen und realitätsfernen Ideologien.
Doch das ist noch nicht alles:
Quote:
Im Gegenteil: Das angeborene Verhalten, einen Grossteil der Nahrung lediglich über eine bestimmte Pflanze abzudecken, wirkt sich bei einer Ernährung mit Mischfutter nachteilig aus.
Und wieder haltlose Behauptungen, die mir die Nackenhaare kräuseln lassen. "angeborenes Verhalten"...? Soso, hat man also Erfahrungen in der Verhaltensbiologie der Chinchillas? Wohl kaum, denn wie oben schon erläutert, futiert man die Erkenntnisse der Verhaltensbiologie. Also doch nur eine haltlose Behauptung? Davon muss man wohl ausgehen.
Erstaunlich wiederum, dass nur eine bestimmte Pflanze die Hauptnahrung ausmachen soll. Da allerdings beisst sich die Sache, Jimenez (zitiert im Artikel von Ralf Sistermann) erwähnt die Puya als Hauptnahrung, Cortes et al. dagegen erwähnen das Andengras Nassella chilensis als Hauptnahrung. Eine Futterpflanze, angeboren? Absoluter Quatsch. Wer aber nur eine Ernährungsquelle als Alibiübung organisiert, sich sonst aber viel lieber an das hält, was in Züchterliteratur steht, der wird wohl auch geblendet sein, um diese Zusammenhänge richtig zu erkennen. Der Chinchilla-Hobbyhalterszene fehlt es ganz klar an Leuten, die sich für die verhaltensbiologischen Ergebnisse der wildlebenden Chinchillas interessieren und solange dieses Defizit besteht, wird es auch dabei bleiben, dass wir Dinge wie Ernährung oder Umgang mit den Tieren ankreiden können.
Auf die folgenden Aussagen bezüglich Rückschritt in der Heimtierbranche mit ihrem Mischfutter möchte ich nicht eingehen, ich hatte das schon ansatzweise oben erläutert, allerdings folgt darauf wieder eine glorreiche Aussage:
Quote:
Ein verantwortungsbewusster Chinchillahalter verzichtet daher [Anm. Gemeint ist der Rückschritt im Heimtiermarkt durch das Mischfutter] auf die Gabe von Mischfutter sowie auf die Zugabe von Kräutern oder ungesunden Leckereien.
Ufff... Mischfutter (zu dem man auch Pellets zählen kann), Kräuter und ungesunde Leckereien (was immer man auch darunter verstehen mag) werden in einem Satz erwähnt! Was das über die Differenzierung und Objektivität bedeutet, das muss man wohl nicht weiter erläutern...
Schlag auf Schlag gehts weiter:
Quote:
Das Zufüttern von Kräutern kann sinnvoll sein, wenn sie bei Krankheiten oder Verletzungen [Anm. mit anderen Worten, wenn es eigentlich schon zu spät ist] nach Absprache mit dem Tierarzt gereicht werden.
Immerhin wird der TA erwähnt (ob das von der Redaktion so ergänzt wurde?) und nicht gleich zu Selbstmedikation ohne Grenzen aufgerufen.
Ein Tierarzt wird wohl aber kaum zu Kräuter zur Medikation raten... insofern ist sowas doch eher fraglich.
Und ein weiteres Glanzstück:
Quote:
Inbesondere Rosinen können die Backenzähne der Nager angreifen und führen in seltenen Fällen gar zu Zahnfäule, wenn die Reste aufgrund ihrer klebrigen Konsistenz in den Zahnzwischenräumen hängen bleiben.
Da hätten wir dann wieder ein paar Dinge, worüber man nachdenken könnte:
- Bei Chinchillas wachsen auch die Backenzähne nach, nicht aber bei Kaninchen. Könnte es sich da um eine Übernahme handeln von den Kaninchen?
- Übeltäter Rosine. Gibt es da bekannte Fälle, dass es gerade die Rosine sein soll? Ich glaube wir hatten im Zusammenhang mit dem Apfel mal was zum Thema karieshemmende Wirkung.
- Wieso soll man gerade Rosinen verfüttern, wenn doch klar ist, dass Früchte besser frisch verfüttert werden?
- Zahnprobleme wie Karies gibt es bei Chinchillas tatsächlich (obs aber wirklich die Rosine ist, da kann man sich fragen):
Quote:
In addition to these findings, post-mortem examination of 104 individuals revealed caries and resorptive lesions (37%), adrenal hyperplasia (32%), and periodontal pocketing or bone loss (14%).
Quelle: Crossley, D.A. (2001):Dental Disease in Chinchillas in the U.K. J Small Anim Pract 42(1): 12-19.
(Hervorhebungen von mir)
Huh, wer will so viel Text überhaupt lesen? *g*
Es war aber auch ein harter Brocken und ich hätte nicht gedacht, dass man dazu so viel schreiben könnte.Statistik: Verfasst von davX — 31.08.2007, 12:23
]]>